Die Kom­mis­si­on für Ver­kehr und Fern­mel­de­we­sen des Natio­nal­ra­tes (KVF‑N) unter­stützt die Vor­la­ge zur finan­zi­el­len Sta­bi­li­sie­rung der Schwei­ze­ri­schen Bun­des­bah­nen (SBBG) ein­stim­mig. Im Gegen­satz zum Bun­des­rat ist sie der Ansicht, dass bei der Gewäh­rung von Tre­sore­rie­dar­le­hen an die SBB kein Sys­tem­wech­sel ange­zeigt ist. Damit lässt die KVF‑N gleich­zei­tig sämt­li­che Emp­feh­lun­gen des VAP unberücksichtigt.

Darum geht’s:

  • 3‑Mil­li­ar­den-Finanz­sprit­ze für die SBB
  • SBBG-Teil­re­vi­si­on an Natio­nal­rat überwiesen
  • Stim­me der Bran­che bleibt ungehört
  • Wei­ter­hin keine Markt­öff­nung in Sicht

 

3‑Milliarden-Finanzspritze für die SBB

In sei­nem Bericht vom 16. Dezem­ber 2022 zur Moti­on 22.3008 «Unter­stüt­zung der Durch­füh­rung der SBB-Inves­ti­tio­nen und einer lang­fris­ti­gen Visi­on in Covid-19-Zei­ten» schlägt der Bund vor, die Defi­zi­te der SBB im Fern­ver­kehr mit einem ein­ma­li­gen Kapi­tal­zu­schuss von geschätzt 1,25 Mrd. Schwei­zer Fran­ken zu über­neh­men. Im Wei­te­ren will er die Tras­sen­ge­büh­ren für den Fern­ver­kehr mit wei­te­ren 1,7 Mrd. Schwei­zer Fran­ken erleich­tern. Aus­ser­dem regt er eine Kor­rek­tur der Finan­zie­rungs­in­stru­men­te an.

SBBG-Teilrevision an Nationalrat überwiesen

Die KVF‑N hat die Vor­la­ge zur Ände­rung des SBBG ein­stim­mig an den Natio­nal­rat über­wie­sen. Zudem lehnt die Kom­mis­si­ons­mehr­heit einen Sys­tem­wech­sel bei den Finan­zie­rungs­in­stru­men­ten ab, da die Haus­halts- im Gegen­satz zu den Tre­sore­rie­dar­le­hen der Schul­den­brem­se unter­stellt sind. Sie ist der Ansicht, dass die dar­aus resul­tie­ren­de Kon­kur­renz­si­tua­ti­on mit ande­ren Bun­des­aus­ga­ben im Hin­blick auf das Ange­bot des öffent­li­chen Ver­kehrs nicht wün­schens­wert sei. Der Natio­nal­rat wird in der Win­ter­ses­si­on 2023 über den Antrag der KVF‑N befinden.

Stimme der Branche bleibt ungehört

Wie in unse­rer Medi­en­mit­tei­lung vom 30. März 2023 publi­ziert, leh­nen wir vom VAP die vor­ge­leg­te aus­ser­or­dent­li­che Sanie­rung des Fern­ver­kehrs mit rund 3 Mil­li­ar­den Steu­er­gel­dern ab. Hin­ge­gen begrüs­sen wir die vor­ge­schla­ge­ne Kor­rek­tur der Finan­zie­rungs­in­stru­men­te, d.h. den Ver­zicht auf die Gewäh­rung von Tre­sore­rie­dar­le­hen an die SBB an der Schul­den­brem­se des Bun­des vor­bei. In den Blog­bei­trä­gen «SBB soll Ver­ant­wor­tung statt 3‑Mil­li­ar­den-Finanz­pa­ket über­neh­men» und «Keine Sta­bi­li­sie­rung der SBB trotz 3 Mia. Fran­ken zusätz­li­cher Bun­des­mit­tel» fas­sen wir die Posi­ti­on der Bran­che und unse­re ent­spre­chen­den Argu­men­te zusammen.

Weiterhin keine Marktöffnung in Sicht

Mit einer Annah­me der Vor­la­ge würde der Natio­nal­rat das SBB-Mono­pol im Fern­ver­kehr wei­ter fes­ti­gen. Das ist euro­pa­po­li­tisch pro­ble­ma­tisch, denn die EU for­dert von der Schweiz eine Markt­öff­nung im Fern­ver­kehr. Diese uner­füll­te For­de­rung über­schat­tet die Ver­hand­lun­gen mit der EU über die Ver­län­ge­rung der befris­te­ten Zusam­men­ar­beit mit der Euro­päi­sche Eisen­bahn­agen­tur ERA für One-stop-Shop-Zulas­sun­gen und mehr Inter­ope­ra­bi­li­tät zwi­schen der Schweiz und der EU. Noch ver­fügt die Schweiz ver­gli­chen mit EU-Mit­glied­staa­ten aktu­ell über kei­nen voll­wer­ti­gen Markt­zu­gang; das Schwei­zer Bahn­netz ist der­zeit kein inte­grier­ter Teil des euro­päi­schen Interop-Net­zes. Des­halb ver­lan­gen die güter­ver­kehrs­na­hen Ver­bän­de Astag, CFS und wir vom VAP eine natio­na­le Migra­ti­ons­stra­te­gie zur Öff­nung des Markts in Ein­klang mit der EU. Stimmt der Natio­nal­rat dem Antrag der KVF‑N zu, so schiebt er die­ses Anlie­gen noch wei­ter weg.

Nach­trag 20.12.2023, Update aus der Win­ter­ses­si­on:
Der Natio­nal­rat hat in der Win­ter­ses­si­on mehr­heit­lich zuge­stimmt, der Schwei­ze­ri­schen Bun­des­bah­nen (SBB) einen ein­ma­li­gen Kapi­tal­zu­schuss von 1,15 Mil­li­ar­den Fran­ken zur Schul­den­re­du­zie­rung zu gewäh­ren. Die­ser Betrag wurde bereits im Vor­anschlag 2024 ein­ge­plant. Der Natio­nal­rat lehn­te hin­ge­gen den Vor­schlag des Bun­des­rats, bei Errei­chen einer bestimm­ten Ver­schul­dung von Tre­sore­rie- zu Haus­halts­dar­le­hen des Bun­des über­zu­ge­hen, ab. Dies mit dem Argu­ment, dass unter Anwen­dung der Schul­den­brem­se bei Haus­halts­dar­le­hen der Aus­bau ver­zö­gert wer­den könn­te. Zusätz­lich beschloss die Kam­mer, die ange­mes­se­ne Reser­ve des Bahn­in­fra­struk­tur­fonds (BIF) auf min­des­tens 300 Mil­lio­nen Fran­ken fest­zu­le­gen, wobei maxi­mal zwei Drit­tel des Rein­ertrags der leis­tungs­ab­hän­gi­gen Schwer­ver­kehrs­ab­ga­be (LSVA) in den Fonds flies­sen sol­len. Damit hat der Natio­nal­rat alle Emp­feh­lun­gen des VAP unbe­rück­sich­tigt gelas­sen. Die Vor­la­ge geht nun an den Stän­de­rat, der hof­fent­lich kor­ri­gie­rend ein­grei­fen wird.

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