In der Win­ter­ses­si­on 2025 vom 1. bis 19. Dezem­ber 2025 beriet das Schwei­zer Par­la­ment diver­se ver­kehrs­po­li­ti­sche Geschäf­te. Im Mit­tel­punkt stan­den die vom Bun­des­amt für Ver­kehr (BAV) ver-füg­ten Mass­nah­men infol­ge des Sust-Berichts zum Güter­zug­un­fall im Gott­hard­ba­sis­tun­nel. Eben-so zur Debat­te stan­den das Leis­tungs­ni­veau bei SBB Cargo sowie – ein­mal mehr – die Ali­men­tie-rung und Liqui­di­tät des Bahn­in­fra­struk­tur­fonds (BIF).


Darum geht’s:

  • Bun­des­rat äus­sert sich zu den Aus­wir­kun­gen der BAV-Sicherheitsmassnahmen
  • Kon­tro­ver­se Dis­kus­si­on über die Siche­rung des Leis­tungs­ni­veaus bei SBB Cargo
  • Zweit­rat ver­ab­schie­det die Moti­on zur Ali­men­tie­rung und Liqui­di­tät des BIF

Bun­des­rat äus­sert sich zu den Aus­wir­kun­gen der BAV-Sicherheitsmassnahmen

Am 15. Dezem­ber 2025 beriet der Stän­de­rat die Inter­pel­la­ti­on 25.4146 «Zu den Aus­wir­kun­gen der Mass­nah­men zur Erhö­hung der Sicher­heit im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr» von Stän­de­rat und VAP-Prä­si­dent Josef Ditt­li. Im Mit­tel­punkt stan­den Fra­gen zu den vom Bun­des­amt für Ver­kehr BAV erst­ver­füg­ten Mass­nah­men infol­ge des Unfalls im Gott­hard­ba­sis­tun­nel. Ziel der Mass­nah­men war mehr Sicher­heit im Schienengüterverkehr.

Zum Auf­takt der Rats­de­bat­te wies Stän­de­rat Ditt­li dar­auf hin, dass die Mass­nah­men zwangs­läu­fig auch Län­der der Euro­päi­schen Union betref­fen wür­den. Da das BAV sie aus Zeit­grün­den nicht mit der euro­päi­schen Güter­ver­kehrs­bran­che abge­stimmt hat, erach­tet er die Inter­ope­ra­bi­li­tät im grenz­über­schrei­ten­den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr als gefähr­det. Auch die feh­len­den per­so­nel­len und tech­ni­schen Kapa­zi­tä­ten der Werk­stät­ten zur Bewäl­ti­gung der ver­kürz­ten War­tungs­in­ter­val­le sieht Josef Ditt­li als nicht gege­ben. Er sprach das Risi­ko an, dass mit der Umset­zung ein mas­si­ver Eng­pass bei der Ver­füg­bar­keit von Güter­wa­gen mit den ent­spre­chen­den Fol­gen etwa für die Ver­sor­gungs­si­cher­heit drohe.

Stän­de­rat Ditt­li bezwei­felt, dass es rich­tig und ziel­füh­rend ist, die Haf­tung und Ver­ant­wor­tung für Rad­brü­che ein­sei­tig beim Wagen­un­ter­halt, also bei der Instand­hal­tung der Wagen, zu suchen, wie es die BAV-Ver­fü­gung tut. Die Ursa­chen von Rad­brü­chen lägen im Zusam­men­spiel meh­re­rer Fak­to­ren wie Fahr- und Brems­ver­hal­ten des Lok­füh­rers, Zustand der Infra­struk­tur sowie War­tung und Mate­ri­al. Gemäss Ditt­li soll­ten «Fahr­wei­se, Infra­struk­tur­be­din­gun­gen sowie der Unter­halt in ange­mes­se­ner Form in die Beur­tei­lung mit ein­be­zo­gen werden.»

Bun­des­rat Albert Rösti strich in sei­nem Votum die her­aus­ra­gen­de Stel­lung der ver­la­den­den Wirt­schaft für den Güter­ver­kehr her­aus. «Es ist, glau­be ich, hier im Saal unbe­strit­ten, dass die ver­la­den­de Wirt­schaft eine sehr wich­ti­ge Auf­ga­be im Güter­ver­kehr leis­tet und wir gleich­zei­tig alles dafür tun müs­sen, dass die Ware auf der Schie­ne bleibt und auch die Sicher­heit gewährt wird.»

Im Wei­te­ren erwähn­te BR Rösti die Zwi­schen­ver­fü­gung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts. Diese setzt die von der Ver­fü­gung ent­zo­ge­ne auf­schie­ben­de Wir­kung wie­der ein. BR Rösti wer­tet die Atem­pau­se als will­kom­me­ne Chan­ce, um an der Umsetz­bar­keit der ver­füg­ten Mass­nah­men zu arbei­ten und eben­so die Unklar­hei­ten zur Haf­tungs­fra­ge zu klä­ren. Dem Bun­des­rat liegt mit dem Pos­tu­lat Stor­ni 25.3177 zudem ein Auf­trag aus dem Natio­nal­rat vor, eine Bestan­des­auf­nah­me der regu­la­to­ri­schen Situa­ti­on zur Sicher­heit im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr zu erstel­len. Dazu BR Rösti: «Ich glau­be, das Pos­tu­lat bie­tet die Basis, um auch die Punk­te bezüg­lich der Haf­tung anzu­se­hen. […] Auf die­ser Ebene soll­te es mög­lich sein, wei­ter zusam­men­zu­ar­bei­ten für die Sicher­heit und dafür, dass die Güter auf der Bahn bleiben.»

Hier lesen Sie das gesam­te Bul­le­tin der Stän­de­rats­de­bat­te zur Inter­pel­la­ti­on 25.4146 von SR Josef Dittli.

Kon­tro­ver­se Dis­kus­si­on über die Siche­rung des Leis­tungs­ni­veaus bei SBB Cargo

Mit den Motio­nen 25.4147 von Stän­de­rä­tin Eva Her­zog und der Moti­on 25.4409 der KVF‑S beriet sich der Stän­de­rat zur «Siche­rung des Leis­tungs­ni­veaus bei SBB Cargo inklu­si­ve Erhalt eines Kern­net­zes im kom­bi­nier­ten Güter­ver­kehr». Die Vor­stös­se for­dern den Bun­des­rat auf, den SBB für die Leis­tungs­pe­ri­ode 2026 bis 2029 diver­se Vor­ga­ben zu machen. Im Zen­trum der Debat­te im Stän­de­rat stan­den drei Punk­te: die finan­zi­el­len Unter­stüt­zungs­bei­trä­ge durch den Bund, die Effi­zi­enz­stei­ge­rung und damit die von SBB Cargo ange­fah­re­nen Bedien­punk­te sowie zukünf­tig ver­hält­nis­mäs­si­ge Preis­er­hö­hun­gen. In Abspra­che mit der Mehr­heit der KVF‑S zog Eva Her­zog den ers­ten Punkt ihrer Moti­on zurück.

Zur Begrün­dung des Min­der­heits­an­tra­ges auf Ableh­nung von Punkt zwei der Moti­on 25.4409 ergriff Stän­de­rä­tin Esther Fried­li das Wort. Ihr Fazit: «Ich bitte Sie, hier jetzt zuerst ein­mal etwas Zeit ver­strei­chen zu las­sen, damit das neue Güter­trans­port­ge­setz umge­setzt wer­den kann. Nach ein bis zwei Jah­ren kön­nen wir dann schau­en, ob es sich in die rich­ti­ge Rich­tung ent­wi­ckelt hat. Aber jetzt schon wie­der ein­zu­grei­fen, erach­tet unse­re Min­der­heit als nicht zielführend.»

Bun­des­rat Albert Rösti äus­ser­te sich in der Debat­te wie folgt: «Wir haben die Bedien­punk­te in der Leis­tungs­ver­ein­ba­rung fest­ge­legt, die Prei­se wur­den ver­trag­lich fest­ge­schrie­ben, und damit ist der Rah­men eigent­lich so fest­ge­legt, wie ihn das Par­la­ment im Rah­men der Bera­tung des Güter­trans­port­ge­set­zes gesetzt hat. Ich bitte Sie des­halb, nicht in die Umset­zung ein­zu­grei­fen und das Kon­zept zuerst ein­mal lau­fen zu las­sen, dies im Wis­sen, dass wir von SBB Cargo ver­lan­gen, dass sie mit all die­sen Aspek­ten kei­nen Ver­lust mehr einfährt.»

Der Stän­de­rat gab dem Min­der­heits­an­trag zu Punkt zwei der Moti­on 25.4409 mit 21 zu 15 Stim­men statt und nahm Punkt drei der Moti­on mit 21 zu 19 Stim­men an. Der Natio­nal­rat muss noch als Zweit­rat über die Vor­la­gen beraten.

Hier lesen Sie das gesam­te Bul­le­tin der Stän­de­rats­de­bat­te zu den Motio­nen 25.4147 und 25.4409.

Zweit­rat ver­ab­schie­det die Moti­on zur Ali­men­tie­rung und Liqui­di­tät des BIF

Mit der Moti­on 25.3953 «Ali­men­tie­rung und Liqui­di­tät des Bahn­in­fra­struk­tur­fonds sicher­stel­len» hat die KVF‑S den Bun­des­rat beauf­tragt, mit geeig­ne­ten Mass­nah­men die Ali­men­tie­rung und Liqui­di­tät des Bahn­in­fra­struk­tur­fonds (BIF) zu ver­bes­sern und zu erhöhen.

Das Eid­ge­nös­si­sche Depar­te­ment für Umwelt, Ver­kehr, Ener­gie und Kom­mu­ni­ka­ti­on hat gemäss der bun­des­rät­li­chen Stel­lung­nah­me ent­schie­den, die geplan­ten Aus­bau­pro­jek­te im Rah­men des Pro­jek­tes «Ver­kehr ’45» zu über­prü­fen und zu prio­ri­sie­ren. Zusätz­lich ist zu klä­ren, wie die finan­zi­el­le Situa­ti­on des BIF mit­tel­fris­tig sicher­ge­stellt wer­den kann. Der Bun­des­rat wird aus­schliess­lich Mass­nah­men berück­sich­ti­gen, die das Ent­las­tungs­pa­ket 27 und die Schul­den­brem­se nicht beeinträchtigen.

Der Stän­de­rat hatte die Moti­on 25.3953 bereits in der Herbst­ses­si­on 2025 ange­nom­men (hier geht’s zum amt­li­chen Bul­le­tin). Der Natio­nal­rat folg­te dem Erstrat und nahm den Vor­stoss am 11. Dezem­ber 2025 eben­falls an.

Bei­trag Teilen: