SBB ist finan­zi­ell kern­ge­sund. Das hat sie am 11. März 2024 mit der Jah­res­rech­nung 2023 kom­mu­ni­ziert. Nur Toch­ter SBB Cargo gilt wei­ter­hin als Sor­gen­kind und soll finan­zi­ell unter­stützt wer­den. Wir vom VAP mei­nen: Das darf kei­ner Dau­er­sub­ven­tio­nie­rung des Ein­zel­wa­gen­la­dungs­ver­kehrs (EWLV) gleich­kom­men. Und die vor­ge­schla­ge­ne Finanz­sprit­ze von CHF 1,25 Mrd. ist ange­sichts der Jah­res­rech­nung 2023 hinfällig.

Darum geht’s:

  • Resul­ta­te 2023: schwarz und rekordverdächtig
  • Ewi­ges Sor­gen­kind bleibt defizitär
  • Rekord­re­sul­ta­te und Mil­li­ar­den­hil­fe – wie passt das zusammen?
  • Unter­neh­me­ri­sche Ver­ant­wor­tung gefragt

 

Resultate 2023: schwarz und rekordverdächtig

1,3 Mio. Rei­sen­de, CHF 269 Mio. Gewinn, 9,9 % Mehr­ein­nah­men beim Per­so­nen­ver­kehr, 92,5 % Pünkt­lich­keit trotz 20’000 Bau­stel­len, Ver­schul­dung auf CHF 11,3 Mrd. gesun­ken, alle Inves­ti­tio­nen aus dem Cash­flow finan­ziert: Das Geschäfts­jahr 2023 der SBB strotzt nur so vor fro­hen Bot­schaf­ten und Super­la­ti­ven. Erst­mals in der Post-Covid-Ära schrei­ben die SBB wie­der schwar­ze Zah­len. Diese erfreu­li­che Per­for­mance geht in ers­ter Linie aus einem Rekord­stand an Fahr­gäs­ten und aus statt­li­chen Gewin­nen aus den SBB Immo­bi­li­en her­vor. Es erstaunt daher auch nicht, dass die Ver­ant­wort­li­chen zuver­sicht­lich in die Zukunft blicken.

Ewiges Sorgenkind bleibt defizitär

Bei der Spar­te Güter­ver­kehr der rück­ver­staat­lich­ten SBB Cargo sieht die finan­zi­el­le Lage deut­lich weni­ger rosig aus. Zwar ver­bes­ser­te sich das Ergeb­nis 2023 von SBB Cargo Schweiz gegen­über dem Vor­jahr um CHF 148 Mio. auf minus CHF 40 Mio. Doch das ist vor­wie­gend auf Wert­be­rich­ti­gun­gen von 2022 zurück­zu­füh­ren. Die Ver­kehrs­leis­tung redu­zier­te sich gegen­über dem Vor­jahr um 7,5 %. Haupt­trei­ber waren laut SBB der Preis­druck, das struk­tu­rel­le Defi­zit im EWLV und die kon­junk­tu­rel­le Abkühlung.

Unklar bleibt nur, wie hoch die­ses soge­nann­te struk­tu­rel­le Defi­zit tat­säch­lich bezif­fert wer­den soll. In der poli­ti­schen Debat­te spricht SBB von CHF 80 bis 100 Mio., im Geschäfts­be­richt 2023 ste­hen CHF 40 Mio. Hat SBB Cargo im Ganz­zugs­ver­kehr einen Gewinn von CHF 40 bis 60 Mio. generiert?

Rekordresultate und Milliardenhilfe – wie passt das zusammen? 

Auf diese Frage gibt Peter Füg­lis­ta­ler, Direk­tor beim Bun­des­amt für Ver­kehr (BAV), in sei­nem Kom­men­tar auf Lin­ke­dIn eine plau­si­ble Ant­wort: «Ich weiss es nicht». Dass es den SBB finan­zi­ell gut geht, ist tat­säch­lich löb­lich. Schliess­lich wün­schen sich die Ver­la­der star­ke Part­ner im Trans­port­ge­schäft. Trotz­dem hal­ten wir vom VAP an unse­rer Posi­ti­on fest: Die finan­zi­el­le Schief­la­ge von SBB Cargo darf nicht mit der not­wen­di­gen Moder­ni­sie­rung und Umge­stal­tung des EWLV ver­wech­selt wer­den. Im Janu­ar 2024 hat der Bun­des­rat in sei­ner «Bot­schaft zum Güter­trans­port­ge­setz» zu Recht Mass­nah­men für die Moder­ni­sie­rung des flä­chen­de­cken­den EWLV bean­tragt (vgl. Blog­bei­trag «Wei­chen für den Bin­nen­gü­ter­ver­kehr auf der Schie­ne rich­tig gestellt»). Statt eines Sanie­rungs­bei­trags an den EWLV for­dern wir eine gezielt ein­ge­setz­te degres­si­ve und befris­te­te Über­brü­ckungs­fi­nan­zie­rung für eine nach­hal­ti­ge Trans­for­ma­ti­on des EWLV Rich­tung Eigen­wirt­schaft­lich­keit. Nur so kann sich der EWLV moder­ni­sie­ren und wachsen.

Unternehmerische Verantwortung gefragt

Der­zeit bespricht das Par­la­ment die «Bot­schaft zur Ände­rung des Bun­des­ge­set­zes über die Schwei­ze­ri­schen Bun­des­bah­nen (Nach­hal­ti­ge Finan­zie­rung der SBB)». Dem­nach soll der Bund die pan­de­mie­be­ding­ten Defi­zi­te der SBB im Fern­ver­kehr über­neh­men. Dazu VAP-Prä­si­dent und Stän­de­rat Josef Ditt­li: «Wieso soll der Bund, der gera­de linea­re Kür­zun­gen und Ver­zichts­pla­nun­gen ange­kün­digt hat, mit Steu­er­gel­dern ein Staats­un­ter­neh­men unter­stüt­zen, das Rekord­re­sul­ta­te erreicht? Hier appel­lie­re ich ein­dring­lich an die unter­neh­me­ri­sche Ver­ant­wor­tung der Akteure.»

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