NACHHALTIGKEIT

Der VAP ver­steht unter Nach­hal­tig­keit die drei Aspek­te öko­lo­gi­sche Pro­duk­ti­on, sozia­le Arbeits­be­din­gun­gen sowie eine zukunfts­fä­hi­ge Öko­no­mie. Nur wenn nach­hal­ti­ge Lösun­gen gefun­den wer­den, ist die Zukunft gesichert.

Nachhaltige Produktion

Ein Drit­tel der Emis­sio­nen sind auf den Ver­kehr zurück­zu­füh­ren. Wir haben uns hohe Ziele gesetzt, diese Emis­sio­nen zu sen­ken. Der Schie­nen­ver­kehr ist schon jetzt ein sehr umwelt­scho­nen­des Verkehrsmittel.

 

Nachhaltige Arbeitsverhältnisse

Die Sicher­heit und Gesund­heit von Ran­gier­ar­bei­ter wird bei den schwer­fäl­li­gen Abläu­fen und der schwe­ren kör­per­li­chen Arbeit stra­pa­ziert. In abseh­ba­rer Zeit feh­len in die­sem Bereich zahl­rei­che Arbeits­kräf­te, auf Grund der unat­trak­ti­ven Arbeit. Wir kön­nen dies ändern und sozia­le Ver­ant­wor­tung übernehmen.

  • Mit der Digi­ta­len Auto­ma­ti­schen Kupp­lung (DAK) ver­rin­gert sich das Risi­ko für Gesund­heit und Sicher­heit massgeblich

 

Nachhaltige Ökonomie

Nur ein Sys­tem, wel­ches Gewinn erwirt­schaf­tet, ist lang­fris­tig über­le­bens­fä­hig. Um wett­be­werbs­fä­hig zu blei­ben, muss die Güter­bahn ihre Pro­zes­se effi­zi­en­ter gestal­ten, ihre Pro­duk­ti­vi­tät stei­gern und ihre Kapa­zi­tä­ten bes­ser nut­zen. Dies ist unter ande­rem wich­tig, um das pro­gnos­ti­zier­te Wachs­tum von 30% mehr Güter­ver­kehrs­auf­kom­men bis 2050 bes­ser auf­fan­gen zu können.

  • Mit der Auto­ma­ti­sie­rung und Digi­ta­li­sie­rung des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs gibt es einen nach­hal­ti­gen Schub, wel­cher die Markt­fä­hig­keit der Bahn stei­gert und ​auch die Pro­duk­ti­ons­kos­ten senkt.

 

«Verkehrsverlagerung bedingt die Entschlossenheit der obersten Führungscrew»

«Verkehrsverlagerung bedingt die Entschlossenheit der obersten Führungscrew»

Die Coop-Grup­pe hat sich zur Reduk­ti­on von CO2-Emis­sio­nen ver­pflich­tet. Ein zen­tra­ler Bestand­teil die­ser Stra­te­gie ist die Ver­la­ge­rung des Trans­ports auf die Schie­ne. Wie das dem Detail- und Gross­han­dels­kon­zern gelingt und wel­che Her­aus­for­de­run­gen es dabei zu bewäl­ti­gen gibt, erläu­tert Dani­el Hin­ter­mann, Lei­ter Direk­ti­on Logis­tik der Coop-Grup­pe, im Gespräch mit dem VAP. 

 

VAP: Herr Hin­ter­mann, wie ist es der Coop-Grup­pe gelun­gen, zwei Drit­tel des Trans­port­an­teils zwi­schen den Ver­teil­zen­tra­len auf die Schie­ne zu verlagern? 

Dani­el Hin­ter­mann: Das war ein mehr­jäh­ri­ger Pro­zess. Er wurde 2010 mit dem Ent­scheid, eine Güter­ei­sen­bahn zu kau­fen, ange­scho­ben. Damals über­nah­men wir die Rail­ca­re AG als hun­dert­pro­zen­ti­ge Toch­ter­ge­sell­schaft. Wir ban­den das klei­ne Eisen­bahn­ver­kehrs­un­ter­neh­men schritt­wei­se in die Logis­tik­welt von Coop ein. Heute ist die Rail­ca­re ein inte­grier­ter Bestand­teil unse­rer grup­pen­wei­ten Trans­port­ket­te. Sie ermög­licht es uns, den Schie­nen­trans­port­an­teil wei­ter zu erhöhen.

Wie kam es dazu, dass die Coop-Grup­pe ihr eige­nes Eisen­bahn­ver­kehrs­un­ter­neh­men hat?

Im 2008 hat Coop ihre Visi­on zur CO2-Neu­tra­li­tät und die Zen­tra­li­sie­rungs­stra­te­gie von Logis­tik und Pro­duk­ti­on ent­wi­ckelt. Um die gesetz­ten Ziele zu errei­chen, such­ten wir neue Ansät­ze in der Trans­port­lo­gis­tik. Mit dem dama­li­gen Kon­zept von Rail­ca­re wur­den wir fündig.

Wel­chen Anteil an Schie­nen­ver­kehr stre­ben Sie an? 

Wir kön­nen uns vor­stel­len, den Bahn­an­teil im Schwei­zer Lie­fer­ver­kehr – also dem Out­bound-Geschäft – von heute 40% auf 50% zu stei­gern. Beim Inbound-Ver­kehr aus Euro­pa und der Schweiz sehen wir ein ähn­li­ches Poten­zi­al. Um diese Ziele zu errei­chen, steht uns ein mehr­jäh­ri­ger, anspruchs­vol­ler Ver­la­ge­rungs­pro­zess bevor.

Was raten Sie ande­ren Unter­neh­men, die den Trans­port von der Stras­se auf die Schie­ne ver­la­gern möchten? 

Mei­nes Erach­tens braucht es die Ent­schlos­sen­heit der obers­ten Füh­rungs­crew, den Ver­kehr aktiv zu ver­la­gern. Das bedingt einen hohen Stan­dar­di­sie­rungs­grad im Equip­ment sowie eine enge Pro­zess­ver­net­zung zwi­schen Ver­la­der und Bahn.

Wie sieht die Zusam­men­ar­beit der Coop-Grup­pe mit dem VAP aus? 

Coop ist seit vie­len Jah­ren Mit­glied im VAP. Wir konn­ten wie­der­holt auf die pro­fes­sio­nel­le Unter­stüt­zung des VAP zäh­len, ins­be­son­de­re für Ver­trags­wer­ke, Pro­jekt­be­glei­tung oder tech­ni­sche Emp­feh­lun­gen im Thema Anschlussgleis.

Wel­che Stär­ken schrei­ben Sie dem VAP zu? 

Der VAP ist gera­de beim Wis­sen rund um sinn­vol­le Ver­trä­ge und gel­ten­de Regel­wer­ke stark. Wir schät­zen es, dass die Ver­ant­wort­li­chen jeder­zeit und unkom­pli­ziert erreich­bar sind, prag­ma­tisch vor­ge­hen und pra­xis­na­he sowie umsetz­ba­re Lösun­gen bieten.

Wie wür­den Sie den VAP beschreiben? 

Als eine für die Coop-Grup­pe als Ver­la­de­rin zen­tra­le Wis­sens­platt­form rund um den Schienengüterverkehr.

Wem wür­den Sie eine Zusam­men­ar­beit mit dem VAP empfehlen? 

Allen Ver­la­dern, die Güter mit der Bahn trans­por­tie­ren oder in Zukunft trans­por­tie­ren wollen.

Wo sehen Sie den drin­gends­ten Hand­lungs­be­darf im Schienengüterverkehr? 

In der Digi­ta­li­sie­rung über die gesam­te Trans­port­ket­te hin­weg. Im Wei­te­ren braucht es drin­gend eine Auto­ma­ti­sie­rung auf der letz­ten Meile bezie­hungs­wei­se im Rangierverkehr.

Was wün­schen Sie sich für die Zukunft des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs in der Schweiz? 

Ich wün­sche mir, dass der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr nach­hal­tig wett­be­werbs­fä­hig wird. Dazu muss er den Güter­bah­nen genü­gend Tras­sen zur Ver­fü­gung stel­len. Schliess­lich wün­sche ich mir mehr Dyna­mik bei Pro­zess­ver­än­de­run­gen, zum Bei­spiel wenn es darum geht, Ver­kehrs­strö­me zu ändern.

Was wurde noch nicht gesagt? 

Wir beob­ach­ten eine Ten­denz der Über­re­gu­lie­rung und Tech­no­kra­tie im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr. Das macht die Güter­bah­nen weder siche­rer noch wett­be­werbs­fä­hi­ger. Die­ser Ent­wick­lung soll­ten die betei­lig­ten Akteu­re mit ver­ein­ten Kräf­ten entgegenwirken.

 

Danke, Herr Hin­ter­mann, für das auf­schluss­rei­che Gespräch.

 

 

Dani­el Hin­ter­mann ist seit 2017 Lei­ter Direk­ti­on Logis­tik und Mit­glied der Geschäfts­lei­tung der Coop-Grup­pe. Seine lange Kar­rie­re bei Coop begann 2001 bei Inter­dis­count, 2010 wurde er Lei­ter Logis­tik­re­gi­on Nord­west­schweiz. Seine erste beruf­li­che­Er­fah­rung sam­mel­te der lizen­zier­te Betriebs­wirt­schaf­ter in der Unternehmensberatung.

Die Coop-Grup­pe ist das gröss­te Detail- und Gross­han­dels­un­ter­neh­men der Schweiz. Sie beschäf­tigt 94 790 Mit­ar­bei­ten­de – davon 3417 Ler­nen­de – und unter­hält 2633 Verkaufsstellen/Märkte in der Schweiz und in Euro­pa. Ein Stand­bein ist der Detail­han­del mit den Coop-Super­märk­ten und zahl­rei­chen Fach­for­ma­ten in der Schweiz, das zwei­te bil­den der inter­na­tio­na­le Gross­han­del und die Produktion.

Titus Bütler von der Schweizerischen Post wünscht sich schnelle und pünktliche Güterzüge

Titus Bütler von der Schweizerischen Post wünscht sich schnelle und pünktliche Güterzüge

Titus Büt­ler ist Lei­ter Trans­por­te bei der Post CH AG und ver­ant­wor­tet seit Anfang 2022 sämt­li­che Brief‑, Paket- und Zei­tungs­trans­por­te auf Schie­ne und Stras­se in der Schweiz. Vor­her lei­te­te er über 20 Jahre das Paket­zen­trum Frau­en­feld, wo täg­lich bis zu einer hal­ben Mil­li­on Pake­te ver­ar­bei­tet wer­den. Zudem kon­zi­pier­te er den Netz­aus­bau mit den neuen Paket­zen­tren in Caden­az­zo, Vétroz, Unter­vaz sowie Oster­mun­di­gen. Im Inter­view mit dem VAP erläu­tert er die Bedeu­tung des Schie­nen­ver­kehrs für die Post. 

Darum geht’s:

  • Wie hoch ist der Anteil Bahn im Modal­split bei der Post?
  • Kun­den­nach­fra­ge nach schnel­ler Lie­fe­rung steigt
  • «Pain Points», oder Opti­mie­rungs­po­ten­zi­al im Schienengüterverkehr
  • Schwei­zer Post ist in Euro­pa füh­rend im Trans­port von Gütern auf der Schiene

 

VAP: Herr Bütler, die gelben Züge der Post fallen auf. Immer mehr sind auch gelbe Lkws auf den Strassen zu sehen. Täuscht dieser Eindruck? 

Titus Büt­ler: Unse­re Last­wa­gen mit den gel­ben Con­tai­nern fal­len auf. Unse­re Kun­din­nen und Kun­den ver­lan­gen ver­mehrt eine schnel­le Lie­fe­rung: am Abend abge­holt und am nächs­ten Mor­gen zuge­stellt. Wir spre­chen also nicht von einer 24h-Lie­fe­rung, son­dern von ca. 15 bis 20 Stun­den – und das in jeden Ort der Schweiz, ob Stadt oder Land. Somit ste­hen wir in der gan­zen Sup­p­ly-Chain unter Zeit­druck. Das erschwert die Bün­de­lung von Paket­men­gen, um ganze Züge zu fül­len. Wir wäh­len den Weg über die Schie­ne, wo immer es öko­lo­gisch und öko­no­misch sinn­voll ist. Unge­fähr 50 Pro­zent aller Brie­fe und Pake­te legen bereits heute min­des­tens einen Teil ihrer Reise im Zug zurück. Ein kur­zer Zug mit einem oder zwei Wag­gons macht kei­nen Sinn – auch nicht ökologisch.

Was hindert die Post, die Transporte, die wir auf der Strasse sehen, auf der Schiene durchzuführen? 

Wir sind mit unse­rem Trans­port­part­ner SBB-Cargo daran, wie­der mehr Paket­trans­por­te auf die Schie­ne zu ver­la­gern. Wir benö­ti­gen schnel­le und regel­mäs­si­ge Expresstras­sen. Die Durch­schnitts­ge­schwin­dig­keit der Post­zü­ge ist teils unter 50km/h, obwohl wir schnel­les Roll­ma­te­ri­al haben und leich­te Züge fah­ren. Das ist zu langsam.

Wie sehen Sie die Zukunft der Postlogistik, kommt noch mehr auf die Schiene oder auf die Strasse?

Wir wol­len klar mehr Menge auf die Schie­ne brin­gen, vor allem auf der West-Ost-Achse.

Die neu geplanten Center der Post verfügen über keine Bahnanschlüsse. Weshalb?

In den letz­ten Jah­ren haben wir meh­re­re klei­ne Paket­zen­tren in Betrieb genom­men. Ter­mi­nals benö­ti­gen Land, ver­teu­ern das Pro­jekt und ver­zö­gern die Rea­li­sie­rung. Pla­nung und Bau erfolg­ten unter Zeit­druck: Zwi­schen Stand­ort­ent­scheid und Eröff­nung ver­gin­gen teils weni­ger als 2 Jahre. Wo mög­lich nut­zen wir aber Ter­mi­nals in der Nähe, z.B. im Fall von Caden­az­zo, den Ter­mi­nal der SBB. Die Pake­te von und nach der Süd­schweiz rol­len auf der Schiene.

Pakete und Briefe gelten nicht als sogenannte «bahnaffine» Güter. Welche Kompetenzen haben Sie als Post, als Verlader, dass diese Güter dennoch per Schienenweg transportiert werden?

Wir sind die ein­zi­ge Post in Euro­pa, wel­che sol­che Güter im gros­sen Stil auf der Schie­ne trans­por­tiert. Vor­aus­set­zung ist, dass der Ein­be­zug der Schie­ne bereits bei der Kon­zep­ti­on berück­sich­tigt wird und – noch wich­ti­ger – dass es eine Infra­struk­tur gibt, wel­che über­haupt schnel­le Güter­zü­ge mit hoher Pünkt­lich­keit zulässt. In unse­rem Team haben wir Fach­per­so­nen, wel­che sich mit dem Schie­nen­gü­ter­ver­kehr sehr gut auskennen.

Die Post hat denselben Eigner wie SBB Cargo. Ist dies für Sie eher eine Chance/Vereinfachung? Wie würden Sie diese Beziehung beschreiben?

Die Trans­por­te wur­den öffent­lich aus­ge­schrie­ben. Die Eig­ner­schaft spielt keine Rolle. Wir haben eine klare Kun­den-Lie­fe­ran­ten-Bezie­hung wie bei ande­ren Trans­port­un­ter­neh­mun­gen auch. Unse­re Anfor­de­run­gen an Pünkt­lich­keit und Ver­läss­lich­keit sind sehr hoch und wir sind mit den Leis­tun­gen von SBB Cargo sehr zufrieden.

Wenn die gute Fee Ihnen einen logistischen Wunsch erfüllen würde, welcher wäre dies?

Ich wünsch­te mir regel­mäs­si­ge und schnel­le Tras­sen auf der West-Ost-Achse.

Wie würden Sie den VAP beschreiben?

Wir sind einer der gröss­ten Anschluss­gleis­be­sit­zer und einer der gröss­ten Bahn­ver­la­der der Schweiz. Der VAP ver­tritt deren berech­tig­te Inter­es­sen auf ver­schie­de­nen Ebe­nen und ver­netzt die Akteu­re untereinander.

Welche Stärken schreiben Sie dem VAP zu? 

Der VAP ist für die poli­ti­sche Arbeit aller Akteu­re im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr unabdingbar.

Wem würden Sie eine Zusammenarbeit mit dem VAP empfehlen?

Jedes Unter­neh­men, wel­ches Gelei­se oder Wag­gons besitzt oder im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr aktiv ist – sei es als Kunde oder als EVU – pro­fi­tiert vom VAP.

Was noch nicht gesagt wurde:

Unse­re Post­zü­ge sind uns wich­tig. Wir ver­bin­den damit schnell, zuver­läs­sig und öko­lo­gisch die Schweiz. Des­halb legen wir Wert dar­auf, dass nicht das Image der lang­sa­men und oft auch ver­spray­ten Güter­zü­ge auf unse­re Post­zü­ge abfärbt.

 

Herr Bütler, wir bedanken uns für das Gespräch und die interessanten Einblicke.
Strommangel (Teil 4): Notfallmassnahmen werden konkretisiert

Strommangel (Teil 4): Notfallmassnahmen werden konkretisiert

Die Ener­gie­si­cher­heit ist und bleibt eines unse­rer Top­the­men. Der­zeit kon­kre­ti­siert der Bun­des­rat die Bewirt­schaf­tungs­mass­nah­men im Fall eines Strom­man­gels in Form von vor­be­rei­te­ten Ver­ord­nun­gen. Für die kon­zes­sio­nier­ten Unter­neh­mun­gen des öffent­li­chen Ver­kehrs inklu­si­ve Schie­nen­gü­ter­ver­kehr sind beson­de­re Bestim­mun­gen vor­ge­se­hen. Das BAV berei­tet zusam­men mit der Arbeits­grup­pe der Bran­chen­ver­bän­de einen Ver­ord­nungs­ent­wurf für den öffent­li­chen Ver­kehr vor, der VAP ver­tritt die Inter­es­sen des Güterverkehrs. 

Darum geht’s:
  • Bun­des­rat lässt Mass­nah­men­plan für Strom­ver­sor­gungs­si­cher­heit erarbeiten
  • Stu­fen­wei­se Kon­tin­gen­tie­rung soll kri­ti­sche Netz­ab­schal­tun­gen verhindern
  • Nächs­ter Schritt: Erar­bei­tung spe­zi­fi­scher Verordnungsentwürfe
  • Bahn­strom wird nächs­tes Jahr teurer

 

Der Bun­des­rat hat an sei­ner Sit­zung vom 23. Novem­ber 2022 die Bewirt­schaf­tungs­mass­nah­men für den Fall einer Strom­man­gel­la­ge behan­delt. Für die Ver­ord­nungs­ent­wür­fe mit abge­stuf­ten
Mass­nah­men hat er bis am 12. Dezem­ber 2022 eine Ver­nehm­las­sung durch­ge­führt. Die Sys­tem­füh­re­rin Schie­ne nahm für die Bran­che Stellung.

Mit jeder Massnahmenstufe Schlimmeres vermeiden

Der Bun­des­rat stärkt mit den bis­her beschlos­se­nen Mass­nah­men die Strom­ver­sor­gungs­si­cher­heit: Vor­hal­ten von Was­ser­kraft­re­ser­ven, Bereit­stel­len von ther­mi­schen Reser­ve­kraft­wer­ken, Stei­gern der Über­tra­gungs­leis­tung der Strom­net­ze. Zudem will er abge­stuf­te Mass­nah­men zur Sen­kung des Strom­ver­brauchs vor­be­rei­ten. Auf­ru­fe zu spar­sa­mem Strom­ver­brauch und die Ener­gie­spar-Alli­ance der Wirt­schaft sol­len die Unter­neh­men flä­chen­de­ckend dar­auf sensibilisieren.

Soll­te es in der Win­ter­pe­ri­ode zu einem kri­ti­schen Strom­ver­sor­gungs­eng­pass kom­men, regelt der Bun­des­rat die Strom­ver­sor­gung mit zeit­lich begrenz­ten Mass­nah­men. Mit­hil­fe von Ver­fü­gun­gen würde er im Kri­sen­fall geziel­te Ver­brauchs­be­schrän­kun­gen erlas­sen. Das soll die Netz­sta­bi­li­tät und damit die Strom­ver­sor­gung sicher­stel­len. Jede Stufe hat zum Ziel, noch ein­schnei­den­de­re Mass­nah­men zu vermeiden.

Kontingentierung soll Netzabschaltungen verhindern

Der Bun­des­rat sieht die Kon­tin­gen­tie­rung als Schlüs­sel­mass­nah­me zur Ver­hin­de­rung von kri­ti­schen Netz­ab­schal­tun­gen. Um deren Wirk­sam­keit zu gewähr­leis­ten, will er keine Strom­be­zü­ger davon ausnehmen.

Für die kon­zes­sio­nier­ten Unter­neh­men des öffent­li­chen Ver­kehrs (öV) sieht er jedoch beson­de­re Bestim­mun­gen vor. Der öV als Kern­dienst­leis­tung soll mög­lichst lang sicher­ge­stellt wer­den. Damit sein Funk­tio­nie­ren auch bei Strom­eng­päs­sen gewähr­leis­tet wer­den kann, sol­len Mass­nah­men nach dem «Bewirt­schaf­tungs­mo­dell öV» umge­setzt werden.

Bewirtschaftungsmassnahmen für den öV 

In einer Arbeits­grup­pe von VöV, SBB, BAV und VAP haben wir in den letz­ten Mona­ten die abge­stuf­ten Mass­nah­men für den Per­so­nen- und den Güter­ver­kehr erar­bei­tet. Bei einer Strom­kon­tin­gen­tie­rung soll die Güter­lo­gis­tik grund­sätz­lich auf­recht­erhal­ten und ent­spre­chend der Nach­fra­ge­ent­wick­lung mög­lichst zeit­nah ska­liert wer­den. Die Bran­che muss sich dar­auf vor­be­rei­ten, rasch zu reagie­ren. Denn es ist heute nicht vor­her­zu­sa­gen, in wel­chen Berei­chen Nach­fra­ge­rück­gän­ge oder ‑zunah­men ent­ste­hen. Unse­re Arbeits­grup­pe wird auf­grund des «Bewirt­schaf­tungs­mo­dells öV» einen ent­spre­chen­den Ver­ord­nungs­ent­wurf der abge­stuf­ten Bewirt­schaf­tungs­mass­nah­men für den öV erar­bei­ten. Wir vom VAP unter­stüt­zen die erar­bei­te­te Vor­ge­hens­wei­se, vor­wie­gend die beson­de­ren Mass­nah­men für den öV.

Bahnstrom wird teurer

Dass auch der Bahn­strom nicht von plötz­li­chen Tur­bu­len­zen aus­ge­schlos­sen ist, zeigt die jüngs­te Mit­tei­lung der SBB. Hier kün­digt die Ener­gie­spar­te ein gra­vie­ren­des Defi­zit von CHF 180 Mio. für das Jahr 2022 an. Gemäss SBB konn­ten infol­ge anhal­ten­der Tro­cken­heit im Som­mer nicht wie üblich 90% des Bahn­stroms aus haus­ei­ge­nen Was­ser­kraft­wer­ken gewon­nen wer­den. Die SBB muss­ten kurz­fris­tig teu­ren Strom auf dem Markt einkaufen.

Nach Ver­hand­lun­gen mit dem BAV wer­den die SBB den Strom­preis für 2023 um 3 Rap­pen auf 13.5 Rap­pen pro Kilo­watt­stun­de anhe­ben. Das BAV will die höhe­ren Strom­kos­ten im Tras­sen­preis dif­fe­ren­ziert auf die ver­schie­de­nen Ver­kehrs­spar­ten über­wäl­zen. Im Fern­ver­kehr wird der volle Betrag von 3 Rp über­wälzt, im Regio­nal- und Güter­ver­kehr mit 1 Rap­pen ledig­lich ein Teil. Dass der Antrag der SBB auf volle Defi­zit­de­ckung mit 10 Rap­pen Auf­schlag vom BAV nicht bewil­ligt wurde, mag für die Bahn­ver­kehrs­un­ter­neh­men vor­erst eine gute Nach­richt sein. Doch die Unsi­cher­heit wei­te­rer Auf­schlä­ge bleibt, dies wird auch Ein­fluss auf künf­ti­ge Ange­bots­kal­ku­la­tio­nen haben.

Transparenz gefragt

Wir sind der Ansicht, dass die Bereit­stel­lung der elek­tri­schen Ener­gie zu einem plan­ba­ren Kos­ten­satz zen­tral für die künf­ti­ge Ange­bots­ge­stal­tung ist. Die jüngs­ten Preis­tur­bu­len­zen muten schon sehr aben­teu­er­lich an; erst recht, wenn man auf die vie­len Jahre mit posi­ti­ver Bilanz zurück­schaut. Wir erwar­ten eine trans­pa­ren­te Auf­ar­bei­tung der jüngs­ten Ereignisse.

Strommangel (Teil 3): Sparappelle mittragen

Strommangel (Teil 3): Sparappelle mittragen

Der Strom­man­gel ist ein dring­li­ches poli­ti­sches und wirt­schaft­li­ches Thema. Des­halb ist es uns ein Anlie­gen, dass unse­re Mit­glie­der top­ak­tu­ell infor­miert sind. In die­ser drit­ten Blog­e­pi­so­de erör­tern wir, wie die Bahn­bran­che den Spar­ap­pel­len des Bun­des­ra­tes mit frei­wil­li­gen Ener­gie­spar­mass­nah­men Folge leis­ten kann.

Der Bund hat die Auf­ga­ben zur Bewäl­ti­gung einer mög­li­chen Ener­gie­kri­se fest­ge­legt. Je nach­dem, wie sich die Ener­gie­la­ge ent­wi­ckelt, kann er Ener­gie­spar­mass­nah­men ergrei­fen. Dabei sind vier Levels mög­lich. Zur­zeit befin­den wir uns auf Level 1 «frei­wil­li­ge Spar­ap­pel­le». Das Bun­des­amt für Ver­kehr nimmt die zen­tra­le Koor­di­na­ti­ons­auf­ga­be in Ver­kehrs­be­lan­gen wahr. Das Eid­ge­nös­si­sche Depar­te­ment für Umwelt, Ver­kehr und Kom­mu­ni­ka­ti­on (UVEK) hat die «Ener­gie­spar-Alli­ance» mit einer breit ange­leg­ten Kam­pa­gne ins Leben geru­fen. Diese Alli­anz for­dert Orga­ni­sa­tio­nen in der gan­zen Schweiz auf, die Bemü­hun­gen für Ver­sor­gungs­si­cher­heit im Win­ter zu unter­stüt­zen und frei­wil­lig Ener­gie­spar­mass­nah­men zu ergrei­fen. Ziel muss es sein, in der Schweiz bran­chen­weit mög­lichst ein­heit­li­che Mass­nah­men umzu­set­zen. Das ist für die Nut­zer von Ver­kehrs­leis­tun­gen am bes­ten nachvollziehbar.

VAP zieht mit

Wir vom VAP schlies­sen uns der Emp­feh­lung an, der «Ener­gie­spar-Alli­ance» bei­zu­tre­ten. Damit geben wir den Weck­ruf des Ver­bands öffent­li­cher Ver­kehr (VöV) an unse­re Mit­glie­der wei­ter. An sei­ner Vor­stands­sit­zung vom 9. Sep­tem­ber 2022 hat die­ser sein Emp­feh­lungs­pa­pier für die Bahn­bran­che ver­öf­fent­licht. Darin emp­fiehlt er der Bahn­bran­che, sich aktiv auf mög­li­che Sze­na­ri­en einer Ener­gie­man­gel­la­ge vor­zu­be­rei­ten und rasch erste kon­kre­te Umset­zungs­mass­nah­men zu realisieren.

Damit sich die Ener­gie­spar­mass­nah­men aller Akteu­re der Bahn­bran­che abge­stimmt umset­zen las­sen, über­nimmt die Arbeits­grup­pe «Strom­man­gel­la­ge im öV» deren Koor­di­na­ti­on. Hier brin­gen wir uns aktiv ein. Die Arbeits­grup­pe arbei­tet eng mit den SBB und Post­Au­to AG Schweiz als Sys­tem­füh­re­rin­nen zusam­men. Gemein­sa­mes Ziel ist es, Betriebs­ein­schrän­kun­gen sowohl beim Per­so­nen­ver­kehr als auch beim Güter­ver­kehr zu ver­mei­den. Die Kapa­zi­tä­ten sol­len erst bei ent­spre­chen­dem Nach­fra­ge­rück­gang redu­ziert wer­den. Auf wei­te­re Eska­la­ti­ons­le­vels berei­ten wir uns in diver­sen Arbeits­grup­pen inten­siv vor. Die öffent­li­che Hand soll unse­re Bran­che als kom­pe­tent und koope­ra­tiv wahrnehmen.

Weil Energie knapp ist

«Ener­gie ist knapp. Ver­schwen­den wir sie nicht.» Unter die­sem Kam­pagn­en­ti­tel hat das UVEK Spar­tipps für Pri­va­te und Unter­neh­men zusam­men­ge­fasst. Auch die Bahn­bran­che soll frei­wil­lig Ener­gie spa­ren. Die­ser Auf­ruf umfasst Umset­zungs­mass­nah­men für zahl­rei­che von den Bah­nen genutz­te Bau­ten. Sie schrän­ken das Ange­bot des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs nicht ein. Aktu­ell liegt der Fokus auf der Absen­kung der Heiz­tem­pe­ra­tur sowie der Reduk­ti­on von Warm­was­ser und Beleuch­tung. Zudem ist jedes Trans­port­un­ter­neh­men auf­ge­for­dert, ener­ge­ti­sche Betriebs­op­ti­mie­run­gen in sei­nen Büro- und Betriebs­ge­bäu­den durch­zu­füh­ren. Adres­sa­ten­ge­rech­te Spar­mass­nah­men für Mit­ar­bei­ten­de  (Lok­füh­re­rIn­nen, Büro­mit­ar­bei­ten­de, Werk­stät­ten­per­so­nal) wer­den das Paket ergänzen.

«Wer keinen Mut hat, hat schon verloren.»

«Wer keinen Mut hat, hat schon verloren.»

Dr. Heiko Fischer prä­si­diert die Inter­na­tio­nal Union of Wagon Kee­pers UIP. Mit dem VAP spricht der ehe­ma­li­ge VTG-Chef über die Zukunft des euro­päi­schen Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs und die digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on des Bahn­sek­tors. Für die­sen wünscht er sich mehr Begeis­te­rung und erläu­tert, warum er das Ein­stel­len des Ein­zel­wa­gen­la­dungs­ver­kehrs in der Schweiz für fatal hält.

 

Herr Dr. Fischer, wo sehen Sie die grössten Herausforderungen und wo die Stellschrauben für den europäischen Bahnmarkt?

Da gibt es eine ganze Reihe. Die Bahn­in­fra­struk­tur ist ver­al­tet oder vie­ler­orts ein his­to­risch gewach­se­ner Fli­cken­tep­pich. Noch immer exis­tie­ren Gren­zen zwi­schen den Teil­sys­te­men. Mit jedem Jahr, in dem nichts geschieht, wird das Pro­blem grös­ser, denn die Infra­struk­tur altert unbe­irrt wei­ter. Hier sehe ich die Stell­schrau­be in der mit­tel­eu­ro­pa­wei­ten Koor­di­na­ti­on von Aus­bau­plä­nen, Ent­las­tungs­stre­cken und ent­spre­chen­den bau­li­chen Mass­nah­men. Zwar ver­fol­gen die trans­eu­ro­päi­schen Netze die­sen inte­gra­ti­ven Ansatz. Doch Neben­stre­cken und Fein­ver­tei­lungs­net­ze dür­fen nicht aus­ge­nom­men wer­den, wenn es um Inves­ti­ti­ons­al­lo­ka­ti­on, Aus­bau- und Erneue­rungs­pla­nung, Zug­steue­rungs­sys­te­me sowie Regu­lie­rung geht.

Eine wei­te­re Steu­er­grös­se sehe ich in der kom­plet­ten Durch­di­gi­ta­li­sie­rung des Bahn­sek­tors, ange­fan­gen bei der Ver­net­zung der Infra­struk­tur über das Roll­ma­te­ri­al bis hin zum ope­ra­ti­ven Betrieb. Hier soll­te es eine ver­ein­heit­lich­te Logik mit ent­spre­chen­den Schnitt­stel­len geben. In der Folge kann eine Elek­tri­fi­zie­rung mit Mass und Ziel statt­fin­den. Gering belas­te­te Stre­cken könn­ten auch von was­ser­stoff­be­trie­be­nen Hybrid­locks bedient werden.

«Für gewis­se Dring­lich­kei­ten ist der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr auf öffent­li­che Gel­der ange­wie­sen, zum Bei­spiel für die Basis­di­gi­ta­li­sie­rung, den Infra­struk­tur­aus­bau, die Elek­tri­fi­zie­rung, die Imple­men­tie­rung der digi­ta­len auto­ma­ti­schen Kupp­lung DAK und ande­re zeit­kri­ti­scher Sprung­in­no­va­tio­nen.»

Das ver­füg­ba­re Kapi­tal ist eben­falls ein Eck­pfei­ler. Der Bahn­markt braucht nicht nur aus­rei­chend Pri­vat­ka­pi­tal. Für gewis­se Dring­lich­kei­ten ist er auf öffent­li­che Gel­der ange­wie­sen, zum Bei­spiel für die Basis­di­gi­ta­li­sie­rung, den Infra­struk­tur­aus­bau, die Elek­tri­fi­zie­rung, die Imple­men­tie­rung der digi­ta­len auto­ma­ti­schen Kupp­lung DAK und ande­re zeit­kri­ti­scher Sprung­in­no­va­tio­nen. Sol­che Inves­ti­tio­nen über­stei­gen die finan­zi­el­len Kräf­te der Pri­vat­wirt­schaft und der meis­ten Staats­bah­nen. Schliess­lich möch­te nie­mand in Tech­no­lo­gien inves­tie­ren, die erst im nächs­ten Jahr­zehnt Früch­te abwer­fen, viel­leicht sogar bei ande­ren Akteu­ren des Bahn­sys­tems. Damit bin ich bei einer wei­te­ren Stell­schrau­be ange­langt: Wir brau­chen auch bei Regie­run­gen, Regu­lie­rern und Poli­ti­kern ein ver­an­ker­tes öko­no­mi­sches Ver­ständ­nis für die Wirk­me­cha­nis­men des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs. Das bedingt ein Umden­ken aller Systembeteiligten.

Inwiefern?

Der Bahn­sek­tor ist nicht gera­de bekannt dafür, pro­ak­tiv zu den­ken und Neues schnell zu imple­men­tie­ren. Viele sehen sich als Opfer, sei es von der Ver­gan­gen­heit, von fal­schen Ent­schei­dun­gen, von der Stras­se, vom Wet­ter oder von irgend­et­was ande­rem. Das muss sich mei­nes Erach­tens unbe­dingt ändern. Schliess­lich zie­hen wir nicht Güter­zü­ge durch die Gegend, weil es uns Spass macht, son­dern weil wir einen Mehr­wert für die Ver­la­der und unser Gemein­we­sen erwirt­schaf­ten wol­len. Die Akteu­re des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs müs­sen den Kun­den zurück in den Mit­tel­punkt rücken und sich des­sen zukünf­ti­ge Bedürf­nis­se ver­ge­gen­wär­ti­gen. Damit sich der anste­hen­de Wan­del tat­säch­lich voll­zie­hen las­sen, brau­chen wir mehr Auf­bruchs­men­ta­li­tät, eine «can do»-Attitüde.

Welche Innovationen haben Sie in den letzten Jahren bei der VTG vorangetrieben, welche davon waren bahnbrechend? 

Spon­tan fällt mir da VTG Con­nect ein. Diese Tele­ma­tik­tech­no­lo­gie erhebt rele­van­te Daten über die gesam­te Flot­te und viele Trans­por­te. Sie schafft die Basis für ein effi­zi­en­tes digi­ta­les Flot­ten­ma­nage­ment, denn sie macht Daten für Kun­den, Güter­bah­nen und Instand­hal­tungs­zwe­cke nutz­bar. Mit die­ser Inno­va­ti­on haben wir den Ein­stieg in die Echt­zeit-Daten­über­mitt­lung im Güter­ver­kehr wie von der DAK ange­strebt sozu­sa­gen aufgegleist.

Welchen zukünftigen Stellenwert räumen Sie der DAK ein? 

Für die digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on des Bahn­sek­tors ist die DAK ein Kata­ly­sa­tor. Damit las­sen sich eine neue Steue­rungs­lo­gik und Echt­zeit­da­ten­strö­me abbil­den. Davon sind wir heute weit ent­fernt. Die DAK macht mehr als den Kupp­lungs­vor­gang zu auto­ma­ti­sie­ren. Sie ver­netzt Lok­füh­rer, Ladung, Ladungs­trä­ger und Ener­gie, also Strom. Das Poten­zi­al dar­aus kom­bi­niert mit neuen digi­ta­len Tech­no­lo­gien ist immens. Die DAK ist nicht nur eine intel­li­gen­te Zug- und Ladungs­steue­rung, son­dern auch Mög­lich­ma­cher für ande­re Digi­ta­li­sie­rungs­of­fen­si­ven wie zum Bei­spiel digi­ta­le Daten‑, Zug­steue­rungs- und Buchungsplattformen.

«Es wird sicher­lich meh­re­re Platt­for­men geben, denn nach wie vor wird jedes Unter­neh­men Infor­ma­tio­nen sam­meln, die es nicht tei­len kann oder darf. Eine oder auch meh­re­re die­ser Platt­for­men wer­den sich als zen­tra­le Dreh­schei­ben her­vor­tun, die den ope­ra­ti­ven Bahn­be­trieb steuern.»

Welche Rolle werden diese in Zukunft spielen? 

Es wird sicher­lich meh­re­re Platt­for­men geben, denn nach wie vor wird jedes Unter­neh­men Infor­ma­tio­nen sam­meln, die es nicht tei­len kann oder darf. Eine oder auch meh­re­re die­ser Platt­for­men wer­den sich als zen­tra­le Dreh­schei­ben her­vor­tun, die den ope­ra­ti­ven Bahn­be­trieb steu­ern. Als sol­che lie­fern sie den Güter­ver­kehrs­ak­teu­ren ver­läss­li­che Infor­ma­tio­nen, mit denen sich die Abstän­de zwi­schen den Zügen ver­rin­gern, Zeit­fens­ter errech­nen und mehr Ton­na­gen pro Zeit­ein­heit aufs Gleis brin­gen las­sen. Ein euro­pa­wei­tes elek­tro­ni­sches Güter­ver­kehrs­steue­rungs­sys­tem darf nicht von einem Tech-Riese à la Goog­le kom­men, son­dern soll­te sich aus dem Bahn­sek­tor selbst her­aus­ent­wi­ckeln. Damit zei­gen wir Inno­va­ti­ons­stär­ke gegen­über ande­ren Verkehrsträgern.

Viel­leicht gibt es in Zukunft sogar eine über­ge­ord­ne­te Instanz in der Art von Euro­con­trol für die zen­tra­le Koor­di­na­ti­on der Luft­ver­kehrs­kon­trol­le. Ein der­ar­ti­ges Cock­pit könn­te den euro­päi­schen Schie­nen­gü­ter­ver­kehr steu­ern, den Lok­füh­rern gewis­se Vor­ga­ben machen, gege­be­nen­falls ein­grei­fen und spä­ter auto­no­me Züge fah­ren las­sen. Sol­che Quan­ten­sprün­ge sind aller­dings nur mög­lich, wenn digi­ta­le Tech­no­lo­gien mit künst­li­cher Intel­li­genz imple­men­tiert wer­den und grei­fen. Nur sie brin­gen Dyna­mik und sor­gen für das nöti­ge Tempo, das für den Erfolg der digi­ta­len Trans­for­ma­ti­on abso­lut zen­tral ist.

Wie liesse sich der Schienengüterverkehr in Europa nachhaltig weiterentwickeln?

Mit etwas, das die öko­no­mi­sche Wir­kung des Güter­ver­kehrs auf einen Nen­ner bringt und wozu sich alle Akteu­re ver­pflich­ten. Ich kann mir vor­stel­len, dass es eines Tages einen lang­fris­ti­gen Mas­ter­plan im Sinne einer selbst­re­gu­lie­ren­den und doch ver­pflich­ten­den Absichts­er­klä­rung gibt. Alle betei­lig­ten staat­li­chen und nicht­staat­li­chen Bah­nen müss­ten sie mit­un­ter­zeich­nen. Die­ser Mas­ter­plan könn­te fest­hal­ten, dass man gemein­sam auf eine Ver­kehrs­ver­la­ge­rung hin­ar­bei­tet. Ich erin­ne­re an den all­ge­mei­nen Ver­wen­dungs­ver­trag AVV von 2006. Die­ser regelt das Zusam­men­spiel zwi­schen Wag­gon­hal­tern und Eisen­bahn­ver­kehrs­un­ter­neh­men als Wagen­be­trei­bern. Der Vor­teil einer supra­na­tio­na­len Ver­ein­ba­rung ohne Geset­zes­cha­rak­ter besteht darin, dass sie sich schnell und unkom­pli­ziert ergän­zen oder anpas­sen lässt. Die Zuläu­fe zur NEAT sind das beste Bei­spiel dafür, was nicht pas­sie­ren soll­te: Die Bahn­staa­ten­ge­mein­schaft inklu­si­ve Schweiz hat sich ver­pflich­tet, die Nord-Süd-Achse aus­zu­bau­en. Als die Schweiz den NEAT-Tun­nel eröff­ne­te, hat­ten ande­re Staa­ten noch nicht ein­mal mit der Pla­nung begon­nen. Ein Mas­ter­plan für den euro­päi­schen Güter­ver­kehr könn­te diese Absicht ver­bind­li­cher aus­ge­stal­ten und klar­stel­len, dass Green Deal und Ver­la­ge­rungs­zie­le ernst gemeint sind. Heute ist er noch Zukunfts­mu­sik. Den Grund­for­de­run­gen stim­men meis­tens alle zu. Sobald es dann aber darum geht, etwas Kon­kre­tes aus einem Guss zu erar­bei­ten, diver­gie­ren die Mei­nun­gen auseinander.

Was meinen Sie zum bundesrätlichen Bericht zum ‹Schienengüterverkehr in der Fläche›? Was würde es bedeuten, wenn der Bundesrat diesen abschaffte?

Das wäre mei­ner Mei­nung nach der gröss­te ver­kehrs­po­li­ti­sche Feh­ler seit Jahr­zehn­ten. Die Schweiz beweist, dass Wagen­la­dungs­ver­kehr funk­tio­niert. Aller­dings ist er noch zu teuer. Wenn jedoch Zug­bil­dung und ‑tren­nung auto­ma­tisch erfol­gen, die Zug­rei­he digi­tal gesteu­ert wird und der Markt von den vie­len Vor­tei­len digi­ta­ler Ange­bo­te pro­fi­tiert, dann wer­den auch die Kos­ten sin­ken – und der Bedarf an Sub­ven­tio­nen wird zurück­ge­hen. Der Bun­des­rat soll­te dar­über nach­den­ken, wie sich die Ange­bo­te für Güter­bahn­kun­den attrak­ti­ver gestal­ten las­sen. Das Ganze abzu­bre­chen, noch bevor die Digi­ta­li­sie­rung Früch­te trägt, wäre sträf­lich. Bahn­fracht auf LKWs umla­den kos­tet auch Geld und nicht jede Fracht lässt sich für Ganz­zü­ge con­tai­ne­ri­sie­ren. In die­sem Thema müss­te sich die Schwei­zer Regie­rung mei­ner Ansicht nach zuver­sicht­li­cher zei­gen. Wer kei­nen Mut hat, hat schon verloren.

Wir vom VAP sind Mitglied der UIP. Wie würden Sie den VAP beschreiben?

Er ist ein wert­vol­ler Mit­glieds­ver­band unse­rer euro­päi­schen Wag­gon­hal­ter­fa­mi­lie. Ich nehme ihn als inno­va­tiv und mei­nungs­stark wahr. Auf­grund sei­ner ein­zig­ar­ti­gen Mit­glie­der­struk­tur hat er bei uns ein beson­de­res Gewicht. Der VAP ver­tritt nicht nur die fünf gröss­ten Schwei­zer Wagen­hal­ter, son­dern die Inter­es­sen von Ver­la­dern, Gleis­an­schlies­sern und Ver­tre­tern mul­ti­mo­da­ler Logis­tik­ket­ten. Diese Viel­falt erzeugt bei uns Wir­kung und Ideen­reich­tum, ich erach­te sie als wert­vol­le Stär­ke. Mit sei­ner Mit­glie­der­di­ver­si­tät kann der VAP seine For­de­run­gen ganz­heit­li­cher auf die Nut­zer aus­rich­ten und mit einer grös­se­ren Auto­ri­tät plat­zie­ren. Ich unter­stüt­ze den kun­den­zen­trier­ten Ansatz des VAP, der den End­nut­zer in den Dis­kus­si­ons- und Ent­schei­dungs­pro­zess ein­bin­det. Euro­pa kann von den Schwei­zer Erfah­run­gen mit dem Wagen­la­dungs­ver­kehr oder der Leis­tungs­ab­hän­gi­gen Schwer­ver­kehrs­ab­ga­be pro­fi­tie­ren. Sie gilt für uns oft als «Mini­lab», das The­men für uns spie­gelt. Im Wei­te­ren zeigt uns der VAP vor­bild­lich auf, wie man die Bevöl­ke­rung über­zeugt oder etwas als Gemein­we­sen posi­tiv gestaltet.

Was kann der VAP besser machen?

Bes­ser geht immer. Mein Appell ist nicht nur an den VAP, son­dern an alle Ver­bän­de und ver­kehrs­po­li­tisch Invol­vier­ten gerich­tet. Wir brau­chen enga­gier­te Men­schen, die bereit sind, Inter­es­sen mit Sicht nach vorne zu for­mu­lie­ren. Sol­che, die in Quar­tals­bi­lan­zen den­ken, gibt es genug. Aber damit kann man die Zukunft nicht gewinnen.

Was wünschen Sie sich für ebendiese Zukunft?

Noch mehr Inter­es­se, mehr Zuver­sicht. Mehr Begeis­te­rung. Ver­la­der soll­ten dar­auf bren­nen, noch mehr Ton­nen auf die Schie­ne zu brin­gen. Nur so kön­nen wir die ambi­tio­nier­ten Ver­la­ge­rungs- und Kli­ma­zie­le errei­chen. Der Bevöl­ke­rung soll­te klar sein, wie wich­tig der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr ist – und dass das Geld kos­tet. Eine unge­hemm­te LKW-Flut ist näm­lich keine Alter­na­ti­ve. Ich wün­sche mir, dass Sie vom VAP und wir von der UIP wei­ter­hin Tag für Tag für die­sen Auf­bruch eintreten.

Herr Dr. Fischer, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch.

Dr. Heiko Fischer

Dr. Heiko Fischer war bis 2021 ins­ge­samt mehr als 25 Jahre in den Diens­ten der VTG tätig, davon über 17 Jahre als Vor­sit­zen­der des Vor­stands. Seit 2015 ist er – wie schon von 2004 bis 2007 – Prä­si­dent des Dach­ver­bands der Wag­gon­hal­ter UIP, Inter­na­tio­nal Union of Wagon Kee­pers UIP mit Sitz in Brüs­sel. Diese ver­tritt mehr als 250 Güter­wa­gen­hal­ter und Instand­hal­tungs­stel­len mit mehr als 223’000 Güter­wa­gen, die 50% der Ton­nen­ki­lo­me­ter im euro­päi­schen Schie­nen­gü­ter­ver­kehr zurück­le­gen. Dr. Heiko Fischers ehe­ma­li­ge Arbeit­ge­be­rin VTG AG betreibt die gröss­te pri­va­te Güter­wa­gen­flot­te in Euro­pa mit rund 88’500 Eisen­bahn­gü­ter­wa­gen. Neben der Ver­mie­tung von Güter­wa­gen und Tank­con­tai­nern bie­tet VTG mul­ti­mo­da­le Logis­tik­dienst­leis­tun­gen und inte­grier­te Digi­tal­lö­sun­gen an.

Strommangel (Teil 2): Jetzt für später vorbereiten

Strommangel (Teil 2): Jetzt für später vorbereiten

Soll­te auf­grund der geo­po­li­ti­schen Krise und Ver­sor­gungs­eng­päs­se auch in der Schweiz tat­säch­lich ein Strom­man­gel ein­tref­fen, müs­sen die Güter­ver­kehrs­kun­den unbe­dingt wei­ter bedient wer­den kön­nen. Das bedingt, dass die trans­por­tie­ren­den Unter­neh­men ihren Ener­gie­be­darf im Man­gel­fall klä­ren und heute eini­ge Schlüs­sel­fra­gen beantworten.

Die Schwei­zer Bah­nen tra­gen mass­ge­bend zur Bewäl­ti­gung der gros­sen Nach­fra­ge im Per­so­nen­ver­kehr als auch im Güter­trans­port bei. Sie sind auf die gesi­cher­te Ver­sor­gung mit elek­tri­scher Ener­gie angewiesen.

Versorgung über Schiene sicherstellen

Soll­te irgend­wann der ver­füg­ba­re Bahn­strom nicht mehr für alle plan­mäs­si­gen Züge aus­rei­chen, wären ent­spre­chend Fahr­ten zu strei­chen. Die Frage ist nur: Wel­che? Wir vom VAP machen uns ent­schie­den dafür stark, dass unse­re Mit­glie­der alle Güter­ver­kehrs­kun­den wei­ter bedie­nen kön­nen. Bevöl­ke­rung und Wirt­schaft sind auf zuver­läs­si­ge Trans­port­ket­ten ange­wie­sen. Des­halb müs­sen die Züge der Güter­bah­nen auch in einer Strom­man­gel­la­ge so lange wie mög­lich wei­ter­fah­ren –  wie sie das übri­gens im aus­ge­dünn­ten Fahr­plan wäh­rend Covid-19 taten.

Politische Führung gefragt

Das Schwei­zer Bahn­sys­tem wird fast aus­nahms­los elek­trisch betrie­ben. Der benö­tig­te Bahn­strom (16,7 Hz) stammt gröss­ten­teils aus eige­nen Was­ser­kraft­wer­ken. Die Trans­por­te bei knap­pem Bahn­strom von der Schie­ne auf die Stras­se zu ver­la­gern, ist wenig erfolg­ver­spre­chend. Denn bei einem gra­vie­ren­den Eng­pass wür­den auch fos­si­le Treib­stof­fe knap­per. Damit sich funk­tio­nie­ren­de Trans­port­ket­ten auf­recht­erhal­ten las­sen, benö­ti­gen die am Bahn­trans­port betei­lig­ten Unter­neh­men auch Indus­trie­strom (50 Hz). Auch hier ist auf Ver­sor­gungs­si­cher­heit zu ach­ten. Sicher­heit und Ver­läss­lich­keit sind gefragt: Der Trans­port­sek­tor und die Güter­bah­nen müs­sen sich im Kri­sen­fall auf die poli­ti­sche Füh­rung ver­las­sen kön­nen. Denn auch dann müs­sen Güter­zü­ge rol­len, solan­ge eine Nach­fra­ge besteht. Die­ses Bewusst­sein möch­ten wir bei den Ent­schei­dungs­trä­gern stärken.

Energiemangel nicht ausgeschlossen

Machen wir uns nichts vor: Ein ungüns­ti­ges Zusam­men­fal­len wirk­lich nega­ti­ver Ent­wick­lun­gen könn­te die Schweiz schon im kom­men­den Win­ter in eine ernst­haf­te Ener­gie­man­gel­la­ge manö­vrie­ren. Wie Ver­tre­ter der Strom- und Gas­bran­che am Eco­no­mie­su­is­se-Web­i­nar vom 9. August 2022 dar­leg­ten, ist die Ener­gie­be­reit­stel­lung hoch kom­plex und abhän­gig von vie­len Einflüssen.

Bund übernimmt Verantwortung

Der Bund ist sich sei­ner Ver­ant­wor­tung bewusst. Er trifft Mass­nah­men zur Sicher­stel­lung der Ener­gie­ver­sor­gung und Vor­be­rei­tun­gen für kri­ti­sche Sze­na­ri­en einer aku­ten Strom­man­gel­la­ge. Diese sehen je nach Situa­ti­on abge­stuf­te Mass­nah­men von frei­wil­li­gen, bran­chen­be­zo­ge­nen
Spar­ap­pel­len bis zu ver­ord­ne­ten Bewirt­schaf­tungs­mass­nah­men (Kon­tin­gen­tie­rung) vor.

Bedarf und Sparpotenzial eruieren

Wer sich jetzt über den eige­nen Ener­gie­be­darf Gedan­ken macht, ist für den Fall einer tat­säch­li­chen Strom­man­gel­la­ge vor­be­rei­tet und wird weni­ger über­rascht. Es ist also an der Zeit, den Ener­gie­be­darf, die Reser­ven, Alter­na­ti­ven und das Spar­po­ten­zi­al zu beur­tei­len. Diese Ein­schät­zung hilft zu ent­schei­den, wie man im Fall einer Strom­man­gel­la­ge den Ver­brauch ent­spre­chend der über­ge­ord­ne­ten Vor­ga­ben redu­zie­ren und trotz­dem einen Bei­trag zur Ver­sor­gung mit wich­ti­gen Gütern leis­ten kann. Kon­kre­te Fra­gen im Unter­neh­men lau­ten beispielsweise:

  • Wel­che Akti­vi­tä­ten benö­ti­gen wie viel Ener­gie, wel­che Bedeu­tung haben sie in der Produktion?
  • Wel­ches ist das wirk­sams­te Energiesparpotenzial?
  • Wie gross sind die Reser­ven, auf wie viel Ener­gie kann man wie lange verzichten?
  • Wo kann man wie rasch auf ande­re Ener­gie­trä­ger umstellen?
  • Ist die Kom­mu­ni­ka­ti­on in den Pro­duk­ti­ons­ket­ten gut? Sind die Kon­tak­te aktuell?
  • Wel­che Beschrän­kun­gen set­zen wir zur Erfül­lung einer Kon­tin­gen­tie­rung um?
Kooperation und Kommunikation

Diese Über­le­gun­gen soll­ten die Unter­neh­men offen gestal­ten. Denn es ist nicht vor­her­seh­bar, wel­che Sze­na­ri­en zu wel­chem Zeit­punkt tat­säch­lich ein­tre­ten. Die Akteu­re der Bran­che kön­nen die Ver­sor­gung mit wich­ti­gen Gütern dann mög­lichst gut auf­recht­erhal­ten, wenn sie unter­neh­mens­über­grei­fend zusam­men­ar­bei­ten und aktiv kom­mu­ni­zie­ren. Darum brin­gen wir vom VAP uns als Ver­tre­ter der Ver­la­der in diver­sen Gre­mi­en und Arbeits­grup­pen schon heute aktiv ein.

Volkwirtschaftliche Vorteile einer wettbewerbsfähigen Güterbahn

Volkwirtschaftliche Vorteile einer wettbewerbsfähigen Güterbahn

Der Güter­ver­kehr spielt eine ent­schei­den­de Rolle für die Volks­wirt­schaft, da er den Aus­tausch von Waren und Dienst­leis­tun­gen ermög­licht. Ange­sichts der Her­aus­for­de­run­gen wie begrenz­te Kapa­zi­tät der Stras­sen und Kli­ma­wan­del gewinnt die Ver­la­ge­rung des Güter­ver­kehrs auf die Schie­ne zuneh­mend an Bedeu­tung. Wel­che volks­wirt­schaft­li­chen Vor­tei­le eine Ver­la­ge­rung bringt, erläu­tern wir hier.

Begrenzte Kapazität der Strassen:

Die Stras­sen­in­fra­struk­tur ist begrenzt und stösst in vie­len Regio­nen bereits an ihre Gren­zen. Durch den ver­mehr­ten Ein­satz von LKWs im Güter­ver­kehr steigt der Ver­kehr auf den Stras­sen wei­ter an, was zu Staus, Ver­zö­ge­run­gen und erhöh­ten Trans­port­kos­ten führt. Die Ver­la­ge­rung des Güter­ver­kehrs auf die Schie­ne ent­las­tet die Stras­sen. Dies ermög­licht eine effi­zi­en­te­re Nut­zung der vor­han­de­nen Infra­struk­tur und redu­ziert die Not­wen­dig­keit teu­rer Strassenerweiterungen.

Klimawandel und Umweltbelastung:

Der Ver­kehrs­sek­tor trägt erheb­lich zur CO2-Emis­si­on und ande­ren schäd­li­chen Umwelt­aus­wir­kun­gen bei. Der Schie­nen­ver­kehr ist im Ver­gleich zum Stras­sen­ver­kehr umwelt­freund­li­cher, da Züge im Durch­schnitt weni­ger Emis­sio­nen pro Ton­nen­ki­lo­me­ter erzeu­gen. Dar­über hin­aus ver­rin­gert der Schie­nen­ver­kehr den Lärm­pe­gel und mini­miert die Luft­ver­schmut­zung in städ­ti­schen Gebie­ten, was zu einer ver­bes­ser­ten Lebens­qua­li­tät für die Bevöl­ke­rung führt.

Effizienz und Wirtschaftlichkeit:

Die Schie­ne bie­tet im Güter­ver­kehr eine hohe Effi­zi­enz, da Züge grös­se­re Las­ten auf­neh­men kön­nen als LKWs. Durch den Ein­satz von Güter­zü­gen kön­nen gros­se Men­gen an Waren in einem Durch­gang trans­por­tiert wer­den, was zu einer Opti­mie­rung der Trans­port­kos­ten führt. Dies ermög­licht Unter­neh­men, ihre Logis­tik­pro­zes­se zu ver­bes­sern und die Effi­zi­enz ihrer Lie­fer­ket­ten zu stei­gern. Eine effi­zi­en­te­re Güter­ver­kehrs­an­bin­dung führt zu gerin­ge­ren Trans­port­kos­ten, was wie­der­um die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Unter­neh­men stei­gert und posi­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf die Volks­wirt­schaft hat. Durch die Digi­ta­li­sie­rung kön­nen die erfor­der­li­chen Güter­wa­gen effi­zi­ent ver­netzt wer­den, wodurch Fix­kos­ten ver­mie­den wer­den können.

Sicherheit und Unfallvermeidung:

Die Ver­la­ge­rung des Güter­ver­kehrs auf die Schie­ne trägt zur Erhö­hung der Ver­kehrs­si­cher­heit bei. Im Ver­gleich zum Stras­sen­ver­kehr sind Unfäl­le im Schie­nen­ver­kehr sel­te­ner und haben in der Regel gerin­ge­re Aus­wir­kun­gen auf Leben, Gesund­heit und Umwelt. Durch die Redu­zie­rung des LKW-Ver­kehrs auf den Stras­sen wer­den poten­zi­el­le Gefah­ren­quel­len mini­miert und die Sicher­heit für ande­re Ver­kehrs­teil­neh­mer erhöht.

Versierte Logistiker notwendig

Unab­hän­gi­ge und bran­chen­spe­zi­fi­sche Logis­tik­ex­per­ten sind erfor­der­lich, die sich auf spe­zi­fi­sche Pro­duk­te spe­zia­li­siert haben. Die Bahn soll­te sich auf den Betrieb der Züge kon­zen­trie­ren, wäh­rend die Gesamt­lo­gis­tik in den spe­zia­li­sier­ten Hän­den der Logis­ti­ker liegt.

Strommangel: Vorsorgen und Szenarien entwickeln

Strommangel: Vorsorgen und Szenarien entwickeln

Ener­gie­wen­de, geo­po­li­ti­sche Kri­sen, Ver­sor­gungs­eng­päs­se – diese und wei­te­re Fak­to­ren könn­ten zu einer Strom­man­gel­la­ge füh­ren. Die Gross­ver­brau­cher sind ange­hal­ten, Sze­na­ri­en für eine Kon­tin­gen­tie­rung zu ent­wi­ckeln. Wir vom VAP arbei­ten hier tat­kräf­tig mit.

Strom ist vor­han­den – das galt in der Schweiz jahr­zehn­te­lang als Selbst­ver­ständ­lich­keit. Diese steht nun in Frage: Einer­seits schränkt die Ablö­sung fos­si­ler durch nach­hal­ti­ge Ener­gie­trä­ger die ver­füg­ba­ren Ener­gie­res­sour­cen in den kom­men­den Jah­ren ein. Ande­rer­seits kön­nen geo­po­li­ti­sche Kon­flik­te und Ver­sor­gungs­eng­päs­se deren Ver­füg­bar­keit zusätz­lich nega­tiv beein­flus­sen, wie uns das die Aktua­li­tät vor Augen führt.

Aktives Mitwirken gefordert

Vor die­sem Hin­ter­grund hat der Bund alle Gross­ver­brau­cher auf­ge­for­dert, bei den Vor­be­rei­tun­gen auf eine mög­li­che Strom­man­gel­la­ge mit­zu­wir­ken. Kommt es tat­säch­lich zu einer Strom­kon­tin­gen­tie­rung, so muss der Bahn­sek­tor das Per­so­nen­ver­kehrs­an­ge­bot ein­schrän­ken. Der Güter­ver­kehr soll ent­spre­chend der Nach­fra­ge auf­recht­erhal­ten werden.

Güterverkehr spielt Schlüsselrolle

Die Bahn spielt im Güter­ver­kehr mit dem Binnen‑, Import- und Export­ver­kehr für die Ver­sor­gung von Wirt­schaft und Gesell­schaft eine sys­tem­re­le­van­te Rolle. Tritt ein mas­si­ver Strom­man­gel auf, soll die Güter­lo­gis­tik­fä­hig­keit grund­sätz­lich bestehen blei­ben. Aller­dings muss sie sich der ver­än­der­ten Nach­fra­ge anpassen.

Diese stellt denn auch die gros­se Unbe­kann­te dar. Aktu­ell ist es nicht mög­lich, gesi­cher­te Sze­na­ri­en zur Nach­fra­ge­ent­wick­lung für den Fall einer Strom­man­gel­la­ge zu ent­wer­fen. Gewiss wird sich die Nach­fra­ge nach Trans­port­ka­pa­zi­tät sowohl in der Schweiz als auch in unse­ren Nach­bar­län­dern merk­lich ver­än­dern. Doch je nach Bran­che kann sie sowohl sin­ken als auch steigen.

Bahnbetrieb als System betrachten

Damit der Güter­bahn­ver­kehr auch in einer Kri­sen­si­tua­ti­on wei­ter­rol­len kann, muss der Sek­tor auf die ver­än­der­ten Nach­fra­gen frist­ge­recht mit einem ange­pass­ten Trans­port­an­ge­bot reagie­ren. Das ist nur dann mög­lich, wenn der gesam­te Bahn­be­trieb als Sys­tem betrach­tet wird. Mit ande­ren Wor­ten: Alle betriebs­re­le­van­ten Funk­tio­nen müs­sen funk­ti­ons­fä­hig bleiben.

Szenarien in Arbeit

Um im Kri­sen­fall den Ener­gie­ver­brauch zu dros­seln, ori­en­tiert sich der Per­so­nen­ver­kehr an den redu­zier­ten Fahr­plä­nen, die er bereits im Pan­de­mie­jahr 2020 erar­bei­tet und rea­li­siert hat. Im Güter­ver­kehr ent­ste­hen mög­li­che Sze­na­ri­en im engen Dia­log mit dem Logis­tik­sek­tor und mit Blick auf die wirt­schaft­li­che Lan­des­ver­sor­gung. Gemäss Auf­trag sol­len abge­stimm­te Sze­na­ri­en bis Ende 2022 vor­lie­gen. In die­sem Pro­zess brin­gen wir vom VAP unser Wis­sen und unse­re Erfah­rung tat­kräf­tig ein.

VAP wird Mitglied von SWISS SUPPLY

VAP wird Mitglied von SWISS SUPPLY

VAP als neuer Kompetenzpartner

Mit dem Ver­ein SWISS SUPPLY wol­len die wich­tigs­ten Logistik‑, Sup­p­ly- und Trans­port­or­ga­ni­sa­tio­nen der Schweiz das Image von Logis­tik, Lie­fer­ket­te und Trans­port för­dern und öffent­li­che Auf­klä­rungs­ar­beit leis­ten. Der VAP, als Ver­tre­ter der ver­la­den­den Indus­trie im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr, ist der För­der­or­ga­ni­sa­ti­on im August 2021 bei­getre­ten, um zu die­sen Ziel­set­zun­gen bei­zu­tra­gen. So schaf­fen wir für unse­re Mit­glie­der beste Vor­aus­set­zun­gen für ein wirt­schaft­lich frucht­ba­res Umfeld und ein brei­tes öffent­li­ches Ver­ständ­nis für eine gut funk­tio­nie­ren­de Ver­sor­gung. Wir wer­den unse­re ver­kehrs­po­li­ti­schen Akti­vi­tä­ten im Cargo Forum Schweiz in Zukunft mit den Initia­ti­ven von Swiss Sup­p­ly koor­di­nie­ren, um gemein­sam noch mehr Schlag­kraft zu entwickeln.

Wie es dazu kam

Die Idee für SWISS SUPPLY ent­stand anfangs 2020 im Rah­men der neuen Schwer­punkt­aus­stel­lung «Logis­tik erle­ben!» im Ver­kehrs­haus der Schweiz. Man woll­te der­ar­ti­ge Image­pro­jek­te und ent­spre­chen­de Initia­ti­ven zukünf­tig unter dem Dach einer natio­na­len Non-Pro­fit-Orga­ni­sa­ti­on und mit ver­ein­ten Kräf­ten nach­hal­tig rea­li­sie­ren. So grün­de­ten die Schwei­ze­ri­sche Ver­ei­ni­gung für die Berufs­bil­dung in der Logis­tik (ASFL SVBL), der Schwei­ze­ri­sche Nutz­fahr­zeug­ver­band ASTAG, das Wert­schöp­fungs­netz­werk GS1 Switz­er­land, der Fach­ver­band für Ein­kauf und Sup­p­ly Manage­ment procure.ch, der Ver­band schwei­ze­ri­scher Spe­di­ti­ons- und Logis­tik­un­ter­neh­men SPEDLOGSWISS, das Logis­tik­netz­werk VNL Schweiz sowie die Stif­tung Logis­tik Schweiz am 26. März 2021 die neue Ver­ei­ni­gung SWISS SUPPLY. Die Orga­ni­sa­ti­on wird von Jörg Mathis, CEO von GS1 Switz­er­land, prä­si­diert. Die Orga­ni­sa­ti­ons­mit­glie­der bil­den zugleich die Trä­ger­schaft und ver­tre­ten weit über 10’000 Mitglieder.

Versorgung, Logistik und Transport in der Schweiz stärken

Viele wis­sen nicht: Die natio­na­le Ver­sor­gung mit den Berei­chen Beschaf­fung, Logis­tik, Lage­rung, Trans­port, Spe­di­ti­on, Ver­pa­ckung, Ent­sor­gung und Recy­cling bil­den ein sys­tem­re­le­van­tes Rück­grat der Schwei­zer Volks­wirt­schaft. Die Initi­an­ten von SWISS SUPPLY wol­len das Anse­hen die­ser Berei­che in der Schweiz nach­hal­tig ver­bes­sern und Inter­es­se sowie Ver­ständ­nis dafür in der Öffent­lich­keit wecken. Dazu wer­den in bestehen­de Initia­ti­ven inten­si­viert und neue Akti­vi­tä­ten lan­ciert. Zudem will die Ver­ei­ni­gung beim Nach­wuchs früh Begeis­te­rung für die Bran­che aus­lö­sen. Stu­den­ten und Quer­ein­stei­gern zeigt SWISS SUPPLY umfas­sen­de Kar­rie­re­chan­cen mit Ent­wick­lungs­mög­lich­kei­ten in diver­se Rich­tun­gen auf.