Die Räte haben die Motion «Durch Automation auf der Schiene effizienter transportieren» von VAP-Präsident und Ständerat Josef Dittli in der Herbst- resp. Wintersession 2020 angenommen. Die europaweite Einführung der digitalen automatischen Kupplung, automatischen Zugvorbereitung und anderer digitaler Plattformen ist eine Hauptpriorität. Bis 2022 wollen sich die Mitgliedstaaten auf eine gesamteuropäische Umsetzungsstrategie einigen.
Automatisierung der letzten Meile
VAP-Präsident und Ständerat Josef Dittli hatte die Motion 20.3221 «Durch Automation Güter auf der Schiene effizienter transportieren» am 4. Mai 2025 eingereicht. Sie verlangt ein Konzept für die Finanzierung und koordinierte Umsetzung technischer Neuerungen, die insbesondere eine (Teil-)Automatisierung der letzten Meile im Schienengüterverkehr ermöglichen und die Bewältigung der Schnittstelle Strasse/Schiene in multimodalen Logistikketten vereinfachen.
Der Bund kann gestützt auf Art. 10 des Gütertransportgesetzes GüTG Investitionen in technische Neuerungen fördern. Für die Sicherstellung der Interoperabilität ist die Finanzierung und Koordination einer grossflächigen, mit Europa abgestimmten Einführung neuer Technologien gerade im Systemverkehr bei der Bündelung grosser Mengen unabdingbar. Allerdings braucht es dafür ein branchenweit und international abgestimmtes Konzept.
Digitale Automatische Kupplung (DAK)
Auf europäischer Ebene wurde mit der «Charta zur Digitalen Automatischen Kupplung» eine vergleichbare Initiative ergriffen. Am 29. Juni 2020 wurde der Schlussbericht für die Erstellung eines Konzeptes für die Migration eines digitalen automatischen Kupplungssystems (DAK) für den Schienengüterverkehr (SGV) präsentiert. Das Deutsche Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) beauftragt und finanziert die Erstellung eines Konzepts für die Migration eines DAKs im Schienengüterverkehr.
Die DAK im Schienengüterverkehr wird als ein zentrales Element gesehen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs gegenüber dem Strassengüterverkehr zu erhöhen. Die grösste Herausforderung bei der Einführung einer DAK besteht in der Entwicklung und Umsetzung einer Migrationsstrategie, die von allen unterstützt wird. Für die Studie wurden folgende Eckdaten genutzt:
- Vom Umbau betroffen sind: 432‘000 bis 485‘000 Bestandsgüterwagen und 17‘000 Triebfahrzeuge
- Beschaffungskosten von EUR 4‘000 bis 5‘000 für eine DAK
- Umrüstkosten von EUR 2‘500 pro Güterwagen und EUR 5‘300 je Triebfahrzeug
- Beschaffung und Einbau von Automatisierungskomponenten je Güterwagen: EUR 5‘000
- Gesamtkosten einer EU-weiten Migration, inklusive Automatisierungskomponenten: EUR 6.4 bis 8.6 Mrd.
- Monetarisierung des Nutzens für die EU-27, inkl. Schweiz, Grossbritannien und Norwegen: jährliches Nutzenpotenzial von ca. EUR 760 Mio.
- Amortisationsdauer im Basisszenario: 18 Jahre
Aktuell werden von vier Kupplungsherstellern (CAF, Wabtec, Voith, Dellner) Prototypen einer DAK entwickelt. Diese werden in Testwagen der DB und GATX eingebaut und bis ins Frühjahr 2021 europaweit getestet. Ziel ist es, sich im Jahr 2021 auf den Kupplungstyp zu einigen und mit einer Migration der DAK spätestens 2023/2024 zu beginnen. Angenommen wird, dass eine Migration sechs bis acht Jahre dauern und bis 2030 abgeschlossen sein soll.
Für technische Neuerungen engagiert
Der VAP hat die DAK-Charta ebenfalls unterzeichnet. Er setzt sich im Rahmen der «Absichtserklärung zur Förderung und Umsetzung technischer Neuerungen im schweizerischen Schienengüterverkehr» von 2017 zwischen Eidgenossenschaft, VöV und Cargo Forum Schweiz für eine rasche und flächendeckende Automatisierung und Digitalisierung des Bahngüterverkehrs ein. Die Pilotprojekte der SBB, die im Rahmen dieser Vereinbarung ermöglicht und unterstützt werden, sollen bald zur Ausführungsreife gebracht werden. Dabei gilt es, halbherzige Einzellösungen zu vermeiden und eine koordinierte flächendeckende Automatisierungsinitiative auszulösen.