INNOVATION

Wel­che Inno­va­tio­nen bewe­gen den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr? Der VAP för­dert die Auto­ma­ti­sie­rung des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs und ist in der Pro­jekt­lei­tung der Migra­ti­on der DAK (digi­ta­len auto­ma­ti­schen Kupp­lung) vertreten. 

Dank der DAK wird der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr effi­zi­en­ter, pro­duk­ti­ver und befä­higt, sich in die mul­ti­mo­da­len Logis­tik­ket­ten der Wirt­schaft zu inte­grie­ren. VAP-Prä­si­dent und Stän­de­rat Josef Ditt­li hat mit sei­ner Moti­on 20.3221 «Durch Auto­ma­tis­a­ti­on Güter auf der Schie­ne effi­zi­en­ter trans­por­tie­ren» den Anstoss für ein Umset­zungs- und Finan­zie­rungs­kon­zept für die Auto­ma­ti­sie­rung und Digi­ta­li­sie­rung des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs gege­ben. Der VAP hat gemein­sam mit dem Bun­des­amt für Ver­kehr (BAV) und dem Ver­band öffent­li­cher Ver­kehr (VÖV) eine Absichts­er­klä­rung zur Digi­ta­li­sie­rung und Auto­ma­ti­sie­rung des Schwei­zer Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs unter­zeich­net. Auch zahl­rei­che Unter­neh­men der Bran­che haben die Zusam­men­ar­beit erklärt.

28. Juni  2023: Auf­for­de­rung zur koor­di­nier­ten, euro­pa­wei­ten Ein­füh­rung der DAK mit­samt Digi­ta­li­sie­rungs- und Automatisierungstechnologie:

 

 

Medi­en­be­richt:

Bericht von Zeit Online vom 26.10.2021

Digitale Rollmaterialkontrollen: Win-Win für alle Beteiligten

Digitale Rollmaterialkontrollen: Win-Win für alle Beteiligten

Die orts­fes­ten Zug­kon­troll­ein­rich­tun­gen von Güter­zü­gen und deren Roll­ma­te­ri­al wer­den lau­fend ver­fei­nert. Das digi­ta­le Kon­troll­sys­tem Way­si­de Intel­li­gence (WIN) erhöht nicht nur die Sicher­heit im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr, son­dern hilft auch Wagen­hal­tern, ihre Instand­hal­tungs­ar­bei­ten effi­zi­en­ter zu pla­nen. Umso wich­ti­ger ist es, dass diese ihre Erfah­run­gen in die Wei­ter­ent­wick­lung des Sys­tems einbringen.

Darum geht’s:

  • Instand­hal­tung von Roll­ma­te­ri­al: zen­tral für die Sicherheit
  • Auf­wen­di­ge Kon­trol­len zwi­schen regu­lä­ren Wartungsterminen
  • Digi­ta­li­sie­rung erhöht Planbarkeit
  • Daten der Infra­struk­tur­be­trei­be­rin gezielt nutzen
  • Stand der Tech­nik wah­ren und weit­sich­tig planen
  • WIN tes­ten und weiterentwickeln

 

Instandhaltung von Rollmaterial: zentral für die Sicherheit

Die Wagen­hal­ter sind für die fach­ge­rech­te Instand­hal­tung ihrer Fahr­zeu­ge ver­ant­wort­lich, so ver­langt es die aktu­el­le Sicher­heits- und Inter­ope­ra­bi­li­täts­richt­li­nie. Damit tra­gen sie wesent­lich zu einem siche­ren Schie­nen­ver­kehr bei (vgl. Blog­ar­ti­kel «Gott­hard­ba­sis­tun­nel (#2): Auto­ma­ti­sche Zug­kon­troll­ein­rich­tun­gen»). Zen­tra­les Ele­ment ist die peri­odi­sche Instand­hal­tung von Wagen durch zer­ti­fi­zier­te Fach­werk­stät­ten (Enti­ty in Char­ge of Main­ten­an­ce, ECM). Diese wer­den vom Hal­ter beauf­tragt. Die Ver­ant­wort­li­chen sol­len die plan­mäs­si­gen Werk­statt­auf­ent­hal­te des Roll­ma­te­ri­als gestützt auf Betriebs­er­fah­run­gen, die gemein­sa­men Sicher­heits­zie­le und ‑metho­den so bemes­sen, dass die sicher­heits­re­le­van­ten Bau­tei­le, eine erwar­tungs­ge­mäs­se Abnüt­zung vor­aus­ge­setzt, nach der all­ge­mei­nen Erfah­rung und dem gewöhn­li­chen Ver­lauf der Dinge bis zum nächs­ten peri­odi­schen Werk­statt­auf­ent­halt einen betriebs­taug­li­chen Abnüt­zungs­grad aufweisen.

Aufwendige Kontrollen zwischen regulären Wartungsterminen 

Aller­dings ver­ge­hen zwi­schen zwei regu­lä­ren Werk­statt­auf­ent­hal­ten etli­che Jahre. Im täg­li­chen Güter­ver­kehr sind die Eisen­bahn­ver­kehrs­un­ter­neh­men (EVU) und die Infra­struk­tur­be­trei­be­rin­nen für den siche­ren Betrieb der Güter­wa­gen ver­ant­wort­lich. Die EVUs kon­trol­lie­ren vor Abfahrt der Züge alle ein­ge­reih­ten Wagen auf sicht­ba­re Schä­den sowie auf Män­gel der Ladun­gen. Schad­haf­te Wagen wer­den aus­ge­reiht und gemäss dem All­ge­mei­nen Ver­trag für die Ver­wen­dung von Güter­wa­gen (AVV) unplan­mäs­sig der Instand­hal­tung zuge­führt. Sol­che aus­ser­or­dent­li­chen Manö­ver stö­ren den geplan­ten Betriebs­ab­lauf, kön­nen zu Ver­spä­tun­gen füh­ren und bedeu­ten für betrof­fe­ne EVUs Mehr­ar­beit und Ertragsausfälle.

Digitalisierung erhöht Planbarkeit

Damit die Hal­ter ihre Ver­ant­wor­tung für die Betriebs­taug­lich­keit ihrer im Betrieb ste­hen­den Wagen künf­tig bes­ser wahr­neh­men kön­nen, sind sie zur Doku­men­ta­ti­on aller Instand­hal­tungs­mass­nah­men und zur Aus­wer­tung der bei der Instand­hal­tung gemach­ten Erfah­run­gen ver­pflich­tet. Für die lau­fen­de Eva­lua­ti­on ihrer Instand­hal­tungs­plä­ne benö­ti­gen sie ver­läss­li­che tech­ni­sche Daten über das Ver­hal­ten und den aktu­el­len Abnüt­zungs­grad sys­tem­re­le­van­ter Bau­tei­le. Dank der fort­schrei­ten­den Digi­ta­li­sie­rung ste­hen ihnen diese Daten zuneh­mend zur Verfügung.

Daten gezielt nutzen

Auf dem Schwei­zer Nor­mal­spur­netz bestehen orts­fes­te Zugs­kon­troll­ein­rich­tun­gen der Infra­struk­tur­be­trei­be­rin SBB Infra­struk­tur (SBBI). Die­ses Sys­tem nennt sich Way­si­de Intel­li­gence, kurz WIN. Es erfasst von jedem vor­bei­fah­ren­den Zug sicher­heits­tech­nisch rele­van­te Mess­wer­te. Der Fokus die­ser Kon­trol­len liegt dabei auf der Betriebs­si­cher­heit und dem Ver­hin­dern von Scha­dens­er­eig­nis­sen. Unzu­läs­si­ge Abwei­chun­gen füh­ren dazu, dass der Zug zeit­nah gestoppt und der schad­haf­te oder falsch bela­de­ne Wagen gege­be­nen­falls aus­ge­reiht wird.

Auch die Wagen­hal­ter kön­nen mit gerin­gem Initia­li­sie­rungs­auf­wand diese lau­fend erfass­ten Daten nut­zen, um ein reel­les Bild über den Zustand von sys­tem­re­le­van­ten Bau­tei­len ihrer Wagen zu erhal­ten. Dazu müs­sen sie ihre Wagen mit einem RFID-Tag (EN 17230) aus­rüs­ten und ein mit der SBBI abge­stimm­tes Inter­face für die Daten­über­tra­gung auf­bau­en, zum Bei­spiel über eine Anwen­dungs­pro­gram­mier­schnitt­stel­le API web­ba­sier­tes GUI.

Stand der Technik wahren und weitsichtig planen

Aktu­ell kann SBBI jedem ange­mel­de­ten Hal­ter die erfass­ten Daten zum Rad­satz­zu­stand sei­ner iden­ti­fi­zier­ten Wagen über­mit­teln. Der Hal­ter kann den Daten­fluss nach sei­nen Bedürf­nis­sen kon­fi­gu­rie­ren. Über die zeit­li­che Ver­än­de­rung des dyna­mi­schen Rad­last-Bei­werts lässt sich ein zuver­läs­si­ges Bild über die Ver­schleiss­ent­wick­lung der Rad­lauf­flä­che ermit­teln. Die gesam­mel­ten Daten erlau­ben dem Wagen­hal­ter die stän­di­ge Wei­ter­ent­wick­lung der Instand­hal­tungs­plä­ne, damit er den Stand der Tech­nik stets wah­ren kann. Dar­über hin­aus kann er vor­aus­schau­end eine aus­ser­pe­ri­odi­sche Instand­hal­tungs­mass­nah­me ein­lei­ten, ohne dass eine aus­ser­plan­mäs­si­ge Aus­rei­hung erfor­der­lich wird.

WIN testen und weiterentwickeln

Aktu­ell lau­fen die Ent­wick­lungs­ar­bei­ten, um die vom Kame­ra­sys­tem am ZKE-Stand­ort erfass­ten Bil­der auto­ma­tisch für eine sys­te­ma­ti­sche Ana­ly­se und einen Betriebs­da­ten­ab­gleich aus­zu­wer­ten. Damit sol­len im Betrieb ins­be­son­de­re Auf­fäl­lig­kei­ten der Brems­aus­rüs­tung und des Lauf­werks erkannt wer­den. Inter­es­sen­ten von Güter­bah­nen und Wagen­hal­tern kön­nen aktiv an der Ent­wick­lung die­ses Sys­tems mit­wir­ken, indem sie ihre Infor­ma­ti­ons­be­dürf­nis­se tei­len und bei Tests mit­wir­ken. Inter­es­sier­te mel­den sich bei:

Jörg Bisang
SBB AG, Zug­kon­troll­ein­rich­tun­gen
+41 79 698 22 41
joerg.bisang@sbb.ch

Weichen für den Binnengüterverkehr auf der Schiene richtig gestellt

Weichen für den Binnengüterverkehr auf der Schiene richtig gestellt

Der Bun­des­rat hat im Janu­ar seine Bot­schaft zum Güter­trans­port­ge­setz zuhan­den des Par­la­ments ver­öf­fent­licht. Er strebt die Moder­ni­sie­rung des flä­chen­de­cken­den Ein­zel­wa­gen­la­dungs­ver­kehrs (EWLV) an und legt damit die Grund­la­ge für des­sen Eigen­wirt­schaft­lich­keit. Trotz zahl­rei­cher Vor­be­hal­te schlägt er dafür Inves­ti­ti­ons­bei­hil­fen und befris­te­te Betriebs­ab­gel­tun­gen sowie Anrei­ze für Ver­la­der vor.

Darum geht’s:

  • Bun­des­rat strebt Eigen­wirt­schaft­lich­keit an
  • Der EWLV soll grund­le­gend umge­stal­tet und moder­ni­siert werden
  • Der Betrieb des EWLV soll in der Moder­ni­sie­rungs­pha­se befris­tet geför­dert werden
  • BAV kri­ti­siert Leit­li­ni­en der Branche
  • Vor­la­ge im Überblick
  • So geht es weiter

 

Bundesrat strebt Eigenwirtschaftlichkeit an

Der Bun­des­rat hat an sei­ner Sit­zung vom 10. Janu­ar 2024 die Bot­schaft zum Güter­trans­port­ge­setz zuhan­den des Par­la­ments ver­ab­schie­det. Wir vom VAP begrüs­sen es, dass die favo­ri­sier­te Vari­an­te 1 wei­ter­ver­folgt wird. Mit die­ser Vor­la­ge will der Bun­des­rat den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr tech­nisch und orga­ni­sa­to­risch moder­ni­sie­ren, die mul­ti­mo­da­len Trans­port­ket­ten stär­ken und die Schiff­fahrt bes­ser ein­bin­den. Die über­ge­ord­ne­ten Ziele sind die Ver­sor­gungs­si­cher­heit im gan­zen Land zu stär­ken und die Mul­ti­mo­da­li­tät zu för­dern, um zu den Umwelt- und Ener­gie­zie­len des Bun­des bei­zu­tra­gen. So sol­len die aktu­el­le Flä­chen­be­die­nung gesi­chert, der Anteil des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs mit­tel­fris­tig erhöht und die Basis für einen eigen­wirt­schaft­li­chen Betrieb gelegt werden.

Der EWLV soll grundlegend umgestaltet und modernisiert werden 

Die Grund­la­ge dazu ist eine umfas­sen­de Umge­stal­tung des EWLV respek­ti­ve des Netz­werk­ver­kehrs mit der dazu­ge­hö­ri­gen tech­ni­schen Moder­ni­sie­rung (ins­be­son­de­re der Digi­ta­li­sie­rung), einer Ein­bet­tung in das Logis­tik­sys­tem Schweiz und dem Auf­bau eines dis­kri­mi­nie­rungs­frei­en, intra­mo­da­len Wett­be­werbs. Letz­te­rer soll die Qua­li­tät der Logis­tik­dienst­leis­tun­gen und deren Effi­zi­enz mass­geb­lich ver­bes­sern und künf­ti­ge Inno­va­tio­nen ver­ein­fa­chen. Die Vor­la­ge sieht dafür Inves­ti­ti­ons­mit­tel für die Ein­füh­rung der digi­ta­len auto­ma­ti­schen Kupp­lung (DAK) in Höhe von 180 Mio. Fran­ken vor. Wei­te­re Inves­ti­ti­ons­mit­tel sind für digi­ta­li­sier­te Pro­zess­op­ti­mie­run­gen, Daten­aus­tausch­platt­for­men und Ähn­li­ches vorgesehen.

Der Betrieb des EWLV soll in der Modernisierungsphase befristet gefördert werden

Um die aktu­el­le Flä­chen­be­die­nung auf­recht­zu­er­hal­ten, soll der Betrieb wäh­rend acht Jah­ren finan­zi­ell unter­stützt wer­den. Dabei wer­den angeb­lich unge­deck­te Kos­ten gedeckt. Diese Abgel­tun­gen wer­den ent­spre­chend dem Fort­schritt der Umge­stal­tung lau­fend abneh­men und in mehr­jäh­ri­gen Leis­tungs­ver­ein­ba­run­gen mit allen am Netz­werk­ver­kehr betei­lig­ten Güter­bah­nen festgelegt.

BAV kritisiert Leitlinien der Branche 

Damit die­ser Umbau gelingt und der EWLV wäh­rend der Umge­stal­tungs­pha­se im aktu­el­len Umfang sta­bil betrie­ben wer­den kann, hat die Bran­che Leit­li­ni­en für kon­kre­te Mass­nah­men und För­der­tat­be­stän­de vor­ge­legt. Das BAV kri­ti­siert diese jedoch als unge­nü­gend und ver­langt eine wei­te­re Bear­bei­tung. Es bemän­gelt ins­be­son­de­re die feh­len­de Per­spek­ti­ve für eine umfas­sen­de Neu­ge­stal­tung zur Erhö­hung der Effi­zi­enz und Aus­las­tung. Es sieht eine Ten­denz zur Struk­tur­er­hal­tung und zu einem wei­te­ren Abbau des Ange­bots. Es sei der­zeit nicht in der Lage, auf die­ser Basis Leis­tungs­ver­ein­ba­run­gen abzu­schlies­sen. Wir vom VAP ver­ste­hen die Vor­be­hal­te des BAV, da die Leit­li­ni­en einen Kom­pro­miss von Ver­la­dern und Güter­bah­nen dar­stel­len, bei dem der VAP gros­se Ein­ge­ständ­nis­se im Inter­es­se der Sache gemacht hatte. Eine sub­stan­zi­el­le Nach­be­ar­bei­tung ist nun not­wen­dig, gera­de aus Sicht der Güter­trans­port­kun­den als Nut­zer der Logistikdienstleistungen.

Wir sind bereit, die wei­te­re Ent­wick­lung mass­geb­lich zu unter­stüt­zen. Als wich­ti­ge Vor­aus­set­zung für die­sen Umbau sehen wir ein umfas­sen­des, ope­ra­ti­ves Con­trol­ling als Erfolgs­kon­trol­le für die Wirk­sam­keit der Mass­nah­men und Anrei­ze sowie den Auf­bau einer digi­ta­len Platt­form. Damit lies­sen sich alle Akteu­re effi­zi­ent und fle­xi­bel in der Pla­nung und Abwick­lung ihrer Dienst­leis­tun­gen ver­knüp­fen. Der Umbau soll in Form eines Pro­jek­tes metho­disch struk­tu­riert und ziel­ge­rich­tet umge­setzt werden.

Vorlage im Überblick
  • Inves­ti­ti­ons­bei­hil­fen: Für die Ein­füh­rung der DAK stellt der Bun­des­rat 180 Mio. Fran­ken zur Ver­fü­gung. Das deckt ca. einen Drit­tel der Umbau­kos­ten ab. Die Umrüs­tung des Roll­ma­te­ri­als muss euro­pa­weit koor­di­niert wer­den und soll bis ins Jahr 2033 erfol­gen. Von der DAK wird eine sub­stan­zi­el­le Ver­bes­se­rung der Pro­duk­ti­vi­tät und Qua­li­tät des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs erwar­tet.
    Fak­ten­blatt DAK (PDF, 971 kB)
  • Betriebs­ab­gel­tun­gen: Um den EWLV wäh­rend der Umbau­pha­se auf dem aktu­el­len flä­chen­de­cken­den Niveau zu hal­ten, sieht der Bun­des­rat vor, ihn auf acht Jahre befris­tet und degres­siv finan­zi­ell zu för­dern. Am Ende die­ser Peri­ode soll Eigen­wirt­schaft­lich­keit erreicht sein. Für die ers­ten vier Jahre bean­tragt er 260 Mio. Fran­ken.
    Fak­ten­blatt Güter­ver­kehr (PDF, 712 kB)
  • Anrei­ze für Ver­la­der: Unbe­fris­tet vor­ge­se­hen sind Umschlags- und Ver­la­de­bei­trä­ge und eine Abgel­tung der unge­deck­ten Kos­ten des bestell­ten Güter­trans­port­an­ge­bots für total 60 Mio. pro Jahr.

Voll­stän­di­ge Bot­schaft zum Güter­trans­port­ge­setz.

So geht es weiter
  • Noch in der ers­ten Hälf­te 2024 sol­len die offe­nen Punk­te zwi­schen BAV und der Bran­che dis­ku­tiert und die Leit­li­ni­en ent­spre­chend ergänzt und prä­zi­siert werden.
  • In die­sem Rah­men und nach Ver­ab­schie­dung des revi­dier­ten Geset­zes soll bis Ende 2024 ein Aus­schrei­bungs­pro­zess für die ver­schie­de­nen Dienst­leis­tungs­pa­ke­te inner­halb des Netz­werk­ver­kehrs gestar­tet werden.
  • Die Ver­hand­lun­gen über mög­li­che Leis­tungs­ver­ein­ba­run­gen sind für 2025 geplant, damit all­fäl­li­ge För­der­mass­nah­men Anfang 2026 grei­fen können.

Details lesen Sie in die­ser gemein­sa­men Medi­en­mit­tei­lung von VAP, LITRA, ASTAG, IG Kom­bi­nier­ter Ver­kehr und VöV.

Bereit fürs nächste Digitalisierungslevel

Bereit fürs nächste Digitalisierungslevel

Ohne digi­ta­le auto­ma­ti­sche Kupp­lung (DAK) keine Digi­ta­li­sie­rung und ohne Digi­ta­li­sie­rung keine Wett­be­werbs­fä­hig­keit. So lies­se sich die Moder­ni­sie­rung der Güter­bahn beschrei­ben. Ganz so ein­fach ist es aller­dings nicht. Hier ein Über­blick über den Sta­tus quo und die anste­hen­den wei­te­ren Schritte.

Darum geht’s:

  • Hard­ware und Soft­ware gezielt kombinieren
  • Finan­zie­rung muss Initi­al­zün­dung geben
  • «Manage­ment Deploy­ment DAK-CH» koor­di­niert die Migration
  • Test­pha­se: Schweiz vorne dabei

 

Hardware und Software gezielt kombinieren

Die DAK bringt eine umfas­sen­de Digi­ta­li­sie­rung der Bahn ins Rol­len. Denn sie bie­tet mehr als voll­au­to­ma­ti­sches Kup­peln oder ver­schie­dens­te Track­ing­funk­tio­nen ein­zel­ner Wagen. Sie ermög­licht einen Level­sprung im Schwei­zer Schie­nen­gü­ter­ver­kehr durch Strom- und Daten­ver­sor­gung des gan­zen Zuges. Doch das ist noch nicht alles. Für digi­tal inspi­rier­te Geschäfts­mo­del­le im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr sind zudem Daten­öko­sys­te­me nötig. Hier geht die staat­li­che Mobi­li­täts­da­ten­in­fra­struk­tur «MODI» mit gutem Bei­spiel voran (vgl. Blog­bei­trag «Daten­öko­sys­te­me: Daten tei­len, um ihren Mehr­wert zu ver­dop­peln»). Um Hard­ware und Soft­ware so zu kom­bi­nie­ren, dass die Güter­bahn in der mul­ti­mo­da­len Logis­tik wett­be­werbs­fä­hig wird, sind hohe Anfangs­in­ves­ti­tio­nen erfor­der­lich. Die pri­vat­wirt­schaft­li­chen Unter­neh­men im Güter­ver­kehr wer­den diese nicht allein tra­gen können.

Finanzierung muss Initialzündung geben

In der Schweiz ver­ab­schie­det der Bun­des­rat im Janu­ar 2024 seine Bot­schaft zum Güter­ver­kehr und lei­tet sie ans Par­la­ment wei­ter. Zen­tra­ler Bestand­teil die­ser Vor­la­ge sind die För­der­mit­tel für die Migra­ti­on zur DAK. Der Bun­des­rat sieht einen För­der­bei­trag von CHF 180 Mio. vor. Das kal­ku­lier­te Inves­ti­ti­ons­vo­lu­men für die flä­chen­de­cken­de DAK-Migra­ti­on in der Schweiz beträgt CHF 500 Mio. Um das statt­li­che Delta zu schlies­sen, sind Inves­to­ren gefragt. In der Pla­nung der Finanz­mit­tel über­neh­men wir vom VAP eine Füh­rungs­rol­le. Das Daten­öko­sys­tem MODI will der Bund wäh­rend der ers­ten 10 Jahre finan­zie­ren und danach Nut­zungs­ge­büh­ren erhe­ben. Auch in der Euro­päi­schen Union (EU) steht die Finan­zie­rung der DAK-Migra­ti­on noch aus. Für die geplan­ten Feld­tests ab 2026 will die EU-Kom­mis­si­on zirka EUR 200 Mio. bereitstellen.

«Management Deployment DAK-CH» koordiniert die Migration

Die Koor­di­na­ti­on der Migra­ti­ons­um­set­zung soll in der Schweiz das bran­chen­über­grei­fen­de Gre­mi­um «Manage­ment Deploy­ment DAK-CH» über­neh­men. Die­ses ist unter ande­rem für den akti­ven Aus­tausch mit Europe’s Rail, die Pla­nung der Werk­stät­te-Kapa­zi­tä­ten, die Mate­ri­al­dis­po­si­ti­on und die Nach­weis­füh­rung für die Umbau­ten zustän­dig. Den Umbau der Fahr­zeu­ge muss sie gemein­sam vorab mit den Hal­tern, aber auch mit den Bahn­un­ter­neh­men und wei­te­ren Logis­tik­ak­teu­ren ter­mi­nie­ren. Die Güter­bah­nen sol­len in der Zwi­schen­zeit ihren Bedarf für umge­rüs­te­te Wagen ent­spre­chend dem Ver­kehrs­auf­kom­men festlegen.

Testphase: Schweiz vorne dabei

Die Funk­tio­nen und Pro­zes­se der DAK müs­sen euro­pa­weit har­mo­ni­siert wer­den. Einen Mei­len­stein stellt die Fest­le­gung des «Star­ter Packa­ge». Die­ses defi­niert, mit wel­chen Funk­tio­nen die DAK-Migra­ti­on in Euro­pa star­tet. Die Schweiz betei­ligt sich der­zeit aktiv an Betriebs­tests neuer Sys­te­me und bringt weg­wei­sen­de Ergeb­nis­se in die euro­päi­schen Arbeits­grup­pen ein. Hier eine Über­sicht über die aktu­el­len Tests und Pro­jek­te mit Schwei­zer Beteiligung:

  • Die EU lässt zur Umset­zung des «Gree­ning Freight Traf­fic Packa­ge» des Euro­pean DAC Deli­very Pro­gram­me (EDDP) die bahn­tech­ni­schen Spe­zi­fi­ka­tio­nen erar­bei­ten. Hier ist die Schweiz aktiv involviert.
  • Mit «Power-Line-Plus» wer­den Daten über die Strom­ver­sor­gungs­lei­tun­gen gesen­det. Die Hoch­schu­le Luzern führt gemein­sam mit SBB Cargo Betriebs­tests durch und lie­fert Schlüs­sel­er­kennt­nis­se zur Daten­über­tra­gungs­qua­li­tät. Ab 2024 soll der Nach­weis der Betriebs­taug­lich­keit mit allen Funk­tio­nen des «Star­ter Packa­ge» und Über­tra­gung über «Power-Line-Plus» erbracht wer­den, damit sol­len kom­mer­zi­el­le Fahr­ten mög­lich wer­den. Das BAV unter­stützt diese Ent­wick­lung finanziell.
  • Ab 2026 sind in Euro­pa umfang­rei­che Feld­tests für Betriebs­taug­lich­keit und Zuver­läs­sig­keit der DAK mit rund 100 Zügen geplant. Danach soll die DAK-Migra­ti­on effi­zi­ent erfol­gen, auch in der Schweiz.
  • MODI besteht aus zwei Haupt­ele­men­ten: Die Natio­na­le Daten­ver­net­zungs­in­fra­struk­tur Mobi­li­tät (NADIM) ermög­licht den stan­dar­di­sier­ten Aus­tausch von Mobi­li­täts­da­ten. Die natio­na­le Geo­da­ten­in­fra­struk­tur «Ver­kehrs­netz CH» kann eine ein­heit­li­che, digi­ta­le Abbil­dung des gesam­ten Ver­kehrs­sys­tems der Schweiz sicher­stel­len. MODI ist aktu­ell nur für den Per­so­nen­ver­kehr vor­ge­se­hen. Doch auch der Güter­ver­kehr könn­te davon pro­fi­tie­ren, etwa durch eine digi­ta­le Ver­net­zung von öffent­li­cher Hand, Ver­kehrs- und Raum­pla­nungs­be­hör­den und sämt­li­chen invol­vier­ten Akteu­ren. Daher steht der VAP in engem Kon­takt mit den ver­ant­wort­li­chen Stel­len der Bun­des­ver­wal­tung, um den Güter­ver­kehr rasch im Pro­jekt zu integrieren.
Marco Rosso: «Kollaborative Innovation kann zur Lebensqualität beitragen und zugleich rentabel funktionieren.»

Marco Rosso: «Kollaborative Innovation kann zur Lebensqualität beitragen und zugleich rentabel funktionieren.»

Marco Rosso ist Ver­wal­tungs­rats­prä­si­dent der Cargo sous ter­rain AG (CST). Im Inter­view mit dem VAP spricht er über Inter­ope­ra­bi­li­tät, Dis­kri­mi­nie­rungs­frei­heit auf der letz­ten Meile und die Logis­tik der Zukunft. Und dar­über, wie kol­la­bo­ra­ti­ve Inno­va­ti­on zur Lebens­qua­li­tät der Men­schen in der Schweiz bei­tra­gen und gleich­zei­tig gewinn­brin­gend funk­tio­nie­ren kann.

VAP: Herr Rosso, wie sehen Sie in Zukunft das Ver­hält­nis von Schie­nen­gü­ter­ver­kehr zu CST?

Marco Rosso: Die Schie­ne und CST sind zwei Sys­te­me, die sich ergän­zen. CST koope­riert mit allen Ver­kehrs­trä­gern, um gemein­sam das pro­gnos­ti­zier­te Güter­ver­kehrs­wachs­tum von über 30% bis 2050 auf eine inno­va­ti­ve, nach­hal­ti­ge Art zu absor­bie­ren. Weil CST nicht für alle Trans­por­te geeig­net ist, unter­stützt das Unter­neh­men mit neuer Tech­no­lo­gie und Digi­ta­li­sie­rung die Geschäfts­mo­del­le von Bahn, Stras­sen­trans­por­teu­ren und wei­te­ren Logis­tik­ak­teu­ren. Nur mit Koope­ra­tio­nen (im Rah­men der Wett­be­werbs­re­geln) kann die Inter­ope­ra­bi­li­tät unter den ver­schie­dens­ten Ver­kehrs­trä­gern und Trans­port­un­ter­neh­mun­gen gewähr­leis­tet wer­den. Des­halb plant CST die Anbin­dung an Bahn, Stras­se, Schiff, Luft­fracht und wei­te­re Sys­te­me. An den CST-Hubs wird es mul­ti­mo­da­le Anschlüs­se, ins­be­son­de­re auch einen Bahn­an­schluss, geben. In der Bau­pha­se, bereits ab 2026 und bis 2045, nutzt CST Bahn­trans­por­te im Umfang von 2000 Güter­zü­gen pro Jahr und wird damit zu einem wich­ti­gen Kun­den der Schiene.

Soll­te nicht der Staat die Infra­struk­tur erstel­len und der Betrieb in den Tun­nels, eben­so der Betrieb der Ter­mi­nals und der letzten/ersten Meile wären dann frei und wür­den einem Wett­be­werb unterliegen?

CST ist ein Sys­tem, das nur als Gan­zes funk­tio­niert, weil alle Pro­zes­se End-to-End gesteu­ert sind. Nur so kön­nen die Stück­gü­ter zeit­ge­nau und zuver­läs­sig zum Ziel gelan­gen. Aus die­sem Grund muss das Sys­tem aus einer Hand geführt wer­den und gleich­zei­tig anschluss­fä­hig sein an alle Part­ner­platt­for­men. CST ist von Beginn weg als pri­vat­wirt­schaft­li­ches Pro­jekt geplant und kon­zi­piert. Mit die­sem Finan­zie­rungs­kon­zept ist es mög­lich und wich­tig, rasch vor­an­zu­kom­men, ohne die Mit­tel im Bun­des­bud­get zu belas­ten. Bei den Inves­to­ren sind auch wich­ti­ge künf­ti­ge Kun­den dabei. Sie hel­fen, das Sys­tem markt­ge­recht zu ent­wi­ckeln. Der Bund hat erkannt, dass es nicht zweck­dien­lich wäre, sel­ber als Erstel­ler auf­zu­tre­ten, son­dern sich auf die gesetz­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen zu beschrän­ken. Mit sorg­fäl­tig aus­ge­ar­bei­te­ten Busi­ness­plä­nen, kon­kur­renz­fä­hi­gen Prei­sen und der Brei­te der Inves­to­ren­ba­sis, die das Pro­jekt mit­trägt, zeigt CST, dass Inno­va­ti­on im Güter­trans­port zur Lebens­qua­li­tät in Stadt und Land bei­trägt und zugleich ren­ta­bel funk­tio­nie­ren kann.

Wo sehen Sie die gröss­ten Her­aus­for­de­run­gen in Ihrem Projekt?

Ein der­art umfas­sen­des Vor­ha­ben bie­tet viel­fäl­ti­ge Her­aus­for­de­run­gen, etwa in pla­ne­ri­scher, juris­ti­scher, umwelt­recht­li­cher, finan­zi­el­ler und poli­ti­scher Hin­sicht. Was CST aus­zeich­net ist das Modell der kol­la­bo­ra­ti­ven Inno­va­ti­on – mit Ein­be­zug aller Stake­hol­der. Die Her­aus­for­de­run­gen geht das Pro­jekt prag­ma­tisch in Etap­pen an.

Wie gestal­ten Sie eine dis­kri­mi­nie­rungs­freie erste/letzte Meile?

Dis­kri­mi­nie­rungs­frei ist unser Sys­tem ohne­hin von Anfang an geplant, ohne dass es das Gesetz ver­langt hätte. Durch­wegs gilt: Alle haben Zutritt zum Sys­tem mit glei­chem Preis bei glei­cher Leis­tung. Wir gehen aber noch wei­ter, indem wir zum Bei­spiel die City­lo­gis­tik von CST part­ner­schaft­lich-kol­la­bo­ra­tiv ent­wi­ckeln und offen sind für jeg­li­che Zusam­men­ar­beit mit klei­ne­ren sowie grös­se­ren Part­nern, dar­un­ter auch Bahn und Post. Auch hier ist unser Prin­zip die kol­la­bo­ra­ti­ve Inno­va­ti­on, die wir tag­täg­lich leben.

Was ist der gröss­te Vor­teil oder die gröss­te Moti­va­ti­on von CST für die Schwei­zer Bevölkerung?

Der wich­tigs­te Effekt von CST wird die Stei­ge­rung von Lebens­qua­li­tät für alle Ein­woh­ne­rin­nen und Ein­woh­ner der Schweiz sein. Indem wir einen Weg auf­zei­gen, wie die Logis­tik der Zukunft nach­hal­tig aus­se­hen kann, wie sich Schwer­ver­kehr auf der Stras­se durch ver­la­der­über­grei­fen­de Bün­de­lung und Vor­sor­tie­rung im Tun­nel weg­brin­gen bezie­hungs­wei­se ein Stau zur Güter­ver­sor­gung unter­fah­ren lässt, wie man aus den vor­han­de­nen Res­sour­cen das Beste bezüg­lich CO2-Aus­stoss, Lärm etc. her­aus­holt. Der kost­ba­re Platz an der Ober­flä­che soll in ers­ter Linie der Bevöl­ke­rung gehö­ren. CST begüns­tigt den Aus­bau von Infra­struk­tur wie auch der erneu­er­ba­ren Ener­gien in der Schweiz. CST ist ein pri­vat finan­zier­ter Inno­va­ti­ons­mo­tor zum Nut­zen der Schwei­zer Wirt­schaft und für Lebens­qua­li­tät in Städ­ten und Dör­fern, indem es die Ver­sor­gungs­si­cher­heit garan­tiert und damit den Wohl­stand in der Schweiz erhöht.

Gibt es Punk­te, die wir unse­ren Mit­glie­dern aus Ihren Augen noch wis­sen las­sen sollten?

Es ste­hen ent­schei­den­de Wei­chen­stel­lun­gen und Dis­kus­sio­nen bevor, gera­de auch vor dem Hin­ter­grund der poli­ti­schen Debat­ten um den Güter­ver­kehr. Wir sind fest davon über­zeugt, dass wir mit einer unter­neh­me­ri­schen Hal­tung einen effek­ti­ven Bei­trag leis­ten kön­nen, um die Schweiz im 21. Jahr­hun­dert als exzel­len­ten Wirt­schafts­stand­ort mit hoher Lebens­qua­li­tät auch für künf­ti­ge Gene­ra­tio­nen zu erhal­ten. An die­ser Arbeit betei­li­gen wir uns mit Begeis­te­rung und Engagement.

Herr Rosso, vie­len Dank für das Gespräch.

Datenökosysteme: Daten teilen, um ihren Mehrwert zu verdoppeln

Datenökosysteme: Daten teilen, um ihren Mehrwert zu verdoppeln

Wir vom VAP set­zen uns seit Län­ge­rem inten­si­ver mit dem Thema Daten­öko­sys­te­me aus­ein­an­der. 2022 haben wir bei der Koor­di­na­ti­ons­stel­le für nach­hal­ti­ge Mobi­li­tät (KOMO) die Ent­wick­lung einer Daten­platt­form ange­regt und trei­ben die Wei­ter­ent­wick­lung Mobi­li­täts­da­ten­in­fra­struk­tur (MODI) voran. Mit die­sem Blog­bei­trag möch­ten wir den Dia­log fort­set­zen und auf­zei­gen, warum Daten­öko­sys­te­me zur Visi­on aller Güter­bahn­ak­teu­re gehö­ren sollten.

Darum geht’s:

  • Die Kom­ple­xi­tät setzt die Mess­lat­te hoch
  • In klei­nen Schrit­ten zur gros­sen Vision
  • Das uner­schöpf­li­che Poten­zi­al von Daten ausschöpfen
  • Wir soll­ten im Gespräch bleiben

 

Die Komplexität setzt die Messlatte hoch

Daten­öko­sys­te­me sind hoch­kom­plex und umfas­sen diver­se The­men­fel­der (vgl. Abbil­dung 1). Sol­len sie nutz­bar und wirt­schaft­lich gemacht wer­den, so müs­sen wir sämt­li­che Wün­sche und Bedürf­nis­se der Akteu­re sowie all­fäl­li­ge Restrik­tio­nen einbeziehen.

Abbil­dung 1: Die Visi­on von digi­ta­ler und ope­ra­ti­ver Inter­kon­nek­ti­vi­tät umfasst höchst anspruchs­vol­le Themenbereiche

Anläss­lich unse­res Forums Güter­ver­kehr 2023 haben Dr. Mat­thi­as Prandt­stet­ter, Seni­or Sci­en­tist und The­ma­tic Coor­di­na­tor am AIT Aus­tri­an Insti­tu­te of Tech­no­lo­gy AIT, und Moni­ka Zosso Lunds­gaard-Han­sen, Co-Sek­ti­ons­che­fin Direk­ti­ons­ge­schäf­te beim BAV, Ein­bli­cke über den aktu­el­len Stand der Initia­ti­ven und Über­le­gun­gen gege­ben. Die Sach­ver­stän­di­gen sind sich einig: Fort­schrit­te im Bahn­sek­tor wer­den eine lang­wie­ri­ge und schwie­ri­ge Ange­le­gen­heit sein.

In kleinen Schritten zur grossen Vision

Das Ziel­bild eines intel­li­gen­ten und mög­li­cher­wei­se selbst­ent­schei­den­den Daten­öko­sys­tems lies­se sich über die fol­gen­den Ent­wick­lungs­pha­sen bei­spiel­haft rea­li­sie­ren (nicht abschliessend):

1. Basis­da­ten bereit­stel­len (z.B. mit MODI)

  • Garan­tier­te Qualität
  • «Ein­ma­lig­keit» des Daten­sat­zes (d.h. ein­deu­ti­ge Definitionen)
  • Zugänglichkeit/Transparenz für alle Involvierten
  • Markt­wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung von Apps und erwei­ter­te Funk­tio­na­li­tä­ten möglich

2. Dreh­schei­be zum Aus­tausch von Daten akti­vie­ren (z.B. DX Inter­mo­dal von Hupac)

  • Aus­tausch zwi­schen 2 oder meh­re­ren auf der Dreh­schei­be agie­ren­den Unternehmen
  • Zusätz­li­che Daten­sät­ze (mit oder ohne Restrik­tio­nen für ein­zel­ne Akteure/Unternehmen)
  • Buchungs­mög­lich­kei­ten von ein­zel­nen oder gan­zen Relationen

3. Daten­öko­sys­tem schaffen

  • Zugang zu his­to­ri­schen Daten für erste Ana­ly­se­mög­lich­kei­ten gewährleisten
  • Daten­ban­ken (Basis­da­ten und/oder mit Restrik­tio­nen ver­füg­ba­re Daten­sät­ze anbinden)

4. Block­chain-Tech­no­lo­gie nutzen

  • Daten und Daten­sät­ze wer­den opti­mal vernetzt
  • Abso­lu­te Kos­ten- und Preistransparenz
  • Sicher­heit beim Daten­aus­tausch steigt
  • Effi­zi­en­te­re Gesamt­ent­wick­lung und ‑abwick­lung

5. Visi­on eines phy­si­schen Inter­nets umsetzen

  • Offe­nes glo­ba­les Sys­tem, auf phy­si­scher, digi­ta­ler und ope­ra­ti­ver Inter­kon­nek­ti­vi­tät basierend
  • Wen­det Pro­to­kol­le, Schnitt­stel­len und Modu­la­ri­sie­rung an
  • Gewis­se Ent­schei­dun­gen wer­den vom Öko­sys­tem – nicht von Ein­zel­ak­teu­ren – getroffen

Aktu­ell befin­det sich die Bahn­bran­che in Phase 1 und 2, wenn auch nur punk­tu­ell. Mit dem Bun­des­ge­setz über die Mobi­li­täts­da­ten­in­fra­struk­tur (MODIG) adres­siert das BAV alle rele­van­ten The­men­fel­der. DX Inter­mo­dal ist im kom­bi­nier­ten Ver­kehr (KV) bereits ope­ra­tiv und greift Punk­te von Phase 2 auf. Einen Gesamt­nut­zen für die Güter­bahn­lo­gis­tik lässt sich nur errei­chen, wenn sämt­li­che Pro­duk­ti­ons­for­men des Güter­ver­kehrs und die gesam­te Trans­port­ket­te («Door-to-Door») berück­sich­tigt wer­den. Dazu sind Ele­men­te der künst­li­chen Intel­li­genz einzubinden.

Das unerschöpfliche Potenzial von Daten ausschöpfen

Big Data hat sich vom Hype zum Mega­trend gewan­delt; das Poten­zi­al gesam­mel­ter Daten ist schier unend­lich. Diese ermög­li­chen dis­rup­ti­ve, inno­va­ti­ve, digi­ta­le Geschäfts­mo­del­le und bes­se­re Vor­her­sa­gen für rich­ti­ge Geschäfts­ent­schei­dun­gen. Aller­dings gilt das nur für Daten, die in der rich­ti­gen Qua­li­tät und Gra­nu­la­ri­tät zur Ver­fü­gung ste­hen. Zudem müs­sen die Akteu­re in der Lage sein, die rich­ti­gen Infor­ma­tio­nen und damit das gewünsch­te Wis­sen aus den Daten zu zie­hen und die­ses rich­tig zu inter­pre­tie­ren und ein­zu­set­zen. Das stellt die Öko­sys­tem­part­ner vor eine Reihe von Herausforderungen:

Systemnutzen vs. Eigennutzen

Eini­ge Unter­neh­men ver­fü­gen bereits über haus­ei­ge­ne Daten­sys­te­me. Sie sam­meln Daten von Gerä­ten an Loko­mo­ti­ven und Wagen und ver­wen­den sie zur Opti­mie­rung oder geben sie an Drit­te wei­ter. Damit ver­schaf­fen sich die Unter­neh­men Wett­be­werbs­vor­tei­le und zusätz­li­che Ein­nah­me­quel­len. Warum soll­ten sol­che Unter­neh­men an Daten­öko­sys­te­men teil­neh­men? Weil die Opti­mie­rung des eige­nen Sys­tems nicht zwin­gend dem Sys­tem als Gan­zes oder dem End­kun­den dient. Wenn zum Bei­spiel diver­se Ein­zel­ak­teu­re die glei­chen Daten gegen Ent­gelt an Drit­te ver­äus­sern, ver­teu­ert sich das Sys­tem, da für jeden Daten­trans­fer Geld fliesst. Zudem kön­nen ein­zel­ne Akteu­re ihre Daten­sät­ze im Rah­men eines Daten­öko­sys­tems kom­bi­nie­ren und damit die Effi­zi­enz des gesam­ten Sys­tems för­dern, etwa die vor­aus­sicht­li­che Abfahrts- oder Ankunfts­zeit. In die­sem Kon­text müs­sen Fra­gen der Daten­ho­heit geklärt werden.

Pflicht vs. Freiwilligkeit

Der Staat ist und bleibt der gröss­te Geld­ge­ber für das Bahn­sys­tem. Er soll­te ein Inter­es­se daran haben, die eige­ne Kasse und damit die Steu­er­zah­ler zu ent­las­ten. Die Bereit­stel­lung von gemein­nüt­zi­gen Daten kann die Effi­zi­enz ver­bes­sern. Auch hier blei­ben Fra­gen offen: Sol­len die Öko­sys­tem­part­ner ver­pflich­tet wer­den, Daten­sät­ze zu lie­fern? Soll es in einem Daten­öko­sys­tem mög­lich sein, vor­an­ge­gan­ge­ne, indi­vi­du­el­le Inves­ti­tio­nen aus­zu­glei­chen oder erhal­te­nen Sub­ven­tio­nen gegen­über­zu­stel­len? Oder soll die Teil­nah­me an einem Daten­öko­sys­tem frei­wil­lig blei­ben, mit dem Risi­ko, dass zu weni­ge Teil­neh­mer die Platt­form mit Daten speisen?

Daten vs. Daten

Nicht jedes Daten­ele­ment ist gleich­wer­tig für ein Daten­öko­sys­tem. So muss von Anfang an klar defi­niert wer­den, mit wel­chem Ziel und Gesamt­nut­zen ein Akteur seine Daten­ele­men­te auf einer Daten­platt­form hin­ter­le­gen soll. Zudem ist zwi­schen ope­ra­tio­nel­len, tech­ni­schen und kom­mer­zi­el­len Daten zu unter­schei­den, um emo­tio­na­le Dis­kus­sio­nen zu ver­mei­den. Schliess­lich ent­schei­det die Qua­li­tät, die der Daten­eig­ner oder eine neu geschaf­fe­ne Qua­li­täts­stel­le sicher­stel­len, über die Glaub­wür­dig­keit und Nach­hal­tig­keit eines Datenökosystems.

Wir sollten im Gespräch bleiben

Wir vom VAP möch­ten das Poten­zi­al von Daten­öko­sys­te­men dem gesam­ten Bahn­sek­tor nutz­bar machen und des­sen Wett­be­werbs­fä­hig­keit stei­gern. Des­halb enga­gie­ren wir uns für diver­se Initia­ti­ven, For­schungs­pro­jek­te und eta­blier­te Pro­duk­te in die­sem Kon­text, nament­lich für die folgenden:

  • Wei­ter­ent­wick­lung der Mobi­li­täts­da­ten­in­fra­struk­tur MODI, gemein­sam mit dem BAV
  • Gemein­sa­mer euro­päi­scher Mobi­li­täts­da­ten­raum (EMDS), eine Initia­ti­ve der EU
  • Arbeits­kreis der Logis­tik (AKL), bei dem wir die Lei­tung über­nom­men haben

 

Wenn auch Sie die digi­ta­le Zukunft des Bahn­sek­tors mit­ge­stal­ten möch­ten, freut sich Jür­gen Maier, von Ihnen zu hören.

Keepers’ Summit 2023: Anpassung an Kundenanforderungen und eine visionäre Zukunft für den Schienengüterverkehr

Keepers’ Summit 2023: Anpassung an Kundenanforderungen und eine visionäre Zukunft für den Schienengüterverkehr

Darum geht’s:

  • Kee­pers’ Sum­mit der UIP in Nizza
  • Kun­den­aus­rich­tung und Trans­for­ma­ti­on für den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr in Europa
  • David Zindo neuer Prä­si­dent der UIP

 

Die Inter­na­tio­nal Union of Wagon Kee­pers (UIP) in Zusam­men­ar­beit mit ihrem fran­zö­si­schen Mit­glieds­ver­band AFWP begrüss­te am 15. Juni 2023 in Nizza, Frank­reich, 120 Akteu­re des Güter­bahn­be­reichs aus ganz Euro­pa zu ihrer jähr­li­chen Flag­ship-Kon­fe­renz, dem «Kee­pers’ Sum­mit». Die Dis­kus­sio­nen kon­zen­trier­ten sich dar­auf, wie umwelt­freund­li­che Merk­ma­le des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs genutzt wer­den kön­nen, um dem Kli­ma­wan­del ent­ge­gen­zu­wir­ken, gleich­zei­tig Kun­den anzu­spre­chen und junge Talen­te anzu­zie­hen. Die Panel­teil­neh­mer und das Publi­kum waren sich einig: Der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr hat eine wich­ti­ge Rolle in der Zukunft unse­rer Gesell­schaft zu spie­len. Dies gelingt aber nur, wenn sich der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr im Betrieb weg von staat­li­chen Mono­po­len hin zu pri­vat­wirt­schaft­li­chem Wett­be­werb transformiert.

Auf der Suche nach Ver­än­de­rung for­der­te der ehe­ma­li­ge UIP-Prä­si­dent Dr. Heiko Fischer das Publi­kum auf, in die Ver­gan­gen­heit zu schau­en, um sich bes­ser auf die Zukunft vor­zu­be­rei­ten. Als trei­ben­de Kraft hin­ter der Schaf­fung des Gene­ral Con­tract of Use (GCU) wies Herr Fischer auf die wich­ti­ge Rolle der pri­va­ten Wagen­hal­ter bei der Ent­wick­lung von Lösun­gen für den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr hin. Als über­zeug­ter und visio­nä­rer Mann legte er immer gros­sen Wert auf die Not­wen­dig­keit, den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr zu inno­vie­ren und zu trans­for­mie­ren, um den zukünf­ti­gen Her­aus­for­de­run­gen und Erwar­tun­gen von Kun­den und der Gesell­schaft gerecht zu wer­den. Das Publi­kum wür­dig­te mit ste­hen­dem Applaus das Enga­ge­ment und die Leis­tun­gen von Dr. Fischer, der als Prä­si­dent 11 Jahre lang die Geschi­cke der UIP gelei­tet hatte.

Herr Joris D’In­ca, Glo­bal Head of Logi­stics bei der inter­na­tio­na­len Unter­neh­mens­be­ra­tungs­fir­ma Oli­ver Wyman, bestä­tig­te in sei­ner Key­note-Speech die Not­wen­dig­keit für den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr, sich an sich ent­wi­ckeln­de Kun­den­an­for­de­run­gen anzu­pas­sen: «Kun­den erwar­ten voll­stän­di­ge Trans­pa­renz ent­lang der Trans­port­ket­te. Sie legen den gröss­ten Wert u.a. auf die Ver­füg­bar­keit von Echt­zeit­in­for­ma­tio­nen und ein effek­ti­ves Kor­ri­dor­ma­nage­ment. Nur durch die Anpas­sung an diese und wei­te­re Anfor­de­run­gen wird der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr in der Lage sein, Markt­an­tei­le vom Stras­sen­gü­ter­ver­kehr zu gewin­nen und eine grös­se­re Rolle bei der Bekämp­fung des Kli­ma­wan­dels zu spie­len.» Prä­sen­ta­ti­on Joris D’Incà

Das Exper­ten­pa­nel, mode­riert von Frau Emi­lie Sou­lez und bestehend aus Herrn Charles Puech d’A­lis­s­ac (VIIA/Naviland), Herrn Paul Maza­t­aud (SNCF Réseau) und Herrn Sté­pha­ne Gavard (Streem), tauch­te tief in die Ele­men­te ein, die im Zen­trum der not­wen­di­gen Trans­for­ma­ti­on ste­hen, um den neuen Erwar­tun­gen gerecht zu wer­den. Herr Maza­t­aud bestä­tig­te die Bedürf­nis­se und Absich­ten von SNCF Réseau, mehr Trans­pa­renz bei War­tungs­ar­bei­ten zu bie­ten, aber auch die Pläne von RNE, die Fle­xi­bi­li­tät durch die Anpas­sung des Fahr­plan­pro­zes­ses zu erhö­hen. Herr Puech D’A­lis­s­ac hob die Ele­men­te und Vor­tei­le des kom­bi­nier­ten Trans­ports und des Geschäfts­mo­dells hin­ter den Akti­vi­tä­ten von Navi­l­and und VIIA her­vor. Er wies auf die Fort­schrit­te bei der Digi­ta­li­sie­rung der Schnitt­stel­le zu den Kun­den hin und ermu­tig­te alle Betei­lig­ten, ihre Anstren­gun­gen bei der Digi­ta­li­sie­rung der Schnitt­stel­len zwi­schen den Akteu­ren im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr zu ver­dop­peln. Herr Gavard gab Ein­bli­cke in die Wagen­in­no­va­ti­on sowohl in Bezug auf Kon­zept als auch auf indus­tri­el­le Fer­ti­gung, erläu­ter­te aber auch das Pro­jekt von Streem, Fähig­kei­ten und Wis­sen in der Bran­che zu entwickeln.

Schliess­lich schloss Herr David Zindo, CEO der Streem Group und neu gewähl­ter UIP-Prä­si­dent, mit einem Ver­spre­chen ab: die Trans­for­ma­ti­on mit kla­ren Prio­ri­tä­ten zu unter­stüt­zen und gleich­zei­tig den Güter­wa­gen­hal­tern und ‑ver­bän­den den Erfolg der Ver­gan­gen­heit zugu­te­kom­men zu las­sen, um die Attrak­ti­vi­tät und Wett­be­werbs­fä­hig­keit des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs zu stei­gern. Er beton­te die Bedeu­tung der Arbeit von UIP und den natio­na­len Ver­bän­den, die als kon­so­li­dier­te Stim­men und Bin­de­glied zu den loka­len und euro­päi­schen poli­ti­schen Insti­tu­tio­nen fungieren.

«Unse­re Gesell­schaf­ten müs­sen das Allein­stel­lungs­merk­mal des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs als ent­schei­den­des Mit­tel zur Dekar­bo­ni­sie­rung des Ver­kehrs­sek­tors ver­ste­hen. Wir als Sys­tem müs­sen unser Ange­bot ver­bes­sern, um den Anfor­de­run­gen der Kun­den gerecht zu wer­den, aber auch um junge Talen­te anzu­zie­hen und aus­zu­bil­den.» – David Zindo

David Zindo wird neuer Prä­si­dent der UIP: Eine Visi­on für die Zukunft des Schienengüterverkehrs

David Zindo wird neuer Prä­si­dent der UIP und tritt die Nach­fol­ge von Dr. Heiko Fischer an, der die UIP 11 Jahre lang als Prä­si­dent gelei­tet hat. Zindo wurde wäh­rend der Gene­ral­ver­samm­lung der UIP am 15. Juni 2023 in Nizza, Frank­reich gewählt. Unter­stützt wird er von den Vize­prä­si­den­ten Per-Anders Ben­thin (CEO von Trans­wag­gon) und Johann Fein­dert (CEO von GATX Rail Europe).

Herr Zindo bringt umfang­rei­che Erfah­run­gen in die Posi­ti­on ein, da er CEO der Streem Group (ehe­mals Erme­wa Group) ist und seit 2015 Mit­glied des Exe­ku­tiv­vor­stands der UIP. Zuvor hatte er lei­ten­de Finanz­po­si­tio­nen bei der SNCF, Geo­dis und Veo­lia Envi­ron­men­tal Ser­vices inne.

Als neuer UIP-Prä­si­dent hat David Zindo die Visi­on, die UIP wei­ter zu stär­ken, indem er klare Prio­ri­tä­ten setzt, das Team stärkt und Alli­an­zen mit ande­ren Ver­bän­den ein­geht. Er möch­te die Rolle der Güter­wa­gen­hal­ter in der Lie­fer­ket­te stär­ken und die kom­ple­xe EU-regu­la­to­ri­sche Land­schaft erklä­ren. Mit sei­ner lang­jäh­ri­gen Erfah­rung und sei­nem Enga­ge­ment für den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr strebt Herr Zindo eine Trans­for­ma­ti­on des Sek­tors an, um den zukünf­ti­gen Her­aus­for­de­run­gen und den Erwar­tun­gen von Kun­den und Gesell­schaft gerecht zu werden.

Lesen Sie im Inter­view der UIP mit David Zindo mehr über die Visio­nen des neu­ge­wähl­ten Prä­si­den­ten. Inter­view David Zindo

 

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    Die Inter­na­tio­nal Union of Wagon Kee­pers (UIP) wurde 1950 gegrün­det und hat ihren Sitz in Brüs­sel. Sie ist der Dach­ver­band natio­na­ler Ver­bän­de aus 14 euro­päi­schen Län­dern und ver­tritt damit mehr als 250 Güter­wa­gen­hal­ter und Enti­ties in Char­ge of Main­ten­an­ce (ECMs). Die vier­zehn Mit­glieds­län­der sind: Öster­reich, Bel­gi­en, Tsche­chi­en, Frank­reich, Deutsch­land, Ungarn, Ita­li­en, die Nie­der­lan­de, Polen, Spa­ni­en, die Slo­wa­kei, Schwe­den, die Schweiz und das Ver­ei­nig­te König­reich. Als Stim­me für mehr als 234.000 Güter­wa­gen reprä­sen­tiert die UIP die Hälf­te des gesam­ten euro­päi­schen Güter­wa­gen­be­stands und ist eine der wich­tigs­ten Res­sour­cen für den Güter­bahn­be­reich in Euro­pa. For­schung, Lob­by­ar­beit und stän­di­ger Aus­tausch mit allen Inter­es­sen­grup­pen und Orga­ni­sa­tio­nen, die am Güter­bahn­be­reich inter­es­siert sind, spie­len eine wich­ti­ge Rolle für den Ver­band, um alle Bemü­hun­gen auf eine Effi­zi­enz­stei­ge­rung im Güter­bahn­dienst aus­zu­rich­ten. Durch die Teil­nah­me an vie­len Arbeits­grup­pen und Aus­schüs­sen auf euro­päi­scher und inter­na­tio­na­ler Ebene bringt die UIP die Per­spek­ti­ve und Inter­es­sen der Güter­wa­gen­hal­ter ein und arbei­tet in Zusam­men­ar­beit mit allen inter­es­sier­ten Par­tei­en daran, die Zukunft des Güter­bahn­gü­ter­ver­kehrs lang­fris­tig zu sichern. Die UIP wird von der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on als Ver­tre­tungs­or­gan im Eisen­bahn­sek­tor anerkannt.

Zurück in die Zukunft: Entwicklung des Schweizer Schienengüterverkehrs

Zurück in die Zukunft: Entwicklung des Schweizer Schienengüterverkehrs

In die­ser Hom­mage erfah­ren Sie, wie sich der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr in der Schweiz beharr­lich Rich­tung Zukunft bewegt. Viele Jahre lang war Inno­va­ti­on ein Fremd­wort für die «brau­nen Wag­gons». Doch diese Ära ist passé. Die Güter­bah­nen sind bereit für das Zeit­al­ter 4.0 und ihren Platz auf der Schie­ne. Die­ses ist für Ver­sor­gungs­si­cher­heit, eine umwelt­freund­li­che Trans­port­leis­tung und ent­las­te­te Stras­sen unverzichtbar. 

Darum geht’s:

  • Seit 175 Jah­ren kon­ti­nu­ier­lich im Aufwärtstrend
  • Leis­tet über einen Drit­tel der Trans­port­leis­tun­gen in und durch die Schweiz
  • Rück­blick auf ver­gan­ge­ne Kri­sen und Erfolge
  • Bei der Elek­tri­fi­zie­rung ein Jahr­hun­dert Vorsprung


Die Trans­port­leis­tung des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs hat in der Schweiz seit dem Beginn des 20. Jahr­hun­derts eine beein­dru­cken­de Ent­wick­lung erfah­ren. Gemäss Bun­des­amt für Sta­tis­tik (BFS) betrug sie im Jahr 1900 ins­ge­samt etwa 1,5 Mil­li­ar­den Ton­nen­ki­lo­me­ter. Seit­dem wurde die Schie­ne durch viele, teil­wei­se weit ent­fern­te Kri­sen geprägt. Heute macht sie mit 10,4 Mia. Ton­nen­ki­lo­me­ter und einem Anteil von 37%[1] am Modal­split einen wich­ti­gen Pfei­ler des Schwei­zer Ver­kehrs­sys­tems aus. Aber alles der Reihe nach.

Kleines Land, grosse Leistung – noch viel Potenzial

Die Trans­port­leis­tung des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs schwank­te über die Jahr­zehn­te (vgl. Abbil­dung 1). Seit dem Ende der Pan­de­mie steigt sie wie­der ste­tig an. Im alpen­que­ren­den Güter­ver­kehr (Tran­sit) besteht auf­grund des Alpen­schutz­ar­ti­kels in der Bun­des­ver­fas­sung ein Ver­la­ge­rungs­auf­trag. Als Folge des NEAT-Baus, des Vier-Meter-Kor­ri­dors und einer bei­spiel­lo­sen finan­zi­el­len För­de­rung des unbe­glei­te­ten kom­bi­nier­ten Ver­kehrs (UKV) wies die Schweiz 2021im alpen­que­ren­den Ver­kehr mit 74% einen sehr hohen Modal­split zuguns­ten der Schie­ne auf; die Trans­port­leis­tung des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs mach­te im Ver­gleich zu ande­ren Län­dern mit 66% des Tran­sit­ver­kehrs einen Spit­zen­wert aus. Der gesam­te Modal­split lag mit 37% Schie­ne eben­falls über dem inter­na­tio­na­len Niveau.

Im nicht tran­si­tie­ren­den Ver­kehr besteht kein Ver­la­ge­rungs­auf­trag. Im Bin­nen­ver­kehr (2021: 23%), Import (7,5%) und Export (3,5%[2]) schlum­mert ein enor­mes Poten­zi­al, inso­fern die grund­le­gen­de Moder­ni­sie­rung und Neu­or­ga­ni­sa­ti­on des Wagen­la­dungs­ver­kehrs sowie die För­de­rung des intra­mo­da­len Wett­be­werbs umge­setzt wer­den[3]. Dazu zäh­len die Auto­ma­ti­sie­rung und Digi­ta­li­sie­rung des Bahn­sys­tems. Diese brin­gen den Wagen­la­dungs­ver­kehr auf die Über­hol­spur und machen die Schie­ne fit für den inter­mo­da­len Wett­be­werb und mul­ti­mo­da­le Logis­tik­ket­ten. Eine aus­rei­chend ver­füg­ba­re Infra­struk­tur für die Güter­bah­nen und mehr güns­tig gele­ge­ne Logis­tik­stand­or­te beschleu­ni­gen die­sen Fort­schritt zusätz­lich[4].

Die Ver­kehrs- und Infra­struk­tur­po­li­tik der Schweiz soll daher ver­mehrt den Kun­den­nut­zen des Ver­kehrs­trä­gers Bahn für die ver­la­den­de Wirt­schaft im Fokus haben. Je mehr Nut­zen das Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs­sys­tem Schweiz den Ver­la­dern bringt, desto reger wird es genutzt – also Ver­kehr ver­la­gert. Wir vom VAP leh­nen eine expli­zi­te Ver­la­ge­rungs­po­li­tik im Bin­nen­ver­kehr ab.

Abbil­dung 1: Trans­port­leis­tung im Schwei­zer Schie­nen­gü­ter­ver­kehr seit 1900 (zum ver­grös­sern bitte auf das Bild klicken)


Berg- und Talfahrt mit klarem Höhenmetergewinn

Am 7. August 1847 wurde die erste, ganz auf Schwei­zer Boden befind­li­che Eisen­bahn­stre­cke von Zürich nach Baden – im Volks­mund die «Spa­nisch-Bröt­li-Bahn»[5] genannt (vgl. Abbil­dung 2) – fei­er­lich eröff­net. Einer der Grün­de für den Bau die­ser Stre­cke: Die Zür­cher Herr­schaf­ten lies­sen sich – vor­nehm­lich sonn­tags – von einem bekann­ten Bade­ner Bäcker­meis­ter das Blät­ter­teig­ge­bäck «Spa­nisch Bröt­li» durch ihre Boten brin­gen. Die armen Bediens­te­ten muss­ten sich jeweils kurz nach Mit­ter­nacht zu Fuss auf den Weg nach Baden machen, damit sie fri­sche Bröt­chen auf dem sonn­täg­li­chen Früh­stücks­tisch legen konn­ten. Die «Spa­nisch-Bröt­li-Bahn» ermög­lich­te einen schnel­len und zuver­läs­si­gen Trans­port von Gütern und Per­so­nen.[6]

Abbil­dung 2: Mit der «Spa­nisch-Bröt­li-Bahn» erhält die Schweiz ihre erste lan­des­ei­ge­ne Bahnstrecke.

Die ers­ten Bah­nen ent­stan­den in der Schweiz auf pri­va­te Initia­ti­ve. Sie konn­ten mit einer Kon­zes­si­on der befah­re­nen Kan­to­ne ihren Betrieb auf­neh­men. Vor­ga­ben des Bun­des gab es zunächst nur zu tech­ni­schen Fra­gen. Der Bund erhielt spä­ter mehr Kom­pe­ten­zen, um ein sinn­vol­les natio­na­les Netz zu gewährleisten.

1857 wurde erst­mals in der Schweiz ein Bahn­post­wa­gen bei der Schwei­ze­ri­schen Nord­ost­bahn auf der Stre­cke Zürich–Baden–Brugg ein­ge­setzt. Dies war der Anfang der Schwei­zer Bahn­post.  1859 hatte das Stre­cken­netz bereits eine Länge von mehr als 1000 km, es gab eine durch­ge­hen­de Ver­bin­dung vom Boden­see bis nach Genf, an die auch Bern, Luzern, Chur, St. Gal­len, Schaff­hau­sen und Basel ange­schlos­sen waren. 1882 konn­te nach Fer­tig­stel­lung des 15 km lan­gen Schei­tel­tun­nels die Gott­hard­bahn ihren Betrieb aufnehmen.

1875 wurde in der Schweiz das erste Gesetz für Bau und Betrieb von Indus­trie­g­leis­an­la­gen ein­ge­führt und damit die Rechts­ver­hält­nis­se für Anschluss­glei­se gesetz­lich gere­gelt. Der Volks­ent­scheid vom 20. Febru­ar 1898 bedeu­te­te das Ende des Pri­vat­bahn­zeit­al­ters, ab 1902 über­nahm die neu gegrün­de­te Staats­bahn SBB die gröss­ten Bahn­ge­sell­schaf­ten sowie klei­ne­re Pri­vat­bah­nen. Mit der Ver­staat­li­chung ging die Ver­ant­wor­tung für die Wei­ter­ent­wick­lung der Bahn an den Bund über. Dabei war die Über­nah­me der Infra­struk­tur durch die SBB ein guter Schritt. Der Betrieb auf dem Netz soll­te aller­dings durch Wett­be­werb geprägt sein.

Mit der Mono­po­li­sie­rung des Schie­nen­ver­kehrs wurde es 1912 Zeit für die Grün­dung eines Ver­tre­ters für die pri­va­ten Akteu­re. Das war die Geburts­stun­de des VAP Ver­band Schwei­ze­ri­scher Anschluss­glei­se- und Pri­vat­gü­ter­wa­gen­be­sit­zer – heu­ti­gem VAP Ver­band der ver­la­den­den Wirt­schaft – der sich fort­an für den fai­ren Wett­be­werb und die Opti­mie­rung von wirt­schafts­po­li­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen, Schie­nen­in­fra­struk­tur und Logis­tik­stand­or­ten ein­setz­te. Die Schie­ne trug damals mass­ge­bend zur indus­tri­el­len Revo­lu­ti­on bei – die loh­nen­de Ver­bin­dung häng­te mit der wach­sen­den Infra­struk­tur bald Schiff und Pfer­de­kut­sche ab. Ein schnel­ler Trans­port inner­halb der Schweiz, aber auch nach Euro­pa, ermög­lich­te neue wirt­schaft­li­che Möglichkeiten.

Im Ers­ten Welt­krieg stieg die Trans­port­leis­tung im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr zuerst an, bevor sie 1917 um 18% und 1918 um 14% zurück­ging. Diese Rück­gän­ge las­sen sich auf die Unter­bre­chun­gen in der Pro­duk­ti­on und dem Han­del sowie die Aus­wir­kun­gen der Spa­ni­schen Grip­pe zurück­füh­ren. Die dama­li­ge Pan­de­mie erfass­te in der Schweiz in zwei Wel­len rund die Hälf­te der Schwei­zer Bevöl­ke­rung und for­der­te zwi­schen Juli 1918 und Juni 1919 fast 25 000 Todes­op­fer. In den 1920er-Jah­ren erhol­te sich die Trans­port­leis­tung, bevor sie im Jahr der Wirt­schafts­kri­se 1921 und mit dem New Yor­ker Bör­sen­crash vom Okto­ber 1929 erneut einbrach.

Mit Beginn des Zwei­ten Welt­kriegs begann für die Güter­bahn ein Auf­schwung, den sie der Rüs­tungs­kon­junk­tur und poli­ti­schen Ent­schei­dun­gen ver­dank­te[7]. Der Bin­nen­ver­kehr nahm zu, da die unter­des­sen gröss­ten­teils elek­tri­fi­zier­te Bahn den wegen Treib­stoff­man­gels weit­ge­hend lahm­ge­leg­ten Auto- und Last­wa­gen­ver­kehr ersetz­te. Wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs ging die Trans­port­leis­tung der Schie­ne mas­siv zurück, bis der Güter­tran­sit­ver­kehr Ende des Krie­ges fast voll­stän­dig zusam­men­brach und die Trans­port­leis­tung ins­ge­samt 42% verlor.

Nach dem Zwei­ten Welt­krieg erhol­te sich die Wirt­schaft und damit die Trans­port­leis­tung der Bahn. Sie erreich­te in den 1970er-Jah­ren einen ers­ten Rekord­wert. Es folg­ten star­ke Abfäl­le auf­grund der Ölpreis­kri­se, des Bör­sen­crashs von 1987, der Immo­bi­li­en­kri­se und der fol­gen­den Rezes­si­on der 1990er-Jahre. 1999 star­te­te die Schweiz im Rah­men der euro­päi­schen Markt­öff­nung für den UKV und gestützt auf die EG-Richt­li­nie 91/440/EWG[8] den ers­ten von meh­re­ren Schrit­ten der soge­nann­ten Bahn­re­form. Das Ziel: das Schwei­zer Bahn­sys­tem effi­zi­en­ter und kun­den­freund­li­cher gestalten.

Das neue Anschluss­gleis­ge­setz vom 5. Okto­ber 1990 nebst Ver­ord­nung vom 26. Febru­ar 1992 soll der För­de­rung des Eisen­bahn­gü­ter­ver­kehrs neue Impul­se geben und dazu bei­tra­gen, die zahl­rei­chen im Güter­ver­kehr anste­hen­den Pro­ble­me zukunfts­ori­en­tiert zu lösen.

Im Jahr 2000 war die Trans­port­leis­tung im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr fünf­mal so gross wie im Jahr 1950 (+397%). Die­ses Viel­fa­che ist umso beein­dru­cken­der, als dass der Anteil der Schie­ne am gesam­ten Güter­trans­port gera­de in jenen Jah­ren zuguns­ten des Stras­sen­ver­kehrs mas­siv zurück­ging. Denn trotz der Erfah­run­gen mit der Treib­stoff­knapp­heit wäh­rend des Zwei­ten Welt­krie­ges erfolg­te nach dem Kriegs­en­de der Über­gang zur erd­öl­ba­sier­ten Wirtschaft.

Wei­te­ren Auf­wind brach­te die Neue Eisen­bahn-Alpen­trans­ver­sa­le (NEAT). Mit drei Basis­tun­nels durch die Alpen und dem Aus­bau der Zufahrts­stre­cken rück­te sie den Nor­den und Süden der Schweiz und Euro­pas enger zusam­men. Der Lötsch­berg-Basis­tun­nel ist seit 2007 in Betrieb. Der Gott­hard-Basis­tun­nel wurde 2016 eröff­net. 2020 wurde die NEAT mit der Inbe­trieb­nah­me des Ceneri-Basis­tun­nels vollendet.

Stim­mung 2008–2012

Damit Sie den Puls der dama­li­gen Zeit zu füh­len, haben wir Inhal­te von Refe­ra­ten an unse­ren GVs aus den Jah­ren 2008, 2010 und 2012 für Sie zusammengefasst:

2008: GV VAP, Prä­si­di­al­an­spra­che des Prä­si­den­ten Franz Steinegger 

Die Schwei­zer Ver­kehrs­po­li­tik im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr ist von Wider­sprü­chen geprägt. Einer­seits wer­den Mil­lio­nen von Fran­ken in den Tran­sit­ver­kehr zwi­schen Deutsch­land und Ita­li­en inves­tiert, wenn die­ser als kom­bi­nier­ter Ver­kehr oder als rol­len­de Land­stras­se abge­wi­ckelt wird. Ande­rer­seits wird im Bin­nen­ver­kehr der Per­so­nen­ver­kehr über eine ver­fehl­te Tras­sen­preis­re­ge­lung sub­ven­tio­niert und der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr benach­tei­ligt. Der Ver­la­der in der Schweiz wird zudem nur dann eine pau­scha­le Rück­erstat­tung der LSVA erhal­ten, wenn er seine Güter in einem Con­tai­ner zur Bahn bringt, was den Tran­sit­ver­kehr wei­ter sub­ven­tio­niert. Der Ver­band der Schwei­ze­ri­schen Ver­la­der (VAP) for­dert eine umfas­sen­de Ver­la­ge­rungs­po­li­tik, die auch öko­lo­gi­sche Kri­te­ri­en berück­sich­tigt. Dazu müs­sen die Tras­sen­prei­se, Zugangs­prio­ri­tä­ten, Schie­nen­ka­pa­zi­tä­ten, die Anwen­dung des Ver­ur­sa­cher­prin­zips bei Stre­cken­erneue­run­gen und eine bedarfs­ge­rech­te Beur­tei­lung des Wagen­la­dungs­ver­kehrs ver­bes­sert wer­den. Es wird auch betont, dass die Bedürf­nis­se des Güter­ver­kehrs bei der zukünf­ti­gen Ent­wick­lung von Bahn­pro­jek­ten nicht unter­schätzt wer­den dürfen.

2010: GV VAP, Refe­rat von Moritz Leuenberger

Der Güter­ver­kehr, der für den Trans­port von Waren ver­ant­wort­lich ist, wird von vie­len Men­schen oft über­se­hen. Wäh­rend die meis­ten sich nicht um die Her­kunft und Ent­ste­hungs­ge­schich­te der Waren küm­mern, sind sie oft auch nicht dar­über infor­miert, wie der Trans­port und die Logis­tik von­stat­ten­ge­hen. Der Text zeigt auf, dass der Güter­ver­kehr auf der Schie­ne gegen­über dem Per­so­nen­ver­kehr benach­tei­ligt wird und oft zu wenig poli­ti­sche Unter­stüt­zung erhält. Die öffent­li­chen Gel­der wer­den knap­per, wäh­rend die Güter­trans­por­te sowohl auf der Stras­se als auch auf der Schie­ne expo­nen­ti­ell zuneh­men. Leu­en­ber­ger schlägt vor, dass die Prio­ri­tä­ten­ord­nung auf dem Schie­nen­netz über­dacht wer­den muss, um den Güter­ver­kehr zu stär­ken. Der Bund habe bereits Mass­nah­men ergrif­fen, um den Güter­ver­kehr zu unter­stüt­zen, dar­un­ter ZEB und Bahn2030.

2012: GV VAP: Refe­rat von Franz Stein­eg­ger, Prä­si­dent VAP

Der Prä­si­dent blickt auf eine lange Kar­rie­re in der Ver­kehrs­po­li­tik zurück und erin­nert sich an Dis­kus­sio­nen über ver­schie­de­ne Pro­jek­te wie Bahn 2000, den Verei­na­tun­nel, die Neat und den Alpen­schutz­ar­ti­kel. Er stellt fest, dass das Wachs­tum des Per­so­nen- und Güter­ver­kehrs bis 2030 um 60% zuneh­men wird und dass die Infra­struk­tur der stei­gen­den Mobi­li­täts­nach­fra­ge fol­gen muss. Es gibt jedoch finan­zi­el­le und öko­lo­gi­sche Gren­zen, und es besteht die Frage, ob das not­wen­di­ge Infra­struk­tur­an­ge­bot bereit­ge­stellt wer­den kann. Der Autor kri­ti­siert, dass Poli­ti­ker und Ver­bän­de sich lie­ber mit Steue­rungs­mit­teln und Nut­zungs­prio­ri­tä­ten bei den bestehen­den Infra­struk­tu­ren beschäf­ti­gen, anstatt sich mit der Zukunft zu befas­sen. Bei den Bah­nen gibt es Pläne wie Bahn 2030 und ein stra­te­gi­sches Ent­wick­lungs­pro­gramm Bahn­in­fra­struk­tur (STEP) mit Inves­ti­tio­nen von CHF 42 Mil­li­ar­den. Auch die Stras­se hat Finan­zie­rungs­vor­schlä­ge. Die Schweiz inves­tiert pro Kopf am meis­ten in das Eisen­bahn­netz in Europa.

Aus der Festschrift:

Das Bun­des­ge­setz und das Ber­ner Über­ein­kom­men haben die Güter­bahn im natio­na­len und inter­na­tio­na­len Ver­kehr geför­dert. Der Bahn­gü­ter­ver­kehr steht jedoch im har­ten Wett­be­werb mit Stras­sen­gü­ter­ver­kehr und Per­so­nen­ver­kehr, was die Wett­be­werbs­fä­hig­keit des Bahn­gü­ter­ver­kehrs zuneh­mend schwächt. Die Schwei­zer Ver­kehrs­po­li­tik zielt dar­auf ab, Güter­ver­keh­re von der Stras­se auf die Schie­ne zu ver­la­gern, was eine gut aus­ge­bau­te Infra­struk­tur und faire Netz­zu­gangs­be­din­gun­gen erfor­dert. Um wett­be­werbs­fä­hig zu blei­ben, braucht es auch intra­mo­da­len Wett­be­werb und staat­li­che Anrei­ze sowie eine kri­ti­sche Ana­ly­se der Orga­ni­sa­ti­on der Bahn­in­fra­struk­tur und der Eisen­bahn­un­ter­neh­men. Der VAP sieht es als Her­aus­for­de­rung und Ver­pflich­tung an, die Ver­kehrs­ver­la­ge­rungs­dis­kus­si­on im Inter­es­se des Wirt­schafts­stand­orts und Lebens­raums Schweiz auszugleichen.

 

Auf die Ter­ror­an­schlä­ge in den USA 2001 folg­te ein Rück­gang von 4%. Nach der durch das Plat­zen der US-Immo­bi­li­en­bla­se aus­ge­lös­ten Finanz­kri­se von 2008 sank die Trans­port­leis­tung 2009 um 14%. In der Kon­junk­tur­kri­se im Jahr 2012 nach der Ein­füh­rung des Euro-Min­dest­kur­ses gab es erneut einen Rück­gang um 4%. Die Sper­rung der Rhein­tal­bahn (Was­ser­ein­bruch Ras­tat­ter Tun­nel) hatte im Jahr 2017 eine Abnah­me von 6% zur Folge. Damit ver­gleich­bar ist die Abnah­me im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr von 5% im Coro­na-Pan­de­mie­jahr 2020. 2021 legte der Güter­ver­kehr auf der Schie­ne wie­der um 6,2% zu (10,4 Mia. Tonnenkilometer).

Elektrifizierung: ein Jahrhundert Vorsprung

In der Grün­der­zeit waren die Bah­nen mit Kohle unter­wegs. 1888 roll­te in der Schweiz mit der Tram­way Vevey-Mon­treux-Chil­lon (VMC) die erste elek­trisch betrie­be­ne Bahn aus. Es folg­ten schritt­wei­se wei­te­re Schmal­spur­bah­nen. 1901 wurde anläss­lich der Gene­ral­ver­samm­lung des Schwei­ze­ri­schen Elek­tro­tech­ni­schen Ver­eins bean­tragt, auch die Elek­tri­fi­zie­rung der Nor­mal­spur­bah­nen zu prüfen.

Abbil­dung 3: 1888 roll­te mit der Tram­way Vevey-Mon­treux-Chil­lon die erste elek­tri­sche betrie­be­ne Bahn der Schweiz aus. © Lau­rent Croset

Der Initi­ant liess sich laut der spä­te­ren Stu­di­en­kom­mis­si­on für elek­tri­schen Bahn­be­trieb «haupt­säch­lich von der Not­wen­dig­keit lei­ten, unser Land von den koh­len­pro­du­zie­ren­den Län­dern unab­hän­gi­ger zu machen und der schwei­ze­ri­schen elek­tro­tech­ni­schen Indus­trie ein neues Arbeits­feld zu eröff­nen». Die Stu­di­en­kom­mis­si­on sel­ber hob 1912 in ihrem Bericht an die Gene­ral­di­rek­ti­on SBB «die Ver­wer­tung der natio­na­len Was­ser­kräf­te an Stel­le der aus­län­di­schen Kohle» als Haupt­mo­tiv her­vor «und wenn mög­lich eine Ver­bil­li­gung des Betriebs». Bereits 1906 bzw. 1913 gin­gen die ver­schie­de­nen Stre­cken­ab­schnit­te der Lötsch­berg-Sim­plon-Achse elek­tri­fi­ziert in Betrieb.

Die Koh­le­knapp­heit im Ers­ten Welt­krieg trieb die Elek­tri­fi­zie­rung der Bahn voran. 1920 ging die Gott­hard­bahn elek­trisch in Betrieb und bis 1928 wurde mehr als die Hälf­te der SBB-Stre­cken elek­tri­fi­ziert. Bereits in der Zwi­schen­kriegs­zeit nahm die Schweiz im inter­na­tio­na­len Ver­gleich bei der Elek­tri­fi­zie­rung eine füh­ren­de Rolle ein. Aus mili­tä­ri­schen Über­le­gun­gen erfolg­te eine wei­te­re Elek­tri­fi­zie­rungs­wel­le im Zwei­ten Welt­krieg. In über­aus kur­zer Zeit wurde ein wei­te­rer, gros­ser Teil des Net­zes elek­tri­fi­ziert. Das wurde nach Kriegs­en­de fort­ge­führt, um der Arbeits­lo­sig­keit vorzubeugen.

Aus heu­ti­ger Sicht war die Elek­tri­fi­zie­rung ein guter Ent­scheid für den Kli­ma­schutz, auch wenn die­ses Argu­ment zu die­ser Zeit keine Rolle spiel­te. Heute ist der Kli­ma­schutz der Haupt­trei­ber für die Ver­kehrs­ver­la­ge­rung und die Elek­tri­fi­zie­rung des Ver­kehrs. Gegen­über dem Stras­sen­ver­kehr hat die Bahn hier rund ein Jahr­hun­dert Vorsprung.


[1] Vgl. BAV: Güter­ver­kehr

[2] Vgl. BAV: Schie­nen­gü­ter­ver­kehr

[3] Vgl. Blog­ar­ti­kel «Wei­ter­ent­wick­lung Güter­trans­port: Höchs­te Zeit, etwas zu tun»

[4] Vgl. Blog­ar­ti­kel «Letz­te Meile aus­glie­dern und dis­kri­mi­nie­rungs­frei gestal­ten»

[5] Vgl. «Die Spa­nisch-Bröt­li-Bahn», Peter Affolter

[6] Unter dem Begriff Baden­fahrt wer­den gleich zwei geschichts­träch­ti­ge Ereig­nis­se zusam­men­ge­fasst. Einer­seits die erste Schwei­zer Bahn­fahrt von Zürich nach Baden und ander­seits das legen­dä­re Volks­fest. Die­ses fei­ert heuer vom 18. bis 27. August 2023 sein 100-jäh­ri­ges Bestehen (badenfahrt.ch).

[7] Hier in Frage zu stel­len wäre die Ver­ein­bar­keit die­ser Ent­schei­dun­gen mit der Wah­rung der Schwei­zer Neu­tra­li­tät. In die­sem Arti­kel wol­len wir jedoch nicht wei­ter dar­auf eingehen.

[8] Vgl. EG-Richt­li­nie 91/440/EWG zur Ent­wick­lung der Eisen­bahn­un­ter­neh­men der Gemeinschaft

Status quo DAK: zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Status quo DAK: zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Wir unter­stüt­zen die digi­ta­le auto­ma­ti­sche Kupp­lung (DAK) schon seit ihren Anfän­gen. Darum enga­gie­ren wir uns beim inter­na­tio­na­len Dach­ver­band der Wagen­hal­ter UIP, beim Euro­pean DAC Deli­very Pro­gram­me (EDDP) und beim Schwei­zer Pro­jekt zur DAK-Migra­ti­on. Aller­dings bleibt auf allen Ebe­nen noch viel zu tun. Hier ein Zwi­schen­stand zur tech­ni­schen und markt­wirt­schaft­li­chen Entwicklung.

Darum geht’s:

  • Die Tech­nik wirft noch Fra­gen auf
  • Fai­rer Kos­ten-Nut­zen-Trans­fer angestrebt
  • Stei­gen­de Trans­port­prei­se kön­nen Rück­ver­la­ge­rung auf die Stras­se bewirken
  • Zusam­men­ar­beit mit Euro­pa: ein Muss
  • DAK als Basis für grund­le­gen­den Systemwechsel

 

Gemein­sam mit dem Bun­des­amt für Ver­kehr (BAV), SBB Cargo und dem Ver­band öffent­li­cher Ver­kehr (VöV) trei­ben wir vom VAP das Schwei­zer DAK-Pro­jekt voran. Erste Erkennt­nis­se aus die­ser Koope­ra­ti­on wur­den im Kon­zept­be­richt «Auto­ma­ti­sie­rung im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr der Schweiz, begin­nend mit der Migra­ti­on zur digi­ta­len auto­ma­ti­schen Kupp­lung» vom 24. Okto­ber 2022 fest­ge­hal­ten. Zudem flos­sen sie in die aktu­el­le Ver­nehm­las­sungs­vor­la­ge über die Zukunft des Schwei­zer Güter­ver­kehrs ein und – mit eini­gen Ergän­zun­gen – in die Bot­schaft, die der Bun­des­rat im Som­mer 2023 an das Par­la­ment erstellt. Aus zahl­rei­chen Work­shops und bila­te­ra­len Gesprä­chen der Güter­bahn­bran­che ent­stan­den Fra­gen, Kri­tik­punk­te und Lösungs­an­sät­ze, die es nun zu ver­tie­fen gilt.

Die Technik wirft Fragen auf

Die Fest­le­gung des Kupp­lungs­kop­fes war ein ers­ter Mei­len­stein. Nun gilt es, die digi­ta­len Ele­men­te zu ent­wi­ckeln und zu tes­ten. Dazu wer­den zwei tech­ni­sche Ansät­ze ver­folgt. Bei der «Power­line-Plus» erfolgt die Über­tra­gung der elek­tri­schen Impul­se und Daten über die­sel­be Lei­tung mit einer limi­tier­ten Anzahl an Kon­tak­ten. In der Schweiz tes­tet ein Exper­ten­kon­sor­ti­um in den kom­men­den Mona­ten die­sen Ansatz. Beim Modell «Sin­gle Pair Ether­net» (SPE) hin­ge­gen wer­den für die Ener­gie- und Daten­über­tra­gung sepa­ra­te Lei­tun­gen benötigt.

Bei bei­den tech­ni­schen Ansät­zen sind Fra­gen wie diese offen:

  • Unter wel­chen Wit­te­rungs­ver­hält­nis­sen und kli­ma­ti­schen Bedin­gun­gen ist ein zuver­läs­si­ger Betrieb möglich?
  • Gibt es bei den zahl­rei­chen betrieb­li­chen Pro­zes­sen (Ran­gie­ren, Fahr­ten (enge Radi­en, Nei­gun­gen …) Aus­fall­zei­ten bei der Datenübertragung?
  • Wel­che Funk­tio­na­li­tä­ten ent­hält schliess­lich die digi­ta­le Komponente?
  • Wie wird die Auf­wärts­kom­pa­ti­bi­li­tät gestal­tet, ins­be­son­de­re von DAK4 zu DAK5?
  • Wie wird die euro­pa­wei­te Kom­pa­ti­bi­li­tät des künf­ti­gen DAK-Roll­ma­te­ri­als gewährleistet?

Aktu­ell ver­fügt der euro­päi­sche Bahn­sek­tor nur über weni­ge Exper­tin­nen und Exper­ten zu die­sem Thema, was eine gros­se Her­aus­for­de­rung dar­stellt. Aus­ser­dem besteht Klä­rungs­be­darf bei mecha­ni­schen Aspek­ten wie den Kraft­aus­wir­kun­gen der neuen Kupp­lung auf die ein­zel­nen Wagen­ty­pen oder beim Ein­bau der DAK in Loks auf­grund Gewichts- und/oder Platz­pro­ble­men oder der siche­ren Inte­gra­ti­on in die Fahr­zeug­leit­tech­nik. Fra­gen wie diese müs­sen bis 2026 beant­wor­tet sein.

Kosten-Nutzen-Transfer kann Rückverlagerung bewirken

Inves­ti­tio­nen in die DAK-Migra­ti­on sind gera­de für Fahr­zeug­hal­ter erheb­lich. Wir gehen von Kos­ten von CHF 20’000 bis CHF 40’000 bei den Wagen (je nach Wagen­typ) und von CHF 60’000 bis CHF 250’000 bei den Loks aus. Aller­dings machen sich posi­ti­ve Aus­wir­kun­gen für die Fahr­zeug­hal­ter erst­mals nach voll­stän­di­ger Migra­ti­on bemerk­bar, also frü­hes­tens ab zehn Jah­ren. Das heisst, dass die Kos­ten in den ers­ten Jah­ren ohne Mehr­ein­nah­men stei­gen, was zu höhe­ren Prei­sen für Wagen­mie­ten führt. Auch die Eisen­bahn­ver­kehrs­un­ter­neh­men (EVU) wer­den in der mehr­jäh­ri­gen Migra­ti­ons­pha­se durch den Par­al­lel­be­trieb Zusatz­auf­wand haben. Hohe Preis­sen­si­ti­vi­tät könn­te eine Rück­ver­la­ge­rung auf die Stras­se bewir­ken. Die­sen Effekt stell­ten wir 2023 schon bei den wei­ter­ver­rech­ne­ten Preis­er­hö­hun­gen durch gestie­ge­ne Fahr­strom­kos­ten fest.

Wir vom VAP suchen Lösun­gen für diese Herausforderungen:

  • Wie kön­nen die EVU als haupt­säch­li­che Gewin­ner der DAK die Effi­zi­enz­stei­ge­run­gen und Kos­ten­ein­spa­run­gen an die Fahr­zeug­hal­ter wei­ter­ge­ben? In mono­pol­ar­ti­gen Gebil­den wie beim Ein­zel­wa­gen­la­dungs­ver­kehr grei­fen markt­wirt­schaft­li­che Mecha­nis­men nicht.
  • Wie hoch müs­sen die För­de­run­gen (A‑fonds-perdu-Bei­trä­ge, Dar­le­hen, Fonds) sein, damit sie den unglei­chen Kos­ten-Nut­zen-Trans­fer aus­glei­chen, und wie lässt sich eine grös­se­re Rück­ver­la­ge­rung auf die Stras­se wäh­rend der Migra­ti­on ver­hin­dern? Was geschieht, wenn Sub­ven­tio­nen oder nach­träg­li­che Finan­zie­run­gen an die staat­li­chen EVU mit der DAK fast voll­um­fäng­lich ein­ge­stellt werden?

In neues Roll­ma­te­ri­al zu inves­tie­ren, ist für viele Wagen­hal­ter sicher­lich denk­bar oder sogar not­wen­dig. Doch eigent­lich geht es um die Frage, wie sich vor­han­de­ne Bestands­flot­ten effi­zi­ent umbau­en las­sen. Dabei gilt es, die fol­gen­den Aspek­te zu berück­sich­ti­gen, ohne Akteu­re unver­schul­det zu benachteiligen:

  • Auch bei neue­rem Roll­ma­te­ri­al gibt es Schwie­rig­kei­ten, eine DAK nach­träg­lich einzubauen.
  • Der Kauf von Neu­wa­gen ist auf­grund gestie­ge­ner Roh­stoff­prei­se um 50 Pro­zent teu­rer geworden.
  • Die Pro­duk­ti­on von Neu­wa­gen mit DAK muss nach Fer­tig­stel­lung der Spe­zi­fi­ka­tio­nen erst gestar­tet wer­den. Die Stück­zahl ist zu Beginn je nach Wagen­typ limitiert.
  • Älte­res Roll­ma­te­ri­al mit einem ein­fa­chen Umbau ver­ur­sacht gerin­ge­re Mehrkosten.
  • Ver­schie­de­ne Fahr­zeug­hal­ter besit­zen bau­glei­che Typen. Der Umbau des Bau­mus­ter­fahr­zeugs muss hal­ter­un­ab­hän­gig erfol­gen und die hohen Ein­mal­kos­ten müs­sen gedeckt sein.
Gleis an Gleis mit Europa

Die Invol­vier­ten sind sich mehr­heit­lich einig: Nur in enger Zusam­men­ar­beit mit Euro­pa kön­nen wir eine nach­hal­ti­ge Migra­ti­on meis­tern. Die tech­nisch-betrieb­li­chen Her­aus­for­de­run­gen des Umrüs­tens sind dies- und jen­seits der Gren­zen ähn­lich. Fra­gen über den Umrüs­tungs­pro­zess bis zur erfolg­rei­chen Umset­zung und Finan­zie­rung las­sen sich nur beant­wor­ten, wenn alle Exper­ten und Ent­schei­dungs­trä­ger am Tisch sit­zen. Das ist lei­der nur eine Handvoll.

Unser Bei­trag aus der Schweiz besteht darin, uns mit den natio­na­len Bege­ben­hei­ten aus­ein­an­der­zu­set­zen und die Grund­la­gen gut vor­zu­be­rei­ten. Dazu gehört, dass wir Pilot­ver­keh­re lan­cie­ren; seit April 2023 fah­ren die ers­ten DAK-Test­zü­ge in der Schweiz. Diese Erfah­run­gen soll­ten wir sam­meln und in das gesamt­eu­ro­päi­sche Pro­jekt ein­flies­sen lassen.

Dass effi­zi­en­te und nach­hal­ti­ge Inno­va­ti­on auf euro­päi­scher Ebene nur gemein­sam mög­lich ist, möch­ten wir anhand der fol­gen­den Bei­spie­le aufzeigen:

  • Werk­statt­ka­pa­zi­tä­ten koor­di­nie­ren: Die Koor­di­na­ti­on zwi­schen den Län­dern und Wagen­hal­tern muss sicher­ge­stellt sein, um die umzu­rüs­ten­den Wagen im Betrieb (natio­na­le und inter­na­tio­na­le Rela­tio­nen) zur nächst- oder best­mög­li­chen Werk­statt zufüh­ren und wie­der rück­füh­ren zu lassen.
  • Finan­zie­rungs­vor­aus­set­zun­gen anglei­chen. Vor­aus­set­zung für eine För­de­rung ist meist ein Ein­trag im Fahr­zeug­re­gis­ter und/oder ein Sitz im jewei­li­gen Land. Da die Wagen jedoch nicht immer in die­sem Land genutzt wer­den, son­dern sich in ganz Euro­pa bewe­gen, muss die Finan­zie­rung für die Wagen­hal­ter in allen Län­dern zum Zeit­punkt der Migra­ti­on sicher­ge­stellt sein.
  • Migra­ti­ons­fahr­plan abstim­men. Eine früh­zei­ti­ge Migra­ti­on führt im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr zu neuen Schnitt­stel­len. Kon­kret kann ein in der Schweiz umge­bau­ter und geför­der­ter Wagen nicht in Deutsch­land ver­keh­ren, solan­ge dort nicht die DAK-Migra­ti­on gestar­tet ist und die ent­spre­chen­den Import- und Export­ver­keh­re nicht abge­stimmt sind. Zudem kann der Fahr­zeug­hal­ter seine Anla­ge­wer­te nur noch begrenzt einsetzen.
  • Ent­schei­dungs­gre­mi­en zusam­men­füh­ren: Die tech­ni­schen Lösun­gen wer­den in den vor­ge­ge­be­nen Gre­mi­en der EU ver­ab­schie­det und danach von der Schweiz über­nom­men. Eine Inte­gra­ti­on die­ser Res­sour­cen in das EU-Pro­jekt wäre ziel­füh­ren­der als eine Schweiz-eige­ne Organisation.

Um zur Gesamt­rea­li­sie­rung auf EU-Ebene bei­zu­tra­gen, müs­sen wir in der Schweiz uns auf die Vor­be­rei­tungs­ar­bei­ten mit sämt­li­chen betrof­fe­nen Unter­neh­men kon­zen­trie­ren und unse­re Test­pha­sen sowie Pilot­ver­keh­re aktiv vor­an­trei­ben. Bei den Pro­duk­ten und Spe­zi­fi­ka­tio­nen dür­fen wir uns keine Kin­der­krank­hei­ten leisten.

Basis für einen grundlegenden Systemwechsel

Die DAK ist kein tech­ni­sches Unter­fan­gen, son­dern der Beginn der not­wen­di­gen Digi­ta­li­sie­rung und Inte­gra­ti­on des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs in eine zukunfts­fä­hi­ge Logis­tik­ket­te. Mit der DAK kom­men neben dem Kupp­lungs­pro­zess Ele­men­te wie auto­ma­ti­sche Brems­pro­be, auto­ma­ti­sche Auf­nah­me der Wagen­rei­hung, Zug­in­te­gri­täts­kon­trol­le oder elek­tro­pneu­ma­ti­sche Brem­se hinzu.

Damit die DAK ihre gesam­te tech­ni­sche Wir­kung ent­fal­tet und dem Schie­nen­gü­ter­ver­kehr die not­wen­di­ge Markt­dy­na­mik ver­leiht, müs­sen wir bis zum Migra­ti­ons­start die fol­gen­den Aspek­te aufarbeiten:

  • Betrieb­li­che Pro­zes­se neu definieren
  • Regu­la­ti­ve Vor­ga­ben und Vor­schrif­ten anpas­sen und zeit­lich vereinfachen
  • Infra­struk­tur und Anschluss­glei­se vor­be­rei­ten und anpassen
  • Betrof­fe­ne Grup­pen für Migra­ti­on und Betrieb schulen
  • Inspek­tio­nen und Instand­hal­tung automatisieren
  • Infor­ma­tio­nen zum Trans­port für die Ver­la­der automatisieren
  • Digi­ta­le Daten vor unbe­fug­ten Zugrif­fen wirk­sam schützen

Wir vom VAP stre­ben zudem die Lan­cie­rung einer Daten­platt­form und den Aus­tausch von Daten im Sinne eines Öko­da­ten­sys­tems an. Wir sind über­zeugt, dass die DAK nur mit dem Aus­tausch von Daten dem Bahn­sek­tor den not­wen­di­gen und gross­flä­chi­gen Mehr­wert bringt. Wir sind daher sehr froh, dass trotz anfäng­li­cher Skep­sis aus dem Sek­tor das BAV die­sen Aspekt auf­ge­nom­men hat. Es beab­sich­tigt, auch den Güter­ver­kehr in der geplan­ten Mobi­li­täts­da­ten­in­fra­struk­tur (MODIG) mit­zu­be­rück­sich­ti­gen. Inwie­fern die DAK zu einem inno­va­ti­ven, eigen­wirt­schaft­li­chen und kun­den­ori­en­tier­ten Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs­sys­tem bei­trägt und sich der Buch­sta­be K darum vor allem mit Kon­nek­ti­vi­tät über­set­zen lies­se, lesen Sie in unse­rem nächs­ten Blog zur DAK.

Forum Güterverkehr: Multimodalität und Zukunft der (Bahn)Logistik

Forum Güterverkehr: Multimodalität und Zukunft der (Bahn)Logistik

Das Forum Güter­ver­kehr, wel­ches am 20. April 2023 statt­fand, befass­te sich mit der Zukunft der Logis­tik, der Mul­ti­mo­da­li­tät und ins­be­son­de­re den nöti­gen Schrit­ten zur Moder­ni­sie­rung des Schwei­zer Güter­trans­ports in einer digi­ta­len und dyna­mi­schen Welt. Hoch­ka­rä­ti­ge Refe­ren­ten infor­mier­ten das Publi­kum über die neu­es­ten For­schungs­re­sul­ta­te, Ent­wick­lun­gen und Her­aus­for­de­run­gen in der Pra­xis sowie neue gesetz­li­che Rahmenbedingungen.

Die drei Ein­füh­rungs­vo­ten der Ver­tre­ter der Wirt­schaft, Sara Udavri (IKEA Sup­p­ly AG), Titus Büt­ler (Die Schwei­ze­ri­sche Post) und Rai­ner Deutsch­mann (Migros-Genos­sen­schafts-Bund) zeig­ten mit aller Deut­lich­keit das Enga­ge­ment der Wirt­schaft zur nach­hal­ti­gen Gestal­tung ihrer Logis­tik auf. Ein Hebel dazu ist die Ver­la­ge­rung der Ver­keh­re in mul­ti­mo­da­le Logis­tik­ket­ten, bei denen auch ener­gie- und raum­ef­fi­zi­en­te Ver­kehrs­trä­ger wie Schiff­fahrt und Schie­ne eine tra­gen­de Rolle spie­len sol­len. Dies ist in einer dyna­mi­schen Welt mit tra­di­tio­nell wenig fle­xi­blen Part­nern und beschränk­ten Infra­struk­tur­ka­pa­zi­tä­ten schwie­rig und birgt erheb­li­che Ver­sor­gungs­ri­si­ken. Auf­grund der Erkennt­nis­se der For­schung, vor­ge­stellt von Dr. Mat­thi­as Prandt­stet­ter (AIT Aus­tri­an Insti­tu­te of Tech­no­lo­gy) für die Vor­hal­tung und Nut­zung von Daten und künst­li­cher Intel­li­genz zeich­nen sich jedoch Lösun­gen ab, um ver­mehrt dyna­mi­sche und wider­stands­fä­hi­ge Trans­port­ket­ten orga­ni­sie­ren zu kön­nen. Die Daten­aus­tausch­struk­tu­ren, die dazu nötig sind, sind am Bei­spiel der von Chris­toph Büch­ner (DX Inter­na­tio­nal) vor­ge­stell­ten DX I‑Drehscheibe mit staat­li­cher Unter­stüt­zung Deutsch­lands im Bereich KV bereits aktiv oder auf­grund der neuen gesetz­li­chen Grund­la­ge in der Schweiz, vor­ge­stellt von Moni­ka Zosso (Bun­des­amt für Ver­kehr BAV) im Ent­ste­hen begrif­fen. Wie die Schweiz das Sys­tem Schie­nen­gü­ter­ver­kehr in die mul­ti­mo­da­le Logis­tik inte­grie­ren und in die digi­ta­le Welt von mor­gen über­füh­ren will, umriss Dr. Peter Füg­lis­ta­ler (Bun­des­amt für Ver­kehr BAV).

In Euro­pa ist eine nega­ti­ve Ent­wick­lung trotz der EWG-Richt­li­nie 91/440 fest­zu­stel­len: Sin­ken­der Modal­split und hohe Sub­ven­tio­nen für Staats­bah­nen, wenig Kun­den­ori­en­tie­rung und Inno­va­ti­on, da vie­ler­orts in Euro­pa die Wett­be­wer­ber im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr noch eine unter­ge­ord­ne­te Rolle spie­len. Eine grund­le­gen­de Umge­stal­tung des Sys­tems Bahn ist daher unum­gäng­lich, um aus der Sub­ven­ti­ons­fal­le her­aus­zu­fin­den. Dabei ist das Sys­tem zukunfts­fä­hig und risi­ko­op­ti­miert zu gestal­ten durch die Umset­zung der Auto­ma­ti­sie­rung und Digi­ta­li­sie­rung mit­tels der DAK als ers­ten alter­na­tiv­lo­sen Schritt. Dar­auf muss jedoch die Wei­ter­ent­wick­lung des Sys­tems ins­be­son­de­re im Wagen­la­dungs­ver­kehr fol­gen, um das Aus­fall­ri­si­ko für die Kun­den und die Eig­ner der Staats­bah­nen betrieb­lich und finan­zi­ell zu redu­zie­ren und Kun­den­ori­en­tie­rung und Inno­va­ti­on zu för­dern. Eine mög­li­che Lösung ist eine Auf­tei­lung des Sys­tems in eine Netz­werk­an­bie­te­rin meh­re­rer Akteu­re mit Sys­tem­in­te­gra­tor und einer neu­tra­len Last Mile Anbie­te­rin aus­ser­halb des Trans­port­markts (siehe Blog­ar­ti­kel «Letz­te Meile aus­glie­dern und dis­kri­mi­nie­rungs­frei gestal­ten»).

 

Rückblick auf das Forum Güterverkehr: Die wichtigsten Punkte im Detail
MULTIMODALITÄT – MODERNISIERUNG DES SCHWEIZER GÜTERTRANSPORTS

Vor dem Hin­ter­grund der aktu­el­len Debat­te zur Aus­fi­nan­zie­rung des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs durch den Bund setz­te sich das Forum Güter­ver­kehr mit den Her­aus­for­de­run­gen der Mul­ti­mo­da­li­tät in der Logis­tik auseinander.

Begrüssung

In sei­ner Begrüs­sung zeig­te Frank Fur­rer den roten Faden der Foren des VAP von Sicher­heit im Span­nungs­feld von Kos­ten und Qua­li­tät und neuen Zusam­men­ar­beits­for­men im Wagen­la­dungs­ver­kehr im Jahr 2019, über die Poli­tik im grü­nen Rausch und den tat­säch­li­chen Inno­va­ti­ons­po­ten­tia­len der Auto­ma­ti­sie­rung und Digi­ta­li­sie­rung im Jahr 2022 hin zum aktu­el­len Forum, das sich mit der Zukunft der Logis­tik und der Mul­ti­mo­da­li­tät befasst, auf. Die fun­da­men­ta­le Erneue­rung des Sys­tems Bahn und das har­mo­ni­sche und schlag­kräf­ti­ge Zusam­men­spiel aller Ver­kehrs­trä­ger sind nötig, um die ver­füg­ba­ren Kapa­zi­tä­ten der ver­schie­de­nen Infra­struk­tu­ren opti­mal zu nut­zen, eine siche­re Ver­sor­gung der Schweiz zu gewähr­leis­ten und auch der Bahn einen Platz in der Logis­tik zu schaf­fen. All dies im Inter­es­se des Lebens­raums und Wirt­schafts­stand­orts Schweiz. Seit der EU-Richt­li­nie 91/440 also weit über dreis­sig Jah­ren ver­su­chen die Staa­ten in Euro­pa, ihre eige­nen Bahn­un­ter­neh­men zum Erfolg zu füh­ren. Trotz gros­ser För­der­pro­gramm im UKV ist ein sin­ken­der Anteil des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs am modal-split fest­zu­stel­len und sind rasant stei­gen­de Sub­ven­tio­nen an die Staats­bah­nen nötig. Die Moder­ni­sie­rung und fun­da­men­ta­le Umge­stal­tung des Sys­tems ist ohne Alter­na­ti­ve. Sie wird die Staa­ten erneut sehr viel Geld kos­ten und der Bran­che viel abver­lan­gen. Wie sie aus­se­hen könn­te, soll heute gemein­sam dis­ku­tiert werden.

Multimodalität – Zur Revision des Gütertransportgesetzes

Dr. Peter Füg­lis­ta­ler, Direk­tor des Bun­des­amts für Ver­kehr, prä­sen­tier­te die Vor­la­ge des Bun­des­rats zur Revi­si­on des Güter­trans­port­ge­set­zes. Die­ses fokus­siert recht stark auf Mass­nah­men zur Stär­kung der Mul­ti­mo­da­li­tät, da es prak­tisch keine mono­mo­da­len Ver­keh­re auf der Schie­ne gäbe, Eine Neu­de­fi­ni­ti­on der Umschlags­platt­for­men, die ins­be­son­de­re als City Hubs mehr Mul­ti­mo­da­li­tät und Bün­de­lung ermög­li­chen sol­len, und ihre finan­zi­el­le und raum­pla­ne­ri­sche För­de­rung sind eine wesent­li­che Ver­bes­se­rung der Rah­men­be­din­gun­gen. Mit einem Umschlags­bo­nus sol­len Anrei­ze an die Ver­la­der erfol­gen, ver­mehrt ver­schie­de­ne Ver­kehrs­trä­ger in ihren Logis­tik­ket­ten zu ver­ei­nen. Die Digi­ta­le Auto­ma­ti­sche Kupp­lung DAK ist für den Direk­tor des Bun­des­amts für Ver­kehr Schlüs­sel­fak­tor zum Erfolg und weni­ger Zukunft als drin­gend nöti­ge Rea­li­tät. Der Staat helfe gerne auf dem Weg zu die­ser neuen Rea­li­tät, die Initia­ti­ve aller­dings müsse aus der Wirt­schaft kommen.

Multimodalität – Zu den Bedürfnissen der Wirtschaft – IKEA

Sara Udva­ri, Cate­go­ry Mana­ger Logi­stics bei IKEA Sup­p­ly AG, betont die Bedeu­tung der Nach­hal­tig­keit in der Lie­fer­ket­te des Unter­neh­mens. Die Visi­on, einen bes­se­ren All­tag für Men­schen zu schaf­fen, beinhal­tet die Ver­ant­wor­tung für die Umwelt. Da die Pro­duk­te von IKEA oft eine lange Reise durch die Lie­fer­ket­te machen, ist es wich­tig, nach­hal­ti­ge Lösun­gen zu fin­den. Um bis 2030 kli­ma­po­si­tiv zu sein, kon­zen­triert sich IKEA auf die Reduk­ti­on von Treib­haus­ga­sen, die Ver­bes­se­rung der Ener­gie­ef­fi­zi­enz und die Unter­stüt­zung der Lie­fe­ran­ten. Im Trans­port­be­reich soll der Treib­haus­gas­aus­stoss um 70% redu­ziert wer­den, wäh­rend in der Lage­rung eine Reduk­ti­on von 80% des CO2-Aus­stos­ses ange­strebt wird. Um diese Ziele zu errei­chen, setzt IKEA auf drei Schwer­punk­te: die Effi­zi­enz­stei­ge­rung, die Erset­zung fos­si­ler Brenn­stof­fe durch inter­mo­da­le Lösun­gen und die Elek­tri­fi­zie­rung, sowie ein Umden­ken in der Art und Weise der Pro­dukt­lie­fe­rung. IKEA setzt bereits auf den kom­bi­nier­ten Ver­kehr und ist der­zeit bei 46% inter­mo­da­ler Lösun­gen welt­weit. Eine fak­ten­ba­sier­te CO2-Kal­ku­la­ti­on ist ein wich­ti­ger Bestand­teil der Nach­hal­tig­keits­stra­te­gie von IKEA. Durch vor­ein­ge­stell­te Kal­ku­la­tio­nen erhält man nur Durch­schnitts­wer­te, wes­halb fak­ten­ba­sier­te Tools ein­ge­setzt wer­den soll­ten, um eine rea­lis­ti­sche Berech­nung des CO2-Fuss­ab­drucks zu erhal­ten. IKEA ist bestrebt, die Mul­ti­mo­da­li­tät wei­ter aus­zu­bau­en, um noch nach­hal­ti­ge­re Lösun­gen zu fin­den. Vor­aus­set­zung dafür sind dyna­mi­sche Trans­port­ket­ten und ein ent­spre­chen­der orga­ni­sier­ter stän­di­ger Daten­aus­tausch. Dabei ist die Zusam­men­ar­beit mit Part­nern, die die­sel­ben Werte tei­len, zentral.

Multimodalität – Zu den Bedürfnissen der Wirtschaft – Migros

Rai­ner Deutsch­mann, Lei­ter Direk­ti­on Sicher­heit & Ver­kehr, setzt sich bei der Migros für eine nach­hal­ti­ge Sup­p­ly Chain ein. Dabei liegt der Fokus auf einer mul­ti­mo­da­len Güter­lo­gis­tik, die ver­schie­de­ne Trans­port­mit­tel wie Bahn, LKW, auto­no­mes Fah­ren und Cargo Sous Ter­rain (CST) kom­bi­niert. Zusam­men mit eco­no­mie­su­is­se, VAP, Astag und IG DH wird erar­bei­tet, wel­che Rolle die ver­schie­de­nen Ver­kehrs­mit­tel in der nach­hal­ti­gen Güter­lo­gis­tik spie­len sol­len. Obwohl Migros grund­sätz­lich gegen Sub­ven­tio­nen ist, wird eine begrenz­te Sub­ven­ti­on im Bereich Tech­no­lo­gie­trans­fer befür­wor­tet, solan­ge diese nicht wett­be­werbs­ver­zer­rend wirkt und der Nut­zen beim Kun­den ankommt. Um die Güter­lo­gis­tik nach­hal­ti­ger zu gestal­ten, wird auf eine Reduk­ti­on der gefah­re­nen Kilo­me­ter und eine ver­stärk­te Auto­ma­ti­sie­rung gesetzt. Eine gute Mul­ti­mo­da­li­tät erfor­dert ein kom­plet­tes Rede­sign der Bahn. CST befin­det sich in der Rea­li­sie­rungs­pha­se und ist bereits weit fort­ge­schrit­ten. Das gröss­te Lager der Schweiz in Ebi­kon dient zudem als Test­ge­län­de für auto­no­mes Fah­ren. Für LKWs wer­den noch meh­re­re Antriebs­tech­ni­ken unter­sucht, wie zum Bei­spiel Bio­gas, Elek­tro oder H2. Um das effi­zi­en­tes­te Rei­se­mit­tel mit dem geeig­ne­ten Antrieb zu wäh­len, wer­den bei der Migros Daten aus GPS-Spu­ren aus­ge­wer­tet. Rai­ner Deutsch­manns Enga­ge­ment zeigt, dass Unter­neh­men ihrer Ver­ant­wor­tung gegen­über der Umwelt gerecht wer­den kön­nen und müs­sen. Zusam­men­ar­beit mit ver­schie­de­nen Part­nern und der Ein­satz von neuen Tech­no­lo­gien sind zen­tra­le Erfolgsfaktoren.

Multimodalität – Zu den Bedürfnissen der Wirtschaft – Post

Titus Büt­ler beleuch­te­te die Mul­ti­mo­da­li­tät bei den Trans­por­ten der Schwei­ze­ri­schen Post sowie die Bedürf­nis­se ihrer Kun­den, die schnel­le, zuver­läs­si­ge und güns­ti­ge Lie­fe­run­gen erwar­ten. Die Post bemüht sich, die­sen Bedürf­nis­sen gerecht zu wer­den, indem sie häu­fi­ge und zuver­läs­si­ge Trans­por­te sicher­stellt, kon­kur­renz­fä­hi­ge Prei­se anbie­tet und wich­ti­ge Daten zur Ver­fü­gung stellt. Täg­lich gibt es 45 Post­zü­ge deren Pünkt­lich­keit bei 94,4% liegt. Aller­dings ist der LKW von Rampe zu Rampe im Ver­gleich zum Zug etwa 25–40% schnel­ler, selbst wenn der LKW noch die Waren auf­prit­schen muss. Dies führ­te zu einem Rück­gang des Bahn­an­teils. Trotz­dem setzt die Post wei­ter­hin auf die Schie­ne und bemüht sich daher um Infra­struk­tur zur Beschleu­ni­gung der Schie­nen­trans­por­te, wie Brief­zen­tren mit Ram­pen­ge­lei­sen und eige­ne Bahn­ter­mi­nals (kV) in den drei gros­sen Paket­zen­tren. Da die Post einen Grund­ver­sor­gungs­auf­trag zu erfül­len hat, muss die Beschleu­ni­gung der Schie­nen­trans­por­te auch in den Rah­men­be­din­gun­gen unter­stützt wer­den. Ansät­ze dafür sind qua­li­fi­zier­te Expresstras­sen, Prio­ri­sie­rung von zeit­kri­ti­schem Güter­ver­kehr neben Per­so­nen­zü­gen (Stich­wor­te prio­ri­tä­re Abfahrt des schnel­len Güter­zugs vor der S‑Bahn am Kno­ten), Beschleu­ni­gung von Ran­gier­ar­bei­ten inkl. Brems­pro­ben und die Ver­wen­dung von fixen Bi-moda­len Antriebskompositionen.

Modernisierung des Güterverkehrs in der Schweiz und Europa durch Multimodalität

Jür­gen Maier hat anhand von Infor­ma­tio­nen der Dach­or­ga­ni­sa­ti­on UIP – INTERNATIONAL UNION OF WAGON KEEPERS Fak­ten zur Moder­ni­sie­rung des Güter­ver­kehrs in der Schweiz und Euro­pa durch Mul­ti­mo­da­li­tät zusam­men­ge­fasst. Umfra­gen zei­gen, dass eine mul­ti­mo­da­le Logis­tik gefragt ist und die Schie­ne in der Poli­tik als Rück­grat des mul­ti­mo­da­len Güter­ver­kehrs betrach­tet wird. Damit die Bahn diese Chan­ce in die Rea­li­tät umset­zen kann, ist aller­dings ein euro­pa­wei­ter Sys­tem­wech­sel not­wen­dig. Vor allem im WLV sind die Pro­zes­se und die Orga­ni­sa­ti­on seit 100 Jahre unver­än­dert. Eine ganz­heit­li­che Betrach­tung ist erfor­der­lich, die Häfen, modu­la­re Sys­te­me, digi­ta­le Platt­for­men, intel­li­gen­te Infra­struk­tur, digi­ta­le Ver­net­zung im Zugs­ver­band, kon­se­quen­te Raum­pla­nung und Inte­gra­ti­on in die City-Logis­tik ein­schliesst. Die Zukunft ist digi­tal, und das tech­no­lo­gi­sche inno­va­ti­ve Pro­jekt “Digi­tal Auto­ma­tic Cou­pler (DAC)”, das der­zeit von Wagen­hal­tern und Güter­bah­nen getes­tet wird, ist weg­wei­send. Dabei kann das “C” in DAC auch für “con­nec­ted” ste­hen. Auto­ma­ti­sier­te und ver­netz­te Sys­te­me sind für eine flo­rie­ren­de Wirt­schaft und Gesell­schaft in Zukunft not­wen­dig. Jür­gen Maier betont, dass die Zusam­men­ar­beit auf poli­ti­scher, stra­te­gi­scher, betrieb­li­cher und tech­ni­scher Ebene wich­tig ist, um die Ziele zu erreichen.

Podiumsdiskussion

In der anschlies­sen­den Podi­ums­dis­kus­si­on war man sich einig, dass für ein Bestehen des WLV seine umfas­sen­de Neu­ge­stal­tung not­wen­dig ist, wie es auch in den Ver­nehm­las­sungs­ant­wor­ten zur Wei­ter­ent­wick­lung des Güter­ver­kehrs deut­lich wurde. Neben­bei wurde erwähnt, dass diese poli­ti­sche Debat­te vom VAP-Prä­si­den­ten Josef Ditt­li mit sei­ner Moti­on ange­stos­sen wurde und der VAP viel dazu bei­getra­gen hat, dass die Bran­che bei die­sem Thema geschlos­sen auf­tritt. Inter­es­sant war der Aspekt einer Gesamt­vi­si­on, die die The­men Ener­gie- und Ernäh­rungs­po­li­tik ein­schliesst. Im Güter­ver­kehr in der Flä­che gibt es kein Ver­la­ge­rungs­ziel, es herrscht freie Ver­kehrs­trä­ger­wahl. Umso wich­ti­ger ist es, dass der Schie­nen­ver­kehr attrak­ti­ver gemacht wird, um eine wett­be­werbs­fä­hi­ge Alter­na­ti­ve und Ergän­zung zum Stras­sen­trans­port zu ent­wi­ckeln, denn die Stras­se könn­te den Weg­fall des gesam­ten WLV nicht auf­fan­gen. Die DAK bie­tet einen ers­ten Schritt zur Effi­zi­enz­stei­ge­rung und bie­tet somit eine unum­gäng­li­che Vor­aus­set­zung für die fun­da­men­ta­le Umge­stal­tung des WLV.

Es gab auch eine Debat­te dar­über, ob Trans­port immer schnel­ler sein muss und wie man den Wett­be­werbs­vor­teil des schnel­len Trans­ports mit einer nach­hal­ti­gen Logis­tik und einer abge­stimm­ten Lie­fer­ket­te ver­ein­ba­ren kann. Die Teil­neh­mer waren sich einig, dass alle betei­lig­ten Akteu­re an einem ver­netz­ten Rede­sign mit­wir­ken müs­sen, um eine zukunfts­fä­hi­ge Lösung zu fin­den. Die Dis­kus­si­on ende­te mit dem Fazit, dass die Prio­ri­sie­rung, die Reduk­ti­on der Pro­zes­sin­ef­fi­zi­enz und die digi­ta­le Ver­net­zung der Schlüs­sel zur pünkt­li­chen, güns­ti­gen und schnel­len Lie­fe­rung sind.

Zukunft der (Bahn-)Logistik

Der Bund plant mit dem Bun­des­ge­setz über die Mobi­li­täts­in­fra­struk­tur des Bun­des eine öffent­li­che Daten­platt­form zu schaf­fen, um mul­ti­mo­da­le Lösun­gen zu ver­ein­fa­chen und alle betei­lig­ten Akteu­re zu ver­net­zen. Am Nach­mit­tag beleuch­te­ten die Refe­ren­tin­nen und Refe­ren­ten von Bund, Wis­sen­schaft und Wirt­schaft in ihren Vor­trä­gen, wie der Bund das Thema angeht und wel­che Anfor­de­run­gen die ver­la­den­de Wirt­schaft an die Mul­ti­mo­da­li­tät hat. 

Zukunft der Logistik

Die Prä­sen­ta­ti­on von Dr. Mat­thi­as Prandt­stet­ter beschäf­tig­te sich mit der Zukunft der Logis­tik und der Not­wen­dig­keit zu han­deln, um Kli­ma­neu­tra­li­tät zu errei­chen. Es wurde betont, dass allein die Umstel­lung auf E‑Lkw nicht aus­reicht und alter­na­ti­ve Logis­tik­lö­sun­gen genutzt wer­den müs­sen. Die Bahn soll als echte Alter­na­ti­ve zur Stras­se eta­bliert wer­den, da sie ener­ge­tisch effi­zi­en­ter ist und eine star­ke Bün­de­lung ermög­licht. Syn­chro­mo­da­le Trans­por­te wur­den als das Kon­zept der Zukunft vor­ge­stellt, bei dem Schif­fe und Bah­nen die Grund­ver­sor­gung bil­den und Lkws als Zubrin­ger und Back-Up-Lösung die­nen. Trans­port­ent­schei­dun­gen wer­den in Echt­zeit und vom Sys­tem getrof­fen, ähn­lich wie im digi­ta­len Inter­net, was als Phy­si­cal Inter­net bezeich­net wird. Die Bedeu­tung für die Bahn liegt in der Digi­ta­li­sie­rung, der Ver­läss­lich­keit und Fle­xi­bi­li­tät sowie in der Gleich­wer­tig­keit von Güter­ver­kehr und Personenverkehr.

Bundesgesetz über die Mobilitätsdateninfrastruktur des Bundes

Moni­ka Zosso hält die Co-Lei­tung der Sek­ti­on Direk­ti­ons­ge­schäf­te sowie die Pro­jekt­lei­tung «Daten für ein effi­zi­en­tes Mobi­li­täts­sys­tem» beim Bun­des­amt für Ver­kehr inne. In ihrer Prä­sen­ta­ti­on stell­te sie das Bun­des­ge­setz über die Mobi­li­täts­da­ten­in­fra­struk­tur (MODIG) vor. Mobi­li­täts­da­ten sol­len als sys­tem­re­le­van­te Infra­struk­tur betrach­tet wer­den, um das Mobi­li­täts­sys­tem effi­zi­en­ter zu gestal­ten, indi­vi­du­el­le Mobi­li­täts­be­dürf­nis­se zu befrie­di­gen, Infra­struk­tu­ren effi­zi­en­ter zu betrei­ben und Inno­va­tio­nen zu för­dern. Das MODIG soll allen Akteu­ren im Mobi­li­täts­öko­sys­tem inno­va­ti­ve Lösun­gen erleich­tern und die Geo­da­ten­in­fra­struk­tur für Mobi­li­tät ermög­li­chen. Die Natio­na­le Daten­ver­net­zungs-Infra­struk­tur Mobi­li­tät (NADIM) unter­stützt den Betrieb und die Wei­ter­ent­wick­lung von MODI und bie­tet tech­ni­sche Unter­stüt­zung, Stan­dar­di­sie­rung, fach­li­chen Sup­port, Kon­so­li­die­rung und Inte­gra­ti­on von Daten. Diese Lösung bie­tet der Staat, ohne dass ein kom­mer­zi­el­ler Nut­zen ange­strebt ist. Mög­li­che Anwen­dungs­fäl­le im Bereich Logis­tik sind die Trans­port- und Rou­ten­pla­nung für alle Ver­kehrs­trä­ger, wobei eine Appli­ka­ti­on dafür von der Wirt­schaft gestellt wer­den soll­te. Der Aus­tausch mit der Güter­bran­che ist dafür not­wen­dig und erwünscht.

KV4.0 – Digitale Datendrehscheibe des Kombinierten Verkehrs

Chris­toph Büch­ner, Co-Direk­tor bei DX Inter­mo­dal in Frank­furt freut sich, eine Inno­va­ti­on aus Deutsch­land zei­gen zu dür­fen, schaut doch die EU nor­ma­ler­wei­se eher nei­disch auf Schweiz. Seine Prä­sen­ta­ti­on zum Thema KV4.0 beschäf­tig­te sich mit dem Ziel des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Digi­ta­les und Ver­kehr BMVD, eine gemein­sa­me Daten­dreh­schei­be für den Aus­tausch von Daten inner­halb der inter­mo­da­len Lie­fer­ket­te zu schaf­fen. Die KV4.0 Daten­dreh­schei­be soll eine durch­ge­hen­de Infor­ma­ti­ons­ket­te und Trans­pa­renz ermög­li­chen, so dass die Daten von allen gleich ver­stan­den wer­den, und digi­ta­le Insel­lö­sun­gen ver­mei­den. Die Daten­dreh­schei­be unter­stützt ver­schie­de­ne Mel­dungs­ty­pen und wird von DX Inter­mo­dal GmbH ver­mark­tet, ist mit Pro­jekt­part­nern inter­na­tio­nal auf­ge­stellt. Aktu­ell sind schon 16 Akteu­re an die Platt­form ange­bun­den und am Tes­ten. Es han­delt sich um eine Daten­dreh­schei­be, keine Platt­form, DXI hat dabei kei­nen Zugriff auf die Daten. Das KV4.0‑Projekt ist ein viel­ver­spre­chen­der Schritt in Rich­tung der Digi­ta­li­sie­rung inter­mo­da­ler Lie­fer­ket­ten und kann dazu bei­tra­gen, die Wett­be­werbs­nach­tei­le des Kom­bi­nier­ten Ver­kehrs gegen­über dem Stras­sen­gü­ter­ver­kehr zu reduzieren.

Neue Inno­va­ti­ons­an­sät­ze aus der Pra­xis – fiel lei­der aus. Jens Engel­mann mach­te einen spon­ta­nen Input über opti­mier­te Trans­port­mög­lich­kei­ten mit Künst­li­cher Intelligenz. 

Podiumsdiskussion

In der abschlies­sen­den Podi­ums­dis­kus­si­on wur­den die The­men vom Nach­mit­tag ver­tieft, ins­be­son­de­re die Bedeu­tung von Plan­da­ten und Echt­zeit­da­ten in Zukunft sowie das Kon­zept des phy­si­schen Inter­nets. Hier­bei suchen sich Waren selbst­stän­dig ihren Weg durch ein inter­mo­da­les Ver­kehrs­netz, was Leer­fahr­ten redu­ziert und eine bes­se­re Aus­las­tung der Kapa­zi­tä­ten ermög­licht. Die Stan­dar­di­sie­rung auf EU-wei­ter Ebene wurde eben­falls dis­ku­tiert, um die Har­mo­ni­sie­rung der Spra­che bei Daten­platt­for­men zu errei­chen und eine Netz­op­ti­mie­rung mit KI zu ermög­li­chen. Ein Teil­neh­mer beton­te, dass KI nicht intel­li­gent ist, son­dern dass der Algo­rith­mus die rich­ti­gen Daten und Defi­ni­tio­nen haben muss, um gute Ergeb­nis­se zu erzie­len. Ein wich­ti­ger Aspekt war auch die Daten­si­cher­heit, wobei die Daten­ho­heit bei den vor­ge­stell­ten Model­len immer beim Absen­der der Daten bleibt. Die Mög­lich­kei­ten, die sich mit der Digi­ta­li­sie­rung, dem rich­ti­gen Umgang der Daten und der künst­li­chen Intel­li­genz erge­ben, sind auch für die Trans­port­lo­gis­tik sehr gross.

Zusammenfassung des Forums und Verabschiedung

Dr. Frank Fur­rer fass­te am Ende des Forums die Erkennt­nis­se des Tages zusam­men. Die Kun­den haben gezeigt, dass die Bahn keine Folk­lo­re, son­dern ein mög­li­ches Instru­ment ist, um umwelt- und ver­sor­gungs­po­li­ti­sche Ziele zu errei­chen. Das Selbst­ver­ständ­nis der Mit­glie­der des VAP ist, die Ver­la­ge­rung der Indus­trie auf die Bahn zu för­dern. Der VAP setzt sich in der Poli­tik für bes­se­re Rah­men­be­din­gun­gen und in der Fach­be­ra­tung für seine Mit­glie­der für eine Ver­ein­fa­chung des oft unnö­tig kom­pli­ziert gere­gel­ten Eisen­bahn­we­sens ein. Eine dyna­mi­sche­re Welt for­dert anpass­ba­re Trans­port­ket­ten und red­un­dan­te Ansät­ze, um den Bedürf­nis­sen gerecht zu wer­den. Dafür benö­tigt der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr, der in den letz­ten 100 Jah­ren unver­än­dert geblie­ben ist, ein fun­da­men­ta­les Rede­sign. Wir brau­chen eine Ver­net­zung aller Ver­kehrs­trä­ger, ein­schliess­lich des Unter­grunds und über die Gren­zen hin­weg. Für die Zukunft benö­tigt die Trans­port­lo­gis­tik ein Mobi­li­täts­öko­sys­tem, das den Daten­aus­tausch und die Ver­net­zung ermög­licht. Die Her­aus­for­de­rung dabei sind har­mo­ni­sier­te Schnitt­stel­len. Vor zwei Jah­ren hatte der VAP ein Finan­zie­rungs­ge­such für die Daten­platt­form SGV ein­ge­reicht, das abge­lehnt wurde, mit Hin­weis auf MODIG. Es darf jedoch nicht über­se­hen wer­den, dass das Pro­jekt für den Per­so­nen­ver­kehr ent­wi­ckelt wurde und zum Bei­spiel noch keine LKW auf MODIG vor­ge­se­hen sind. Der VAP will Güter auf die Bahn brin­gen. Dazu muss die Bahn eine gute Per­for­mance errei­chen, die alle Anbie­ter, Kun­den und Poli­ti­ker zufrie­den­stellt, in Koope­ra­ti­on und Wett­be­werb, die die Kapa­zi­tä­ten gezielt nut­zen. Dabei ist sinn­voll, im Klei­nen anzu­fan­gen, aber gross zu denken.

Wir bli­cken auf ein erfolg­rei­ches Forum Güter­ver­kehr zurück, wo auch das Tref­fen und Aus­tau­schen nicht zu kurz kam.