Der Bun­des­rat hat mit dem defi­ni­ti­ven Ver­hand­lungs­man­dat den Auf­takt zu den Bila­te­ra­len III gege­ben. Die Ver­hand­lun­gen um die soge­nann­ten Bila­te­ra­len III haben am 18. März 2024 begon­nen. Wir vom VAP unter­stüt­zen die Bestre­bun­gen des Man­dats im Bereich Land­ver­kehr. Die Schweiz muss die tief­grei­fen­de Sys­tem­er­neue­rung des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs mit­ge­stal­ten können.

Darum geht’s:

  • Bezie­hun­gen Schweiz-EU stabilisieren
  • Man­dat berück­sich­tigt Ängs­te von SBB und Gewerkschaften
  • VAP begrüsst Fort­set­zung des Dialogs
  • Kräf­te zuguns­ten der Bahn als Ver­kehrs­trä­ger der Zukunft bündeln

 

Beziehungen Schweiz-EU stabilisieren

Der Bun­des­rat hat an sei­ner Sit­zung vom 8. März 2024 das Man­dat für die Ver­hand­lung mit der Euro­päi­schen Union (EU) ver­ab­schie­det. Die Ver­hand­lun­gen um das umfas­sen­de Paket sol­len die bila­te­ra­len Bezie­hun­gen zwi­schen der Schweiz und der Euro­päi­schen Union sta­bi­li­sie­ren und wei­ter­ent­wi­ckeln. Sie haben am 18. März 2024 gestar­tet. In sei­nem Man­dat hat der Bun­des­rat eine Reihe von Emp­feh­lun­gen über­nom­men, dar­un­ter die Markt­öff­nung im Strom­sek­tor, den Erhalt des Koope­ra­ti­ons­mo­dells im Land­ver­kehrs­be­reich und die Bei­be­hal­tung der Zoll­ta­ri­fe im Agrar­sek­tor. Wei­te­re über­nom­me­ne Emp­feh­lun­gen betref­fen Zuwan­de­rung, Lohn­schutz und insti­tu­tio­nel­le Elemente.

Mandat berücksichtigt Ängste von SBB und Gewerkschaften

In sei­nem «Bericht über die Ergeb­nis­se der Kon­sul­ta­ti­on zum Ent­wurf eines Ver­hand­lungs­man­dats zwi­schen der Schweiz und der Euro­päi­schen Union über die Sta­bi­li­sie­rung und Wei­ter­ent­wick­lung ihrer Bezie­hun­gen» hält der Bun­des­rat fest, dass das Modell der SBB-Koope­ra­tio­nen im inter­na­tio­na­len Schie­nen­per­so­nen­ver­kehr wei­ter­hin mög­lich bleibt, die Schweiz nach wie vor Zug­tras­sen zuwei­sen darf und die Regeln für den inter­na­tio­na­len Per­so­nen­ver­kehr die Schwei­zer Qua­li­tät des öffent­li­chen Schie­nen­ver­kehrs nicht ver­schlech­tern dür­fen. Wei­ter garan­tiert er in sei­nem Ver­hand­lungs­man­dat Tarif­in­te­gra­ti­on, Takt­fahr­plan sowie die Ver­kehrs­ver­la­ge­rung von der Stras­se auf die Schie­ne. Der regu­la­to­ri­sche Dia­log im Finanz­be­reich zwi­schen der Schweiz und der EU wird wie­der auf­ge­nom­men. Damit zer­streut er die unbe­grün­de­te Angst von SBB und Gewerk­schaf­ten vor den «dunk­len Mäch­ten» des Wettbewerbs.

VAP begrüsst Wiederaufnahme des Dialogs

In unse­rer Stel­lung­nah­me vom 12. Febru­ar 2024 begrüs­sen wir vom VAP, dass sich die Regie­rung – ins­be­son­de­re das Bun­des­amt für Ver­kehr (BAV) und das Depar­te­ment für Umwelt, Ver­kehr, Ener­gie und Kom­mu­ni­ka­ti­on (UVEK) – trotz der bestehen­den poli­ti­schen Blo­cka­de zwi­schen der Schweiz und der EU wei­ter bemüht, das Schlüs­sel­dos­sier für den Bahn­sek­tor in rea­lis­ti­schen Teil­schrit­ten vor­an­zu­brin­gen. Schliess­lich bie­tet eine Markt­öff­nung der Schweiz inter­es­san­te Chan­cen wie gesi­cher­te Inter­ope­ra­bi­li­tät, mehr Inno­va­ti­ons­kraft und höhe­re Leis­tungs­fä­hig­keit. In die­sem Kon­text unter­stüt­zen wir auch die Revi­si­on des Eisen­bahn­ge­set­zes und heis­sen es gut, dass bereits kon­kre­te Anpas­sungs­vor­schlä­ge auf Ver­ord­nungs­stu­fe bestehen.

Gera­de die Rea­li­sie­rung der ERA-Mit­glied­schaft für die Schweiz im Nach­gang zu den erfolg­rei­chen Ver­hand­lun­gen erach­ten wir als nächs­ten Mei­len­stein. Die ERA hat näm­lich spe­zi­ell für die Schweiz den Exper­ten­sta­tus geschaf­fen. Dem­nach dür­fen Schwei­zer Exper­ten schon heute in den Gre­mi­en der ERA zur Wei­ter­ent­wick­lung der gemein­sa­men Spe­zi­fi­ka­tio­nen mit­ar­bei­ten. Zudem über­nimmt die Schweiz seit Jah­ren sys­te­ma­tisch Regeln aus der lnter­ope­ra­bi­li­täts­richt­li­nie und der Sicher­heits­richt­li­nie der EU. Die Schweiz hat ins­ge­samt ein gros­ses Inter­es­se, sich den Zugang zum euro­päi­schen Bahn­sek­tor bald­mög­lichst durch eine voll­wer­ti­ge ERA-Mit­glied­schaft nach­hal­tig zu sichern – nicht nur mit­zu­ar­bei­ten son­dern auch mitzuentscheiden.

Wir unter­stüt­zen das vor­lie­gen­de Ver­hand­lungs­man­dat im Bereich Land­ver­kehr. Die seit Jah­ren nicht umge­setz­te Markt­öff­nung im inter­na­tio­na­len Per­so­nen­ver­kehr ist aus unse­rer Sicht nötig und bie­tet trotz der auf­er­leg­ten Restrik­tio­nen Chan­cen für inter­es­san­te Ent­wick­lun­gen. Das Vor­ge­hen zur Inte­gra­ti­on der insti­tu­tio­nel­len Ele­men­te in die sek­to­ri­el­len Abkom­men ist aus unse­ren bis­he­ri­gen Erfah­run­gen bei der Rechts­ent­wick­lung mit Ein­be­zug der Exper­ten der Schweiz vertretbar.

Kräfte zugunsten der Bahn als Verkehrsträger der Zukunft bündeln

Der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr soll dank Inno­va­ti­on wie­der Markt­an­teil gewin­nen – das möch­te die EU und das möch­te auch die Schweiz. Aller­dings benö­ti­gen wir dazu lang­fris­ti­ge Stra­te­gien und star­ke Inves­to­ren. Sta­bi­li­tät bil­det die unver­zicht­ba­re Basis für inter­na­tio­na­le Ver­kehrs­ko­ope­ra­tio­nen (vgl. Blog­bei­trag «Sta­bi­li­tät als unver­zicht­ba­re Basis für die inter­na­tio­na­le Ver­kehrs­ko­ope­ra­ti­on»). Die Inno­va­ti­on für den künf­ti­gen Schie­nen­gü­ter­ver­kehr mit Digi­ta­li­sie­rung und Auto­ma­ti­sie­rung wird aktu­ell in der EU erar­bei­tet. Die Schweiz will sich an der Gestal­tung die­ser tief­grei­fen­den Sys­tem­er­neue­rung des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs betei­li­gen und mit­be­stim­men. Das ist in effi­zi­en­ter und nach­hal­ti­ger Weise nur mög­lich, wenn poli­ti­sche Dif­fe­ren­zen aus­ge­räumt wer­den und über die künf­ti­ge Zusam­men­ar­beit aus­rei­chend Klar­heit besteht. Dazu gehö­ren eine Wie­der­auf­nah­me der Schweiz im For­schungs- und Inno­va­ti­ons­pro­gramm Hori­zon 2020, eine Aktua­li­sie­rung des Land­ver­kehrs­ab­kom­mens zwi­schen der Schweiz und der EU und bila­te­ra­le Abkom­men zu Grenz­be­triebs­stre­cken mit unse­ren Nachbarländern.

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