GÜTERVERKEHRSBRANCHE

Was bewegt die Güter­ver­kehrsbran­che? Ver­schie­de­ne Fak­to­ren wir­ken sich auf die Güter­ver­kehrs­bran­che aus. Wir machen uns als Stim­me der ver­la­den­den Wirt­schaft für ein wett­be­werbs­fä­hi­ges Güter­bahn­sys­tem stark. Dafür beob­ach­ten wir unter ande­rem die Ver­la­ge­rung und set­zen uns bei der Poli­tik für eine dis­kri­mi­nie­rungs­freie Bahn ein.

Zukunft des Binnengüterverkehrs

Wei­ter­ent­wick­lung des Güter­ver­kehrs: Vari­an­ten des Bun­des­ra­tes grei­fen zu kurz

Wettbewerb

Interoperabilität

Die Opti­mie­rung von Pro­zes­sen und Schnitt­stel­len und der Zusam­men­hang mit dem 4. EU-Bahnpaket.

Nachhaltigkeit

Die Moti­on von Stän­de­rat Josef Ditt­li ver­langt ein Gesamt­kon­zept, wie Schie­nen­gü­ter­ver­kehr und mul­ti­mo­da­le Logis­tik­lö­sun­gen zur Sen­kung des CO2-Aus­stos­ses bei­tra­gen können.

Digitalisierung

Was trägt dazu bei, dass der euro­päi­sche Schie­nen­gü­ter­ver­kehr die nächs­te Dimen­si­on der Moder­ni­sie­rung erreicht?

Flyer Schienengüterverkehr 2050

INFORMATIV

Zukunft Schienengüterverkehr in der Fläche / Wagenladungsverkehr

 

Energiekrise
 
Vision

 

Kurzfassung einer Studie im Auftrag der verladenden Wirtschaft

 

Verlagerungsbericht 2021

 

Gefahrguttransporte

 

Rechtliches

 

Grundlagenstudien des Bundes
 
Unterirdischer Gütertransport
Archiv
Der Güterverkehr in der Covid-19-Krise

 

Verlagerungsbericht 2019 – Branche fordert zusätzliche Massnahmen

Betrieb

 

Eisenbahnverkehrsunternehmen EVU

DB Cargo GATX  Hupac rail­Ca­re
 
SRT swiss rail traffic TR Trans Rail WRS  
DB Cargo GATX  Hupac
SRT swiss rail traffic TR Trans Rail WRS
   
rail­Ca­re    

Wagenvermieter

VTG was­co­sa erme­wa Grou­pe Millet
VTG was­co­sa erme­wa
   
Grou­pe Millet  

Verlader (Beispiele)

Holcim Logo
Die Post Hol­cim Pan­log Has­tag
Holcim Logo
Die Post Hol­cim Pan­log
   
Has­tag    

Standorte

Erste und letzte Meile

In der Schweiz wer­den über 850 Anschluss­glei­se genutzt. Lei­der ist ein ste­ter Abgang zu ver­zeich­nen. Wie sich der VAP für den Erhalt der Stand­or­te ein­setzt und wei­te­re nütz­li­che Infor­ma­tio­nen fin­den Sie im Kapi­tel Standorte.

Netz

Beim Netz geht es um den Zugang zu den Schie­nen­we­gen, den Tras­sen. Für eine opti­ma­le Aus­las­tung benö­tigt es weit­sich­ti­ge Bau­pla­nung, faire Prei­se und eine gute Organisation.

Wie wir uns dafür enga­gie­ren und wei­te­re nütz­li­che Infor­ma­tio­nen fin­den Sie unter fol­gen­dem Link.

«Das Potenzial für Effizienz, Sicherheit und Dekarbonisierung im Schienengüterverkehr ist noch nicht voll ausgeschöpft»

«Das Potenzial für Effizienz, Sicherheit und Dekarbonisierung im Schienengüterverkehr ist noch nicht voll ausgeschöpft»

Inter­view mit David Zindo, CEO STREEM Group und Prä­si­dent des UIP

David Zindo, CEO der STREEM Group und Prä­si­dent der UIP, dem inter­na­tio­na­len Ver­band der Güter­wa­gen­hal­ter, stand unse­rem Geschäfts­füh­rer Simon Wey bei sei­nem Besuch bei Erme­wa in Paris Red und Ant­wort. Im Gespräch erläu­tert David Zindo nicht nur seine Visi­on des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs von mor­gen und die Stol­per­stei­ne auf dem Weg dahin, son­dern auch, wie sehr ihm sein Job, die Men­schen und die The­men der Bran­che am Her­zen liegen.

Zu David Zindo:

  • CEO der STREEM Group
  • Mehr als 15 Jahre Erfah­rung im Eisenbahnsektor
  • Bei STREEM seit 2015.
  • Vor­he­ri­ge Arbeit­ge­ber: EY, Veo­lia SNCF Group
  • Prä­si­dent der UIP – Inter­na­tio­nal Union of Wagon Keepers.

Sie sind Präsident des Internationalen Verbands der Güterwagenhaltern. Welche Karriereschritte führten Sie zur heutigen Position?

David Zindo: Ich begann 1996 als Wirt­schafts­prü­fer bei Ernst & Young, bevor ich Finanz­po­si­tio­nen bei Geo­dis, Veo­lia und der SNCF Group über­nahm. 2015 kam ich zu Erme­wa, zunächst als Geschäfts­füh­rer und spä­ter als Vor­sit­zen­der. Im Dezem­ber 2015 trat ich dem Vor­stand der UIP bei und über­nahm im Juni 2023 das Präsidentenamt.

Was fasziniert Sie am Schienengüterverkehr? Was frustriert Sie?

Ich bin fas­zi­niert vom Poten­zi­al für Effi­zi­enz, Sicher­heit und Dekar­bo­ni­sie­rung im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr und frus­triert dar­über, dass wir die­ses Poten­zi­al in der Pra­xis noch nicht voll aus­schöp­fen können.

Wie würden Sie einen Schulabgänger motivieren, eine Karriere in der Branche des Schienengüterverkehrs zu absolvieren?

Dies ist ein Bereich, in dem man ech­ten Ein­fluss haben kann. Einer­seits, weil der Sek­tor gro­ßes Ver­bes­se­rungs­po­ten­zi­al hat, und ande­rer­seits, weil die Ver­bes­se­rung des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs selbst einen enor­men Ein­fluss auf unser Leben hat.

Welches sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Herausforderungen für die Schienengüterverkehrsbranche im Allgemeinen und der Wagenhalter im Besonderen? 

A) Den­ken Sie, dass die Bran­che und die Wagen­hal­ter bereit sind, diese Her­aus­for­de­run­gen anzu­ge­hen?
Ich könn­te ihnen eine ganze Liste von Her­aus­for­de­run­gen auf­zäh­len, aber um beim Wesent­li­chen zu blei­ben: der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr ist ein fes­ter Bestand­teil des Eisen­bahn­sys­tems, wobei die­ses einem Fli­cken­tep­pich gleich­kommt. Jedes Land in Euro­pa hat seine eige­nen natio­na­len Vor­schrif­ten, Nor­men und Ver­fah­ren für die Eisen­bahn­in­fra­struk­tur, den Zug­be­trieb und die Signal­ge­bung. Diese Frag­men­tie­rung führt zu zahl­rei­chen Inef­fi­zi­en­zen. Die Moder­ni­sie­rung des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs schrei­tet voran, aber das Sys­tem selbst muss noch schnel­ler ver­ein­heit­licht wer­den, um eine rei­bungs­lo­se­re Inte­gra­ti­on der natio­na­len Eisen­bahn­sys­te­me zu gewähr­leis­ten.
Ich denke, die Betei­lig­ten wer­den sich mehr und mehr der Not­wen­dig­keit bewusst, ganz­heit­lich zu den­ken. Euro­päi­sche Initia­ti­ven, die von For­schungs- und Inno­va­ti­ons­pro­gram­men wie Europe’s Rail ange­führt wer­den, beschleu­ni­gen den not­wen­di­gen kol­lek­ti­ven Wan­del.
Die Wagen­hal­ter arbei­ten daran, dass das all­ge­mei­ne Eisen­bahn­sys­tem wett­be­werbs­fä­hi­ger und wider­stands­fä­hi­ger wird. Das schwie­ri­ge wirt­schaft­li­che und geo­po­li­ti­sche Umfeld der letz­ten Jahre las­tet bereits heute schwer auf dem Wagen­hal­ter­ge­schäft. Es ist nicht hilf­reich, wenn das Gesamt­an­ge­bot im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr nicht den Kun­den­be­dürf­nis­sen ent­spricht. Die Wagen­hal­ter kön­nen ihren Teil dazu bei­tra­gen, ihre Pro­duk­te zu ver­bes­sern, aber sie sehen sich mit Kos­ten kon­fron­tiert, die sie aus ihrer Seite nicht wie­der rein­ho­len kön­nen. Eben­so ist es eine Her­aus­for­de­rung, dies den Poli­ti­kern und der Öffent­lich­keit klar zu machen.
B) LKWs sind schon bald kli­ma­neu­tral, wodurch ein zen­tra­ler Wett­be­werbs­vor­teil des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs ver­schwin­den wird. Wel­che Mög­lich­kei­ten sehen Sie, um die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Schie­ne im Ver­gleich zur Stras­se zu ver­bes­sern?
Der Über­gang der Lkw-Indus­trie zur Kli­ma­neu­tra­li­tät ist eine Her­aus­for­de­rung für den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr, bie­tet jedoch auch eine Chan­ce die eige­ne Trans­for­ma­ti­on zu beschleu­ni­gen. Der Schlüs­sel zur Ver­bes­se­rung der Posi­ti­on des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs im Ver­gleich zum Stra­ßen­ver­kehr liegt darin, die Vor­tei­le der Bahn her­vor­zu­he­ben, wie ihre über­le­ge­ne Ener­gie­ef­fi­zi­enz und ihre gerin­ge­ren CO²-Emis­sio­nen. Eine grö­ße­re Digi­ta­li­sie­rung im Schie­nen­netz sowie die Ver­bes­se­rung der Fle­xi­bi­li­tät der Bahn, d.h. die Inte­gra­ti­on in mul­ti­mo­da­le Logis­tik­ket­ten, sind ent­schei­den­de Grö­ßen in die­ser Trans­for­ma­ti­on.
Die Bahn soll­te sich nicht nur als die grü­ne­re Opti­on posi­tio­nie­ren, son­dern auch als zuver­läs­si­ger, kos­ten­ef­fi­zi­en­ter und zukunfts­fä­hi­ger Verkehrsträger.

Ich würde gerne einen Blick auf die beiden grossen technologischen Innovationen der Digitalen Automatischen Kupplung (DAK) und der Digitalisierung werfen. Kann eine davon respektive beide in Kombination jener Befreiungsschlag sein, der die Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs spürbar verbessern wird?

Abso­lut, die DAK bringt ja auch gleich­zei­tig auch die Digi­ta­li­sie­rungs­be­mü­hun­gen einen gros­sen Schritt vor­wärts. Die auto­ma­ti­sche Kupp­lung adres­siert ein zen­tra­les Pro­blem im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr: das ver­al­te­te und inef­fi­zi­en­te manu­el­le Kupp­lungs­sys­tem. Durch die Auto­ma­ti­sie­rung des Kupp­lungs­pro­zes­ses kön­nen wir den betrieb­li­chen Auf­wand erheb­lich redu­zie­ren, die Sicher­heit ver­bes­sern und Kos­ten sen­ken, was die Wett­be­werbs­fä­hig­keit des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs ins­ge­samt erhöht. Das «D» in DAK hin­ge­gen bringt eine brei­te­re Digi­ta­li­sie­rung und Ener­gie­über­tra­gung ins Spiel, sodass wir einen Echt­zeit-Daten­aus­tausch und Ener­gie ent­lang des gesam­ten Güter­zugs haben kön­nen. Dies ermög­licht eine bes­se­re Inte­gra­ti­on von Roll­ma­te­ri­al, Infra­struk­tur, Betrieb und ande­ren Ver­kehrs­trä­gern.
Die DAK kann das Maß an Effi­zi­enz und Fle­xi­bi­li­tät auf eine nächs­te Stufe heben. Es wird die Anfor­de­run­gen an die Arbeits­kräf­te ver­än­dern und den Arbeits­markt öff­nen. Die voll­stän­di­ge Digi­ta­li­sie­rung eines Schie­nen­gü­ter­zugs wird uns ermög­li­chen, auf Kun­den­an­for­de­run­gen zu reagie­ren und eine Lösung für bes­se­re Logis­tik zu bie­ten.
Wir kön­nen dann sogar von DACC spre­chen: Digi­tal Auto­ma­ted Con­nec­ted und Cus­to­mer-ori­en­ted Ope­ra­ti­ons – diese wer­den den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr schnel­ler, zuver­läs­si­ger und anpas­sungs­fä­hi­ger an jeg­li­che Kun­den­an­for­de­run­gen machen, wodurch die Attrak­ti­vi­tät als eine moder­ne, umwelt­freund­li­che Trans­port­lö­sung erhöht wird.

Die Europäische Union beabsichtigt die DAK bis 2030 einzuführen. Denken Sie, dass dies ein realistischer Zeithorizont ist? Falls nicht, was sind die hauptsächlichen Stolpersteine auf dem Weg zur Einführung?

Das Ziel, bis 2030 auf einen voll­stän­di­gen digi­ta­len Schie­nen­gü­ter­zug­be­trieb (FDFTO) mit DAK umzu­stei­gen, ist ehr­gei­zig, aber mach­bar. Las­sen Sie uns dies in ein­zel­nen Schrit­ten den­ken: Zuerst, die Ent­wick­lung und Erpro­bung einer euro­päi­schen Tech­no­lo­gie abschlie­ßen, dann die Zuver­läs­sig­keit und die wirt­schaft­li­chen Vor­tei­le von FDFTO mit DAK durch den Betrieb kom­mer­zi­el­ler Güter­zü­ge vali­die­ren und schließ­lich die Mach­bar­keit einer Migra­ti­on hin­sicht­lich des bestehen­den Fuhr­parks, der Wag­gons, Loko­mo­ti­ven und des Ver­kehrs bewer­ten. Letzt­lich müs­sen die ent­spre­chen­den öffent­li­chen Mit­tel sicher­ge­stellt wer­den. Alle Schrit­te sind ent­schei­dend für eine erfolg­rei­che euro­päi­sche Umset­zung, wobei alle Schrit­te Zeit benö­ti­gen und wir bis zur Errei­chung des Ziels ambi­tio­niert blei­ben müs­sen. Auch wenn der Zeit­plan knapp bemes­sen ist, soll­te die Not­wen­dig­keit, die euro­päi­schen Green-Deal-Ziele zu errei­chen, die not­wen­di­ge Dyna­mik zur Ziel­er­rei­chung erzeugen.

In unserem Vorgespräch sprachen wir über die Herausforderung, alle Kräfte der Schienengüterverkehrsbranche bei der Problemlösung auf Kurs zu bringen. Was genau haben Sie damit gemeint, vielleicht erklärt an einem Beispiel?

Wie her­aus­for­dernd es ist, alle Akteu­re des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs auf einen Nen­ner zu brin­gen, zeigt das Bei­spiel der DAK-Ein­füh­rung. Wäh­rend eini­ge Län­der oder Unter­neh­men DAK schnell ein­füh­ren wol­len, sind ande­re auf­grund der damit ver­bun­de­nen Kos­ten oder wegen ande­rer Prio­ri­tä­ten wie dem Aus­bau der Infra­struk­tur eher zurück­hal­tend. Die Kom­ple­xi­tät, alle diese Par­tei­en auf eine gemein­sa­me Visi­on und Stra­te­gie ein­zu­schwö­ren, stellt eine große Her­aus­for­de­rung dar.
Um diese Her­aus­for­de­rung zu meis­tern, bedarf es eines star­ken Füh­rungs­rah­mens und finan­zi­el­ler Unter­stüt­zung sowohl von der EU selbst als auch von den Mit­glied­staa­ten. Nur dadurch kann sicher­ge­stellt wer­den, dass sich alle Betei­lig­ten wei­ter­hin für ein gemein­sa­mes Ziel einsetzen.

Eine Frage zu Ermewa, die ja zur STREEM Gruppe zählt. Könnten Sie uns etwas über eine aktuelle Innovation von Ermewa erzählen, die das Potenzial hat, von der restlichen Industrie adaptiert zu werden? 

Es wäre anma­ßend zu behaup­ten, dass wir die ein­zi­gen mit guten Ideen sind. Ich glau­be fest an das Poten­zi­al von Main­ten­an­ce 4.0 und im Schie­nen­trans­port von pal­le­tier­ten Gütern. Das erste Thema umfasst alles, was digi­ta­le Tech­no­lo­gie und künst­li­che Intel­li­genz erbrin­gen kön­nen, das zwei­te betrifft das Logis­tik­kon­zept (und die Güter­wa­gen), das den Modal­split auch außer­halb von fes­ten und flüs­si­gen Schütt­gü­tern ermög­li­chen wird.

Zum Schluss eine persönliche Frage: Wie erholen Sie sich in Ihrer Freizeit, um im Berufsalltag die notwendige Energie zu haben?

Die Ant­wort ist sehr banal. Ich ver­brin­ge Zeit mit mei­ner Fami­lie, trei­be etwas Sport, gehe ins Kino, ins Thea­ter oder ins Restau­rant… Ich liebe mei­nen Job, ich liebe die­sen Sek­tor, die Men­schen, mit denen ich arbei­te, und ich tren­ne mein Berufs- und Pri­vat­le­ben nicht strikt von­ein­an­der. Ich werde dies alles ver­mis­sen, wenn die Zeit gekom­men ist, weiterzuziehen.

GüTG: Die Richtung stimmt, der Weg bleibt steinig

GüTG: Die Richtung stimmt, der Weg bleibt steinig

Am 28. Febru­ar 2025 begrüss­te das Bun­des­amt für Ver­kehr (BAV) Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter der Güter­bran­che am run­den Tisch. Zur Debat­te stand die Umset­zung des total­re­vi­dier­ten Güter­trans­port­ge­set­zes (GüTG) noch vor des­sen defi­ni­ti­ven Ver­ab­schie­dung im Par­la­ment. Die­ses legt mit dem GüTG den Grund­stein für Eigen­wirt­schaft­lich­keit im Ein­zel­wa­gen­la­dungs­ver­kehr (EWLV). Aller­dings blei­ben die Her­aus­for­de­run­gen immens.

Darum geht’s:

  • Sport­li­che Umset­zung per 2026 angepeilt
  • Finan­zie­rungs­mass­nah­men klä­ren sich
  • För­der­bei­trä­ge sor­gen für Rückenwind
  • Nach­fra­ge zusätz­lich finan­zi­ell unterstützt
  • DAK dürf­te erhoff­ter Befrei­ungs­schlag sein
  • Kur­ven­rei­che Zukunft
 
Sportliche Umsetzung per 2026 angepeilt

Das BAV prä­sen­tier­te den Dis­kus­si­ons­teil­neh­men­den einen sport­li­chen Fahr­plan zur Umset­zung des GüTG. Es geht davon aus, dass das Par­la­ment das total­re­vi­dier­te GüTG in sei­ner Schluss­ab­stim­mung vom 21. März 2025 ver­ab­schie­det. Spä­tes­tens im Mai 2025 folgt die Ver­nehm­las­sung der Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen. Sowohl das Gesetz als auch die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen sol­len am 1. Janu­ar 2026 in Kraft tre­ten. Nach der Ver­nehm­las­sung der Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen will das BAV einen wei­te­ren run­den Tisch ein­be­ru­fen, um ver­blei­ben­de Fra­gen der Bran­chen­ver­tre­ter zu klären.

Finanzierungsmassnahmen klären sich

Mit den im GüTG genann­ten För­der­bei­trä­gen will der Regu­la­tor die Eigen­wirt­schaft­lich­keit des EWLV errei­chen. Dazu sieht er Bei­trä­ge für unter­schied­li­che Anspruchs­grup­pen vor:

  1. Leis­tungs­ver­ein­ba­run­gen mit Anbie­ten­den von EWLV
  2. Umschlags- und Ver­la­de­bei­trä­ge an Anla­gen­be­trei­ber oder ‑benüt­zer, finan­ziert durch die Abschaf­fung der LSVA-Rück­erstat­tung im Vor- und Nach­lauf des unbe­glei­te­ten kom­bi­nier­ten Ver­kehrs (UKV)
  3. Inves­ti­ti­ons­bei­trä­ge für pri­va­te Güterverkehrsanlagen
  4. Pau­scha­le Inves­ti­ti­ons­bei­trä­ge zur För­de­rung der digi­ta­len auto­ma­ti­schen Kupp­lung (DAK)

Die Leis­tungs­ver­ein­ba­run­gen mit Anbie­ten­den von EWLV sol­len all­fäl­li­ge unge­deck­te Betriebs­kos­ten in der Trans­for­ma­ti­ons­pha­se der Auto­ma­ti­sie­rung und Digi­ta­li­sie­rung decken. Nach Abschluss der För­der­mass­nah­men soll der EWLV eigen­wirt­schaft­lich funk­tio­nie­ren. Dazu muss der EWLV als Gesamt­sys­tem pro­duk­ti­ver wer­den, etwa indem er Ange­bo­te moder­ni­siert und neue erschliesst oder die Qua­li­tät der Bedien­struk­tur ver­bes­sert. Zudem las­sen sich durch die Digi­ta­li­sie­rung Pro­zes­se auto­ma­ti­sie­ren, ver­ein­fa­chen und ent­bü­ro­kra­ti­sie­ren; das alles bevor die DAK in Betrieb ist. Dank die­ser Anpas­sun­gen wird der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr nicht nur für bestehen­de Kun­den, son­dern auch für poten­zi­el­le Neu­kun­den attraktiver.

Förderbeiträge sorgen für Rückenwind

Die ange­dach­te Über­brü­ckungs­fi­nan­zie­rung soll zwei­mal vier Jahre dau­ern. Sie ver­schafft den Betei­lig­ten die not­wen­di­ge Zeit, um die Her­aus­for­de­run­gen zu meis­tern. Dazu braucht es eine gewis­se Opfer­sym­me­trie unter den Anspruchs­grup­pen, die auch mode­ra­te Preis­er­hö­hun­gen bei den Ver­la­dern ein­schliesst. Aller­dings müs­sen sich sol­che Preis­er­hö­hun­gen auch mit Qua­li­täts­ver­bes­se­run­gen im Sys­tem recht­fer­ti­gen las­sen. Star­ke und kurz­fris­ti­ge Preis­stei­ge­run­gen und Ange­bots­ein­schrän­kun­gen lau­fen der Eigen­wirt­schaft­lich­keit ent­ge­gen. Sie füh­ren dazu, dass sich die Ver­la­der vom EWLV abwen­den, was des­sen Eigen­wirt­schaft­lich­keit noch schwe­rer erreich­bar macht.
An die Leis­tungs­ver­ein­ba­run­gen gebun­den sind rich­ti­ger­wei­se eine regel­mäs­si­ge Bericht­erstat­tung, das Moni­to­ring der Schlüs­sel­kenn­zah­len und ein Sank­ti­ons­me­cha­nis­mus, falls die Ziele nicht erreicht wer­den. Diese Kon­di­tio­nen stel­len glaub­wür­dig sicher, dass die För­de­rung – also die Steu­er­gel­der – den EWLV dem Ziel der Eigen­wirt­schaft­lich­keit näher bringt.

Nachfrage zusätzlich finanziell unterstützt

Mit den Umschlags- und Ver­la­de­bei­trä­gen an Anla­ge­be­trei­ber oder ‑benüt­zer und den Inves­ti­ti­ons­bei­trä­gen für pri­va­te Güter­ver­kehrs­an­la­gen unter­stützt der Gesetz­ge­ber auch die Nach­fra­ge­sei­te des EWLV und die Anbie­ter von Bedien­punk­ten. Dies ist wich­tig, denn auf dem Weg zur Eigen­wirt­schaft­lich­keit muss auch die Nach­fra­ge­sei­te sta­bi­li­siert wer­den. Ein Rück­gang der Trans­port­men­ge im Bahn­sys­tem würde die Ziel­er­rei­chung eines eigen­wirt­schaft­li­chen EWLV erschwe­ren. Finan­ziert wer­den die Umschlags- und Ver­la­de­bei­trä­ge an Anla­ge­be­trei­ber oder ‑benüt­zer durch die Abschaf­fung der LSVA-Rück­erstat­tung im Vor- und Nach­lauf zum UKV. Dem­nach lässt der Bund kein zusätz­li­ches Geld flies­sen, son­dern ändert nur den Adres­sa­ten der Fördermittel.

DAK dürfte erhoffter Befreiungsschlag sein

Das Par­la­ment beab­sich­tigt im revi­dier­ten GüTG auch pau­scha­le Inves­ti­ti­ons­bei­trä­ge für die DAK. Diese dürf­ten dem EWLV den erhoff­ten Tech­no­lo­gie­schub zur Eigen­wirt­schaft­lich­keit ver­schaf­fen. Denn die DAK ermög­licht die lang­ersehn­te Moder­ni­sie­rung und Auto­ma­ti­sie­rung der Pro­duk­ti­on im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr.
Die Bran­che allein kann die Umset­zung die­ser Inno­va­ti­on kaum stem­men. Zum einen sind die Mar­gen im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr bereits heute dünn. Zum ande­ren ergibt sich ein Koor­di­na­ti­ons­pro­blem, da der Nut­zen der DAK gröss­ten­teils nicht bei den zur Umrüs­tung gezwun­ge­nen Wagen­hal­tern anfällt, son­dern bei den Eisen­bahn­ver­kehrs­un­ter­neh­men. Aller­dings müs­sen die Wagen­hal­ter die Umrüs­tungs­kos­ten voll­um­fäng­lich tra­gen. Die Ver­la­der ihrer­seits müs­sen ihre Anschluss­glei­se und Trieb­fahr­zeu­ge bau­lich anpas­sen und die Digi­ta­li­sie­rung ihrer Pro­zes­se finan­zie­ren. Ver­la­der und Wagen­hal­ter leis­ten also einen eben­so rele­van­ten Bei­trag zur Sanie­rung des EWLV-Sys­tems wie die Güterbahnen.

Kurvenreiche Zukunft

Mit dem total­re­vi­dier­ten GüTG erhält die Bran­che einen will­kom­me­nen Steil­pass, um den EWLV in weni­gen Jah­ren wie­der auf Kurs zu brin­gen. Das Par­la­ment ist dem EWLV wohl­ge­sinnt, auch im Wis­sen darum, dass man sich ein Schei­tern sowohl aus ver­kehrs­tech­ni­schen als auch aus öko­lo­gi­schen Grün­den nicht leis­ten kann. Doch noch ist das Ziel nicht erreicht und alle in der Bran­che müs­sen Farbe beken­nen. Dabei sind über­durch­schnitt­lich star­ke Preis­er­hö­hun­gen und Ange­bots­ein­schrän­kun­gen für Ver­la­der wenig hilf­reich. Denn sie las­sen das ohne­hin her­aus­for­dern­de Ziel noch wei­ter in die Ferne rücken.

«Digitale Technologien unterstützen und entlasten unsere Mitarbeitenden»

«Digitale Technologien unterstützen und entlasten unsere Mitarbeitenden»

Inter­view mit Tho­mas Küch­ler, Direk­tor der SOB

Die Süd­ost­bahn (SOB) ist seit Jah­ren Vor­rei­te­rin der Digi­ta­li­sie­rung im Bahn­be­trieb. Tho­mas Küch­ler, Vor­sit­zen­der der Geschäfts­lei­tung, erläu­tert im Gespräch mit dem VAP, warum die SOB vom fun­da­men­ta­len Chan­ge-Pro­zess der Digi­ta­li­sie­rung über­zeugt ist, wie digi­ta­li­sier­te Pro­zes­se trans­pa­ren­ter wer­den, wie sich der Bahn­be­trieb (teil-)automatisieren lässt, wie sich bis­he­ri­ge Berufs­bil­der ver­än­dern, wel­che Erkennt­nis­se die SOB aus Zustands­da­ten gewinnt und warum es wich­tig ist, Daten in Daten­öko­sys­te­men auszutauschen.

Herr Küchler, derzeit sprechen alle über Digitalisierung. Wie sehen Sie das?

Tho­mas Küch­ler: Das stimmt. Ich zeige Ihnen gerne unse­re prak­ti­schen Erkennt­nis­se auf, die wir bei der SOB in den ver­gan­ge­nen Jah­ren gewon­nen haben. Aller­dings möch­te ich nicht über Tech­no­lo­gien wie die Com­mu­ni­ca­ti­on-Based Train Con­trol spre­chen. Viel­mehr müs­sen wir das Thema Digi­ta­li­sie­rung grund­sätz­lich betrachten.

Heute wird im Bahn­sek­tor vie­les digi­tal abge­bil­det. Doch meis­tens han­delt es sich um Insel­lö­sun­gen. Der Infor­ma­ti­ons­fluss ist nicht durch­ge­hend: ver­schie­de­ne Spei­cher­or­te, unter­schied­li­che For­ma­te, abwei­chen­de Aktua­li­täts­stän­de. Wenn damit Pro­zes­se gesteu­ert wer­den sol­len, die den gel­ten­den Anfor­de­run­gen von «Safe­ty» und «Secu­ri­ty» gerecht wer­den, wird rasch erkenn­bar, dass sich das mit ver­tret­ba­ren Auf­wen­dun­gen nur schwer rea­li­sie­ren lässt. Denn der Erfolg eines Bahn­un­ter­neh­mens basiert auf hoher Sicher­heit und dem kon­ti­nu­ier­li­chen Stre­ben nach mehr Effi­zi­enz. Digi­ta­li­sie­rungs­mass­nah­men müs­sen mess­bar dazu bei­tra­gen, dass der siche­re Betrieb gewähr­leis­tet bleibt und sich die Effi­zi­enz erhöht.
Dem­nach brau­chen wir für die Digi­ta­li­sie­rung einen kom­plett neuen Ansatz. Im Zen­trum muss eine soft­ware­ba­sier­te Steue­rung ste­hen. Ein sol­ches Sys­tem muss modu­lar und wan­del­bar auf­ge­baut sein und die ein­zel­nen Funk­tio­nen unter­ein­an­der verknüpfen.

Was versteht die SOB als Vorreiterin in diesem Thema unter Digitalisierung?

Tho­mas Küch­ler: Die SOB-Füh­rung hat das Poten­zi­al der Digi­ta­li­sie­rung zum Glück vor Jah­ren erkannt.
Für uns geht es nicht darum, manu­el­le Pro­zes­se digi­tal abzu­bil­den. Die heu­ti­ge Struk­tur der Bah­nen basiert auf Pro­zes­sen aus dem letz­ten Jahr­hun­dert. Im Bahn­sek­tor wur­den bestehen­de Teil­sys­te­me typi­scher­wei­se mit­hil­fe von Soft­ware rea­li­siert. Eine der gröss­ten Hür­den ist dabei die feh­len­de über­ge­ord­ne­te Durch­gän­gig­keit bei den Informationen.

Wie hat die SOB die Digitalisierung gemeistert?

Tho­mas Küch­ler: Unser Manage­ment hat früh ver­stan­den, dass sich unser Unter­neh­men Rich­tung Digi­ta­li­sie­rung wei­ter­ent­wi­ckeln muss und dafür auf kom­pe­ten­te Unter­stüt­zung ange­wie­sen ist. Wir haben exter­ne Fach­ex­per­ten bei­gezo­gen. Diese brach­ten eine Aus­sen­sicht in unse­re Bahn­welt. So haben wir erkannt, dass für eine erfolg­rei­che Digi­ta­li­sie­rung ein fun­da­men­ta­ler Chan­ge-Pro­zess erfor­der­lich ist. Die­ser tief­grei­fen­de Wan­del muss über­dies bei lau­fen­dem Betrieb voll­zo­gen wer­den. Ein Bahn­un­ter­neh­men kann nicht wie ein Indus­trie­un­ter­neh­men das alte Pro­dukt abset­zen und ein neues Pro­dukt auf den Markt brin­gen. Zudem ist ent­schei­dend, dass die gesam­te Beleg­schaft mit­zieht. Jede Mit­ar­bei­te­rin und jeder Mit­ar­bei­ter muss sich mit der Digi­ta­li­sie­rung im eige­nen Umfeld auseinandersetzen.

Wie haben Sie Ihre konzeptionellen Erkenntnisse konkretisiert?

Tho­mas Küch­ler: Wir haben vier Ele­men­te für eine umfas­sen­de Digi­ta­li­sie­rung ermit­telt: Daten, Orga­ni­sa­ti­on, Sys­tem, Pro­zes­se. Alle vier Ele­men­te sind syn­chron zu adres­sie­ren, sie bil­den den Kern der Umset­zung. Unter­neh­mens­über­grei­fend haben wir – bild­lich gespro­chen – ein SOB-Gebäu­de kon­zi­piert. Wir haben die gemein­sam genutz­ten Daten defi­niert, die für alle auto­ri­sier­ten Nut­zer ver­füg­bar sein müs­sen. In der Folge haben wir die orga­ni­sa­to­ri­schen Ein­hei­ten in die Stock­wer­ke unse­res SOB-Gebäu­des ein­quar­tiert. Sie sind eigen­ver­ant­wort­lich für die Ein­rich­tung ihres Stock­wer­kes und frei in des­sen Ges­tal-tung. Aber sie müs­sen die über­ge­ord­ne­ten Daten­struk­tu­ren respektieren.

Wie haben Sie Ihre Mitarbeitenden einbezogen?

Tho­mas Küch­ler: Das ist einer der gröss­ten Erfolgs­fak­to­ren. Trans­for­ma­ti­on gilt nicht nur für das Kader. Alle Mit­ar­bei­ten­den sind betrof­fen. Des­halb haben wir Betrof­fe­ne zu Betei­lig­ten gemacht. Als sol­che müs­sen sie eine akti­ve Rolle ein­neh­men und die fol­gen­de Frage beant­wor­ten: Wel­che Ver­bes­se­rung ver­ein­facht meine Arbei­ten so, dass bei hohem Sicher­heits­le­vel die Effi­zi­enz steigt. Wir haben fest­ge­stellt, dass gera­de jün­ge­re Mit­ar­bei­ten­de neue Ideen ein­brin­gen, die sich geschickt mit den Erfah­run­gen der lang­jäh­ri­gen Mit­ar­bei­ten­den ver­knüp­fen lassen.

Digitalisierung bringt also Veränderung übers ganze Unternehmen hinweg?

Tho­mas Küch­ler: Oh ja. Bahn­un­ter­neh­men wer­den stark von der Erfah­rung ihrer Mit­ar­bei­ten­den geprägt. Frü­her hat­ten wir einen sehr hohen Anteil lang­jäh­ri­ger Mit­ar­bei­ten­der, die mit ihrer Erfah­rung das Rück­grat un-seres Unter­neh­mens bil­de­ten und ent­schei­dend zur Qua­li­tät unse­rer Pro­duk­ti­on bei­tru­gen. Mit der Zeit hat sich die durch­schnitt­li­che Dauer von Arbeits­ver­trä­gen ver­kürzt; heute haben wir eine höhe­re Fluk­tua­ti­on. Des­halb müs­sen wir uns inten­siv mit dem Wis­sens­er­halt aus­ein­an­der­set­zen. Zudem ändern sich die Berufs­bil­der stär­ker. Auch die­sen Trend müs­sen wir als Unter­neh­men aufgreifen.

Wie hängen Veränderung und Digitalisierung zusammen?

Tho­mas Küch­ler: In dop­pel­ter Hin­sicht. Ers­tens beschleu­nigt die Digi­ta­li­sie­rung die Ver­än­de­rung von Berufs­bil­dern. Das hat durch­aus einen inter­es­san­ten Effekt, denn in vie­len Fäl­len wer­den die Berufs­bil­der attrak­ti­ver. Wich­tig ist, die lang­jäh­ri­gen Mit­ar­bei­ten­den auf diese Reise mit­zu­neh­men.
Zwei­tens ermög­licht die Digi­ta­li­sie­rung die Kon­trol­le des Sys­tems. Diese Kon­trol­le ist für die Pro­zess­si­che­rung ent­schei­dend. Sie hilft uns, ein pra­xis­ge­rech­tes Safe­ty Manage­ment Sys­tem zu betrei­ben, das sämt­li­chen Vor­ga­ben gerecht wird. Schliess­lich konn­ten wir die Abhän­gig­keit von ein­zel­nen Mit­ar­bei­ten­den umgehen.

Veränderung wird aber nicht nur positiv wahrgenommen. Was meinen Sie dazu?

Tho­mas Küch­ler: Wer nach jah­re­lan­ger erfolg­rei­cher Arbeit sein Metier beherrscht, kann auf Ver­än­de­run­gen auch kri­tisch reagie­ren. Aber wir soll­ten eine Eigen­heit des Bahn­sek­tors berück­sich­ti­gen: Viele tra­di­tio­nel­le Arbei­ten im Bahn­all­tag sind kör­per­lich anstren­gend. Sie sind bei Wind, Regen und Schnee zu jeder Tages­zeit zuver­läs­sig und sicher durch­zu­füh­ren. Wir haben heute immer grös­se­re Schwie­rig­kei­ten, dafür neue Mit­ar­bei­ten­de zu rekru­tie­ren. Des­halb werte ich es als posi­tiv, dass Digi­ta­li­sie­rung und Auto­ma­ti­sie­rung tra­di­tio­nel­le «Bähn­ler­be­ru­fe» ändern und neue Berufs­bil­der schaffen.

Ein gutes Bei­spiel dafür ist die Sicher­heit. Frü­her waren viele Tätig­kei­ten im Bahn­be­trieb unmit­tel­bar für die Sicher­heit ent­schei­dend. Der Mit­ar­bei­ten­de prüf­te die freie Stre­cke und erteil­te den Fahr­be­fehl. Heute wird er durch Leit­sys­te­me unter­stützt, die siche­res Fah­ren gewähr­leis­ten. Mit der frü­he­ren Metho­de wäre der dich­te Fahr­plan von heute nicht sicher und effi­zi­ent machbar.

Wie können Technologien Ihre Mitarbeitenden unterstützen?

Tho­mas Küch­ler: Tests haben klar­ge­macht: Wir stre­ben kei­nen voll­au­to­ma­ti­schen Betrieb ohne Per­so­nal an. Viel­mehr sol­len digi­ta­le Tech­no­lo­gien unse­re Mit­ar­bei­ten­den unter­stüt­zen und ent­las­ten, indem sie vor allem bei Abwei­chun­gen die Tras­sen­nut­zung lau­fend optimieren.

Und inwiefern verbessert die Digitalisierung den Betrieb?

Tho­mas Küch­ler: Bei unse­rem Per­so­nen­ver­kehr set­zen wir weit­ge­hend moder­ne Trieb­zü­ge ein. Das sind rich­ti­ge Daten­schleu­dern, sie sam­meln im Betrieb lau­fend Zustands­da­ten. Hier arbei­ten wir mit dem Her­stel­ler Stad­ler zusam­men. Stad­ler sam­melt für uns die Daten. Wir haben die Daten­ho­heit, über­neh­men einen Gross­teil der Roh­da­ten und wer­ten sie teil­wei­se selbst aus. Über die soge­nann­te Zustands­aus­wer­tung kön­nen wir Trends zeit­nah erken­nen, wirk­sa­me Mass­nah­men ergrei­fen und zeit­ge­recht umset­zen. Die Digi­ta­li­sie­rung hilft uns, recht­zei­tig zu reagieren.

Was treibt die SOB zur digitalen Transformation an?

Tho­mas Küch­ler: Ein Bahn­un­ter­neh­men muss sich an den Kun­den ori­en­tie­ren. Kun­den­be­dürf­nis­se wan­deln sich stän­dig. Über ent­spre­chen­de Kenn­zah­len müs­sen wir Trends rasch erken­nen und rich­tig reagie­ren. Mit den erfass­ten Kenn­zah­len kön­nen wir die Wir­kung unse­rer Mass­nah­men beur­tei­len. Damit unser Geschäfts­mo­dell erfolg­reich bleibt, müs­sen wir die Effi­zi­enz stei­gern und gleich­zei­tig Sicher­heit gewähr­leis­ten. Auf diese Weise stel­len wir die Markt­fä­hig­keit unse­res Unter­neh­mens sicher. Die Digi­ta­li­sie­rung ist ein idea­les Tool, unser Geschäft erfolg­reich zu betreiben.

Herr Küchler, besten Dank für das aufschlussreiche Gespräch.
Wintersession 2024: Bahnbrechende Entscheidungen

Wintersession 2024: Bahnbrechende Entscheidungen

Vom 2. bis 20. Dezem­ber 2024 tra­fen sich Stän­de- und Natio­nal­rat zur letz­ten par­la­men­ta­ri­schen Bera­tungs­run­de im Jahr 2024. Auf den Agen­den bei­der Räte stan­den gewich­ti­ge ver­kehrs­po­li­ti­sche Themen.

 

Darum geht’s:

  • 16,4 Mil­li­ar­den Fran­ken für Bahn­be­trieb und Anschlussgleisförderung
  • Mehr­be­darf für den Aus­bau­schritt 2035 heiss diskutiert
  • Ver­schär­fung der Haf­tung von Güter­wa­gen­hal­tern abgelehnt

 

16,4 Milliarden Franken für Bahnbetrieb und Anschlussgleisförderung

Nach dem Natio­nal­rat gab nun auch der Stän­de­rat den Kos­ten­rah­men für den Betrieb und den Sub­stanz­er­halt der Bahn­an­la­gen in den Jah­ren 2025 bis 2028 in der Höhe 16,4 Mil­li­ar­den Fran­ken frei. Damit geneh­mig­te der Stän­de­rat zwei wei­te­re Bun­des­be­schlüs­se über 185 Mil­lio­nen Fran­ken zur Ver­län­ge­rung der Inves­ti­ti­ons­bei­trä­ge an pri­va­te Güterverkehrsanlagen.

Mehrbedarf für den Ausbauschritt 2035 heiss diskutiert

Der Aus­bau­schritt hat nichts mit der oben erwähn­ten Finan­zie­rung des Bahn­be­triebs zu tun. Den­noch führ­te der Stän­de­rat eine hef­ti­ge Debat­te über die Mehr­kos­ten, die von den Medi­en breit the­ma­ti­siert wur­den. Der Antrag, die Vor­la­ge des­halb an die vor­be­ra­ten­de Kom­mis­si­on zurück­zu­wei­sen, wurde schliess­lich zurück­ge­zo­gen. Uner­wähnt blieb in der Dis­kus­si­on die Tat­sa­che, dass die SBB im Auf­trag des Bun­des­amts für Ver­kehr (BAV) für die Pla­nung der Aus­bau­schrit­te ver­ant­wort­lich ist.

Verschärfung der Haftung von Güterwagenhaltern abgelehnt

Die Kom­mis­si­on für Ver­kehr und Fern­mel­de­we­sen des Natio­nal­rats woll­te den Bun­des­rat mit der Moti­on 24.3823 «Revi­si­on der Risi­ko­haf­tung von Eigen­tü­mern von Güter­wag­gons» zur Ein­füh­rung einer Gefähr­dungs­haf­tung und Ver­si­che­rungs­pflicht ver­pflich­ten. Der Natio­nal­rat lehn­te die Moti­on mit 91:89 Stim­men bei 4 Ent­hal­tun­gen ab, was einem Ver­nunfts­ent­scheid gleich­kommt. Eine Mehr­heit der Natio­nal­rä­tin­nen und Natio­nal­rä­te schob die Emo­tio­nen im Zusam­men­hang mit dem Unfall vom 10. August 2023 im Gott­hard­ba­sis­tun­nel bei­sei­te und ent­schied zuguns­ten einer erfolg­rei­chen Klima- und Verlagerungspolitik.

Unse­re Argu­men­te als Stim­me der ver­la­den­den Wirt­schaft konn­ten offen­bar über­zeu­gen: Die Hal­ter von Güter­wa­gen haf­ten schon heute im Rah­men der Ver­schul­dens­haf­tung mit umge­kehr­ter Beweis­last zulas­ten der Hal­ter. Sie ver­fü­gen aktu­ell über hohe Ver­si­che­rungs­de­ckun­gen und inves­tie­ren hohe Sum­men in die Instand­hal­tung und Neu­be­schaf­fung von Wagen nach dem letz­ten Stand der Tech­nik. Die Moti­on hätte den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr dras­tisch ver­kom­pli­ziert und ver­teu­ert. Eine Annah­me der Moti­on hätte die erfolg­rei­che Klima- und Ver­la­ge­rungs­po­li­tik der Schweiz infra­ge gestellt.

KVF‑N stärkt Schienengüterverkehr mit mehr Wettbewerb und Transparenz

KVF‑N stärkt Schienengüterverkehr mit mehr Wettbewerb und Transparenz

Die vor­be­ra­ten­de Kom­mis­si­on des Natio­nal­rats (KVF‑N) bean­tragt ihrem Rat im Rah­men des Geschäfts 24.017 das Ein­tre­ten und die Annah­me der Kre­di­te für die Ein­füh­rung der digi­ta­len auto­ma­ti­schen Kupp­lung (DAK) sowie die befris­te­te Abgel­tung des Ein­zel­wa­gen­la­dungs­ver­kehrs (EWLV) inklu­si­ve der Bestel­lung des Güter­ver­kehrs. Zudem nimmt sie eini­ge ent­schei­den­de Prä­zi­sie­run­gen am Geset­zes­text vor: Der Wett­be­werb soll inten­si­ver geför­dert und Quer­sub­ven­tio­nie­run­gen zwi­schen sub­ven­tio­nier­ten und eigen­wirt­schaft­li­chen Leis­tun­gen durch die Offen­le­gung von Kenn­zah­len und Finanz­flüs­sen in den Geschäfts­be­rich­ten der Güter­bah­nen unter­bun­den wer­den. Zusätz­lich will die KVF‑N die Bin­nen­schiff­fahrt aus­drück­lich im Geset­zes­ent­wurf ver­an­kern, um mehr Rechts­si­cher­heit zu schaffen.

Wenig ziel­füh­rend hin­ge­gen ist das im Gesetz ergänz­te Ziel, den Anteil des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs zu stei­gern. Diese Bot­schaft soll­te eher an die markt­be­herr­schen­de, staat­li­che SBB gerich­tet wer­den, die durch ihre aktu­el­le Ange­bots- und Preis­po­li­tik wei­ter­hin Ver­keh­re von der Schie­ne ver­treibt. Dies unter­gräbt das letz­te Ver­trau­en der Kun­den in die Leis­tungs­fä­hig­keit und den Wil­len der Staats­bahn. Tat­säch­lich sind die in der Vor­la­ge vor­ge­se­he­nen Mass­nah­men ziel­füh­ren­der als ambi­tio­nier­te Ziele: Markt­an­tei­le kann der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr durch die vor­ge­se­he­ne Digi­ta­li­sie­rung und den Wan­del von einem Sys­tem des 19. Jahr­hun­derts in das 21. Jahr­hun­dert gewin­nen. Die nun noch ver­stärk­te För­de­rung des Wett­be­werbs zwi­schen Güter­bah­nen, in Kom­bi­na­ti­on mit der befris­te­ten Abgel­tung des EWLV, könn­te bald zu einem brei­te­ren Ange­bot und wach­sen­den Markt­an­tei­len für die Schie­ne füh­ren. Die prä­zi­sie­ren­den Anträ­ge der KVF‑N dürf­ten in die­ser Hin­sicht weit­aus wirk­sa­mer sein als unver­bind­li­che Ver­la­ge­rungs­zie­le, die zudem der Ver­fas­sung widersprechen.

Bedau­er­li­cher­wei­se fan­den die Anträ­ge auf mehr Trans­pa­renz und Wett­be­werb beim Bau und Betrieb von Umschlags­an­la­gen keine Mehrheit.

«Die Asymmetrie von Vorteilen und Umsetzungskosten erachte ich als grössten Knackpunkt der DAK»

«Die Asymmetrie von Vorteilen und Umsetzungskosten erachte ich als grössten Knackpunkt der DAK»

Die JOSEF MEYER Rail (JMR) Group hat sich auf Unter­halt und Repa­ra­tu­ren von Güter­wa­gen spe­zia­li­siert und unter­hält Stand­or­te im In- und Aus­land. Im Gespräch mit dem VAP spre­chen Dr. Domi­nik Suter, Inha­ber und Ver­wal­tungs­rats­prä­si­dent, sowie Ulrich Walt, Grup­pen-CEO seit Sep­tem­ber 2024, über die Erfolgs­fak­to­ren eines indus­tri­el­len Bran­chen­ak­teurs, die Asym­me­trie von Inno­va­tio­nen und die Zukunft des Schwei­zer Schienengüterverkehrs. 

VAP: Herr Suter, wie kam es zum Füh­rungs­wech­sel und was erwar­ten Sie von Ulrich Walt? 

Domi­nik Suter: Vin­zenz Bind­schäd­ler, unser bis­he­ri­ger Geschäfts­füh­rer, hat sich ent­schie­den, JMR auf Ende Sep­tem­ber 2024 zu ver­las­sen. Mit Ulrich Walt über­nimmt ein lang­jäh­ri­ger Bran­chen­ken­ner die Füh­rung unse­rer Grup­pe. Gemein­sam wol­len wir unse­re Visi­on, die Pro­duk­ti­vi­tät unse­rer Eisen­bahn­kun­den nach­hal­tig zu stei­gern, kon­kre­ti­sie­ren und unse­re Unter­neh­mens­grup­pe im inter­na­tio­na­len Kon­text ausbauen.

VAP: Ihr Mar­ken­ver­spre­chen brin­gen Sie mit den Attri­bu­ten «zuver­läs­sig», «enga­giert» und «inno­va­tiv» zum Aus­druck. Herr Walt, wie wol­len Sie diese Eigen­schaf­ten in Zukunft stär­ken? Wo wer­den Sie neue Wege einschlagen?

Ulrich Walt: Ich finde diese Tag­li­ne hilf­reich. Sie sind zwar etwas gene­risch, machen aber deut­lich, was uns gegen­über unse­ren Kun­den wich­tig ist. Gera­de das Attri­but «zuver­läs­sig» ist im Instand­hal­tungs­ge­schäft ent­schei­dend, weil es viel mit Sicher­heit zu tun hat. Mit der Eigen­schaft «enga­giert» wol­len wir unse­ren Ruf als eine der bes­ten Werk­stät­ten Euro­pas fes­ti­gen. Zum Bei­spiel ver­kür­zen wir lau­fend die Durch­lauf­zei­ten und schi­cken in der Schweiz für klei­ne­re Repa­ra­tu­ren mobi­le Instand­hal­tungs­teams los.

Den stra­te­gi­schen Kurs werde ich bei­be­hal­ten. Da wir in indus­tri­el­le Pro­zes­se ein­ge­bun­den sind, kön­nen wir unser Geschäfts­mo­dell nicht von heute auf mor­gen revo­lu­tio­nie­ren. Aller­dings möch­te ich neue Akzen­te set­zen. Zum Bei­spiel wer­den wir uns noch stär­ker auf unse­re Kern­kom­pe­ten­zen der Instand­hal­tung und ECM-Ange­bo­te fokus­sie­ren. Nach innen gilt unser Augen­merk ver­stärkt der Füh­rung und der Ver­ant­wor­tung. Und schliess­lich wol­len wir auch unse­re Sys­te­me und Pro­zes­se wei­ter optimieren.

Das Merk­mal «inno­va­tiv» wird gemein­hin mit Digi­ta­li­sie­rung gleich­ge­setzt. Diese wird auch im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr rege dis­ku­tiert, vor allem im Zusam­men­hang mit der digi­ta­len auto­ma­ti­schen Kupp­lung (DAK). Was ist Ihre Mei­nung dazu?

Domi­nik Suter: Die För­de­rung des Schie­nen­ver­kehrs in Euro­pa setzt kurz­fris­tig nicht nur die Instand­stel­lung der Schie­nen­in­fra­struk­tur und die DAK vor­aus, son­dern erfor­dert mit­tel­fris­tig auch Inno­va­tio­nen im Roll­ma­te­ri­al. So haben wir schon vor Jah­ren gemein­sam mit Indus­trie­part­nern lärm- und ver­schleiss­ar­me Güter­wa­gen­dreh­ge­stel­le für deut­lich höhe­re Geschwin­dig­kei­ten ent­wi­ckelt. In einem Joint Ven­ture mit PROSE ist dar­aus das kos­ten­güns­ti­ge­re Dreh­ge­stell «LEILA Light» auf der Basis einer zulas­sungs­fä­hi­gen Tech­no­lo­gie ent­stan­den. «LEILA Light» bie­tet bestechen­de Vor­tei­le hin­sicht­lich Lärm, Ver­schleiss der Schie­nen­in­fra­struk­tur und Geschwin­dig­keit. Solan­ge die Vor­tei­le bezüg­lich Lärm, Ver­schleiss der Schie­nen­in­fra­struk­tur und Geschwin­dig­keit nicht beim Inves­tor ankom­men, wird jedoch nicht in moder­nes Roll­ma­te­ri­al investiert.

Ulrich Walt: Ähn­lich ver­hält es sich mit der DAK als meist­zi­tier­te Digi­ta­li­sie­rungs­trei­be­rin. Bei Inno­va­tio­nen für den Schie­nen­ver­kehr stellt sich immer die Frage, ob sie am Wagen oder an der Infra­struk­tur statt­fin­den sol­len. Die DAK revo­lu­tio­niert den Wagen. Doch die Vor­tei­le die­ser Inno­va­ti­on und die Kos­ten für deren Umset­zung sind asym­me­trisch ver­teilt, fal­len also an unter­schied­li­chen Stel­len an. In einem sol­chen Fall wird es schwie­rig, einen Durch­bruch zu erzie­len. Diese Asym­me­trie erach­te ich als gröss­ten Knack­punkt der DAK. Hier braucht es einen Anstoss des Regu­la­tors. Die DAK ist im poli­ti­schen Pro­zess weit fort­ge­schrit­ten, wes­halb sie sich über kurz oder lang durch­set­zen wird.

Die Wur­zeln von JMR rei­chen bis ins Jahr 1888 zurück. Seit­her hat sich Ihr Unter­neh­men als ver­läss­li­cher Bran­chen­ak­teur eta­bliert. Wie lau­tet Ihr Erfolgs­ge­heim­nis?
Domi­nik Suter: Das Erfolgs­ge­heim­nis sind unse­re Mit­ar­bei­ten­den, die für den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr «bren­nen». Man­che Mit­ar­bei­ten­de arbei­ten seit Jahr­zehn­ten, teil­wei­se sogar ihr gesam­tes Berufs­le­ben lang bei uns. Die schlan­ken Struk­tu­ren mit kur­zen Ent­schei­dungs­we­gen sowie unse­re Kun­den­ori­en­tie­rung tra­gen eben­falls zu unse­rem Erfolg bei.

Ulrich Walt: Dem kann ich nur bei­pflich­ten. Wir sind klein und agil, wes­halb wir uns kon­se­quent an unse­ren Kun­den aus­rich­ten. Ich möch­te noch einen wei­te­ren Erfolgs­fak­tor anfü­gen: JMR kommt aus dem Engi­nee­ring. Wir kön­nen also mehr als Instand­hal­ten, bei Bedarf sogar ganze Unter­grup­pen oder Dreh­ge­stel­le nach­bau­en. Unser Engi­nee­ring-Know-how hält uns in Pole-Position.

Aktu­ell rückt die Haf­tung im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr in den Mit­tel­punkt. Aus­ser­dem wur­den Emp­feh­lun­gen für die Wei­ter­ent­wick­lung der ECM-Ver­ord­nung abge­ge­ben. Was mei­nen Sie dazu? 

Ulrich Walt: Im Zusam­men­hang mit dem Unfall im Gott­hard­ba­sis­tun­nel haben das Joint Net­work Secre­ta­ri­at der Euro­pean Union Agen­cy for Rail­ways ERA und die schwei­ze­ri­sche Sicher­heits­un­ter­su­chungs­stel­le SUST Emp­feh­lun­gen abge­ge­ben. Diese sind bereits in unse­re Instand­hal­tungs­mass­nah­men und unse­re ECM-Dienst­leis­tun­gen ein­ge­flos­sen. Aller­dings sehe ich eine gewis­se Dis­kre­panz in der regu­la­to­ri­schen Ent­wick­lung. Zum einen will der Bund den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr för­dern, etwa mit der Total­re­vi­si­on des Güter­trans­port­ge­set­zes. Gleich­zei­tig würde die Wett­be­werbs­fä­hig­keit des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs durch mehr Haf­tungs­ver­pflich­tun­gen der Hal­ter redu­ziert. Sol­che Ver­zer­run­gen benach­tei­li­gen pri­vat­wirt­schaft­li­che Markt­ak­teu­re wie die JMR, weil sie uns zusätz­li­che Kos­ten auferlegen.

Wel­che Stär­ken schrei­ben Sie unse­rem Ver­band zu? 

Ulrich Walt: Der VAP ist her­vor­ra­gend mit ande­ren Logis­tik­ver­bän­den und Akteu­ren der Bahn­bran­che ver­netzt. Er ver­fügt über ein umfas­sen­des Know-how, mit dem er seine Mit­glie­der unter­stüt­zen kann. Auch bei poli­ti­schen Vor­stös­sen lässt sich damit bei den rich­ti­gen Hebeln anset­zen. Ich meine, dass sich der VAP über die letz­ten drei Jahr­zehn­te beein­dru­ckend pro­fes­sio­na­li­siert hat und heute eine wich­ti­ge Stim­me für die Güter­bahn­bran­che darstellt.

Was wün­schen Sie sich für den VAP?

Ulrich Walt: Zwei Dinge sind mir für die kom­men­den Mona­te und Jahre wich­tig. Ers­tens hoffe ich auf eine gelun­ge­ne Stabs­über­ga­be in der ope­ra­ti­ven Geschäfts­füh­rung von Dr. Frank Fur­rer an Dr. Simon Wey. Herr Fur­rer bleibt dem VAP glück­li­cher­wei­se erhal­ten, da er seit der letz­ten Gene­ral­ver­samm­lung in den Vor­stand gewählt wurde. So kann der Trans­fer sei­nes enor­men Wis­sens- und Erfah­rungs­schat­zes statt­fin­den und Kon­ti­nui­tät sicher­ge­stellt wer­den. Simon Wey ist ein erfah­re­ner Ver­bands­mann und her­vor­ra­gen­der Öko­nom. Mit die­ser Kom­bi­na­ti­on dürf­te er die ange­spro­che­ne Pro­fes­sio­na­li­sie­rung des Ver­bands fort­set­zen. Zwei­tens wün­sche ich der frisch gegrün­de­ten VAP-Toch­ter «Cargo Rail Con­sul­ting AG» einen erfolg­rei­chen Start. Über die letz­ten Jahre hat sich die Nach­fra­ge nach Bera­tungs­dienst­leis­tun­gen in die­sem Bereich immer stär­ker abge­zeich­net. Die­ses Toch­ter­un­ter­neh­men wird den Ver­band sicher­lich wei­ter stärken.

Wem wür­den Sie eine Zusam­men­ar­beit mit dem VAP empfehlen?

Domi­nik Suter: Allen Ver­la­dern und Wagen­hal­tern und über­haupt allen, die am Schie­nen­gü­ter­ver­kehr inter­es­siert sind oder sich für die­sen in der Schweiz oder in Euro­pa ein­set­zen. Die Ver­la­der pro­fi­tie­ren direkt, die Wagen­ver­mie­ter indi­rekt von einem frucht­ba­ren Aus­tausch und aktu­el­len Infor­ma­tio­nen. Als Mit­glied sitzt man hier sozu­sa­gen an der Quel­le des Know-hows rund um den Schienengüterverkehr.

Wie sehen Sie die Zukunft des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs in der Schweiz? 

Ulrich Walt: Ich stel­le zwei gegen­läu­fi­ge Trends fest. Zum einen gibt es durch die fort­schrei­ten­de De-Indus­tria­li­sie­rung der Schweiz immer weni­ger “bahn­af­fi­ne” Güter, die auf der Schie­ne trans­por­tiert wer­den kön­nen. Zum ande­ren rückt die Nach­hal­tig­keits­trans­for­ma­ti­on zahl­lo­ser Bran­chen die Schie­ne als kli­ma­freund­li­chen Ver­kehrs­trä­ger und valable Alter­na­ti­ve zur Stras­se in den Mit­tel­punkt. Zwar ist der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr schwer­fäl­lig, weil immer noch vie­les in Staats­hand liegt. Trotz­dem erach­te ich die Zukunft des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs als viel­ver­spre­chend. Denn Infra­struk­tur, Effi­zi­enz und Nach­hal­tig­keits­vor­tei­le sind gege­ben. Das haben Güter­bahn­kun­den und Gesetz­ge­ber glei­cher­mas­sen erkannt.

Domi­nik Suter: Trotz der Kli­ma­dis­kus­si­on und der stark anstei­gen­den Anzahl Stau­stun­den auf den Auto­bah­nen sehen wir eine Rück­ver­la­ge­rung von der Schie­ne auf die Stras­se. Das ist unter ande­rem auf Preis­er­hö­hun­gen, feh­len­de Slots für den Güter­trans­port und man­geln­de Pünkt­lich­keit zurück­zu­füh­ren. Da besteht auf poli­ti­scher Ebene drin­gen­der Hand­lungs­be­darf. Hier darf der VAP ruhig etwas lau­ter werden.

Was wurde noch nicht gesagt?

Ulrich Walt: Ich freue mich, als CEO der JMR Group für den VAP aktiv zu sein. In mei­ner neuen Posi­ti­on betrifft mich die Arbeit des VAP noch stär­ker als bei mei­nem vor­he­ri­gen Arbeit­ge­ber. Nur betrach­te ich die Dinge bei JMR aus einer indus­tri­el­len Perspektive.

Danke, Dr. Domi­nik Suter und Ulrich Walt, für das impuls­rei­che Gespräch.

 

Dr. Domi­nik Suter ist Inha­ber der JOSEF MEYER Rail Group und Prä­si­dent des Ver­wal­tungs­ra­tes. Er ver­fügt über mehr als 25 Jahre Füh­rungs­er­fah­rung als CEO, Ver­wal­tungs­rat und Bera­ter, in denen er zahl­rei­che Unter­neh­men, dar­un­ter inter­na­tio­nal täti­ge Indus­trie­un­ter­neh­men in der Schweiz, Deutsch­land und Öster­reich, auch in schwie­ri­gen Situa­tio­nen erfolg­reich wei­ter­ent­wi­ckelt hat.

 

Ulrich Walt ist seit 1. Sep­tem­ber 2024 Geschäfts­füh­rer der JOSEF MEYER RAIL AG in Rhein­fel­den. Er bringt 20 Jahre Erfah­rung in lei­ten­den Funk­tio­nen in der Logis­tik im In- und Aus­land mit. Er war unter ande­rem bei Allo­ga und Hol­cim Schweiz tätig und zuletzt CEO des Logis­tik- und Dienst­leis­tungs­spe­zia­lis­ten Fast­log. Ulrich Walt ist zudem Vize­prä­si­dent des Vor­stands und Prä­si­dent des geschäfts­lei­ten­den Aus­schus­ses beim VAP.

 

JOSEF MEYER Rail (JMR) wurde 1888 in Luzern gegrün­det. 1943 eröff­ne­te das Unter­neh­men eine Zweig­nie­der­las­sung im schwei­ze­ri­schen Rhein­fel­den für die Fer­ti­gung von Güter­wa­gen und Schweiss­bau­grup­pen. Mit der Libe­ra­li­sie­rung im Eisen­bahn­be­reich in den 1990er Jah­ren erwei­ter­te das Unter­neh­men sei­nen Tätig­keits­ra­di­us um die Instand­hal­tung von Schie­nen­fahr­zeu­gen. Heute ist die JOSEF MEYER Rail Group füh­ren­de Exper­tin für die Instand­hal­tung und Moder­ni­sie­rung von Güter­wa­gen, anspruchs­vol­le Repa­ra­tu­ren an Per­so­nen­zug­wa­gen und Loko­mo­ti­ven sowie die Fer­ti­gung kom­ple­xer Schweiss­bau­grup­pen, Klein­se­ri­en und Sonderfahrzeuge.

Herbstsession 2024: Verkehrspolitik auf der Agenda

Herbstsession 2024: Verkehrspolitik auf der Agenda

In der Herbst­ses­si­on vom 9. bis 27. Sep­tem­ber 2024 beriet das Par­la­ment diver­se ver­kehrs­po­li­ti­sche The­men. Ein beson­de­res Augen­merk galt der Revi­si­on des Güter­trans­port­ge­set­zes (GüTG). Diese Geset­zes­vor­la­ge steht in einem schrof­fen Gegen­satz zum fak­ti­schen Allein­gang von SBB Cargo.

 

Darum geht’s:

  • Bahn­in­fra­struk­tur 2025–2028
  • Rösti und Bur­kart war­nen vor dras­ti­schen Tariferhöhungen
  • Wei­te­re Finanz­sprit­ze für die SBB
  • Ver­la­ge­rungs­zie­le beim Aus­bau der NEAT-Zubringer

 

Bahninfrastruktur 2025 bis 2028 erhalten und weiterentwickeln

Am 23. Sep­tem­ber 2024 behan­del­te der Natio­nal­rat als Erstrat das Geschäft des Bun­des­ra­tes 24.045 «Finan­zie­rung des Betriebs und Sub­stanz­er­halts der Bahn­in­fra­struk­tur, der Sys­tem­auf­ga­ben in die­sem Bereich und zu Inves­ti­ti­ons­bei­trä­gen an pri­va­te Güter­ver­kehrs­an­la­gen in den Jah­ren 2025–2028». Für die anste­hen­den Auf­ga­ben hatte der Bun­des­rat am 15. Mai 2024 einen Zah­lungs­rah­men von gesamt­haft 16,442 Mil­li­ar­den Fran­ken bean­tragt, rund 2 Mil­li­ar­den mehr als in der Vorperiode.

Mit die­ser Vor­la­ge legt der Bun­des­rat für die Jahre 2025 bis 2028 die Ziele für den Betrieb, die Erhal­tung und die tech­ni­sche Ent­wick­lung der vom Bund finan­zier­ten Bahn­in­fra­struk­tur fest. Die Finan­zie­rung erfolgt das drit­te Mal voll­stän­dig aus dem Bahn­in­fra­struk­tur­fonds (BIF). Der Natio­nal­rat hiess den Kre­dit bei gleich­zei­ti­ger Ableh­nung eines Min­der­heits­an­trags zwecks Auf­sto­ckung des Kre­dits um 500 Mil­lio­nen gut.

Gleich­zei­tig schlug der Bun­des­rat vor, den bestehen­den Rah­men­kre­dit für Inves­ti­ti­ons­bei­trä­ge an pri­va­te Güter­ver­kehrs­an­la­gen 2021 bis 2024 um ein Jahr zu ver­län­gern. Dies, weil sich die Rea­li­sie­rung gros­ser Pro­jek­te ver­zö­gert hat. Für Inves­ti­ti­ons­bei­trä­ge an Anla­gen für den Güter­um­schlag im kom­bi­nier­ten Ver­kehr (KV) und an Anschluss­glei­se sieht er zudem einen vier­jäh­ri­gen Ver­pflich­tungs­kre­dit von 185 Mil­lio­nen Fran­ken vor. Mit die­sem soll der Bau, die Erwei­te­rung und die Erneue­rung der fol­gen­den Kom­po­nen­ten finan­ziert werden:

  • KV-Umschlags­an­la­gen und Anschluss­glei­se in der Schweiz, die dem Kon­zept für den Güter­trans­port auf der Schie­ne nach Arti­kel 3 GüTG entsprechen
  • KV-Umschlags­an­la­gen im Aus­land, die zur Errei­chung des Ver­la­ge­rungs­ziels nach Arti­kel 3 GVVG not­wen­dig sind
  • Hafen­an­la­gen für den Güter­um­schlag im KV

Der Natio­nal­rat gab dem Antrag des Bun­des­ra­tes mit 194 zu 1 Stim­men statt. Das Geschäft geht an den Ständerat.

Kontroverse Entwicklungen in der Debatte um den Schienengüterverkehr

Der Stän­de­rat behan­del­te am 24. Sep­tem­ber 2024 als Erstrat die Total­re­vi­si­on des GüTG. Über die jüngs­ten Ent­wick­lun­gen haben wir in unse­rem Blog­bei­trag «Debat­te um Schwei­zer Schie­nen­gü­ter­ver­kehr droht zu ent­glei­sen» berich­tet.

Mit der Revi­si­on will der Gesetz­ge­ber mehr Wett­be­werb auf der Schie­ne ermög­li­chen, den Ein­zel­wa­gen­la­dungs­ver­kehr stär­ken und markt­ver­zer­ren­de Dis­kri­mi­nie­rung ver­hin­dern. Er möch­te das ver­al­te­te Sys­tem durch Auto­ma­ti­sie­rung und Digi­ta­li­sie­rung moder­ni­sie­ren, Bau und Erneue­rung der pri­va­ten Güter­ver­kehrs­an­la­gen wei­ter­hin finan­zi­ell unter­stüt­zen und die LSVA neu als Umschlag­s­pau­scha­le an die Fracht­zah­ler zurückerstatten.

Nach einer aus­führ­li­chen Bera­tung befür­wor­te­te der Stän­de­rat die Vor­la­ge mit 35 zu 3 Stim­men bei 3 Enthaltungen.

Die­ser Ent­scheid steht im Kon­text der aktu­el­len Gemüts­la­ge der Schwei­zer Güter­bahn­kun­den. SBB-Toch­ter SBB Cargo kon­ster­niert die ver­la­den­de Wirt­schaft seit eini­gen Wochen mit unver­hält­nis­mäs­si­gen Preis­er­hö­hun­gen – bei gleich­blei­ben­dem oder schlech­te­rem Leis­tungs­an­ge­bot. Die Fol­gen die­ses kon­tro­ver­sen Ver­hal­tens sind fatal. Viele pri­vat­wirt­schaft­li­che Ver­la­der sehen sich gezwun­gen, bis zu 10% ihres Güter­trans­port­vo­lu­mens auf die Stras­se zurück­zu­ver­la­gern, weil sich der Trans­port via Schie­ne nicht mehr rech­net. SBB Cargo wie­der­um bie­tet kei­ner­lei Gesprächs­be­reit­schaft für die Ent­wick­lung von Alter­na­ti­ven. Die­ses Ver­hal­ten wider­spricht den Bestre­bun­gen mit der GüTG-Revi­si­on und dem Kon­sens, der vor der par­la­men­ta­ri­schen Bera­tung zwi­schen Poli­tik, Wirt­schaft und Staats­bahn ver­ein­bart wurde. In sei­nem Votum bekräf­tig­te Stän­de­rat Thier­ry Bur­kart, FDP/AG, sei­nes Zei­chens auch Prä­si­dent der ASTAG, dass die SBB ihre Preis­po­li­tik nicht nur auf das viel­leicht Not­wen­di­ge, son­dern auch auf das im Markt Mög­li­che aus­rich­tet, um eine Rück­ver­la­ge­rung auf die Stras­se trotz Sub­ven­tio­nen zu ver­mei­den. Auch Bun­des­rat Rösti ver­wies in sei­nem Votum in die­sem Zusam­men­hang auf drei wesent­li­che Ele­men­te: Ver­la­de­pau­scha­len, Effi­zi­enz­stei­ge­rung und Prei­se, die zu einem Opti­mum zusam­men­ge­fügt wer­den soll­ten. Es brau­che diese drei Berei­che, damit am Schluss die Ren­ta­bi­li­tät gege­ben sei und keine Rück­ver­la­ge­rung statt­fin­de. Auf­grund sei­ner Gesprä­che mit wich­ti­gen Ver­la­dern glau­be er, dass die Situa­ti­on eini­ger­mas­sen beru­higt und eine Lösung gefun­den wer­den könne.

Weitere Finanzspritze für die Schweizerischen Bundesbahnen

Am 11. und 19. Sep­tem­ber 2024 dis­ku­tier­te der Stän­de­rat und am 16. und 23. Sep­tem­ber 2024 der Natio­nal­rat erneut die vom Bun­des­rat vor­ge­schla­ge­nen Ände­run­gen des Bun­des­ge­set­zes über die Schwei­ze­ri­schen Bun­des­bah­nen (SBBG). Nach der letz­ten Bera­tung ver­blie­ben Dif­fe­ren­zen bei Art. 20 zu den Finan­zie­rungs­in­stru­men­ten. Neu sol­len die SBB Inves­ti­tio­nen aus­ser­halb des abgel­tungs­be­rech­tig­ten Bereichs der Spar­te Infra­struk­tur durch ver­zins­li­che und rück­zahl­ba­re Dar­le­hen der Bun­destre­sore­rie finan­zie­ren kön­nen, solan­ge sie die in den stra­te­gi­schen Zie­len des Bun­des­ra­tes defi­nier­ten Vor­ga­ben zur Net­to­ver­schul­dung ein­hal­ten. Über­steigt der Fremd­fi­nan­zie­rungs­be­darf der SBB für diese Inves­ti­tio­nen die Vor­ga­ben zur Net­to­ver­schul­dung nach Abs. 1, so ist die­ser durch Kapi­tal­zu­schüs­se des Bun­des zu decken. Der Bun­des­rat bean­tragt der Bun­des­ver­samm­lung im Rah­men sei­nes Vor­anschlags die erfor­der­li­chen Kapitalzuschüsse.

Der Stän­de­rat kam zum Schluss, die finan­zi­el­le Unter­stüt­zung für die SBB zu kür­zen. In der zwei­ten Bera­tungs­run­de am Mitt­woch stimm­te er oppo­si­ti­ons­los einer Reduk­ti­on auf 850 Mil­lio­nen Fran­ken zu und löste anschlies­send die Aus­ga­ben­brem­se. Mari­an­ne Maret (Mitte/VS), Prä­si­den­tin der Ver­kehrs­kom­mis­si­on, erklär­te, dass die SBB sich schnel­ler von der Krise erholt hät­ten, wäh­rend sich die finan­zi­el­le Lage des Bun­des ver­schlech­te­re. Der Natio­nal­rat folg­te dem Stän­de­rat und stimm­te dem gekürz­ten Kapi­tal­zu­schuss für die SBB zu. Zudem berei­nig­te er die Dif­fe­ren­zen bei den Dar­le­hen, indem er einer fle­xi­ble­ren Ober­gren­ze für Tre­sore­rie­dar­le­hen zustimmte.

Die Ent­schei­dun­gen der Räte sind in einem grös­se­ren Zusam­men­hang zu betrach­ten. Um die finan­zi­el­le Schief­la­ge des Bun­des­be­triebs wie­der ins Lot zu brin­gen, hatte der Natio­nal­rat in der Win­ter­ses­si­on 2023 mehr­heit­lich zuge­stimmt, den SBB einen ein­ma­li­gen Kapi­tal­zu­schuss in der Höhe der Fern­ver­kehrs­ver­lus­te von 1,15 Mil­li­ar­den Fran­ken zur Schul­den­re­du­zie­rung zu gewäh­ren. Von die­ser Finanz­sprit­ze pro­fi­tiert auch Toch­ter SBB Cargo, die bereits umfas­sen­de Finanz­un­ter­stüt­zung im Nach­gang der Covid-Pan­de­mie bezo­gen hat. Sie steht kurz vor dem Abschluss einer Leis­tungs­ver­ein­ba­rung zur Abgel­tung ihres Netz­werk­ver­kehrs, den sie offen­sicht­lich nicht eigen­wirt­schaft­lich abwi­ckeln kann. Die pri­vat­wirt­schaft­li­chen Akteu­re hin­ge­gen erhiel­ten weder Covid-Mit­tel noch ver­fü­gen sie über nicht betriebs­not­wen­di­ge Res­sour­cen und Betei­li­gun­gen zur Stär­kung ihrer Investitionsfähigkeit.

Balance der Verlagerungsziele beim Ausbau der NEAT-Zubringer gesucht

Die drei Motio­nen 24.3389 «Aus­bau links­rhei­ni­scher Neat-Zubrin­ger im Inter­es­se der Ver­la­ge­rung vor­an­trei­ben», 24.3390 «Sta­bi­li­sie­rung des kom­bi­nier­ten Ver­kehrs auf der Nord-Süd-Achse durch die Bereit­stel­lung von Puf­fer­glei­sen» und 24.3391 «Für eine stär­ke­re Ver­la­ge­rung auf mitt­le­re Trans­port­di­stan­zen» kamen am 24. Sep­tem­ber 2024 vor den Stän­de­rat. Die ein­rei­chen­de Kom­mis­si­on für Ver­kehr und Fern­mel­de­we­sen will damit die Zubrin­ger­stre­cken zur NEAT optimieren.

Der Stän­de­rat nahm die zwei ers­ten Motio­nen an, lehn­te jedoch die drit­te ab. Ihre Annah­me setz­te einen Ver­la­ge­rungs­auf­trag auch für den Bin­nen­ver­kehr vor­aus, den die Ver­fas­sung nicht vorsieht.

Grund­sätz­lich begrüs­sen wir eine effi­zi­en­te Stre­cken­füh­rung auf dem Nord-Süd-Kor­ri­dor im Hin­blick auf die Ver­sor­gungs­si­cher­heit, Aus­weich­ka­pa­zi­tä­ten im Fall von Bau­stel­len­pha­sen, Pünkt­lich­keit und Qua­li­tät des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs. Diese Mei­nung brach­te VAP-Prä­si­dent und Stän­de­rat Josef Ditt­li bereits am Jubi­lä­ums­tref­fen mit Alt-Bun­des­rat Adolf Ogi im Herbst 2021 zum Aus­druck (vgl. Blog­bei­trag «25 Jahre «Ver­trag von Luga­no» – ein Blick in die Zukunft»).

Aller­dings kri­ti­sie­ren wir den ein­sei­ti­gen Fokus der Motio­nen auf den KV. Damit ver­pas­sen die Ver­ant­wort­li­chen in der Ver­kehrs­ver­la­ge­rung die Chan­ce, auch ande­re For­men mul­ti­mo­da­ler Ver­keh­re über den Ein­zel­wa­gen­la­dungs­ver­kehr zu för­dern. Das steht in einem deut­li­chen Gegen­satz zur gemein­sa­men Poli­tik der DACH-Staa­ten (Deutsch­land-Öster­reich-Schweiz), die digi­ta­le auto­ma­ti­sche Kupp­lung DAK rasch ein­zu­füh­ren. Im Wei­te­ren wider­spre­chen die Motio­nen der Revi­si­on des GüTG (siehe oben), da sie nicht nur im Import, Export und Bin­nen­ver­kehr, son­dern auch im Tran­sit umwelt- und ener­gie­po­li­ti­sche Ziele verfolgen.

Wir vom VAP for­dern, dass der Bun­des­rat im nächs­ten Ver­la­ge­rungs­be­richt zusätz­lich das Poten­zi­al mit ande­ren mul­ti­mo­da­len Ver­kehrs­ar­ten abklärt und dar­stellt. Auch für kon­ven­tio­nel­le Güter­zü­ge soll ein Qua­li­täts­mo­ni­to­ring ein­ge­führt wer­den, wie es im KV seit Jah­ren besteht. Die Unter­schei­dung zwi­schen kom­bi­nier­tem und kon­ven­tio­nel­lem Ver­kehr muss abge­schafft wer­den. Mit dem GüTG wird eine finan­zi­el­le För­de­rung des Import‑, Export- und Bin­nen­ver­kehrs ein­ge­führt. Im Tran­sit hin­ge­gen soll wei­ter­hin nur der unbe­glei­te­te KV (UKV) finan­zi­ell geför­dert wer­den. Wir mei­nen, dass sich diese Hal­tung nicht mit den GüTG-Zie­len ver­ein­ba­ren lässt. Denn der Ver­fas­sungs­auf­trag im Güter­ver­kehrs­ver­la­ge­rungs­ge­setz (GVVG) defi­niert die Ver­kehrs­ver­la­ge­rung im Tran­sit als Ver­la­ge­rung auf die Schie­ne, nicht auf den UKV. Nur Art. 8 GVVG führt für die För­de­rung des UKV den Zusatz «in ers­ter Linie» ein, wohl­ge­merkt zum Scha­den der übri­gen mul­ti­mo­da­len Logis­tik­lö­sun­gen mit Schie­nen­an­teil (vgl. Kasten).

Art. GVVG För­de­rung des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs (Fas­sung gemäss Ziff. I des BG vom 16. Juni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024)

1 Damit das Ver­la­ge­rungs­ziel erreicht wird, kann der Bund För­der­mass­nah­men beschlies­sen. Dabei wird in ers­ter Linie der unbe­glei­te­te kom­bi­nier­te Ver­kehr geför­dert. Diese Mass­nah­men dür­fen keine dis­kri­mi­nie­ren­den Aus­wir­kun­gen auf die schwei­ze­ri­schen und aus­län­di­schen Trans­port­un­ter­neh­men im Güter­ver­kehr haben.

2 Im unbe­glei­te­ten kom­bi­nier­ten Ver­kehr hat die Höhe der durch­schnitt­li­chen Abgel­tung pro trans­por­tier­te Sen­dung von Jahr zu Jahr abzunehmen.

3 Der beglei­te­te kom­bi­nier­te Ver­kehr (Rol­len­de Land­stras­se) kann bis Ende 2028 geför­dert werden.

4 Der Bund kann sich im Jahr nach Ein­stel­lung des Betriebs der Rol­len­den Land­stras­se an den Liqui­da­ti­ons­kos­ten der Betrei­be­rin beteiligen.

 

Totalrevision GüTG: Die Stimmung der Branche droht zu kippen

Totalrevision GüTG: Die Stimmung der Branche droht zu kippen

Die Kom­mis­si­on für Ver­kehr und Fern­mel­de­we­sen des Stän­de­ra­tes (KVF‑S) hat ihre Bera­tun­gen zur Total­re­vi­si­on des Güter­trans­port­ge­set­zes (GüTG) abge­schlos­sen. Wie der Bun­des­rat will sie die Rah­men­be­din­gun­gen zuguns­ten von mul­ti­mo­da­len Logis­tik­ket­ten ver­bes­sern. Doch das aktu­el­le Ver­hal­ten von SBB Cargo mit mas­si­ven Preis­er­hö­hun­gen und einem Ange­bots­ab­bau wider­spricht die­sen Bestre­bun­gen und bringt die Ver­la­der in ein gefähr­li­ches Dilemma.

Darum geht’s:

  • Was bis­her geschah
  • Kla­res Ja zu Mul­ti­mo­da­li­tät und Wettbewerb
  • Kon­tro­ver­ses Ver­hal­ten von SBB Cargo
  • Bund in der Pflicht
  • Gemein­sam aus dem Dilemma

 

Was bisher geschah

Über die ers­ten Anträ­ge der KVF‑S zur bun­des­rät­li­chen Bot­schaft zum Güter­trans­port­ge­setz (Total­re­vi­si­on des Bun­des­ge­set­zes über den Güter­trans­port durch Bahn- und Schiff­fahrts­un­ter­neh­men) haben wir in unse­rem Blog­bei­trag «Jetzt oder nie: Weg­wei­sen­de Debat­te zum Schwei­zer Schie­nen­gü­ter­ver­kehr» bereits aus­führ­lich berich­tet. Wie am 21. Juni 2024 kom­mu­ni­ziert, will die vor­be­ra­ten­de Kom­mis­si­on den Wett­be­werb im Güter­trans­port gezielt stär­ken, die Zustän­dig­keit der Rail­Com zur Durch­set­zung eines dis­kri­mi­nie­rungs­frei­en Ange­bots im Ein­zel­wa­gen­la­dungs­ver­kehr (EWLV) regeln und die Inhal­te zu den Leit­li­ni­en zum Schie­nen­gü­ter­trans­port als Grund­la­ge für die Leis­tungs­ver­ein­ba­rung im EWLV konkretisieren.

Klares Ja zu Multimodalität und Wettbewerb

Die Stän­de­rats­kom­mis­si­on hat ihre Detail­be­ra­tung nun abge­schlos­sen. In ihrer jüngs­ten Medi­en­mit­tei­lung vom 20. August 2024 for­dert sie den Gesetz­ge­ber auf, im Regel­werk fest­zu­hal­ten, dass Ver­la­de­bei­trä­ge an die Ver­sen­der und Emp­fän­ger wei­ter­ge­ge­ben und unter­neh­mens­in­ter­ne Leis­tun­gen trans­pa­rent gemacht und kon­trol­liert wer­den. Schliess­lich regt eine Kom­mis­si­ons­mehr­heit an, dass eine Ver­län­ge­rung der För­de­rung des EWLV durch das Par­la­ment und nicht durch den Bun­des­rat ent­schie­den wer­den soll­te. Damit möch­te die KVF‑S sicher­stel­len, dass die Finanz­kom­pe­tenz und der Ent­scheid über eine etwa­ige Ver­län­ge­rung der Unter­stüt­zung auf der­sel­ben Stufe liegen

Kontroverses Verhalten von SBB Cargo

Der­zeit erhit­zen sich die Gemü­ter der Ver­la­der über das Ver­hal­ten der SBB-Toch­ter SBB Cargo, das den Bestre­bun­gen der KVF‑S und den bis­he­ri­gen Bekun­dun­gen des Bun­des­ra­tes deut­lich ent­ge­gen­läuft. Die Mono­pol­an­bie­te­rin ver­langt für ihre Leis­tun­gen einen Auf­preis von 20% bis 60% – ganz selbst­ver­ständ­lich und ohne Kos­ten­trans­pa­renz oder die Mög­lich­keit, gemein­sam mit den Güter­bahn­ak­teu­ren Kos­ten aus dem Sys­tem zu redu­zie­ren. Selbst wenn das GüTG wie vor­ge­schla­gen ange­passt wird und der Stän­de­rat den Anträ­gen der KVF‑S statt­gibt, besteht die akute Gefahr, dass die Ver­la­der ihre Ver­keh­re im gros­sen Stil auf die Stras­se ver­la­gern. Da eine der­art stra­te­gi­sche Neu­ori­en­tie­rung nicht von heute auf mor­gen pas­siert, wer­den sie ihre Logis­tik­kon­zep­te über die nächs­ten zwei Jahre anpas­sen. In die­sem Fall wären sowohl die Geset­zes­vor­la­ge selbst als auch die dafür not­wen­di­gen Bun­des­mit­tel obso­let – und eine dies­be­züg­li­che Bera­tung des Par­la­ments in der Herbst­ses­si­on 2024 sowieso.

Bund in der Pflicht

Um unge­recht­fer­tig­te Markt­dis­kri­mi­nie­rung und ein Ver­la­gern auf die Stras­se zu ver­mei­den, könn­ten die Ver­la­der ihre Logis­tik­kon­zep­te auch auf alter­na­ti­ve Bahn­an­ge­bo­te von inno­va­ti­ven und muti­gen Güter­bah­nen aus­rich­ten und ihre Ver­kehrs­vo­lu­mi­na vom Staats­mo­no­pol in einen markt­wirt­schaft­li­chen Wett­be­werb umplat­zie­ren. Das ent­sprä­che dem Ziel der KVF‑S, die durch Leis­tungs­ver­ein­ba­run­gen und über­ar­bei­te­te Leit­li­ni­en zum EWLV mehr Wett­be­werb ver­langt. Es liegt daher nicht unwe­sent­lich in der Ver­ant­wor­tung des Bun­des, so bald als mög­lich ent­spre­chen­de Mass­nah­men beim Bestell­pro­zess auf­zu­glei­sen, pri­va­te Güter­bah­nen zu Ange­bo­ten auf­zu­for­dern und ihnen den Rücken bei deren Auf­bau zu stärken.

Gemeinsam aus dem Dilemma

Die Bran­che muss einen Weg aus dem aktu­el­len Dilem­ma fin­den, bevor die Debat­te eska­liert. Es liegt nun in der Hand der Bran­chen­ak­teu­re und des Bun­des, gemein­sam mehr Wett­be­werb zu ermög­li­chen und den EWLV grund­le­gend zu moder­ni­sie­ren. Dazu müs­sen sie das Sys­tem EWLV Hand in Hand orga­ni­sa­to­risch ver­än­dern, stär­ker für Dritt­an­bie­ter öff­nen und auf Augen­hö­he wei­ter­ent­wi­ckeln. Hier bestehen sei­tens der Pri­vat­wirt­schaft bereits attrak­ti­ve Lösungs­an­sät­ze. Sagt das Par­la­ment ja zu För­de­rung des EWLV und stärkt damit den intra­mo­da­len Wett­be­werb, so könn­ten die Ver­la­der und Güter­bah­nen auf Trotz­re­ak­tio­nen ver­zich­ten. Statt­des­sen könn­ten sie – gemein­sam mit den SBB – die Chan­ce ergrei­fen, sich end­lich vom mono­po­lis­ti­schen EWLV los­zu­ei­sen und ein eigen­wirt­schaft­li­ches, breit abge­stütz­tes Netz­werk­an­ge­bot zu entwickeln.

Jetzt oder nie: Wegweisende Debatte zum Schweizer Schienengüterverkehr

Jetzt oder nie: Wegweisende Debatte zum Schweizer Schienengüterverkehr

Die Kom­mis­si­on für Ver­kehr und Fern­mel­de­we­sen des Stän­de­rats (KVF‑S) ist im Früh­jahr auf die Total­re­vi­si­on des Güter­trans­port­ge­set­zes (GüTG) ein­ge­tre­ten und hat rich­tungs­wei­sen­de Dis­kus­sio­nen über den Schwei­zer Bin­nen­gü­ter­ver­kehr im Par­la­ment aus­ge­löst. Gemein­sam mit ande­ren Akteu­ren wer­den wir vom VAP diese Debat­te mit­prä­gen. Unser Ziel ist es, einen gang­ba­ren Kom­pro­miss zu fin­den und den Inter­es­sen unse­rer Mit­glie­der Nach­druck zu verleihen.

Darum geht’s:

  • Frohe Bot­schaft ans Parlament
  • Erste Anträ­ge der KVF‑S
  • Reger Aus­tausch zwi­schen den betrof­fe­nen Akteuren
  • Her­aus­for­de­run­gen für Wirt­schaft und euro­päi­sche Gesamtlogistik
  • Schmerz­gren­ze erreicht
  • So geht’s weiter

 

Frohe Botschaft ans Parlament

Am 9. Febru­ar 2024 hat der Schwei­ze­ri­sche Bun­des­rat seine Bot­schaft zum Güter­trans­port­ge­setz (Total­re­vi­si­on des Bun­des­ge­set­zes über den Güter­trans­port durch Bahn- und Schiff­fahrts­un­ter­neh­men) publi­ziert. Ein beson­de­res Augen­merk gilt aus unse­rer Sicht den fol­gen­den finan­zi­el­len Aspekten:

  • Betriebs­ab­gel­tun­gen: Um den Ein­zel­wa­gen­la­dungs­ver­kehr (EWLV) wäh­rend der Umbau­pha­se auf dem aktu­el­len flä­chen­de­cken­den Niveau zu hal­ten, sieht der Bun­des­rat vor, ihn auf acht Jahre befris­tet und degres­siv finan­zi­ell zu för­dern. Am Ende die­ser Peri­ode soll Eigen­wirt­schaft­lich­keit erreicht sein. Für die ers­ten vier Jahre bean­tragt er 260 Mio. CHF.
    Mehr dazu im Fak­ten­blatt Güterverkehr.
  • Anrei­ze für Ver­la­der: Vor­ge­se­hen sind unbe­fris­te­te Umschlags- und Ver­la­de­bei­trä­ge und eine Abgel­tung der unge­deck­ten Kos­ten des bestell­ten Güter­trans­port­an­ge­bots für total 60 Mio. CHF pro Jahr.
Erste Anträge der KVF‑S

Die KVF‑S als vor­be­ra­ten­de Kom­mis­si­on des Erstrats hat sich nach der Anhö­rung der Bran­che – dar­un­ter auch dem VAP – die­sen Früh­ling der Total­re­vi­si­on des GüTG ange­nom­men. Die Dis­kus­sio­nen der kom­men­den Wochen und Mona­te im Par­la­ment wer­den für die Zukunft des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs in der Flä­che weg­wei­send sein. In ihrer Detail­be­ra­tung hat die Kom­mis­si­on zahl­rei­che Punk­te beleuch­tet. Sie ist mehr­heit­lich der Ansicht, dass sich die Total­re­vi­si­on des GüTG für die Sicher­stel­lung und Ver­bes­se­rung eines nach­hal­ti­gen Zusam­men­spiels der unter­schied­li­chen Ver­kehrs­trä­ger für die Schwei­zer Ver­kehrs­po­li­tik eig­net. Sie regt an, inhalt­li­che Anpas­sun­gen wie folgt vorzunehmen:

  • Expli­zi­te Stär­kung des Wett­be­werbs im Gütertransport
  • Klare Rege­lung der Zustän­dig­keit der Rail­Com zur Über­prü­fung und Durch­set­zung des dis­kri­mi­nie­rungs­frei­en Ange­bots der Dienst­leis­tun­gen im EWLV
  • Kon­kre­ti­sie­rung der Inhal­te zu den Leit­li­ni­en zum Schie­nen­gü­ter­trans­port (Grund­la­ge für die Leis­tungs­ver­ein­ba­rung im EWLV)
  • Kom­pe­tenz­ver­la­ge­rung zur Ver­län­ge­rung gewis­ser Bestim­mun­gen (ins­be­son­de­re Abgel­tun­gen) vom Bun­des­rat zum Parlament

Die Kom­mis­si­on wird die Detail­be­ra­tung mit Zusatz­in­for­ma­tio­nen aus der Ver­wal­tung vor­aus­sicht­lich an ihrer nächs­ten Sit­zung abschlies­sen. Danach gelangt das Geschäft ins Ple­num des Ständerats.

Reger Austausch zwischen den betroffenen Akteuren

In den ver­gan­ge­nen Wochen führ­ten wir – unter­stützt von unse­ren Mit­glie­dern – Gesprä­che mit den Akteu­ren der Inter­es­sens­ge­mein­schaft Wagen­la­dungs­ver­kehr (IG WLV), dem Bun­des­amt für Ver­kehr (BAV) und der Toch­ter SBB Cargo der Schwei­ze­ri­schen Bun­des­bah­nen (SBB). So prä­sen­tier­te Alex­an­der Muhm, CEO von SBB Cargo, im geschäfts­lei­ten­den Aus­schuss des VAP das ange­dach­te Grob­kon­zept für eine Trans­for­ma­ti­on hin zur Eigen­wirt­schaft­lich­keit. Muhms Aus­füh­run­gen setz­ten eine inten­si­ve Dis­kus­si­on zwi­schen den Betei­lig­ten und wei­ter­füh­ren­de Gesprä­che über Mög­lich­kei­ten und Risi­ken in Gang.

Herausforderungen für Wirtschaft und europäische Gesamtlogistik 

Ein Blick auf die Sta­tis­tik zeigt, dass die Ver­la­ge­rungs­zah­len in der Schweiz und in Euro­pa sta­gnie­ren oder sogar leicht schrump­fen. Die Grün­de dafür sind viel­fäl­tig. In Deutsch­land herrscht gros­se Unge­wiss­heit über poten­zi­el­le Inves­ti­ti­ons­pro­gram­me und den Zeit­punkt eines spür­ba­ren Kon­junk­tur­auf­schwungs. Ita­li­en und Frank­reich kämp­fen mit beschei­de­nen Wachs­tums­zah­len und hohen Ver­schul­dungs­gra­den. Das kom­bi­niert mit der Kon­su­men­ten­stim­mung wirkt sich direkt auf die Unter­neh­men und deren finan­zi­el­le Situa­ti­on aus.

In der Logis­tik gibt es neben der Sper­rung des Suez-Kanals oder Natur­er­eig­nis­sen wei­te­re enor­me Her­aus­for­de­run­gen wie gros­se Bau­stel­len (z.B. auf dem deut­schen Schie­nen­netz) und ent­spre­chen­de Umlei­tungs­ver­keh­re oder höhe­re Tras­sen­prei­se. Das alles befeu­ert die Betriebs­kos­ten und bedrängt die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Schie­ne. Die Befind­lich­keit der euro­päi­schen Gesamt­lo­gis­tik ist inso­fern wich­tig, als dass der Gross­teil der in der Schweiz ver­wen­de­ten Güter aus dem Aus­land stam­men und den EWLV in und durch die Schweiz beeinflussen.

Schmerzgrenze erreicht

Seit unse­rer Grün­dung set­zen wir uns für einen attrak­ti­ven, wett­be­werbs- und kun­den­ori­en­tier­ten Schie­nen­gü­ter­ver­kehr und damit für die best­mög­li­che Ver­la­ge­rung auf die Schie­ne ein. Mit die­sem Ziel enga­gie­ren wir uns ent­we­der als Part­ner zahl­rei­cher Güter­ver­kehrs­ak­teu­re oder mit eige­nen Ideen und Pro­jek­ten. In der Ver­kehrs­po­li­tik machen wir uns für aus­rei­chend Kapa­zi­tä­ten auf allen Infra­struk­tu­ren, güns­ti­ge Logis­tik­stand­or­te und ver­nünf­ti­ge Rah­men­be­din­gun­gen stark.

Im Hin­blick auf den glo­ba­len Wett­be­werb und die aktu­el­len Rah­men­be­din­gun­gen für die Schwei­zer Wirt­schaft muss oder kann sich die ver­la­den­de Wirt­schaft als unse­re Mit­glied­schaft mas­siv höhe­re Kos­ten auf der Schie­ne nicht leis­ten. Feh­ler wie die feh­len­de (Investitions-)Strategie der letz­ten 20 Jah­ren im Bereich des Roll­ma­te­ri­als, der fort­wäh­ren­de Abbau von Infra­struk­tur­ein­rich­tun­gen (Rück­bau von Glei­sen, Bau von Ren­di­te­ob­jek­ten) oder die unge­nü­gen­de Ein­bin­dung in Gesamt­kon­zep­ten aus Sicht der Nut­zer und Kun­den kön­nen unse­re Mit­glie­der nicht län­ger abfe­dern. Denn die Fol­gen sol­cher Feh­ler wie etwa mas­si­ve Preis­er­hö­hun­gen (jen­seits der Infla­ti­on) sind für Wirt­schaft und Gesell­schaft fatal. Die Kon­kur­renz­fä­hig­keit der Schie­ne gegen­über der Stras­se schwin­det und die Opti­mie­rung des Modal­splits gerät in Schief­la­ge. Zudem kön­nen stei­gen­de Kos­ten­be­tei­li­gun­gen für die ope­ra­ti­ve Nut­zung von Bedien­punk­ten fal­sche Signa­le setzen.

Für unse­re Mit­glie­der ist die Schmerz­gren­ze längst erreicht. Wir sind bereit, die wei­te­re Ent­wick­lung und Trans­for­ma­ti­on des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs mass­geb­lich zu unter­stüt­zen. Vor­aus­ge­setzt, die Ver­ant­wort­li­chen stel­len voll­stän­di­ge Trans­pa­renz über Kos­ten und deren Auf­schlüs­se­lung sicher und ergrei­fen Mass­nah­men in einem fai­ren, ver­träg­li­chen und abge­stimm­ten Rahmen.

So geht’s weiter

Wir neh­men die Erkennt­nis­se aus den zahl­rei­chen Dis­kus­sio­nen mit der KVF‑S und wei­te­ren Akteu­ren zum Anlass, inner­halb unse­rer Mit­glied­schaft zahl­rei­che Akti­vi­tä­ten aus­zu­lö­sen und wei­te­re Abstim­mungs­ge­sprä­che durch­zu­füh­ren. Wer mit uns über die Logis­tik als Rück­grat der Schwei­zer Wirt­schaft spre­chen möch­te, ist herz­lich zum Gespräch eingeladen.