GÜTERVERKEHRSBRANCHE

Was bewegt die Güter­ver­kehrsbran­che? Ver­schie­de­ne Fak­to­ren wir­ken sich auf die Güter­ver­kehrs­bran­che aus. Wir machen uns als Stim­me der ver­la­den­den Wirt­schaft für ein wett­be­werbs­fä­hi­ges Güter­bahn­sys­tem stark. Dafür beob­ach­ten wir unter ande­rem die Ver­la­ge­rung und set­zen uns bei der Poli­tik für eine dis­kri­mi­nie­rungs­freie Bahn ein.

Zukunft des Binnengüterverkehrs

Wei­ter­ent­wick­lung des Güter­ver­kehrs: Vari­an­ten des Bun­des­ra­tes grei­fen zu kurz

Wettbewerb

Interoperabilität

Die Opti­mie­rung von Pro­zes­sen und Schnitt­stel­len und der Zusam­men­hang mit dem 4. EU-Bahnpaket.

Nachhaltigkeit

Die Moti­on von Stän­de­rat Josef Ditt­li ver­langt ein Gesamt­kon­zept, wie Schie­nen­gü­ter­ver­kehr und mul­ti­mo­da­le Logis­tik­lö­sun­gen zur Sen­kung des CO2-Aus­stos­ses bei­tra­gen können.

Digitalisierung

Was trägt dazu bei, dass der euro­päi­sche Schie­nen­gü­ter­ver­kehr die nächs­te Dimen­si­on der Moder­ni­sie­rung erreicht?

Flyer Schienengüterverkehr 2050

INFORMATIV

Zukunft Schienengüterverkehr in der Fläche / Wagenladungsverkehr

 

Energiekrise
 
Vision

 

Kurzfassung einer Studie im Auftrag der verladenden Wirtschaft

 

Verlagerungsbericht 2021

 

Gefahrguttransporte

 

Rechtliches

 

Grundlagenstudien des Bundes
 
Unterirdischer Gütertransport
Archiv
Der Güterverkehr in der Covid-19-Krise

 

Verlagerungsbericht 2019 – Branche fordert zusätzliche Massnahmen

Betrieb

 

Eisenbahnverkehrsunternehmen EVU

DB Cargo GATX  Hupac rail­Ca­re
 
SRT swiss rail traffic TR Trans Rail WRS  
DB Cargo GATX  Hupac
SRT swiss rail traffic TR Trans Rail WRS
   
rail­Ca­re    

Wagenvermieter

VTG was­co­sa erme­wa Grou­pe Millet
VTG was­co­sa erme­wa
   
Grou­pe Millet  

Verlader (Beispiele)

Holcim Logo
Die Post Hol­cim Pan­log Has­tag
Holcim Logo
Die Post Hol­cim Pan­log
   
Has­tag    

Standorte

Erste und letzte Meile

In der Schweiz wer­den über 850 Anschluss­glei­se genutzt. Lei­der ist ein ste­ter Abgang zu ver­zeich­nen. Wie sich der VAP für den Erhalt der Stand­or­te ein­setzt und wei­te­re nütz­li­che Infor­ma­tio­nen fin­den Sie im Kapi­tel Standorte.

Netz

Beim Netz geht es um den Zugang zu den Schie­nen­we­gen, den Tras­sen. Für eine opti­ma­le Aus­las­tung benö­tigt es weit­sich­ti­ge Bau­pla­nung, faire Prei­se und eine gute Organisation.

Wie wir uns dafür enga­gie­ren und wei­te­re nütz­li­che Infor­ma­tio­nen fin­den Sie unter fol­gen­dem Link.

Gekommen, um zu bleiben: der Schienengüterverkehr

Gekommen, um zu bleiben: der Schienengüterverkehr

Die Zukunft des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs wird der­zeit heiss dis­ku­tiert. Sie stand auch im Mit­tel­punkt des Forums Güter­ver­kehr vom 14. Mai 2025 im Glo­cken­hof in Zürich. In die­sem Blog­bei­trag ver­fei­nert VAP-Geschäfts­füh­rer Dr. Simon Wey die wich­tigs­ten Erkennt­nis­se dar­aus mit sei­nen Gedan­ken zu Tempo, Stre­cken­füh­rung und Signa­li­sa­ti­on auf der struk­tu­rel­len und tech­no­lo­gi­schen Wei­ter­fahrt des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs Rich­tung Zukunft.


Darum geht’s:

  • Rück­ver­la­ge­rung funk­tio­niert nicht
  • Wachs­tum vs. Fortschritt
  • DAK ermög­licht Quantensprung
  • Jetzt oder nie!
Rückverlagerung funktioniert nicht

Der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr ist ein wah­rer All­roun­der: fleis­sig, meist nacht­ak­tiv, kraft­voll. Wir neh­men ihn kaum wahr und trotz­dem wäre der Wohl­stand ohne ihn unvor­stell­bar. Damit bil­det er das Rück­grat unse­rer Volks­wirt­schaft – effi­zi­ent, umwelt­freund­lich und unver­zicht­bar. Es stellt sich also nicht die Frage, ob, son­dern wie man den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr stär­ken kann, damit er den wach­sen­den Güter­men­gen gerecht wird. Denn eine Ver­la­ge­rung auf die Stras­se wird nicht funk­tio­nie­ren, selbst wenn man es woll­te. Es ist näm­lich bereits eng auf den Schwei­zer Stras­sen – und wird täg­lich enger.

Wachstum vs. Fortschritt

Um den Stel­len­wert des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs fass­ba­rer zu machen, hilft das fol­gen­de sta­tis­ti­sche Gedan­ken­ex­pe­ri­ment: Es bräuch­te rund 650’000 zusätz­li­che Last­wa­gen­fahr­ten, um die jähr­li­che Güter­men­ge des Ein­zel­wa­gen­la­dungs­ver­kehrs (EWLV) in der Schweiz mit Trans­por­ten auf der Stras­se zu kom­pen­sie­ren. So viele zusätz­li­che LKWs ver­ur­sach­ten Dau­er­staus, das Sys­tem Stras­se würde schlicht kol­la­bie­ren.
Bis 2050 pro­gnos­ti­ziert das Bun­des­amt für Raum­ent­wick­lung in sei­nen «Ver­kehrs­per­spek­ti­ven 2050» einen Anstieg des Güter­ver­kehrs in Ton­nen­ki­lo­me­tern von 31 Pro­zent. Dabei rech­net es mit einem leicht rück­läu­fi­gen Anteil der Stras­se im Ver­gleich zur Schie­ne. Heute ste­hen der hohe Stel­len­wert der Schie­ne und deren tech­no­lo­gi­scher Zustand in einem kras­sen Gegen­satz. Seit dem 19. Jahr­hun­dert wer­den die Wag­gons mecha­nisch gekup­pelt und mit Luft­druck gebremst, also nach dem ana­lo­gen Prin­zip: Ein/Aus. Gleich­zei­tig schrei­ten die tech­no­lo­gi­schen Ent­wick­lun­gen bei Loko­mo­ti­ven im Schnell­zug­tem­po voran.

DAK ermöglicht Quantensprung

Die Akteu­re des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs sind sich einig dar­über, dass kein Weg an einer (digi­ta­len) Trans­for­ma­ti­on des bestehen­den Roll­ma­te­ri­als vor­bei­führt. Der tech­no­lo­gi­sche Fort­schritt braucht hier end­lich freie Bahn, und zwar lie­ber heute als mor­gen. Nur so las­sen sich die anste­hen­den Her­aus­for­de­run­gen meis­tern und eine Rück­ver­la­ge­rung auf die Stras­se verhindern.

Einen regel­rech­ten Quan­ten­sprung ermög­licht die Ein­füh­rung der digi­ta­len auto­ma­ti­schen Kupp­lung (DAK). Für deren Ein­füh­rung hat die Poli­tik der Bran­che einen ein­ma­li­gen För­der­bei­trag von 180 Mio. Schwei­zer Fran­ken ab 2026 in Aus­sicht gestellt. Das­sel­be Ziel ver­fol­gen die 260 Mio. Schwei­zer Fran­ken für die ers­ten vier Jahre. Die­ser finan­zi­el­le Rücken­wind soll dazu bei­tra­gen, den EWLV eigen­wirt­schaft­lich zu machen (vgl. VAP-Blog­bei­trag «Früh­jahrs­ses­si­on 2025: Viel­leicht letz­te Chan­ce für den Ein­zel­wa­gen­la­dungs­ver­kehr»).

Jetzt oder nie!

Das alles zeigt: In der Frage nach der Wich­tig­keit und der tech­no­lo­gi­schen Trans­for­ma­ti­on des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs stimmt die Poli­tik von Links bis Rechts für ein­mal über­ein. Offen ist, ob die Bran­che die­sen Steil­pass in den vier respek­ti­ve acht Jah­ren der befris­te­ten För­de­rung tat­säch­lich ver­wer­ten kann. Bleibt der EWLV danach wei­ter­hin defi­zi­tär, so wird der Ruf nach einer unbe­fris­te­ten Sub­ven­ti­on unüber­hör­bar. Für den VAP ist das aller­dings keine Opti­on mit Zukunft. Viel mehr wird er alles dar­an­set­zen, dass die Güter­bahn­ak­teu­re der Eigen­wirt­schaft­lich­keit in den nächs­ten Jah­ren näher­kom­men – Kilo­me­ter für Kilometer.

Hier geht’s zur voll­stän­di­gen Eröff­nungs­re­de von Dr. Simon Wey anläss­lich des Forums Güter­ver­kehr vom 14. Mai 2025.

Forum Güterverkehr 2025: Der lange Weg in eine neue Ära

Forum Güterverkehr 2025: Der lange Weg in eine neue Ära

Am 14. Mai 2025 tra­fen sich knapp 120 Bran­chen­ak­teu­re zum Forum Güter­ver­kehr 2025 des Ver­ban­des der ver­la­den­den Wirt­schaft (VAP) im Glo­cken­hof in Zürich. Aus­ge­wie­se­ne Exper­tin­nen und Exper­ten tausch­ten sich zu den aktu­el­len und zukünf­ti­gen poli­ti­schen The­men und zum tech­no­lo­gi­schen Fort­schritt im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr aus. Hier eine Kurz­fas­sung der Refe­ra­te sowie alle ver­füg­ba­ren Vor­trags­un­ter­la­gen als Downloads


Darum geht’s:

  • Dr. Simon Wey nahm die Güter­ver­kehrs­bran­che in die Pflicht
  • Mar­tin von Känel appel­lier­te an die Branchenakteure
  • Erwin Wie­land brach­te die Stras­sen­si­tua­ti­on auf den Punkt: «Es wird eng.»
  • Peter Wes­ten­ber­ger sprach über die Inves­ti­ti­ons­lü­cke in Deutschland
  • Par­la­men­ta­rier­pa­nel dis­ku­tier­te die Ziel­si­cher­heit des poli­ti­schen Rahmens
  • Chris­ti­an von Nor­mann for­der­te indi­vi­du­el­le Lösungen
  • Jür­gen Maier (-Gyom­lay) umriss Sta­tus quo und Quo vadis von MODI(G)
  • Gil­les Peter­hans schil­der­te die Dyna­mi­sie­rung der Bahn­trans­for­ma­ti­on in der EU
  • Lars Dei­ter­ding stell­te einen Sys­tem­an­satz für die naht­lo­se mul­ti­mo­da­le Inte­gra­ti­on vor
  • Mar­kus Sch­in­ko nann­te die Bahn einen «Enabler» der nach­hal­ti­gen Schrottlogistik
  • Exper­ten erör­ter­ten Inno­va­ti­ons­kraft, Preis und Qua­li­tät des Güterverkehrs
  • Danke und bis zum nächs­ten Jahr!
Dr. Simon Wey nahm die Güterverkehrsbranche in die Pflicht

Den Auf­takt zum Forum Güter­ver­kehr mach­te der neue VAP-Geschäfts­füh­rer Dr. Simon Wey. Mit einem Schre­ckens­sze­na­rio einer tota­len Rück­ver­la­ge­rung auf die Stras­se unter­strich er die Bedeu­tung des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs für die Ver­sor­gung der Schweiz. Dazu hielt er fest: «Der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr bil­det das Rück­grat unse­rer Volks­wirt­schaft – effi­zi­ent, umwelt­freund­lich und unver­zicht­bar.» Als kur­zes Update liess er die Ent­wick­lun­gen der letz­ten Mona­te Revue pas­sie­ren. Nach­dem das Schwei­zer Stimm­volk im Novem­ber 2024 den Aus­bau der Natio­nal­stras­sen abge­lehnt hatte, hat das Schwei­zer Par­la­ment in der Früh­jahrs­ses­si­on 2025 die Total­re­vi­si­on des Güter­trans­port­ge­set­zes (GüTG) ver­ab­schie­det. Ende April 2025 hat der Bun­des­rat die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen in die Ver­nehm­las­sung geschickt und die Bran­che bis Mitte August 2025 um Stel­lung­nah­me gebe­ten. Dr. Simon Wey wer­te­te die rasche Umset­zung des revi­dier­ten GüTG als Steil­pass an die Bran­che. Er sieht diese in der Pflicht, die Chan­ce zu ver­wer­ten. Dem VAP misst er dabei eine füh­ren­de Rolle bei: «Als VAP ist es uns wich­tig, dass die Lösun­gen in der Bran­che breit abge­stützt sind, damit die ambi­tio­nier­ten Ziele des revi­dier­ten GüTG erreicht werden.»

Hier geht’s zur Eröff­nungs­re­de von Dr. Simon Wey (VAP).

Martin von Känel appellierte an die Branchenakteure

Mar­tin von Känel, stv. Direk­tor des Bun­des­amts für Ver­kehr BAV, warf die Frage auf, wie es nach der Total­re­vi­si­on des GüTG und der Abstim­mung zu den Natio­nal­stras­sen mit dem mul­ti­mo­da­len Ver­kehr und der Gesamt­lo­gis­tik in der Schweiz wei­ter­ge­he. Dazu legte er die Hin­ter­grün­de für die Total­re­vi­si­on des GüTG dar. Zum Über­le­ben brau­che der Trans­port auf der Schie­ne jetzt Unter­stüt­zung. Ziel der Total­re­vi­si­on sei ein sta­bi­les gesetz­li­ches Fun­da­ment ohne Bevor­tei­lung. Die Logis­tik­ket­te der Zukunft ist gemäss Mar­tin von Känel mul­ti­mo­dal. Das bedin­ge eine mul­ti­mo­da­le Zusam­men­ar­beit. Dazu appel­lier­te der BAV-Ver­tre­ter an die Anwe­sen­den: «Die Basis ist geschaf­fen, nun sind die Akteu­re gefragt.»

Hier geht´s zur Prä­sen­ta­ti­on von Mar­tin von Känel (BAV).

Erwin Wieland brachte die Strassensituation auf den Punkt: «Es wird eng.»

In sei­nem Input­re­fe­rat gab Erwin Wie­land, stv. Direk­tor Bun­des­amt für Stras­sen ASTRA, einen kur­zen Abriss der Ent­wick­lun­gen von Modal­split und Kos­ten über die letz­ten Jahr­zehn­te. Dar­aus ging die hohe Bedeu­tung der Natio­nal­stras­sen für die Ver­sor­gung der Schweiz her­vor. Gemäss Ver­kehrs­per­spek­ti­ven wird im Güter­ver­kehr bis 2050 ein Wachs­tum von 30% erwar­tet. Die Fahr­leis­tung der Lie­fer­wa­gen würde wei­ter deut­lich zuneh­men, ins­be­son­de­re die leich­ten Lie­fer­wa­gen. Dies würde zur Her­aus­for­de­rung für die Städ­te. Das führe immer häu­fi­ger zu Stau. Im Jahr 2040 dürf­ten die Natio­nal­stras­sen auf über 450 km täg­lich meh­re­re Stun­den über­las­tet sein. Der Hand­lungs­spiel­raum bei den (National-)Strassen sei weit­ge­hend aus­ge­schöpft. Wie sich das auf den Güter­trans­port, die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Akteu­re und die Ver­sor­gung der Schweiz aus­wir­ke, ver­sah der ASTRA-Exper­te mit einem gros­sen Fra­ge­zei­chen. Er stell­te nüch­tern fest: «Es wird eng. Nun stellt sich die Frage, ob mit den neuen Mass­nah­men und einer stär­ke­ren Unter­stüt­zung der Schie­ne der Ver­kehrs­ver­la­ge­rung auf die Schie­ne doch noch ein Durch­bruch gelingt.»

Hier geht´s zur Prä­sen­ta­ti­on von Erwin Wie­land (ASTRA).

Peter Westenberger sprach über die Investitionslücke in Deutschland

Eine fach­kun­di­ge Per­spek­ti­ve auf Deutsch­land brach­te Peter Wes­ten­ber­ger, Geschäfts­füh­rer des deut­schen Ver­bands DIE GÜTERBAHNEN, ein. Der erfah­re­ne Güter­bahn­spe­zia­list begann sein Kurz­re­fe­rat mit einem Augen­zwin­kern: «Ich bin an die­ser Ver­an­stal­tung für das Gru­sel­ka­pi­tel zustän­dig.» Wes­ten­ber­ger erläu­ter­te, warum der deut­sche Schie­nen­gü­ter­ver­kehr vor allem nach der Coro­na-Krise selbst in die Krise gerutscht war. Ab 2022 brach die Pro­duk­ti­vi­tät im Schie­nen­netz­be­trieb der Deut­schen Bahn (DB) AG mas­siv ein. Wes­ten­ber­ger spricht beim Stre­cken­aus­bau vom «Aschen­put­tel-Kom­plex der Schie­ne». Seit der Bahn­re­form im Jahr 1994 wur­den in Deutsch­land 250’000 km Stras­sen neu- oder aus­ge­baut. Bei der Bahn waren es nur gera­de 2’180 km. Die einst geplan­ten Bun­des­mit­tel für den Neu- und Aus­bau wür­den der­zeit wie­der mas­siv ein­ge­kürzt. Das Ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um ver­fol­ge das Prin­zip «Erhalt vor Neu­bau». Im GroKo-Ver­trag gebe es keine Aus­sa­gen zum Wett­be­werb der Güter­bah­nen. Der kürz­li­che Abschluss des EU-Bei­hil­fe­ver­fah­rens sehe harte Auf­la­gen und ein stren­ges Sanie­rungs­pro­gramm für die DB Cargo vor, was den Wett­be­werb stärke.

Hier geht´s zur Prä­sen­ta­ti­on von Peter Wes­ten­ber­ger (DIE GÜTERBAHNEN).

Parlamentarierpanel diskutierte die Zielsicherheit des politischen Rahmens

Fünf Mit­glie­der der Ver­kehrs­kom­mis­sio­nen des eid­ge­nös­si­schen Par­la­ments dis­ku­tier­ten am Vor­mit­tag des Forums Güter­ver­kehr den aktu­el­len und zukünf­ti­gen poli­ti­schen Kurs des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs in der Schweiz. Andy Mül­ler, Bun­des­haus­re­dak­tor SRF TV, mode­rier­te ein hoch­ka­rä­ti­ges Panel mit Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern der Ver­kehrs­kom­mis­sio­nen von Natio­nal- und Stän­de­rat (KVF‑N, KVF‑S). Red und Ant­wort standen

  • Natio­nal­rä­tin Min Li Marti (SP/Zürich),
  • Natio­nal­rä­tin Bar­ba­ra Schaff­ner (GLP/Zürich),
  • Natio­nal­rat Mar­tin Can­di­nas (Die Mitte/Graubünden und Prä­si­dent LITRA – Infor­ma­ti­ons­dienst für den öffent­li­chen Verkehr,
  • Natio­nal­rat Chris­ti­an Imark (SVP/Solothurn) sowie
  • Stän­de­rat Josef Ditt­li (FDP/Uri und Prä­si­dent VAP – Ver­band der ver­la­den­den Wirtschaft).

Im Mit­tel­punkt der Panel­de­bat­te stan­den die Revi­si­on des Güter­trans­port­ge­set­zes (GüTG) und die damit geschaf­fe­ne Chan­ce für den Ein­zel­wa­gen­la­dungs­ver­kehr sowie der Ent­scheid, die rol­len­de Land­stras­se (RoLa) ein­zu­stel­len. Die Panel­gäs­te debat­tier­ten über Zweck und Umfang der gespro­che­nen För­der­mit­tel und über ande­re Unter­stüt­zungs­mass­nah­men für die Ver­kehrs­ver­la­ge­rung. Sie erör­ter­ten das Poten­zi­al von tech­no­lo­gi­schen Inno­va­tio­nen wie der DAK und wäg­ten das Für und Wider wei­te­rer poli­ti­scher Len­kungs­mög­lich­kei­ten wie Mobi­li­ty Pri­cing ab.

 

Der Nach­mit­tag des Forums Güter­ver­kehr stand im Zei­chen von Inno­va­ti­on und Digi­ta­li­sie­rung des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs und ande­rer Verkehrsträger.

Christian von Normann forderte individuelle Lösungen

Chris­ti­an von Nor­mann, Chief Tech­ni­cal Offi­cer des Bera­tungs­un­ter­neh­mens Otimon GmbH und Prü­fungs­exper­te beim Ver­band öffent­li­cher Ver­kehr (VöV), erläu­ter­te, wie sich die Attrak­ti­vi­tät des Schwei­zer Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs erhö­hen lässt. Er zähl­te eine Reihe von Grün­den auf, wes­halb der Ver­kehrs­trä­ger Schie­ne für Trans­por­teu­re heute oft als unat­trak­tiv gelte: Ver­spä­tun­gen, Aus­fäl­le, schlecht ver­bun­de­ne Tras­sen, stei­gen­de Prei­se. Die Ursa­chen dafür beschrieb von Nor­mann damit, dass eine gene­ri­sche Lösung den unter­schied­li­chen Anfor­de­run­gen der Bahn­nut­zer nicht genü­gen würde. «Die heu­ti­ge Lösung im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr passt nicht zum aktu­el­len Pro­blem.» So blei­be der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr bei der Pla­nung und im Betrieb unter­ge­ord­net. Des­halb for­der­te der Pla­nungs­exper­te indi­vi­du­el­le Lösun­gen für die spe­zi­fi­schen Bedürf­nis­se der Bran­chen­ak­teu­re. Chris­ti­an von Nor­mann hielt aller­dings fest: «Wir kön­nen heute einen viel bes­se­ren Güter­ver­kehr rea­li­sie­ren, wenn wir die vor­han­de­nen Infra­struk­tu­ren bes­ser nut­zen und gemein­sam mit dem Per­so­nen­ver­kehr zusam­men­ar­bei­ten. Dafür braucht es euch!»

Hier geht´s zur Prä­sen­ta­ti­on von Chris­ti­an von Nor­mann (Otimon).

Jürgen Maier (-Gyomlay) umriss Status quo und Quo vadis von MODI(G)

Jür­gen Maier (-Gyom­lay) vom VAP erläu­ter­te die jüngs­ten Ent­wick­lun­gen und den Sta­tus quo der staat­li­chen Mobi­li­täts­da­ten­in­fra­struk­tur (MODI) und des ent­spre­chen­den Geset­zes (MODIG). Die­ses hatte der Bun­des­rat ange­regt, um den Infor­ma­ti­ons­fluss zwi­schen Infra­struk­tur­be­trei­bern, Ver­kehrs­un­ter­neh­men, pri­va­ten Anbie­tern und den Ver­kehrs­teil­neh­men­den zu ver­bes­sern. MODIG befin­de sich mit­ten im gesetz­ge­be­ri­schen Pro­zess. Der Bun­des­rat dürf­te seine Bot­schaft ans Par­la­ment noch im 2. Quar­tal 2025 publi­zie­ren; mit dem Ziel, MODIG im Jahr 2027 in Kraft zu set­zen. Jür­gen Maier (-Gyom­lay) umriss in sei­nem Forums­bei­trag, wie sich Her­aus­for­de­run­gen wie Daten­si­los, Kom­ple­xi­tät oder man­geln­de Ziel­ori­en­tie­rung adres­sie­ren las­sen. Er for­der­te die Forums­gäs­te zur Mit­ge­stal­tung auf: «Hel­fen Sie mit, ein Daten-Eco­sys­tem mit Basis­da­ten und Frontends für den Güter­ver­kehr zu schaffen.»

Hier geht´s zur Prä­sen­ta­ti­on von Jür­gen Maier (VAP).

Gilles Peterhans schilderte die Dynamisierung der Bahntransformation in der EU

Gil­les Peter­hans, Gene­ral­se­kre­tär der Inter­na­tio­nal Union of Wagon Kee­pers UIP, zeig­te auf, warum und wie Euro­pa die digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on im euro­päi­schen Schie­nen­gü­ter­ver­kehr dyna­mi­sie­ren müsse – und warum jetzt. Die­ser Not­wen­dig­keit lägen neue Tech­no­lo­gien und Hoch­ge­schwin­dig­keits­zü­ge zugrun­de. Aber nicht nur. Geo­po­li­ti­sche Risi­ken hät­ten erheb­li­che Aus­wir­kun­gen auf die glo­ba­len Wirt­schafts­aus­sich­ten und beein­fluss­ten das Wirt­schafts­wachs­tum, die Infla­ti­on, die Finanz­märk­te und die Lie­fer­ket­ten. Damit mutie­re die Logis­tik zum Schlüs­sel­fak­tor für Wirt­schafts­wachs­tum. Als erste Etap­pe der digi­ta­len Chall­enge nann­te er die Schaf­fung eines voll­stän­dig inter­ope­ra­blen Eisen­bahn­sys­tems inner­halb der EU. Als zwei­ten und Haupt­teil der Trans­for­ma­ti­on schil­der­te er die Auf­ga­be, das EU-Bahn­sys­tem voll­stän­dig digi­tal, auto­ma­ti­siert, ver­netzt und kun­den­ori­en­tiert zu gestal­ten. Dazu for­der­te Peter­hans Ideen und Tat­kraft. Er schloss sei­nen Vor­trag mit einem Zitat von Johann Wolf­gang von Goe­the: «Erfolg hat drei Buch­sta­ben: tun.»

Hier geht´s zur Prä­sen­ta­ti­on von Gil­les Peter­hans (UIP).

Lars Deiterding stellte einen Systemansatz für die nahtlose multimodale Integration vor

Lars Dei­ter­ding, Exe­cu­ti­ve Direc­tor bei der IT-Pio­nie­rin HaCon, sprach über inno­va­ti­ve Ent­wick­lun­gen für einen naht­lo­sen euro­päi­schen Schie­nen­gü­ter­ver­kehr. Er legte sei­nem Refe­rat die fol­gen­de Kern­fra­ge zugrun­de: «Wie schaf­fen wir es, dass in Euro­pa die natio­na­len Pla­nungs- und Ver­kehrs­ma­nage­ment­sys­te­me direkt mit­ein­an­der ver­han­deln?» Mit dem Ansatz SEAMLESS hat die Sie­mens-Toch­ter HaCon den Namen zum Kon­zept erklärt. Der Digi­ta­li­sie­rungs­exper­te prä­sen­tier­te die daten­ba­sier­te Lösung für eine schnitt­stel­len­freie Pla­nung und Dis­po­si­ti­on ver­schie­de­ner Ver­kehrs­trä­ger zuguns­ten einer grenz­über­schrei­ten­den Logis­tik in Euro­pa. Der tech­no­lo­gie­ba­sier­te Sys­tem­an­satz ermög­licht eine rei­bungs­freie Inter­ak­ti­on der Akteu­re und eine inte­grier­te mul­ti­mo­da­le und schie­nen­ge­stütz­te Ver­kehrs­pla­nung. Damit kön­nen Nut­zer wie Ver­la­der, Spe­di­teu­re und wei­te­re Bran­chen­ak­teu­re den Modal­split zuguns­ten der Schie­ne maxi­mie­ren. Das Ein­be­zie­hen hoch­mo­der­ner Vor­her­sa­gen erlaubt eine pro­ak­ti­ve Feh­ler­be­he­bung und eine bes­se­re Infor­ma­ti­on der Inter­es­sen­grup­pen und Logistikkunden.

Hier geht´s zur Prä­sen­ta­ti­on von Lars Dei­ter­ding (HaCon).

Markus Schinko nannte die Bahn einen «Enabler» der nachhaltigen Schrottlogistik

Mar­kus Sch­in­ko, Geschäfts­füh­rer bei Logis­tik Ser­vice GmbH (Log­Serv), prä­sen­tier­te die Bahn in sei­nem Impuls­re­fe­rat als Mög­lich­ma­cher einer nach­hal­ti­gen Schrott­lo­gis­tik. In der EU soll bis 2040 ein zusätz­li­cher Schrott­be­darf von 36,2 Mio. Ton­nen anfal­len. Die Stahl­in­dus­trie arbei­tet mit Hoch­druck an der Tech­no­lo­gie­um­stel­lung für den Ein­satz von hoch­qua­li­ta­ti­vem CO2-redu­zier­tem Pre­mi­um-Stahl. Diese Trans­for­ma­ti­on ist vor allem eine logis­ti­sche Her­aus­for­de­rung. Für Deutsch­land und Öster­reich schätzt Sch­in­ko das Poten­zi­al für den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr auf 1,2 Mio. Ton­nen für das Jahr 2027. Für den Trans­port von Schrott gilt die Schie­ne als Haupt­ver­kehrs­trä­ger. Mit ein­drück­li­chen Pra­xis­bei­spie­len wie dem Bay­ern­s­hut­tle, dem Zula­dungs­wag­gon­pro­to­ty­pen Trans­ANT, dem Schrott-Hub in Enns­dorf und einer Visu­al-Train-Ana­ly­sis-Anla­ge mach­te Mar­kus Sch­in­ko greif­bar, wie die Bahn den Trend zur nach­hal­ti­gen Kreis­lauf­wirt­schaft im Schrott­busi­ness auf ein neues Level hebt. Er for­mu­lier­te sei­nen abschlies­sen­den Appell wie folgt: «Es ist wich­tig, dass alle zusam­men­ar­bei­ten. Las­sen Sie uns nicht war­ten, las­sen Sie es uns tun.»

Hier geht´s zur Prä­sen­ta­ti­on von Mar­kus Sch­in­ko (Log­Serv).

Experten erörterten Innovationskraft, Preis und Qualität des Güterverkehrs

Unter der Mode­ra­ti­on von Andy Mül­ler, Bun­des­haus­re­dak­tor SRF TV, beant­wor­te­ten die Nach­mit­tags­re­fe­ren­ten Fra­gen aus dem Ple­num. Auf dem Podi­um stan­den Lars Dei­ter­ding von HaCon, Jür­gen Maier vom VAP, Gil­les Peter­hans der Inter­na­tio­nal Union of Wagon Kee­pers (UIP), Mar­kus Sch­in­ko von Logis­tik Ser­vice GmbH (Log­Serv) und Chris­ti­an von Nor­mann von Otimon GmbH. Sie dis­ku­tier­ten über den digi­ta­len Fort­schritt einer stark ana­log gepräg­ten Bran­che. Die Panel­gäs­te äus­ser­ten sich zur Umset­zung und zum Tempo der Digi­ta­li­sie­rung, zur Wirk- und Zukunfts­kraft der DAK, zu Preis und Qua­li­tät von Güter­ver­kehrs­an­ge­bo­ten und vor allem zur all­seits gefor­der­ten Zusam­men­ar­beit der Akteure.

Danke und bis zum nächsten Jahr!

Zum Abschluss des Forums Güter­ver­kehr 2025 fass­te Geschäfts­füh­rer Dr. Simon Wey die wich­tigs­ten Punk­te zusam­men. Sein per­sön­li­ches Fazit: «Die gros­sen Her­aus­for­de­run­gen des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs spor­nen uns alle zu Höchst­leis­tun­gen an. Und das nach­weis­lich mit beacht­li­chem Erfolg.» Für Wey stan­den die Bran­chen­ver­tre­te­rin­nen und ‑ver­tre­ter selbst im Mit­tel­punkt der Gescheh­nis­se. Sie seien es, die für den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr bren­nen wür­den und die Bran­che mit Inno­va­ti­on und Lei­den­schaft vor­an­bräch­ten. Und die «bei Miss­erfol­gen den Kopf nicht in den Sand ste­cken». So bedank­te sich der VAP-Geschäfts­füh­rer für das Enga­ge­ment, den uner­müd­li­chen Ein­satz und vor allem die Teil­nah­me am dies­jäh­ri­gen Forum Güter­ver­kehr. Zum Schluss wies er auf das Datum des nächs­ten Forums Güter­ver­kehr hin:
Mitt­woch, den 13. Mai 2026

Hier geht’s zur Bil­der­ga­le­rie mit Impres­sio­nen vom Forum Güter­ver­kehr 2025.

Bundesrat schickt Gütertransportverordnung in die Vernehmlassung

Bundesrat schickt Gütertransportverordnung in die Vernehmlassung

Am 30. April 2025 hat der Bun­des­rat die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen zum total­re­vi­dier­ten Güter­trans­port­ge­setz (GüTG) in die Ver­nehm­las­sung geschickt. Damit kon­kre­ti­siert er den Auf­trag des Par­la­ments, das sich in der Früh­jahrs­ses­si­on 2025 für eine Stär­kung des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs aus­ge­spro­chen hatte. Der VAP wird sich gemein­sam mit wei­te­ren Bran­chen­ak­teu­ren zu die­sem Schlüs­sel­dos­sier äussern.


Darum geht’s:

  • Bun­des­rat ver­folgt sport­li­chen Fahrplan
  • Grü­nes Licht für diver­se Förderinstrumente
  • Anfor­de­run­gen dür­fen nicht zum Stol­per­stein werden
  • Keine Ver­wäs­se­rung der Anrei­ze zur Ver­la­ge­rung auf die Schiene
  • Erfolg und Miss­erfolg lie­gen nahe beieinander
Bundesrat verfolgt sportlichen Fahrplan

In sei­ner letz­ten April-Sit­zung hat der Bun­des­rat den Ent­wurf der Güter­trans­port­ver­ord­nung (GüTV) und wei­te­re Umset­zungs­be­stim­mun­gen in die Ver­nehm­las­sung gege­ben. Diese dau­ert bis am 12. August 2025. Dem­nach kon­kre­ti­siert die Regie­rung die vom Par­la­ment beschlos­se­nen Mass­nah­men im Eil­zugs­tem­po. In der Früh­jahrs­ses­si­on 2025 hat­ten Natio­nal- und Stän­de­rat ihre letz­ten Dif­fe­ren­zen berei­nigt und das revi­dier­te GüTG defi­ni­tiv ver­ab­schie­det. Damit sprach sich das Par­la­ment für einen gestärk­ten und kom­pe­ti­ti­ven Güter­ver­kehr auf der Schie­ne aus. Bereits am 1. Janu­ar 2026 sol­len sowohl das GüTG als auch die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen in Kraft treten.

Grünes Licht für neue Förderinstrumente

Der Ver­nehm­las­sungs­ent­wurf umfasst eine Reihe von Mass­nah­men zur Stär­kung des Trans­ports von Gütern per Bahn und Schiff. Die wich­tigs­ten Mass­nah­men für unse­re Bran­che auf einen Blick:

  1. Leis­tungs­ver­ein­ba­run­gen mit Anbie­tern von Ein­zel­wa­gen­la­dungs­ver­kehr (EWLV)
  2. Umschlags- und Ver­la­de­bei­trä­ge an Anla­gen­be­trei­ber oder ‑benüt­zer
  3. Inves­ti­ti­ons­bei­trä­ge an pri­va­te Güterverkehrsanlagen
  4. Pau­schal­bei­trä­ge zur Ein­füh­rung der digi­ta­len auto­ma­ti­schen Kupp­lung (DAK)
Anforderungen dürfen nicht zum Stolperstein werden

Mit 260 Mil­lio­nen Fran­ken geför­dert wer­den Anbie­ter von EWLV über Leis­tungs­ver­ein­ba­run­gen zwi­schen Bund und Anbie­tern. Diese finan­zi­el­le För­de­rung hat das Par­la­ment vor­erst auf acht Jahre befris­te­tet, wobei sie über zwei Mal vier Jahre erfol­gen soll. Zur Fest­le­gung des Ver­fah­rens erlässt das Bun­des­amt für Ver­kehr (BAV) eine Richtlinie.

Mit SBB Cargo wird sich ein markt­star­kes Unter­neh­men für diese För­der­mit­tel bewer­ben. Die Gefahr besteht darin, dass die Anfor­de­run­gen für den Erhalt der För­der­mit­tel so hoch aus­ge­stal­tet wer­den, dass sie für poten­zi­el­le neue Anbie­ter von EWLV zur Markt­ein­tritts­bar­rie­re wer­den. Die Ver­gan­gen­heit hat gezeigt, dass ein Ein­tritt in die­sen Markt bereits heute äus­serst anspruchs­voll ist. Dem­nach soll der Erhalt die­ser För­de­rung den Anbie­tern nicht als wei­te­ren Stol­per­stein in den Weg gelegt werden.

Keine Verwässerung der Anreize zur Verlagerung auf die Schiene

Die Umschlags- und Ver­la­de­bei­trä­ge sol­len durch eine Abschaf­fung der Rück­erstat­tung der leis­tungs­ab­hän­gi­gen Schwer­ver­kehrs­ab­ga­be (LSVA) im Vor- und Nach­lauf des unbe­glei­te­ten kom­bi­nier­ten Ver­kehrs (UKV) finan­ziert wer­den. Hier besteht die Krux darin, die Anfor­de­run­gen für den Erhalt die­ser Bei­trä­ge so aus­zu­ge­stal­ten, dass der Anreiz zum Ver­lad auf die Schie­ne für die Adres­sa­ten mög­lichst hoch wird. Wie hilf­reich dabei Unter- und Ober­gren­zen sind, ist im Rah­men der Stel­lung­nah­me zu prüfen.

Erfolg und Misserfolg liegen nahe beieinander

Der VAP wird gemein­sam mit sei­nen Mit­glie­dern alles dar­an­set­zen, beim BAV eine breit abge­stütz­te Stel­lung­nah­me ein­zu­rei­chen. Im Zen­trum die­ser Debat­te ste­hen die gespro­che­nen Inves­ti­ti­ons­bei­trä­ge an pri­va­te Güter­ver­kehrs­an­la­gen, die Leis­tungs­ver­ein­ba­rung für Anbie­ter von EWLV sowie die Bei­trä­ge an Anla­gen­be­trei­ber oder ‑benüt­zer. Durch die Abschaf­fung der LSVA-Rück­erstat­tung im Vor- und Nach­lauf zum UKV wer­den näm­lich keine neuen För­der­mit­tel flies­sen, son­dern ledig­lich die Adres­sa­ten geän­dert. Auch begrüsst der VAP die ver­an­schlag­ten 180 Mil­lio­nen Fran­ken für die DAK-Migra­ti­on. Deren Ein­füh­rung wird nicht nur die Pro­duk­ti­vi­tät im EWLV-Gesamt­sys­tem stark erhö­hen, son­dern auch das Ziel der Eigen­wirt­schaft­lich­keit greif­bar machen.

Ins­ge­samt lohnt sich eine genau Prü­fung der Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen, denn gering­fü­gi­ge Ände­run­gen kön­nen über Erfolg und Miss­erfolg der Geset­zes­re­vi­si­on entscheiden.

«Das Potenzial für Effizienz, Sicherheit und Dekarbonisierung im Schienengüterverkehr ist noch nicht voll ausgeschöpft»

«Das Potenzial für Effizienz, Sicherheit und Dekarbonisierung im Schienengüterverkehr ist noch nicht voll ausgeschöpft»

Inter­view mit David Zindo, CEO STREEM Group und Prä­si­dent des UIP

David Zindo, CEO der STREEM Group und Prä­si­dent der UIP, dem inter­na­tio­na­len Ver­band der Güter­wa­gen­hal­ter, stand unse­rem Geschäfts­füh­rer Simon Wey bei sei­nem Besuch bei Erme­wa in Paris Red und Ant­wort. Im Gespräch erläu­tert David Zindo nicht nur seine Visi­on des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs von mor­gen und die Stol­per­stei­ne auf dem Weg dahin, son­dern auch, wie sehr ihm sein Job, die Men­schen und die The­men der Bran­che am Her­zen liegen.

Zu David Zindo:

  • CEO der STREEM Group
  • Mehr als 15 Jahre Erfah­rung im Eisenbahnsektor
  • Bei STREEM seit 2015.
  • Vor­he­ri­ge Arbeit­ge­ber: EY, Veo­lia SNCF Group
  • Prä­si­dent der UIP – Inter­na­tio­nal Union of Wagon Keepers.

Sie sind Präsident des Internationalen Verbands der Güterwagenhaltern. Welche Karriereschritte führten Sie zur heutigen Position?

David Zindo: Ich begann 1996 als Wirt­schafts­prü­fer bei Ernst & Young, bevor ich Finanz­po­si­tio­nen bei Geo­dis, Veo­lia und der SNCF Group über­nahm. 2015 kam ich zu Erme­wa, zunächst als Geschäfts­füh­rer und spä­ter als Vor­sit­zen­der. Im Dezem­ber 2015 trat ich dem Vor­stand der UIP bei und über­nahm im Juni 2023 das Präsidentenamt.

Was fasziniert Sie am Schienengüterverkehr? Was frustriert Sie?

Ich bin fas­zi­niert vom Poten­zi­al für Effi­zi­enz, Sicher­heit und Dekar­bo­ni­sie­rung im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr und frus­triert dar­über, dass wir die­ses Poten­zi­al in der Pra­xis noch nicht voll aus­schöp­fen können.

Wie würden Sie einen Schulabgänger motivieren, eine Karriere in der Branche des Schienengüterverkehrs zu absolvieren?

Dies ist ein Bereich, in dem man ech­ten Ein­fluss haben kann. Einer­seits, weil der Sek­tor gro­ßes Ver­bes­se­rungs­po­ten­zi­al hat, und ande­rer­seits, weil die Ver­bes­se­rung des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs selbst einen enor­men Ein­fluss auf unser Leben hat.

Welches sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Herausforderungen für die Schienengüterverkehrsbranche im Allgemeinen und der Wagenhalter im Besonderen? 

A) Den­ken Sie, dass die Bran­che und die Wagen­hal­ter bereit sind, diese Her­aus­for­de­run­gen anzu­ge­hen?
Ich könn­te ihnen eine ganze Liste von Her­aus­for­de­run­gen auf­zäh­len, aber um beim Wesent­li­chen zu blei­ben: der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr ist ein fes­ter Bestand­teil des Eisen­bahn­sys­tems, wobei die­ses einem Fli­cken­tep­pich gleich­kommt. Jedes Land in Euro­pa hat seine eige­nen natio­na­len Vor­schrif­ten, Nor­men und Ver­fah­ren für die Eisen­bahn­in­fra­struk­tur, den Zug­be­trieb und die Signal­ge­bung. Diese Frag­men­tie­rung führt zu zahl­rei­chen Inef­fi­zi­en­zen. Die Moder­ni­sie­rung des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs schrei­tet voran, aber das Sys­tem selbst muss noch schnel­ler ver­ein­heit­licht wer­den, um eine rei­bungs­lo­se­re Inte­gra­ti­on der natio­na­len Eisen­bahn­sys­te­me zu gewähr­leis­ten.
Ich denke, die Betei­lig­ten wer­den sich mehr und mehr der Not­wen­dig­keit bewusst, ganz­heit­lich zu den­ken. Euro­päi­sche Initia­ti­ven, die von For­schungs- und Inno­va­ti­ons­pro­gram­men wie Europe’s Rail ange­führt wer­den, beschleu­ni­gen den not­wen­di­gen kol­lek­ti­ven Wan­del.
Die Wagen­hal­ter arbei­ten daran, dass das all­ge­mei­ne Eisen­bahn­sys­tem wett­be­werbs­fä­hi­ger und wider­stands­fä­hi­ger wird. Das schwie­ri­ge wirt­schaft­li­che und geo­po­li­ti­sche Umfeld der letz­ten Jahre las­tet bereits heute schwer auf dem Wagen­hal­ter­ge­schäft. Es ist nicht hilf­reich, wenn das Gesamt­an­ge­bot im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr nicht den Kun­den­be­dürf­nis­sen ent­spricht. Die Wagen­hal­ter kön­nen ihren Teil dazu bei­tra­gen, ihre Pro­duk­te zu ver­bes­sern, aber sie sehen sich mit Kos­ten kon­fron­tiert, die sie aus ihrer Seite nicht wie­der rein­ho­len kön­nen. Eben­so ist es eine Her­aus­for­de­rung, dies den Poli­ti­kern und der Öffent­lich­keit klar zu machen.
B) LKWs sind schon bald kli­ma­neu­tral, wodurch ein zen­tra­ler Wett­be­werbs­vor­teil des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs ver­schwin­den wird. Wel­che Mög­lich­kei­ten sehen Sie, um die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Schie­ne im Ver­gleich zur Stras­se zu ver­bes­sern?
Der Über­gang der Lkw-Indus­trie zur Kli­ma­neu­tra­li­tät ist eine Her­aus­for­de­rung für den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr, bie­tet jedoch auch eine Chan­ce die eige­ne Trans­for­ma­ti­on zu beschleu­ni­gen. Der Schlüs­sel zur Ver­bes­se­rung der Posi­ti­on des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs im Ver­gleich zum Stra­ßen­ver­kehr liegt darin, die Vor­tei­le der Bahn her­vor­zu­he­ben, wie ihre über­le­ge­ne Ener­gie­ef­fi­zi­enz und ihre gerin­ge­ren CO²-Emis­sio­nen. Eine grö­ße­re Digi­ta­li­sie­rung im Schie­nen­netz sowie die Ver­bes­se­rung der Fle­xi­bi­li­tät der Bahn, d.h. die Inte­gra­ti­on in mul­ti­mo­da­le Logis­tik­ket­ten, sind ent­schei­den­de Grö­ßen in die­ser Trans­for­ma­ti­on.
Die Bahn soll­te sich nicht nur als die grü­ne­re Opti­on posi­tio­nie­ren, son­dern auch als zuver­läs­si­ger, kos­ten­ef­fi­zi­en­ter und zukunfts­fä­hi­ger Verkehrsträger.

Ich würde gerne einen Blick auf die beiden grossen technologischen Innovationen der Digitalen Automatischen Kupplung (DAK) und der Digitalisierung werfen. Kann eine davon respektive beide in Kombination jener Befreiungsschlag sein, der die Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs spürbar verbessern wird?

Abso­lut, die DAK bringt ja auch gleich­zei­tig auch die Digi­ta­li­sie­rungs­be­mü­hun­gen einen gros­sen Schritt vor­wärts. Die auto­ma­ti­sche Kupp­lung adres­siert ein zen­tra­les Pro­blem im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr: das ver­al­te­te und inef­fi­zi­en­te manu­el­le Kupp­lungs­sys­tem. Durch die Auto­ma­ti­sie­rung des Kupp­lungs­pro­zes­ses kön­nen wir den betrieb­li­chen Auf­wand erheb­lich redu­zie­ren, die Sicher­heit ver­bes­sern und Kos­ten sen­ken, was die Wett­be­werbs­fä­hig­keit des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs ins­ge­samt erhöht. Das «D» in DAK hin­ge­gen bringt eine brei­te­re Digi­ta­li­sie­rung und Ener­gie­über­tra­gung ins Spiel, sodass wir einen Echt­zeit-Daten­aus­tausch und Ener­gie ent­lang des gesam­ten Güter­zugs haben kön­nen. Dies ermög­licht eine bes­se­re Inte­gra­ti­on von Roll­ma­te­ri­al, Infra­struk­tur, Betrieb und ande­ren Ver­kehrs­trä­gern.
Die DAK kann das Maß an Effi­zi­enz und Fle­xi­bi­li­tät auf eine nächs­te Stufe heben. Es wird die Anfor­de­run­gen an die Arbeits­kräf­te ver­än­dern und den Arbeits­markt öff­nen. Die voll­stän­di­ge Digi­ta­li­sie­rung eines Schie­nen­gü­ter­zugs wird uns ermög­li­chen, auf Kun­den­an­for­de­run­gen zu reagie­ren und eine Lösung für bes­se­re Logis­tik zu bie­ten.
Wir kön­nen dann sogar von DACC spre­chen: Digi­tal Auto­ma­ted Con­nec­ted und Cus­to­mer-ori­en­ted Ope­ra­ti­ons – diese wer­den den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr schnel­ler, zuver­läs­si­ger und anpas­sungs­fä­hi­ger an jeg­li­che Kun­den­an­for­de­run­gen machen, wodurch die Attrak­ti­vi­tät als eine moder­ne, umwelt­freund­li­che Trans­port­lö­sung erhöht wird.

Die Europäische Union beabsichtigt die DAK bis 2030 einzuführen. Denken Sie, dass dies ein realistischer Zeithorizont ist? Falls nicht, was sind die hauptsächlichen Stolpersteine auf dem Weg zur Einführung?

Das Ziel, bis 2030 auf einen voll­stän­di­gen digi­ta­len Schie­nen­gü­ter­zug­be­trieb (FDFTO) mit DAK umzu­stei­gen, ist ehr­gei­zig, aber mach­bar. Las­sen Sie uns dies in ein­zel­nen Schrit­ten den­ken: Zuerst, die Ent­wick­lung und Erpro­bung einer euro­päi­schen Tech­no­lo­gie abschlie­ßen, dann die Zuver­läs­sig­keit und die wirt­schaft­li­chen Vor­tei­le von FDFTO mit DAK durch den Betrieb kom­mer­zi­el­ler Güter­zü­ge vali­die­ren und schließ­lich die Mach­bar­keit einer Migra­ti­on hin­sicht­lich des bestehen­den Fuhr­parks, der Wag­gons, Loko­mo­ti­ven und des Ver­kehrs bewer­ten. Letzt­lich müs­sen die ent­spre­chen­den öffent­li­chen Mit­tel sicher­ge­stellt wer­den. Alle Schrit­te sind ent­schei­dend für eine erfolg­rei­che euro­päi­sche Umset­zung, wobei alle Schrit­te Zeit benö­ti­gen und wir bis zur Errei­chung des Ziels ambi­tio­niert blei­ben müs­sen. Auch wenn der Zeit­plan knapp bemes­sen ist, soll­te die Not­wen­dig­keit, die euro­päi­schen Green-Deal-Ziele zu errei­chen, die not­wen­di­ge Dyna­mik zur Ziel­er­rei­chung erzeugen.

In unserem Vorgespräch sprachen wir über die Herausforderung, alle Kräfte der Schienengüterverkehrsbranche bei der Problemlösung auf Kurs zu bringen. Was genau haben Sie damit gemeint, vielleicht erklärt an einem Beispiel?

Wie her­aus­for­dernd es ist, alle Akteu­re des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs auf einen Nen­ner zu brin­gen, zeigt das Bei­spiel der DAK-Ein­füh­rung. Wäh­rend eini­ge Län­der oder Unter­neh­men DAK schnell ein­füh­ren wol­len, sind ande­re auf­grund der damit ver­bun­de­nen Kos­ten oder wegen ande­rer Prio­ri­tä­ten wie dem Aus­bau der Infra­struk­tur eher zurück­hal­tend. Die Kom­ple­xi­tät, alle diese Par­tei­en auf eine gemein­sa­me Visi­on und Stra­te­gie ein­zu­schwö­ren, stellt eine große Her­aus­for­de­rung dar.
Um diese Her­aus­for­de­rung zu meis­tern, bedarf es eines star­ken Füh­rungs­rah­mens und finan­zi­el­ler Unter­stüt­zung sowohl von der EU selbst als auch von den Mit­glied­staa­ten. Nur dadurch kann sicher­ge­stellt wer­den, dass sich alle Betei­lig­ten wei­ter­hin für ein gemein­sa­mes Ziel einsetzen.

Eine Frage zu Ermewa, die ja zur STREEM Gruppe zählt. Könnten Sie uns etwas über eine aktuelle Innovation von Ermewa erzählen, die das Potenzial hat, von der restlichen Industrie adaptiert zu werden? 

Es wäre anma­ßend zu behaup­ten, dass wir die ein­zi­gen mit guten Ideen sind. Ich glau­be fest an das Poten­zi­al von Main­ten­an­ce 4.0 und im Schie­nen­trans­port von pal­le­tier­ten Gütern. Das erste Thema umfasst alles, was digi­ta­le Tech­no­lo­gie und künst­li­che Intel­li­genz erbrin­gen kön­nen, das zwei­te betrifft das Logis­tik­kon­zept (und die Güter­wa­gen), das den Modal­split auch außer­halb von fes­ten und flüs­si­gen Schütt­gü­tern ermög­li­chen wird.

Zum Schluss eine persönliche Frage: Wie erholen Sie sich in Ihrer Freizeit, um im Berufsalltag die notwendige Energie zu haben?

Die Ant­wort ist sehr banal. Ich ver­brin­ge Zeit mit mei­ner Fami­lie, trei­be etwas Sport, gehe ins Kino, ins Thea­ter oder ins Restau­rant… Ich liebe mei­nen Job, ich liebe die­sen Sek­tor, die Men­schen, mit denen ich arbei­te, und ich tren­ne mein Berufs- und Pri­vat­le­ben nicht strikt von­ein­an­der. Ich werde dies alles ver­mis­sen, wenn die Zeit gekom­men ist, weiterzuziehen.

GüTG: Die Richtung stimmt, der Weg bleibt steinig

GüTG: Die Richtung stimmt, der Weg bleibt steinig

Am 28. Febru­ar 2025 begrüss­te das Bun­des­amt für Ver­kehr (BAV) Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter der Güter­bran­che am run­den Tisch. Zur Debat­te stand die Umset­zung des total­re­vi­dier­ten Güter­trans­port­ge­set­zes (GüTG) noch vor des­sen defi­ni­ti­ven Ver­ab­schie­dung im Par­la­ment. Die­ses legt mit dem GüTG den Grund­stein für Eigen­wirt­schaft­lich­keit im Ein­zel­wa­gen­la­dungs­ver­kehr (EWLV). Aller­dings blei­ben die Her­aus­for­de­run­gen immens.

Darum geht’s:

  • Sport­li­che Umset­zung per 2026 angepeilt
  • Finan­zie­rungs­mass­nah­men klä­ren sich
  • För­der­bei­trä­ge sor­gen für Rückenwind
  • Nach­fra­ge zusätz­lich finan­zi­ell unterstützt
  • DAK dürf­te erhoff­ter Befrei­ungs­schlag sein
  • Kur­ven­rei­che Zukunft
 
Sportliche Umsetzung per 2026 angepeilt

Das BAV prä­sen­tier­te den Dis­kus­si­ons­teil­neh­men­den einen sport­li­chen Fahr­plan zur Umset­zung des GüTG. Es geht davon aus, dass das Par­la­ment das total­re­vi­dier­te GüTG in sei­ner Schluss­ab­stim­mung vom 21. März 2025 ver­ab­schie­det. Spä­tes­tens im Mai 2025 folgt die Ver­nehm­las­sung der Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen. Sowohl das Gesetz als auch die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen sol­len am 1. Janu­ar 2026 in Kraft tre­ten. Nach der Ver­nehm­las­sung der Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen will das BAV einen wei­te­ren run­den Tisch ein­be­ru­fen, um ver­blei­ben­de Fra­gen der Bran­chen­ver­tre­ter zu klären.

Finanzierungsmassnahmen klären sich

Mit den im GüTG genann­ten För­der­bei­trä­gen will der Regu­la­tor die Eigen­wirt­schaft­lich­keit des EWLV errei­chen. Dazu sieht er Bei­trä­ge für unter­schied­li­che Anspruchs­grup­pen vor:

  1. Leis­tungs­ver­ein­ba­run­gen mit Anbie­ten­den von EWLV
  2. Umschlags- und Ver­la­de­bei­trä­ge an Anla­gen­be­trei­ber oder ‑benüt­zer, finan­ziert durch die Abschaf­fung der LSVA-Rück­erstat­tung im Vor- und Nach­lauf des unbe­glei­te­ten kom­bi­nier­ten Ver­kehrs (UKV)
  3. Inves­ti­ti­ons­bei­trä­ge für pri­va­te Güterverkehrsanlagen
  4. Pau­scha­le Inves­ti­ti­ons­bei­trä­ge zur För­de­rung der digi­ta­len auto­ma­ti­schen Kupp­lung (DAK)

Die Leis­tungs­ver­ein­ba­run­gen mit Anbie­ten­den von EWLV sol­len all­fäl­li­ge unge­deck­te Betriebs­kos­ten in der Trans­for­ma­ti­ons­pha­se der Auto­ma­ti­sie­rung und Digi­ta­li­sie­rung decken. Nach Abschluss der För­der­mass­nah­men soll der EWLV eigen­wirt­schaft­lich funk­tio­nie­ren. Dazu muss der EWLV als Gesamt­sys­tem pro­duk­ti­ver wer­den, etwa indem er Ange­bo­te moder­ni­siert und neue erschliesst oder die Qua­li­tät der Bedien­struk­tur ver­bes­sert. Zudem las­sen sich durch die Digi­ta­li­sie­rung Pro­zes­se auto­ma­ti­sie­ren, ver­ein­fa­chen und ent­bü­ro­kra­ti­sie­ren; das alles bevor die DAK in Betrieb ist. Dank die­ser Anpas­sun­gen wird der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr nicht nur für bestehen­de Kun­den, son­dern auch für poten­zi­el­le Neu­kun­den attraktiver.

Förderbeiträge sorgen für Rückenwind

Die ange­dach­te Über­brü­ckungs­fi­nan­zie­rung soll zwei­mal vier Jahre dau­ern. Sie ver­schafft den Betei­lig­ten die not­wen­di­ge Zeit, um die Her­aus­for­de­run­gen zu meis­tern. Dazu braucht es eine gewis­se Opfer­sym­me­trie unter den Anspruchs­grup­pen, die auch mode­ra­te Preis­er­hö­hun­gen bei den Ver­la­dern ein­schliesst. Aller­dings müs­sen sich sol­che Preis­er­hö­hun­gen auch mit Qua­li­täts­ver­bes­se­run­gen im Sys­tem recht­fer­ti­gen las­sen. Star­ke und kurz­fris­ti­ge Preis­stei­ge­run­gen und Ange­bots­ein­schrän­kun­gen lau­fen der Eigen­wirt­schaft­lich­keit ent­ge­gen. Sie füh­ren dazu, dass sich die Ver­la­der vom EWLV abwen­den, was des­sen Eigen­wirt­schaft­lich­keit noch schwe­rer erreich­bar macht.
An die Leis­tungs­ver­ein­ba­run­gen gebun­den sind rich­ti­ger­wei­se eine regel­mäs­si­ge Bericht­erstat­tung, das Moni­to­ring der Schlüs­sel­kenn­zah­len und ein Sank­ti­ons­me­cha­nis­mus, falls die Ziele nicht erreicht wer­den. Diese Kon­di­tio­nen stel­len glaub­wür­dig sicher, dass die För­de­rung – also die Steu­er­gel­der – den EWLV dem Ziel der Eigen­wirt­schaft­lich­keit näher bringt.

Nachfrage zusätzlich finanziell unterstützt

Mit den Umschlags- und Ver­la­de­bei­trä­gen an Anla­ge­be­trei­ber oder ‑benüt­zer und den Inves­ti­ti­ons­bei­trä­gen für pri­va­te Güter­ver­kehrs­an­la­gen unter­stützt der Gesetz­ge­ber auch die Nach­fra­ge­sei­te des EWLV und die Anbie­ter von Bedien­punk­ten. Dies ist wich­tig, denn auf dem Weg zur Eigen­wirt­schaft­lich­keit muss auch die Nach­fra­ge­sei­te sta­bi­li­siert wer­den. Ein Rück­gang der Trans­port­men­ge im Bahn­sys­tem würde die Ziel­er­rei­chung eines eigen­wirt­schaft­li­chen EWLV erschwe­ren. Finan­ziert wer­den die Umschlags- und Ver­la­de­bei­trä­ge an Anla­ge­be­trei­ber oder ‑benüt­zer durch die Abschaf­fung der LSVA-Rück­erstat­tung im Vor- und Nach­lauf zum UKV. Dem­nach lässt der Bund kein zusätz­li­ches Geld flies­sen, son­dern ändert nur den Adres­sa­ten der Fördermittel.

DAK dürfte erhoffter Befreiungsschlag sein

Das Par­la­ment beab­sich­tigt im revi­dier­ten GüTG auch pau­scha­le Inves­ti­ti­ons­bei­trä­ge für die DAK. Diese dürf­ten dem EWLV den erhoff­ten Tech­no­lo­gie­schub zur Eigen­wirt­schaft­lich­keit ver­schaf­fen. Denn die DAK ermög­licht die lang­ersehn­te Moder­ni­sie­rung und Auto­ma­ti­sie­rung der Pro­duk­ti­on im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr.
Die Bran­che allein kann die Umset­zung die­ser Inno­va­ti­on kaum stem­men. Zum einen sind die Mar­gen im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr bereits heute dünn. Zum ande­ren ergibt sich ein Koor­di­na­ti­ons­pro­blem, da der Nut­zen der DAK gröss­ten­teils nicht bei den zur Umrüs­tung gezwun­ge­nen Wagen­hal­tern anfällt, son­dern bei den Eisen­bahn­ver­kehrs­un­ter­neh­men. Aller­dings müs­sen die Wagen­hal­ter die Umrüs­tungs­kos­ten voll­um­fäng­lich tra­gen. Die Ver­la­der ihrer­seits müs­sen ihre Anschluss­glei­se und Trieb­fahr­zeu­ge bau­lich anpas­sen und die Digi­ta­li­sie­rung ihrer Pro­zes­se finan­zie­ren. Ver­la­der und Wagen­hal­ter leis­ten also einen eben­so rele­van­ten Bei­trag zur Sanie­rung des EWLV-Sys­tems wie die Güterbahnen.

Kurvenreiche Zukunft

Mit dem total­re­vi­dier­ten GüTG erhält die Bran­che einen will­kom­me­nen Steil­pass, um den EWLV in weni­gen Jah­ren wie­der auf Kurs zu brin­gen. Das Par­la­ment ist dem EWLV wohl­ge­sinnt, auch im Wis­sen darum, dass man sich ein Schei­tern sowohl aus ver­kehrs­tech­ni­schen als auch aus öko­lo­gi­schen Grün­den nicht leis­ten kann. Doch noch ist das Ziel nicht erreicht und alle in der Bran­che müs­sen Farbe beken­nen. Dabei sind über­durch­schnitt­lich star­ke Preis­er­hö­hun­gen und Ange­bots­ein­schrän­kun­gen für Ver­la­der wenig hilf­reich. Denn sie las­sen das ohne­hin her­aus­for­dern­de Ziel noch wei­ter in die Ferne rücken.

«Digitale Technologien unterstützen und entlasten unsere Mitarbeitenden»

«Digitale Technologien unterstützen und entlasten unsere Mitarbeitenden»

Inter­view mit Tho­mas Küch­ler, Direk­tor der SOB

Die Süd­ost­bahn (SOB) ist seit Jah­ren Vor­rei­te­rin der Digi­ta­li­sie­rung im Bahn­be­trieb. Tho­mas Küch­ler, Vor­sit­zen­der der Geschäfts­lei­tung, erläu­tert im Gespräch mit dem VAP, warum die SOB vom fun­da­men­ta­len Chan­ge-Pro­zess der Digi­ta­li­sie­rung über­zeugt ist, wie digi­ta­li­sier­te Pro­zes­se trans­pa­ren­ter wer­den, wie sich der Bahn­be­trieb (teil-)automatisieren lässt, wie sich bis­he­ri­ge Berufs­bil­der ver­än­dern, wel­che Erkennt­nis­se die SOB aus Zustands­da­ten gewinnt und warum es wich­tig ist, Daten in Daten­öko­sys­te­men auszutauschen.

Herr Küchler, derzeit sprechen alle über Digitalisierung. Wie sehen Sie das?

Tho­mas Küch­ler: Das stimmt. Ich zeige Ihnen gerne unse­re prak­ti­schen Erkennt­nis­se auf, die wir bei der SOB in den ver­gan­ge­nen Jah­ren gewon­nen haben. Aller­dings möch­te ich nicht über Tech­no­lo­gien wie die Com­mu­ni­ca­ti­on-Based Train Con­trol spre­chen. Viel­mehr müs­sen wir das Thema Digi­ta­li­sie­rung grund­sätz­lich betrachten.

Heute wird im Bahn­sek­tor vie­les digi­tal abge­bil­det. Doch meis­tens han­delt es sich um Insel­lö­sun­gen. Der Infor­ma­ti­ons­fluss ist nicht durch­ge­hend: ver­schie­de­ne Spei­cher­or­te, unter­schied­li­che For­ma­te, abwei­chen­de Aktua­li­täts­stän­de. Wenn damit Pro­zes­se gesteu­ert wer­den sol­len, die den gel­ten­den Anfor­de­run­gen von «Safe­ty» und «Secu­ri­ty» gerecht wer­den, wird rasch erkenn­bar, dass sich das mit ver­tret­ba­ren Auf­wen­dun­gen nur schwer rea­li­sie­ren lässt. Denn der Erfolg eines Bahn­un­ter­neh­mens basiert auf hoher Sicher­heit und dem kon­ti­nu­ier­li­chen Stre­ben nach mehr Effi­zi­enz. Digi­ta­li­sie­rungs­mass­nah­men müs­sen mess­bar dazu bei­tra­gen, dass der siche­re Betrieb gewähr­leis­tet bleibt und sich die Effi­zi­enz erhöht.
Dem­nach brau­chen wir für die Digi­ta­li­sie­rung einen kom­plett neuen Ansatz. Im Zen­trum muss eine soft­ware­ba­sier­te Steue­rung ste­hen. Ein sol­ches Sys­tem muss modu­lar und wan­del­bar auf­ge­baut sein und die ein­zel­nen Funk­tio­nen unter­ein­an­der verknüpfen.

Was versteht die SOB als Vorreiterin in diesem Thema unter Digitalisierung?

Tho­mas Küch­ler: Die SOB-Füh­rung hat das Poten­zi­al der Digi­ta­li­sie­rung zum Glück vor Jah­ren erkannt.
Für uns geht es nicht darum, manu­el­le Pro­zes­se digi­tal abzu­bil­den. Die heu­ti­ge Struk­tur der Bah­nen basiert auf Pro­zes­sen aus dem letz­ten Jahr­hun­dert. Im Bahn­sek­tor wur­den bestehen­de Teil­sys­te­me typi­scher­wei­se mit­hil­fe von Soft­ware rea­li­siert. Eine der gröss­ten Hür­den ist dabei die feh­len­de über­ge­ord­ne­te Durch­gän­gig­keit bei den Informationen.

Wie hat die SOB die Digitalisierung gemeistert?

Tho­mas Küch­ler: Unser Manage­ment hat früh ver­stan­den, dass sich unser Unter­neh­men Rich­tung Digi­ta­li­sie­rung wei­ter­ent­wi­ckeln muss und dafür auf kom­pe­ten­te Unter­stüt­zung ange­wie­sen ist. Wir haben exter­ne Fach­ex­per­ten bei­gezo­gen. Diese brach­ten eine Aus­sen­sicht in unse­re Bahn­welt. So haben wir erkannt, dass für eine erfolg­rei­che Digi­ta­li­sie­rung ein fun­da­men­ta­ler Chan­ge-Pro­zess erfor­der­lich ist. Die­ser tief­grei­fen­de Wan­del muss über­dies bei lau­fen­dem Betrieb voll­zo­gen wer­den. Ein Bahn­un­ter­neh­men kann nicht wie ein Indus­trie­un­ter­neh­men das alte Pro­dukt abset­zen und ein neues Pro­dukt auf den Markt brin­gen. Zudem ist ent­schei­dend, dass die gesam­te Beleg­schaft mit­zieht. Jede Mit­ar­bei­te­rin und jeder Mit­ar­bei­ter muss sich mit der Digi­ta­li­sie­rung im eige­nen Umfeld auseinandersetzen.

Wie haben Sie Ihre konzeptionellen Erkenntnisse konkretisiert?

Tho­mas Küch­ler: Wir haben vier Ele­men­te für eine umfas­sen­de Digi­ta­li­sie­rung ermit­telt: Daten, Orga­ni­sa­ti­on, Sys­tem, Pro­zes­se. Alle vier Ele­men­te sind syn­chron zu adres­sie­ren, sie bil­den den Kern der Umset­zung. Unter­neh­mens­über­grei­fend haben wir – bild­lich gespro­chen – ein SOB-Gebäu­de kon­zi­piert. Wir haben die gemein­sam genutz­ten Daten defi­niert, die für alle auto­ri­sier­ten Nut­zer ver­füg­bar sein müs­sen. In der Folge haben wir die orga­ni­sa­to­ri­schen Ein­hei­ten in die Stock­wer­ke unse­res SOB-Gebäu­des ein­quar­tiert. Sie sind eigen­ver­ant­wort­lich für die Ein­rich­tung ihres Stock­wer­kes und frei in des­sen Ges­tal-tung. Aber sie müs­sen die über­ge­ord­ne­ten Daten­struk­tu­ren respektieren.

Wie haben Sie Ihre Mitarbeitenden einbezogen?

Tho­mas Küch­ler: Das ist einer der gröss­ten Erfolgs­fak­to­ren. Trans­for­ma­ti­on gilt nicht nur für das Kader. Alle Mit­ar­bei­ten­den sind betrof­fen. Des­halb haben wir Betrof­fe­ne zu Betei­lig­ten gemacht. Als sol­che müs­sen sie eine akti­ve Rolle ein­neh­men und die fol­gen­de Frage beant­wor­ten: Wel­che Ver­bes­se­rung ver­ein­facht meine Arbei­ten so, dass bei hohem Sicher­heits­le­vel die Effi­zi­enz steigt. Wir haben fest­ge­stellt, dass gera­de jün­ge­re Mit­ar­bei­ten­de neue Ideen ein­brin­gen, die sich geschickt mit den Erfah­run­gen der lang­jäh­ri­gen Mit­ar­bei­ten­den ver­knüp­fen lassen.

Digitalisierung bringt also Veränderung übers ganze Unternehmen hinweg?

Tho­mas Küch­ler: Oh ja. Bahn­un­ter­neh­men wer­den stark von der Erfah­rung ihrer Mit­ar­bei­ten­den geprägt. Frü­her hat­ten wir einen sehr hohen Anteil lang­jäh­ri­ger Mit­ar­bei­ten­der, die mit ihrer Erfah­rung das Rück­grat un-seres Unter­neh­mens bil­de­ten und ent­schei­dend zur Qua­li­tät unse­rer Pro­duk­ti­on bei­tru­gen. Mit der Zeit hat sich die durch­schnitt­li­che Dauer von Arbeits­ver­trä­gen ver­kürzt; heute haben wir eine höhe­re Fluk­tua­ti­on. Des­halb müs­sen wir uns inten­siv mit dem Wis­sens­er­halt aus­ein­an­der­set­zen. Zudem ändern sich die Berufs­bil­der stär­ker. Auch die­sen Trend müs­sen wir als Unter­neh­men aufgreifen.

Wie hängen Veränderung und Digitalisierung zusammen?

Tho­mas Küch­ler: In dop­pel­ter Hin­sicht. Ers­tens beschleu­nigt die Digi­ta­li­sie­rung die Ver­än­de­rung von Berufs­bil­dern. Das hat durch­aus einen inter­es­san­ten Effekt, denn in vie­len Fäl­len wer­den die Berufs­bil­der attrak­ti­ver. Wich­tig ist, die lang­jäh­ri­gen Mit­ar­bei­ten­den auf diese Reise mit­zu­neh­men.
Zwei­tens ermög­licht die Digi­ta­li­sie­rung die Kon­trol­le des Sys­tems. Diese Kon­trol­le ist für die Pro­zess­si­che­rung ent­schei­dend. Sie hilft uns, ein pra­xis­ge­rech­tes Safe­ty Manage­ment Sys­tem zu betrei­ben, das sämt­li­chen Vor­ga­ben gerecht wird. Schliess­lich konn­ten wir die Abhän­gig­keit von ein­zel­nen Mit­ar­bei­ten­den umgehen.

Veränderung wird aber nicht nur positiv wahrgenommen. Was meinen Sie dazu?

Tho­mas Küch­ler: Wer nach jah­re­lan­ger erfolg­rei­cher Arbeit sein Metier beherrscht, kann auf Ver­än­de­run­gen auch kri­tisch reagie­ren. Aber wir soll­ten eine Eigen­heit des Bahn­sek­tors berück­sich­ti­gen: Viele tra­di­tio­nel­le Arbei­ten im Bahn­all­tag sind kör­per­lich anstren­gend. Sie sind bei Wind, Regen und Schnee zu jeder Tages­zeit zuver­läs­sig und sicher durch­zu­füh­ren. Wir haben heute immer grös­se­re Schwie­rig­kei­ten, dafür neue Mit­ar­bei­ten­de zu rekru­tie­ren. Des­halb werte ich es als posi­tiv, dass Digi­ta­li­sie­rung und Auto­ma­ti­sie­rung tra­di­tio­nel­le «Bähn­ler­be­ru­fe» ändern und neue Berufs­bil­der schaffen.

Ein gutes Bei­spiel dafür ist die Sicher­heit. Frü­her waren viele Tätig­kei­ten im Bahn­be­trieb unmit­tel­bar für die Sicher­heit ent­schei­dend. Der Mit­ar­bei­ten­de prüf­te die freie Stre­cke und erteil­te den Fahr­be­fehl. Heute wird er durch Leit­sys­te­me unter­stützt, die siche­res Fah­ren gewähr­leis­ten. Mit der frü­he­ren Metho­de wäre der dich­te Fahr­plan von heute nicht sicher und effi­zi­ent machbar.

Wie können Technologien Ihre Mitarbeitenden unterstützen?

Tho­mas Küch­ler: Tests haben klar­ge­macht: Wir stre­ben kei­nen voll­au­to­ma­ti­schen Betrieb ohne Per­so­nal an. Viel­mehr sol­len digi­ta­le Tech­no­lo­gien unse­re Mit­ar­bei­ten­den unter­stüt­zen und ent­las­ten, indem sie vor allem bei Abwei­chun­gen die Tras­sen­nut­zung lau­fend optimieren.

Und inwiefern verbessert die Digitalisierung den Betrieb?

Tho­mas Küch­ler: Bei unse­rem Per­so­nen­ver­kehr set­zen wir weit­ge­hend moder­ne Trieb­zü­ge ein. Das sind rich­ti­ge Daten­schleu­dern, sie sam­meln im Betrieb lau­fend Zustands­da­ten. Hier arbei­ten wir mit dem Her­stel­ler Stad­ler zusam­men. Stad­ler sam­melt für uns die Daten. Wir haben die Daten­ho­heit, über­neh­men einen Gross­teil der Roh­da­ten und wer­ten sie teil­wei­se selbst aus. Über die soge­nann­te Zustands­aus­wer­tung kön­nen wir Trends zeit­nah erken­nen, wirk­sa­me Mass­nah­men ergrei­fen und zeit­ge­recht umset­zen. Die Digi­ta­li­sie­rung hilft uns, recht­zei­tig zu reagieren.

Was treibt die SOB zur digitalen Transformation an?

Tho­mas Küch­ler: Ein Bahn­un­ter­neh­men muss sich an den Kun­den ori­en­tie­ren. Kun­den­be­dürf­nis­se wan­deln sich stän­dig. Über ent­spre­chen­de Kenn­zah­len müs­sen wir Trends rasch erken­nen und rich­tig reagie­ren. Mit den erfass­ten Kenn­zah­len kön­nen wir die Wir­kung unse­rer Mass­nah­men beur­tei­len. Damit unser Geschäfts­mo­dell erfolg­reich bleibt, müs­sen wir die Effi­zi­enz stei­gern und gleich­zei­tig Sicher­heit gewähr­leis­ten. Auf diese Weise stel­len wir die Markt­fä­hig­keit unse­res Unter­neh­mens sicher. Die Digi­ta­li­sie­rung ist ein idea­les Tool, unser Geschäft erfolg­reich zu betreiben.

Herr Küchler, besten Dank für das aufschlussreiche Gespräch.
Wintersession 2024: Bahnbrechende Entscheidungen

Wintersession 2024: Bahnbrechende Entscheidungen

Vom 2. bis 20. Dezem­ber 2024 tra­fen sich Stän­de- und Natio­nal­rat zur letz­ten par­la­men­ta­ri­schen Bera­tungs­run­de im Jahr 2024. Auf den Agen­den bei­der Räte stan­den gewich­ti­ge ver­kehrs­po­li­ti­sche Themen.

 

Darum geht’s:

  • 16,4 Mil­li­ar­den Fran­ken für Bahn­be­trieb und Anschlussgleisförderung
  • Mehr­be­darf für den Aus­bau­schritt 2035 heiss diskutiert
  • Ver­schär­fung der Haf­tung von Güter­wa­gen­hal­tern abgelehnt

 

16,4 Milliarden Franken für Bahnbetrieb und Anschlussgleisförderung

Nach dem Natio­nal­rat gab nun auch der Stän­de­rat den Kos­ten­rah­men für den Betrieb und den Sub­stanz­er­halt der Bahn­an­la­gen in den Jah­ren 2025 bis 2028 in der Höhe 16,4 Mil­li­ar­den Fran­ken frei. Damit geneh­mig­te der Stän­de­rat zwei wei­te­re Bun­des­be­schlüs­se über 185 Mil­lio­nen Fran­ken zur Ver­län­ge­rung der Inves­ti­ti­ons­bei­trä­ge an pri­va­te Güterverkehrsanlagen.

Mehrbedarf für den Ausbauschritt 2035 heiss diskutiert

Der Aus­bau­schritt hat nichts mit der oben erwähn­ten Finan­zie­rung des Bahn­be­triebs zu tun. Den­noch führ­te der Stän­de­rat eine hef­ti­ge Debat­te über die Mehr­kos­ten, die von den Medi­en breit the­ma­ti­siert wur­den. Der Antrag, die Vor­la­ge des­halb an die vor­be­ra­ten­de Kom­mis­si­on zurück­zu­wei­sen, wurde schliess­lich zurück­ge­zo­gen. Uner­wähnt blieb in der Dis­kus­si­on die Tat­sa­che, dass die SBB im Auf­trag des Bun­des­amts für Ver­kehr (BAV) für die Pla­nung der Aus­bau­schrit­te ver­ant­wort­lich ist.

Verschärfung der Haftung von Güterwagenhaltern abgelehnt

Die Kom­mis­si­on für Ver­kehr und Fern­mel­de­we­sen des Natio­nal­rats woll­te den Bun­des­rat mit der Moti­on 24.3823 «Revi­si­on der Risi­ko­haf­tung von Eigen­tü­mern von Güter­wag­gons» zur Ein­füh­rung einer Gefähr­dungs­haf­tung und Ver­si­che­rungs­pflicht ver­pflich­ten. Der Natio­nal­rat lehn­te die Moti­on mit 91:89 Stim­men bei 4 Ent­hal­tun­gen ab, was einem Ver­nunfts­ent­scheid gleich­kommt. Eine Mehr­heit der Natio­nal­rä­tin­nen und Natio­nal­rä­te schob die Emo­tio­nen im Zusam­men­hang mit dem Unfall vom 10. August 2023 im Gott­hard­ba­sis­tun­nel bei­sei­te und ent­schied zuguns­ten einer erfolg­rei­chen Klima- und Verlagerungspolitik.

Unse­re Argu­men­te als Stim­me der ver­la­den­den Wirt­schaft konn­ten offen­bar über­zeu­gen: Die Hal­ter von Güter­wa­gen haf­ten schon heute im Rah­men der Ver­schul­dens­haf­tung mit umge­kehr­ter Beweis­last zulas­ten der Hal­ter. Sie ver­fü­gen aktu­ell über hohe Ver­si­che­rungs­de­ckun­gen und inves­tie­ren hohe Sum­men in die Instand­hal­tung und Neu­be­schaf­fung von Wagen nach dem letz­ten Stand der Tech­nik. Die Moti­on hätte den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr dras­tisch ver­kom­pli­ziert und ver­teu­ert. Eine Annah­me der Moti­on hätte die erfolg­rei­che Klima- und Ver­la­ge­rungs­po­li­tik der Schweiz infra­ge gestellt.

KVF‑N stärkt Schienengüterverkehr mit mehr Wettbewerb und Transparenz

KVF‑N stärkt Schienengüterverkehr mit mehr Wettbewerb und Transparenz

Die vor­be­ra­ten­de Kom­mis­si­on des Natio­nal­rats (KVF‑N) bean­tragt ihrem Rat im Rah­men des Geschäfts 24.017 das Ein­tre­ten und die Annah­me der Kre­di­te für die Ein­füh­rung der digi­ta­len auto­ma­ti­schen Kupp­lung (DAK) sowie die befris­te­te Abgel­tung des Ein­zel­wa­gen­la­dungs­ver­kehrs (EWLV) inklu­si­ve der Bestel­lung des Güter­ver­kehrs. Zudem nimmt sie eini­ge ent­schei­den­de Prä­zi­sie­run­gen am Geset­zes­text vor: Der Wett­be­werb soll inten­si­ver geför­dert und Quer­sub­ven­tio­nie­run­gen zwi­schen sub­ven­tio­nier­ten und eigen­wirt­schaft­li­chen Leis­tun­gen durch die Offen­le­gung von Kenn­zah­len und Finanz­flüs­sen in den Geschäfts­be­rich­ten der Güter­bah­nen unter­bun­den wer­den. Zusätz­lich will die KVF‑N die Bin­nen­schiff­fahrt aus­drück­lich im Geset­zes­ent­wurf ver­an­kern, um mehr Rechts­si­cher­heit zu schaffen.

Wenig ziel­füh­rend hin­ge­gen ist das im Gesetz ergänz­te Ziel, den Anteil des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs zu stei­gern. Diese Bot­schaft soll­te eher an die markt­be­herr­schen­de, staat­li­che SBB gerich­tet wer­den, die durch ihre aktu­el­le Ange­bots- und Preis­po­li­tik wei­ter­hin Ver­keh­re von der Schie­ne ver­treibt. Dies unter­gräbt das letz­te Ver­trau­en der Kun­den in die Leis­tungs­fä­hig­keit und den Wil­len der Staats­bahn. Tat­säch­lich sind die in der Vor­la­ge vor­ge­se­he­nen Mass­nah­men ziel­füh­ren­der als ambi­tio­nier­te Ziele: Markt­an­tei­le kann der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr durch die vor­ge­se­he­ne Digi­ta­li­sie­rung und den Wan­del von einem Sys­tem des 19. Jahr­hun­derts in das 21. Jahr­hun­dert gewin­nen. Die nun noch ver­stärk­te För­de­rung des Wett­be­werbs zwi­schen Güter­bah­nen, in Kom­bi­na­ti­on mit der befris­te­ten Abgel­tung des EWLV, könn­te bald zu einem brei­te­ren Ange­bot und wach­sen­den Markt­an­tei­len für die Schie­ne füh­ren. Die prä­zi­sie­ren­den Anträ­ge der KVF‑N dürf­ten in die­ser Hin­sicht weit­aus wirk­sa­mer sein als unver­bind­li­che Ver­la­ge­rungs­zie­le, die zudem der Ver­fas­sung widersprechen.

Bedau­er­li­cher­wei­se fan­den die Anträ­ge auf mehr Trans­pa­renz und Wett­be­werb beim Bau und Betrieb von Umschlags­an­la­gen keine Mehrheit.

«Die Asymmetrie von Vorteilen und Umsetzungskosten erachte ich als grössten Knackpunkt der DAK»

«Die Asymmetrie von Vorteilen und Umsetzungskosten erachte ich als grössten Knackpunkt der DAK»

Die JOSEF MEYER Rail (JMR) Group hat sich auf Unter­halt und Repa­ra­tu­ren von Güter­wa­gen spe­zia­li­siert und unter­hält Stand­or­te im In- und Aus­land. Im Gespräch mit dem VAP spre­chen Dr. Domi­nik Suter, Inha­ber und Ver­wal­tungs­rats­prä­si­dent, sowie Ulrich Walt, Grup­pen-CEO seit Sep­tem­ber 2024, über die Erfolgs­fak­to­ren eines indus­tri­el­len Bran­chen­ak­teurs, die Asym­me­trie von Inno­va­tio­nen und die Zukunft des Schwei­zer Schienengüterverkehrs. 

VAP: Herr Suter, wie kam es zum Füh­rungs­wech­sel und was erwar­ten Sie von Ulrich Walt? 

Domi­nik Suter: Vin­zenz Bind­schäd­ler, unser bis­he­ri­ger Geschäfts­füh­rer, hat sich ent­schie­den, JMR auf Ende Sep­tem­ber 2024 zu ver­las­sen. Mit Ulrich Walt über­nimmt ein lang­jäh­ri­ger Bran­chen­ken­ner die Füh­rung unse­rer Grup­pe. Gemein­sam wol­len wir unse­re Visi­on, die Pro­duk­ti­vi­tät unse­rer Eisen­bahn­kun­den nach­hal­tig zu stei­gern, kon­kre­ti­sie­ren und unse­re Unter­neh­mens­grup­pe im inter­na­tio­na­len Kon­text ausbauen.

VAP: Ihr Mar­ken­ver­spre­chen brin­gen Sie mit den Attri­bu­ten «zuver­läs­sig», «enga­giert» und «inno­va­tiv» zum Aus­druck. Herr Walt, wie wol­len Sie diese Eigen­schaf­ten in Zukunft stär­ken? Wo wer­den Sie neue Wege einschlagen?

Ulrich Walt: Ich finde diese Tag­li­ne hilf­reich. Sie sind zwar etwas gene­risch, machen aber deut­lich, was uns gegen­über unse­ren Kun­den wich­tig ist. Gera­de das Attri­but «zuver­läs­sig» ist im Instand­hal­tungs­ge­schäft ent­schei­dend, weil es viel mit Sicher­heit zu tun hat. Mit der Eigen­schaft «enga­giert» wol­len wir unse­ren Ruf als eine der bes­ten Werk­stät­ten Euro­pas fes­ti­gen. Zum Bei­spiel ver­kür­zen wir lau­fend die Durch­lauf­zei­ten und schi­cken in der Schweiz für klei­ne­re Repa­ra­tu­ren mobi­le Instand­hal­tungs­teams los.

Den stra­te­gi­schen Kurs werde ich bei­be­hal­ten. Da wir in indus­tri­el­le Pro­zes­se ein­ge­bun­den sind, kön­nen wir unser Geschäfts­mo­dell nicht von heute auf mor­gen revo­lu­tio­nie­ren. Aller­dings möch­te ich neue Akzen­te set­zen. Zum Bei­spiel wer­den wir uns noch stär­ker auf unse­re Kern­kom­pe­ten­zen der Instand­hal­tung und ECM-Ange­bo­te fokus­sie­ren. Nach innen gilt unser Augen­merk ver­stärkt der Füh­rung und der Ver­ant­wor­tung. Und schliess­lich wol­len wir auch unse­re Sys­te­me und Pro­zes­se wei­ter optimieren.

Das Merk­mal «inno­va­tiv» wird gemein­hin mit Digi­ta­li­sie­rung gleich­ge­setzt. Diese wird auch im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr rege dis­ku­tiert, vor allem im Zusam­men­hang mit der digi­ta­len auto­ma­ti­schen Kupp­lung (DAK). Was ist Ihre Mei­nung dazu?

Domi­nik Suter: Die För­de­rung des Schie­nen­ver­kehrs in Euro­pa setzt kurz­fris­tig nicht nur die Instand­stel­lung der Schie­nen­in­fra­struk­tur und die DAK vor­aus, son­dern erfor­dert mit­tel­fris­tig auch Inno­va­tio­nen im Roll­ma­te­ri­al. So haben wir schon vor Jah­ren gemein­sam mit Indus­trie­part­nern lärm- und ver­schleiss­ar­me Güter­wa­gen­dreh­ge­stel­le für deut­lich höhe­re Geschwin­dig­kei­ten ent­wi­ckelt. In einem Joint Ven­ture mit PROSE ist dar­aus das kos­ten­güns­ti­ge­re Dreh­ge­stell «LEILA Light» auf der Basis einer zulas­sungs­fä­hi­gen Tech­no­lo­gie ent­stan­den. «LEILA Light» bie­tet bestechen­de Vor­tei­le hin­sicht­lich Lärm, Ver­schleiss der Schie­nen­in­fra­struk­tur und Geschwin­dig­keit. Solan­ge die Vor­tei­le bezüg­lich Lärm, Ver­schleiss der Schie­nen­in­fra­struk­tur und Geschwin­dig­keit nicht beim Inves­tor ankom­men, wird jedoch nicht in moder­nes Roll­ma­te­ri­al investiert.

Ulrich Walt: Ähn­lich ver­hält es sich mit der DAK als meist­zi­tier­te Digi­ta­li­sie­rungs­trei­be­rin. Bei Inno­va­tio­nen für den Schie­nen­ver­kehr stellt sich immer die Frage, ob sie am Wagen oder an der Infra­struk­tur statt­fin­den sol­len. Die DAK revo­lu­tio­niert den Wagen. Doch die Vor­tei­le die­ser Inno­va­ti­on und die Kos­ten für deren Umset­zung sind asym­me­trisch ver­teilt, fal­len also an unter­schied­li­chen Stel­len an. In einem sol­chen Fall wird es schwie­rig, einen Durch­bruch zu erzie­len. Diese Asym­me­trie erach­te ich als gröss­ten Knack­punkt der DAK. Hier braucht es einen Anstoss des Regu­la­tors. Die DAK ist im poli­ti­schen Pro­zess weit fort­ge­schrit­ten, wes­halb sie sich über kurz oder lang durch­set­zen wird.

Die Wur­zeln von JMR rei­chen bis ins Jahr 1888 zurück. Seit­her hat sich Ihr Unter­neh­men als ver­läss­li­cher Bran­chen­ak­teur eta­bliert. Wie lau­tet Ihr Erfolgs­ge­heim­nis?
Domi­nik Suter: Das Erfolgs­ge­heim­nis sind unse­re Mit­ar­bei­ten­den, die für den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr «bren­nen». Man­che Mit­ar­bei­ten­de arbei­ten seit Jahr­zehn­ten, teil­wei­se sogar ihr gesam­tes Berufs­le­ben lang bei uns. Die schlan­ken Struk­tu­ren mit kur­zen Ent­schei­dungs­we­gen sowie unse­re Kun­den­ori­en­tie­rung tra­gen eben­falls zu unse­rem Erfolg bei.

Ulrich Walt: Dem kann ich nur bei­pflich­ten. Wir sind klein und agil, wes­halb wir uns kon­se­quent an unse­ren Kun­den aus­rich­ten. Ich möch­te noch einen wei­te­ren Erfolgs­fak­tor anfü­gen: JMR kommt aus dem Engi­nee­ring. Wir kön­nen also mehr als Instand­hal­ten, bei Bedarf sogar ganze Unter­grup­pen oder Dreh­ge­stel­le nach­bau­en. Unser Engi­nee­ring-Know-how hält uns in Pole-Position.

Aktu­ell rückt die Haf­tung im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr in den Mit­tel­punkt. Aus­ser­dem wur­den Emp­feh­lun­gen für die Wei­ter­ent­wick­lung der ECM-Ver­ord­nung abge­ge­ben. Was mei­nen Sie dazu? 

Ulrich Walt: Im Zusam­men­hang mit dem Unfall im Gott­hard­ba­sis­tun­nel haben das Joint Net­work Secre­ta­ri­at der Euro­pean Union Agen­cy for Rail­ways ERA und die schwei­ze­ri­sche Sicher­heits­un­ter­su­chungs­stel­le SUST Emp­feh­lun­gen abge­ge­ben. Diese sind bereits in unse­re Instand­hal­tungs­mass­nah­men und unse­re ECM-Dienst­leis­tun­gen ein­ge­flos­sen. Aller­dings sehe ich eine gewis­se Dis­kre­panz in der regu­la­to­ri­schen Ent­wick­lung. Zum einen will der Bund den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr för­dern, etwa mit der Total­re­vi­si­on des Güter­trans­port­ge­set­zes. Gleich­zei­tig würde die Wett­be­werbs­fä­hig­keit des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs durch mehr Haf­tungs­ver­pflich­tun­gen der Hal­ter redu­ziert. Sol­che Ver­zer­run­gen benach­tei­li­gen pri­vat­wirt­schaft­li­che Markt­ak­teu­re wie die JMR, weil sie uns zusätz­li­che Kos­ten auferlegen.

Wel­che Stär­ken schrei­ben Sie unse­rem Ver­band zu? 

Ulrich Walt: Der VAP ist her­vor­ra­gend mit ande­ren Logis­tik­ver­bän­den und Akteu­ren der Bahn­bran­che ver­netzt. Er ver­fügt über ein umfas­sen­des Know-how, mit dem er seine Mit­glie­der unter­stüt­zen kann. Auch bei poli­ti­schen Vor­stös­sen lässt sich damit bei den rich­ti­gen Hebeln anset­zen. Ich meine, dass sich der VAP über die letz­ten drei Jahr­zehn­te beein­dru­ckend pro­fes­sio­na­li­siert hat und heute eine wich­ti­ge Stim­me für die Güter­bahn­bran­che darstellt.

Was wün­schen Sie sich für den VAP?

Ulrich Walt: Zwei Dinge sind mir für die kom­men­den Mona­te und Jahre wich­tig. Ers­tens hoffe ich auf eine gelun­ge­ne Stabs­über­ga­be in der ope­ra­ti­ven Geschäfts­füh­rung von Dr. Frank Fur­rer an Dr. Simon Wey. Herr Fur­rer bleibt dem VAP glück­li­cher­wei­se erhal­ten, da er seit der letz­ten Gene­ral­ver­samm­lung in den Vor­stand gewählt wurde. So kann der Trans­fer sei­nes enor­men Wis­sens- und Erfah­rungs­schat­zes statt­fin­den und Kon­ti­nui­tät sicher­ge­stellt wer­den. Simon Wey ist ein erfah­re­ner Ver­bands­mann und her­vor­ra­gen­der Öko­nom. Mit die­ser Kom­bi­na­ti­on dürf­te er die ange­spro­che­ne Pro­fes­sio­na­li­sie­rung des Ver­bands fort­set­zen. Zwei­tens wün­sche ich der frisch gegrün­de­ten VAP-Toch­ter «Cargo Rail Con­sul­ting AG» einen erfolg­rei­chen Start. Über die letz­ten Jahre hat sich die Nach­fra­ge nach Bera­tungs­dienst­leis­tun­gen in die­sem Bereich immer stär­ker abge­zeich­net. Die­ses Toch­ter­un­ter­neh­men wird den Ver­band sicher­lich wei­ter stärken.

Wem wür­den Sie eine Zusam­men­ar­beit mit dem VAP empfehlen?

Domi­nik Suter: Allen Ver­la­dern und Wagen­hal­tern und über­haupt allen, die am Schie­nen­gü­ter­ver­kehr inter­es­siert sind oder sich für die­sen in der Schweiz oder in Euro­pa ein­set­zen. Die Ver­la­der pro­fi­tie­ren direkt, die Wagen­ver­mie­ter indi­rekt von einem frucht­ba­ren Aus­tausch und aktu­el­len Infor­ma­tio­nen. Als Mit­glied sitzt man hier sozu­sa­gen an der Quel­le des Know-hows rund um den Schienengüterverkehr.

Wie sehen Sie die Zukunft des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs in der Schweiz? 

Ulrich Walt: Ich stel­le zwei gegen­läu­fi­ge Trends fest. Zum einen gibt es durch die fort­schrei­ten­de De-Indus­tria­li­sie­rung der Schweiz immer weni­ger “bahn­af­fi­ne” Güter, die auf der Schie­ne trans­por­tiert wer­den kön­nen. Zum ande­ren rückt die Nach­hal­tig­keits­trans­for­ma­ti­on zahl­lo­ser Bran­chen die Schie­ne als kli­ma­freund­li­chen Ver­kehrs­trä­ger und valable Alter­na­ti­ve zur Stras­se in den Mit­tel­punkt. Zwar ist der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr schwer­fäl­lig, weil immer noch vie­les in Staats­hand liegt. Trotz­dem erach­te ich die Zukunft des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs als viel­ver­spre­chend. Denn Infra­struk­tur, Effi­zi­enz und Nach­hal­tig­keits­vor­tei­le sind gege­ben. Das haben Güter­bahn­kun­den und Gesetz­ge­ber glei­cher­mas­sen erkannt.

Domi­nik Suter: Trotz der Kli­ma­dis­kus­si­on und der stark anstei­gen­den Anzahl Stau­stun­den auf den Auto­bah­nen sehen wir eine Rück­ver­la­ge­rung von der Schie­ne auf die Stras­se. Das ist unter ande­rem auf Preis­er­hö­hun­gen, feh­len­de Slots für den Güter­trans­port und man­geln­de Pünkt­lich­keit zurück­zu­füh­ren. Da besteht auf poli­ti­scher Ebene drin­gen­der Hand­lungs­be­darf. Hier darf der VAP ruhig etwas lau­ter werden.

Was wurde noch nicht gesagt?

Ulrich Walt: Ich freue mich, als CEO der JMR Group für den VAP aktiv zu sein. In mei­ner neuen Posi­ti­on betrifft mich die Arbeit des VAP noch stär­ker als bei mei­nem vor­he­ri­gen Arbeit­ge­ber. Nur betrach­te ich die Dinge bei JMR aus einer indus­tri­el­len Perspektive.

Danke, Dr. Domi­nik Suter und Ulrich Walt, für das impuls­rei­che Gespräch.

 

Dr. Domi­nik Suter ist Inha­ber der JOSEF MEYER Rail Group und Prä­si­dent des Ver­wal­tungs­ra­tes. Er ver­fügt über mehr als 25 Jahre Füh­rungs­er­fah­rung als CEO, Ver­wal­tungs­rat und Bera­ter, in denen er zahl­rei­che Unter­neh­men, dar­un­ter inter­na­tio­nal täti­ge Indus­trie­un­ter­neh­men in der Schweiz, Deutsch­land und Öster­reich, auch in schwie­ri­gen Situa­tio­nen erfolg­reich wei­ter­ent­wi­ckelt hat.

 

Ulrich Walt ist seit 1. Sep­tem­ber 2024 Geschäfts­füh­rer der JOSEF MEYER RAIL AG in Rhein­fel­den. Er bringt 20 Jahre Erfah­rung in lei­ten­den Funk­tio­nen in der Logis­tik im In- und Aus­land mit. Er war unter ande­rem bei Allo­ga und Hol­cim Schweiz tätig und zuletzt CEO des Logis­tik- und Dienst­leis­tungs­spe­zia­lis­ten Fast­log. Ulrich Walt ist zudem Vize­prä­si­dent des Vor­stands und Prä­si­dent des geschäfts­lei­ten­den Aus­schus­ses beim VAP.

 

JOSEF MEYER Rail (JMR) wurde 1888 in Luzern gegrün­det. 1943 eröff­ne­te das Unter­neh­men eine Zweig­nie­der­las­sung im schwei­ze­ri­schen Rhein­fel­den für die Fer­ti­gung von Güter­wa­gen und Schweiss­bau­grup­pen. Mit der Libe­ra­li­sie­rung im Eisen­bahn­be­reich in den 1990er Jah­ren erwei­ter­te das Unter­neh­men sei­nen Tätig­keits­ra­di­us um die Instand­hal­tung von Schie­nen­fahr­zeu­gen. Heute ist die JOSEF MEYER Rail Group füh­ren­de Exper­tin für die Instand­hal­tung und Moder­ni­sie­rung von Güter­wa­gen, anspruchs­vol­le Repa­ra­tu­ren an Per­so­nen­zug­wa­gen und Loko­mo­ti­ven sowie die Fer­ti­gung kom­ple­xer Schweiss­bau­grup­pen, Klein­se­ri­en und Sonderfahrzeuge.

No results found.