In der Herbst­ses­si­on 2025 vom 8. bis 26. Sep­tem­ber 2025 trak­tan­dier­ten die eid­ge­nös­si­schen Räte diver­se ver­kehrs­po­li­ti­sche Dos­siers. Im Fokus stan­den die finan­zi­el­len und struk­tu­rel­len Aus­wir­kun­gen der ein­ge­stell­ten Rol­len­den Land­stras­se (Rola), der Aus­bau des links­rhei­ni­schen NEAT-Zubrin­gers Antwerpen–Basel, der Bahn­in­fra­struk­tur­fonds (BIF) und der unter­ir­di­sche Güter­ver­kehr, bes­ser bekannt unter dem Namen Cargo sous ter­rain (CST).


Darum geht’s:

  • Ein­stel­lung der Rola wirft Fra­gen auf
  • Natio­nal­rat sichert Mit­tel für die Verlagerungspolitik
  • Aus­bau des links­rhei­ni­schen NEAT-Zubrin­gers erneut zur Debatte
  • Wei­te­re Fra­gen und Ant­wor­ten zu CST
  • Ali­men­tie­rung und Liqui­di­tät des BIF ist sichergestellt

Ein­stel­lung der Rola wirft Fra­gen auf

Mit der ange­kün­dig­ten Ein­stel­lung der Rola per Ende 2025 fällt ein zen­tra­les Instru­ment der Schwei­zer Ver­la­ge­rungs­po­li­tik weg. Rund 70’000 Last­wa­gen­fahr­ten, die bis­her per Bahn trans­por­tiert wur­den, dro­hen neu auf die Stras­se ver­la­gert zu wer­den – obwohl das in der Bun­des­ver­fas­sung fest­ge­leg­te Ziel von maxi­mal 650’000 alpen­que­ren­den Fahr­ten pro Jahr bereits deut­lich über­schrit­ten ist. Die Belas­tung der zen­tra­len Tran­sit­ach­sen und das Rück­stau­ri­si­ko dürf­ten dadurch erheb­lich zuneh­men. Gleich­zei­tig bestehen Eng­päs­se im inter­na­tio­na­len Schie­nen­netz, etwa als Folge der maro­den Infra­struk­tur des Schie­nen­net­zes in Deutschland.

Vor die­sem Hin­ter­grund haben VAP-Prä­si­dent und Stän­de­rat Josef Ditt­li sowie Stän­de­rä­tin Heidi Z’graggen die Inter­pel­la­tio­nen 25.3540 «Stau­räu­me, Schwer­ver­kehrs­zen­tren, Ver­la­ge­rungs­druck. Wie fängt der Bund den zusätz­li­chen LKW-Ver­kehr nach Auf­ga­be der Rola auf?» und 25.3541 «Zukunft des Alpen­tran­sits. Wie begeg­net der Bund der Zunah­me des LKW-Ver­kehrs nach dem Weg­fall der Rol­len­den Land­stras­se?» eingereicht.

Der Bun­des­rat hat die Fra­gen vor der Rats­sit­zung schrift­lich beant­wor­tet. Ins­ge­samt erach­tet er das Risi­ko eines Trend­bruchs bei der Ver­la­ge­rungs­po­li­tik als rea­lis­tisch. Er rech­net für die kom­men­den Jahre mit einer gegen­über heute höhe­ren Zahl an alpen­que­ren­den Last­wa­gen­fahr­ten und einer Ver­schie­bung des Modal­splits zulas­ten der Schiene.

VAP-Prä­si­dent Josef Ditt­li bedank­te sich für die bun­des­rät­li­che Stel­lung­nah­me, wies aber auf deren man­geln­de Detail­tie­fe hin. Ins­be­son­de­re hätte ihn und die VAP-Mit­glie­der der Ein­fluss des Schwer­ver­kehrs­zen­trums Erst­feld auf den Zusatz­ver­kehr durch die Rola-Schlies­sung inter­es­siert. Der VAP-Prä­si­dent bezwei­felt, dass der zusätz­li­che Ver­kehr mit einer kon­se­quen­ten Bewirt­schaf­tung die­ses Rück­hal­te­po­ten­zi­als ohne nega­ti­ve Fol­gen für den Stau vor dem Gott­hard­tun­nel gesteu­ert wer­den kann.

Natio­nal­rat sichert Mit­tel für die Verlagerungspolitik 

Mit der Moti­on 25.3949 «Mit­tel für die Ver­la­ge­rungs­po­li­tik sichern» hat die Kom­mis­si­on für Ver­kehr und Fern­mel­de­we­sen des Natio­nal­rats (KVF‑N) den Bun­des­rat beauf­tragt, die frei­wer­den­den Mit­tel im Zah­lungs­rah­men 2024 bis 2028 an die Rola von rund 50 Mio. Fran­ken voll­um­fäng­lich für die För­de­rung zusätz­li­cher Ver­kehrs­ver­la­ge­rung im alpen­que­ren­den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr in den Jah­ren 2026 bis 2030 ein­zu­set­zen und die dafür not­wen­di­gen Schrit­te ein­zu­lei­ten. Die Kom­mis­si­on hält geziel­te Mass­nah­men für zwin­gend, um die unmit­tel­ba­re Rück­ver­la­ge­rung auf die Stras­se zu ver­hin­dern. Der Bun­des­rat emp­fahl die Vor­la­ge zur Ableh­nung. Dazu Bun­des­rat Albert Rösti: «Es ist mir wich­tig zu erwäh­nen, dass die mit der Moti­on bean­trag­te stär­ke­re För­de­rung des alpen­que­ren­den UKV ohne Geset­zes­an­pas­sung nicht oder nur sehr bedingt mög­lich ist. Die finan­zi­el­le För­de­rung des alpen­que­ren­den Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs ist in Arti­kel 8 des Güter­ver­kehrs­ver­la­ge­rungs-Geset­zes geregelt.»

Der Natio­nal­rat hat die Moti­on mit 123 Ja-Stim­men zu 70 Nein-Stim­men ange­nom­men. Der VAP begrüsst diese Ent­schei­dung aus­drück­lich, ins­be­son­de­re vor dem Hin­ter­grund, dass die auf der Schie­ne trans­por­tier­ten Güter­bahn­vo­lu­men prak­tisch aus­nahms­los zurückgehen.

Aus­bau des links­rhei­ni­schen NEAT-Zubrin­gers erneut zur Debatte

Die NEAT hat die Kapa­zi­tät des alpen­que­ren­den Güter­tran­sit­ver­kehrs durch die Schweiz deut­lich erhöht. Aller­dings ist die rechts­rhei­ni­sche Rhein­tal­bahn in Deutsch­land als wich­tigs­te nörd­li­che Zulauf­stre­cke bereits heute über­las­tet und äus­serst stör­an­fäl­lig. Ver­zö­ge­run­gen bei deren Aus­bau ver­schär­fen die­ses Eng­pass­pro­blem. Um die Resi­li­enz des Sys­tems zu stär­ken, braucht es drin­gend einen zwei­ten Nord­zu­lauf zur NEAT.

Mit der Moti­on 25.3543 «Aus­bau des links­rhei­ni­schen NEAT-Zubrin­gers Antwerpen–Basel als zwei­te nörd­li­che Zulauf­stre­cke, um eine Rück­ver­la­ge­rung des alpen­que­ren­den kom­bi­nier­ten Tran­sit­ver­kehrs auf die Stras­se zu ver­hin­dern» beauf­trag­te Natio­nal­rat Thier­ry Bur­kart den Bun­des­rat, den links­rhei­ni­schen NEAT-Zubrin­ger Antwerpen–Basel als zwei­te nörd­li­che Zulauf­stre­cke zeit­nah aus­zu­bau­en. Die Schweiz soll die dafür erfor­der­li­che Pro­fil­an­pas­sung der Voge­sen-Tun­nel voll­stän­dig finan­zie­ren und dazu vor­ran­gig die frei wer­den­den Mit­tel aus der Ein­stel­lung der Rola aus den Jah­ren 2026 bis 2028 einsetzen.

Das Par­la­ment hatte dem Bun­des­rat mit den Motio­nen 20.3003 (2020) und 24.3389 (2024) bereits den zum Aus­bau des links­rhei­ni­schen Neat-Zubrin­gers zwi­schen Metz und Stras­bourg durch den Abschluss eines Staats­ver­trags und eine finan­zi­el­le Unter­stüt­zung für den Aus­bau des Licht­raum­pro­fils durch die Schweiz beauf­tragt. Zudem ist der Bun­des­rat der Ansicht, dass die Mit­fi­nan­zie­rung nicht über den all­ge­mei­nen Bun­des­haus­halt, son­dern über den BIF zu erfol­gen hat.

Wei­te­re Fra­gen und Ant­wor­ten zu CST

CST schlägt wie­der­holt hohe media­le Wel­len. Der Bund hat mit dem Bun­des­ge­setz über den Unter­ir­di­schen Güter­trans­port (UGüTG) die Vor­aus­set­zun­gen für eine voll­au­to­ma­ti­sche unter­ir­di­sche Güter­trans­port­an­la­ge zwi­schen den gros­sen Agglo­me­ra­tio­nen des Mit­tel­lan­des geschaf­fen. Finan­zie­rung, Bau und Betrieb sol­len durch die Pri­vat­wirt­schaft erfolgen.

Mit der Inter­pel­la­ti­on 25.3631 bat Stän­de­rat Hans Wicki den Bun­des­rat, diver­se Fra­gen zum wei­te­ren Vor­ge­hen bei CST zu beant­wor­ten. In sei­ner schrift­li­chen Stel­lung­nah­me vom 13. August 2025 legte der Regu­la­tor dar, dass er den unter­ir­di­schen Güter­ver­kehr als Teil des Sach­plans Ver­kehr im Juni 2025 ver­ab­schie­det hatte. Diver­sen Stu­di­en fol­gend schätzt er das Poten­zi­al von CST zur Ent­las­tung ande­rer Ver­kehrs­trä­ger, ins­be­son­de­re der Natio­nal­stras­sen als eher gering ein und sieht aktu­ell kei­nen Handlungsbedarf.

Ali­men­tie­rung und Liqui­di­tät des BIF ist sichergestellt

Mit der Moti­on 25.3953 for­dert A. Gmür-Schö­nen­ber­ger den Bun­des­rat auf, mit geeig­ne­ten Mass­nah­men die Ali­men­tie­rung und Liqui­di­tät des BIF zu ver­bes­sern und zu erhö­hen. Ziel der Moti­on ist es, die Ali­men­tie­rung und Liqui­di­tät des BIF zu sichern, damit die vom Par­la­ment beschlos­se­nen und künf­ti­ge Pro­jek­te ver­zö­ge­rungs­frei rea­li­siert wer­den können.

Die KVF bei­der Räte sowie der Bun­des­rat emp­fah­len die Vor­la­ge zur Annah­me. Der Stän­de­rat als Erstrat hat das Geschäft ange­nom­men. Der VAP lehnt die Moti­on 25.3953 ab, da sich das Par­la­ment bereits für die Kom­mis­si­ons­mo­ti­on 25.3949 aus­ge­spro­chen hat.

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