Das Forum Güter­ver­kehr, wel­ches am 20. April 2023 statt­fand, befass­te sich mit der Zukunft der Logis­tik, der Mul­ti­mo­da­li­tät und ins­be­son­de­re den nöti­gen Schrit­ten zur Moder­ni­sie­rung des Schwei­zer Güter­trans­ports in einer digi­ta­len und dyna­mi­schen Welt. Hoch­ka­rä­ti­ge Refe­ren­ten infor­mier­ten das Publi­kum über die neu­es­ten For­schungs­re­sul­ta­te, Ent­wick­lun­gen und Her­aus­for­de­run­gen in der Pra­xis sowie neue gesetz­li­che Rahmenbedingungen.

Die drei Ein­füh­rungs­vo­ten der Ver­tre­ter der Wirt­schaft, Sara Udavri (IKEA Sup­p­ly AG), Titus Büt­ler (Die Schwei­ze­ri­sche Post) und Rai­ner Deutsch­mann (Migros-Genos­sen­schafts-Bund) zeig­ten mit aller Deut­lich­keit das Enga­ge­ment der Wirt­schaft zur nach­hal­ti­gen Gestal­tung ihrer Logis­tik auf. Ein Hebel dazu ist die Ver­la­ge­rung der Ver­keh­re in mul­ti­mo­da­le Logis­tik­ket­ten, bei denen auch ener­gie- und raum­ef­fi­zi­en­te Ver­kehrs­trä­ger wie Schiff­fahrt und Schie­ne eine tra­gen­de Rolle spie­len sol­len. Dies ist in einer dyna­mi­schen Welt mit tra­di­tio­nell wenig fle­xi­blen Part­nern und beschränk­ten Infra­struk­tur­ka­pa­zi­tä­ten schwie­rig und birgt erheb­li­che Ver­sor­gungs­ri­si­ken. Auf­grund der Erkennt­nis­se der For­schung, vor­ge­stellt von Dr. Mat­thi­as Prandt­stet­ter (AIT Aus­tri­an Insti­tu­te of Tech­no­lo­gy) für die Vor­hal­tung und Nut­zung von Daten und künst­li­cher Intel­li­genz zeich­nen sich jedoch Lösun­gen ab, um ver­mehrt dyna­mi­sche und wider­stands­fä­hi­ge Trans­port­ket­ten orga­ni­sie­ren zu kön­nen. Die Daten­aus­tausch­struk­tu­ren, die dazu nötig sind, sind am Bei­spiel der von Chris­toph Büch­ner (DX Inter­na­tio­nal) vor­ge­stell­ten DX I‑Drehscheibe mit staat­li­cher Unter­stüt­zung Deutsch­lands im Bereich KV bereits aktiv oder auf­grund der neuen gesetz­li­chen Grund­la­ge in der Schweiz, vor­ge­stellt von Moni­ka Zosso (Bun­des­amt für Ver­kehr BAV) im Ent­ste­hen begrif­fen. Wie die Schweiz das Sys­tem Schie­nen­gü­ter­ver­kehr in die mul­ti­mo­da­le Logis­tik inte­grie­ren und in die digi­ta­le Welt von mor­gen über­füh­ren will, umriss Dr. Peter Füg­lis­ta­ler (Bun­des­amt für Ver­kehr BAV).

In Euro­pa ist eine nega­ti­ve Ent­wick­lung trotz der EWG-Richt­li­nie 91/440 fest­zu­stel­len: Sin­ken­der Modal­split und hohe Sub­ven­tio­nen für Staats­bah­nen, wenig Kun­den­ori­en­tie­rung und Inno­va­ti­on, da vie­ler­orts in Euro­pa die Wett­be­wer­ber im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr noch eine unter­ge­ord­ne­te Rolle spie­len. Eine grund­le­gen­de Umge­stal­tung des Sys­tems Bahn ist daher unum­gäng­lich, um aus der Sub­ven­ti­ons­fal­le her­aus­zu­fin­den. Dabei ist das Sys­tem zukunfts­fä­hig und risi­ko­op­ti­miert zu gestal­ten durch die Umset­zung der Auto­ma­ti­sie­rung und Digi­ta­li­sie­rung mit­tels der DAK als ers­ten alter­na­tiv­lo­sen Schritt. Dar­auf muss jedoch die Wei­ter­ent­wick­lung des Sys­tems ins­be­son­de­re im Wagen­la­dungs­ver­kehr fol­gen, um das Aus­fall­ri­si­ko für die Kun­den und die Eig­ner der Staats­bah­nen betrieb­lich und finan­zi­ell zu redu­zie­ren und Kun­den­ori­en­tie­rung und Inno­va­ti­on zu för­dern. Eine mög­li­che Lösung ist eine Auf­tei­lung des Sys­tems in eine Netz­werk­an­bie­te­rin meh­re­rer Akteu­re mit Sys­tem­in­te­gra­tor und einer neu­tra­len Last Mile Anbie­te­rin aus­ser­halb des Trans­port­markts (siehe Blog­ar­ti­kel «Letz­te Meile aus­glie­dern und dis­kri­mi­nie­rungs­frei gestal­ten»).

Rückblick auf das Forum Güterverkehr: Die wichtigsten Punkte im Detail
MULTIMODALITÄT – MODERNISIERUNG DES SCHWEIZER GÜTERTRANSPORTS

Vor dem Hin­ter­grund der aktu­el­len Debat­te zur Aus­fi­nan­zie­rung des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs durch den Bund setz­te sich das Forum Güter­ver­kehr mit den Her­aus­for­de­run­gen der Mul­ti­mo­da­li­tät in der Logis­tik auseinander.

Begrüssung

In sei­ner Begrüs­sung zeig­te Frank Fur­rer den roten Faden der Foren des VAP von Sicher­heit im Span­nungs­feld von Kos­ten und Qua­li­tät und neuen Zusam­men­ar­beits­for­men im Wagen­la­dungs­ver­kehr im Jahr 2019, über die Poli­tik im grü­nen Rausch und den tat­säch­li­chen Inno­va­ti­ons­po­ten­tia­len der Auto­ma­ti­sie­rung und Digi­ta­li­sie­rung im Jahr 2022 hin zum aktu­el­len Forum, das sich mit der Zukunft der Logis­tik und der Mul­ti­mo­da­li­tät befasst, auf. Die fun­da­men­ta­le Erneue­rung des Sys­tems Bahn und das har­mo­ni­sche und schlag­kräf­ti­ge Zusam­men­spiel aller Ver­kehrs­trä­ger sind nötig, um die ver­füg­ba­ren Kapa­zi­tä­ten der ver­schie­de­nen Infra­struk­tu­ren opti­mal zu nut­zen, eine siche­re Ver­sor­gung der Schweiz zu gewähr­leis­ten und auch der Bahn einen Platz in der Logis­tik zu schaf­fen. All dies im Inter­es­se des Lebens­raums und Wirt­schafts­stand­orts Schweiz. Seit der EU-Richt­li­nie 91/440 also weit über dreis­sig Jah­ren ver­su­chen die Staa­ten in Euro­pa, ihre eige­nen Bahn­un­ter­neh­men zum Erfolg zu füh­ren. Trotz gros­ser För­der­pro­gramm im UKV ist ein sin­ken­der Anteil des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs am modal-split fest­zu­stel­len und sind rasant stei­gen­de Sub­ven­tio­nen an die Staats­bah­nen nötig. Die Moder­ni­sie­rung und fun­da­men­ta­le Umge­stal­tung des Sys­tems ist ohne Alter­na­ti­ve. Sie wird die Staa­ten erneut sehr viel Geld kos­ten und der Bran­che viel abver­lan­gen. Wie sie aus­se­hen könn­te, soll heute gemein­sam dis­ku­tiert werden.

Multimodalität – Zur Revision des Gütertransportgesetzes

Dr. Peter Füg­lis­ta­ler, Direk­tor des Bun­des­amts für Ver­kehr, prä­sen­tier­te die Vor­la­ge des Bun­des­rats zur Revi­si­on des Güter­trans­port­ge­set­zes. Die­ses fokus­siert recht stark auf Mass­nah­men zur Stär­kung der Mul­ti­mo­da­li­tät, da es prak­tisch keine mono­mo­da­len Ver­keh­re auf der Schie­ne gäbe, Eine Neu­de­fi­ni­ti­on der Umschlags­platt­for­men, die ins­be­son­de­re als City Hubs mehr Mul­ti­mo­da­li­tät und Bün­de­lung ermög­li­chen sol­len, und ihre finan­zi­el­le und raum­pla­ne­ri­sche För­de­rung sind eine wesent­li­che Ver­bes­se­rung der Rah­men­be­din­gun­gen. Mit einem Umschlags­bo­nus sol­len Anrei­ze an die Ver­la­der erfol­gen, ver­mehrt ver­schie­de­ne Ver­kehrs­trä­ger in ihren Logis­tik­ket­ten zu ver­ei­nen. Die Digi­ta­le Auto­ma­ti­sche Kupp­lung DAK ist für den Direk­tor des Bun­des­amts für Ver­kehr Schlüs­sel­fak­tor zum Erfolg und weni­ger Zukunft als drin­gend nöti­ge Rea­li­tät. Der Staat helfe gerne auf dem Weg zu die­ser neuen Rea­li­tät, die Initia­ti­ve aller­dings müsse aus der Wirt­schaft kommen.

Multimodalität – Zu den Bedürfnissen der Wirtschaft – IKEA

Sara Udva­ri, Cate­go­ry Mana­ger Logi­stics bei IKEA Sup­p­ly AG, betont die Bedeu­tung der Nach­hal­tig­keit in der Lie­fer­ket­te des Unter­neh­mens. Die Visi­on, einen bes­se­ren All­tag für Men­schen zu schaf­fen, beinhal­tet die Ver­ant­wor­tung für die Umwelt. Da die Pro­duk­te von IKEA oft eine lange Reise durch die Lie­fer­ket­te machen, ist es wich­tig, nach­hal­ti­ge Lösun­gen zu fin­den. Um bis 2030 kli­ma­po­si­tiv zu sein, kon­zen­triert sich IKEA auf die Reduk­ti­on von Treib­haus­ga­sen, die Ver­bes­se­rung der Ener­gie­ef­fi­zi­enz und die Unter­stüt­zung der Lie­fe­ran­ten. Im Trans­port­be­reich soll der Treib­haus­gas­aus­stoss um 70% redu­ziert wer­den, wäh­rend in der Lage­rung eine Reduk­ti­on von 80% des CO2-Aus­stos­ses ange­strebt wird. Um diese Ziele zu errei­chen, setzt IKEA auf drei Schwer­punk­te: die Effi­zi­enz­stei­ge­rung, die Erset­zung fos­si­ler Brenn­stof­fe durch inter­mo­da­le Lösun­gen und die Elek­tri­fi­zie­rung, sowie ein Umden­ken in der Art und Weise der Pro­dukt­lie­fe­rung. IKEA setzt bereits auf den kom­bi­nier­ten Ver­kehr und ist der­zeit bei 46% inter­mo­da­ler Lösun­gen welt­weit. Eine fak­ten­ba­sier­te CO2-Kal­ku­la­ti­on ist ein wich­ti­ger Bestand­teil der Nach­hal­tig­keits­stra­te­gie von IKEA. Durch vor­ein­ge­stell­te Kal­ku­la­tio­nen erhält man nur Durch­schnitts­wer­te, wes­halb fak­ten­ba­sier­te Tools ein­ge­setzt wer­den soll­ten, um eine rea­lis­ti­sche Berech­nung des CO2-Fuss­ab­drucks zu erhal­ten. IKEA ist bestrebt, die Mul­ti­mo­da­li­tät wei­ter aus­zu­bau­en, um noch nach­hal­ti­ge­re Lösun­gen zu fin­den. Vor­aus­set­zung dafür sind dyna­mi­sche Trans­port­ket­ten und ein ent­spre­chen­der orga­ni­sier­ter stän­di­ger Daten­aus­tausch. Dabei ist die Zusam­men­ar­beit mit Part­nern, die die­sel­ben Werte tei­len, zentral.

Multimodalität – Zu den Bedürfnissen der Wirtschaft – Migros

Rai­ner Deutsch­mann, Lei­ter Direk­ti­on Sicher­heit & Ver­kehr, setzt sich bei der Migros für eine nach­hal­ti­ge Sup­p­ly Chain ein. Dabei liegt der Fokus auf einer mul­ti­mo­da­len Güter­lo­gis­tik, die ver­schie­de­ne Trans­port­mit­tel wie Bahn, LKW, auto­no­mes Fah­ren und Cargo Sous Ter­rain (CST) kom­bi­niert. Zusam­men mit eco­no­mie­su­is­se, VAP, Astag und IG DH wird erar­bei­tet, wel­che Rolle die ver­schie­de­nen Ver­kehrs­mit­tel in der nach­hal­ti­gen Güter­lo­gis­tik spie­len sol­len. Obwohl Migros grund­sätz­lich gegen Sub­ven­tio­nen ist, wird eine begrenz­te Sub­ven­ti­on im Bereich Tech­no­lo­gie­trans­fer befür­wor­tet, solan­ge diese nicht wett­be­werbs­ver­zer­rend wirkt und der Nut­zen beim Kun­den ankommt. Um die Güter­lo­gis­tik nach­hal­ti­ger zu gestal­ten, wird auf eine Reduk­ti­on der gefah­re­nen Kilo­me­ter und eine ver­stärk­te Auto­ma­ti­sie­rung gesetzt. Eine gute Mul­ti­mo­da­li­tät erfor­dert ein kom­plet­tes Rede­sign der Bahn. CST befin­det sich in der Rea­li­sie­rungs­pha­se und ist bereits weit fort­ge­schrit­ten. Das gröss­te Lager der Schweiz in Ebi­kon dient zudem als Test­ge­län­de für auto­no­mes Fah­ren. Für LKWs wer­den noch meh­re­re Antriebs­tech­ni­ken unter­sucht, wie zum Bei­spiel Bio­gas, Elek­tro oder H2. Um das effi­zi­en­tes­te Rei­se­mit­tel mit dem geeig­ne­ten Antrieb zu wäh­len, wer­den bei der Migros Daten aus GPS-Spu­ren aus­ge­wer­tet. Rai­ner Deutsch­manns Enga­ge­ment zeigt, dass Unter­neh­men ihrer Ver­ant­wor­tung gegen­über der Umwelt gerecht wer­den kön­nen und müs­sen. Zusam­men­ar­beit mit ver­schie­de­nen Part­nern und der Ein­satz von neuen Tech­no­lo­gien sind zen­tra­le Erfolgsfaktoren.

Multimodalität – Zu den Bedürfnissen der Wirtschaft – Post

Titus Büt­ler beleuch­te­te die Mul­ti­mo­da­li­tät bei den Trans­por­ten der Schwei­ze­ri­schen Post sowie die Bedürf­nis­se ihrer Kun­den, die schnel­le, zuver­läs­si­ge und güns­ti­ge Lie­fe­run­gen erwar­ten. Die Post bemüht sich, die­sen Bedürf­nis­sen gerecht zu wer­den, indem sie häu­fi­ge und zuver­läs­si­ge Trans­por­te sicher­stellt, kon­kur­renz­fä­hi­ge Prei­se anbie­tet und wich­ti­ge Daten zur Ver­fü­gung stellt. Täg­lich gibt es 45 Post­zü­ge deren Pünkt­lich­keit bei 94,4% liegt. Aller­dings ist der LKW von Rampe zu Rampe im Ver­gleich zum Zug etwa 25–40% schnel­ler, selbst wenn der LKW noch die Waren auf­prit­schen muss. Dies führ­te zu einem Rück­gang des Bahn­an­teils. Trotz­dem setzt die Post wei­ter­hin auf die Schie­ne und bemüht sich daher um Infra­struk­tur zur Beschleu­ni­gung der Schie­nen­trans­por­te, wie Brief­zen­tren mit Ram­pen­ge­lei­sen und eige­ne Bahn­ter­mi­nals (kV) in den drei gros­sen Paket­zen­tren. Da die Post einen Grund­ver­sor­gungs­auf­trag zu erfül­len hat, muss die Beschleu­ni­gung der Schie­nen­trans­por­te auch in den Rah­men­be­din­gun­gen unter­stützt wer­den. Ansät­ze dafür sind qua­li­fi­zier­te Expresstras­sen, Prio­ri­sie­rung von zeit­kri­ti­schem Güter­ver­kehr neben Per­so­nen­zü­gen (Stich­wor­te prio­ri­tä­re Abfahrt des schnel­len Güter­zugs vor der S‑Bahn am Kno­ten), Beschleu­ni­gung von Ran­gier­ar­bei­ten inkl. Brems­pro­ben und die Ver­wen­dung von fixen Bi-moda­len Antriebskompositionen.

Modernisierung des Güterverkehrs in der Schweiz und Europa durch Multimodalität

Jür­gen Maier hat anhand von Infor­ma­tio­nen der Dach­or­ga­ni­sa­ti­on UIP – INTERNATIONAL UNION OF WAGON KEEPERS Fak­ten zur Moder­ni­sie­rung des Güter­ver­kehrs in der Schweiz und Euro­pa durch Mul­ti­mo­da­li­tät zusam­men­ge­fasst. Umfra­gen zei­gen, dass eine mul­ti­mo­da­le Logis­tik gefragt ist und die Schie­ne in der Poli­tik als Rück­grat des mul­ti­mo­da­len Güter­ver­kehrs betrach­tet wird. Damit die Bahn diese Chan­ce in die Rea­li­tät umset­zen kann, ist aller­dings ein euro­pa­wei­ter Sys­tem­wech­sel not­wen­dig. Vor allem im WLV sind die Pro­zes­se und die Orga­ni­sa­ti­on seit 100 Jahre unver­än­dert. Eine ganz­heit­li­che Betrach­tung ist erfor­der­lich, die Häfen, modu­la­re Sys­te­me, digi­ta­le Platt­for­men, intel­li­gen­te Infra­struk­tur, digi­ta­le Ver­net­zung im Zugs­ver­band, kon­se­quen­te Raum­pla­nung und Inte­gra­ti­on in die City-Logis­tik ein­schliesst. Die Zukunft ist digi­tal, und das tech­no­lo­gi­sche inno­va­ti­ve Pro­jekt “Digi­tal Auto­ma­tic Cou­pler (DAC)”, das der­zeit von Wagen­hal­tern und Güter­bah­nen getes­tet wird, ist weg­wei­send. Dabei kann das “C” in DAC auch für “con­nec­ted” ste­hen. Auto­ma­ti­sier­te und ver­netz­te Sys­te­me sind für eine flo­rie­ren­de Wirt­schaft und Gesell­schaft in Zukunft not­wen­dig. Jür­gen Maier betont, dass die Zusam­men­ar­beit auf poli­ti­scher, stra­te­gi­scher, betrieb­li­cher und tech­ni­scher Ebene wich­tig ist, um die Ziele zu erreichen.

Podiumsdiskussion

In der anschlies­sen­den Podi­ums­dis­kus­si­on war man sich einig, dass für ein Bestehen des WLV seine umfas­sen­de Neu­ge­stal­tung not­wen­dig ist, wie es auch in den Ver­nehm­las­sungs­ant­wor­ten zur Wei­ter­ent­wick­lung des Güter­ver­kehrs deut­lich wurde. Neben­bei wurde erwähnt, dass diese poli­ti­sche Debat­te vom VAP-Prä­si­den­ten Josef Ditt­li mit sei­ner Moti­on ange­stos­sen wurde und der VAP viel dazu bei­getra­gen hat, dass die Bran­che bei die­sem Thema geschlos­sen auf­tritt. Inter­es­sant war der Aspekt einer Gesamt­vi­si­on, die die The­men Ener­gie- und Ernäh­rungs­po­li­tik ein­schliesst. Im Güter­ver­kehr in der Flä­che gibt es kein Ver­la­ge­rungs­ziel, es herrscht freie Ver­kehrs­trä­ger­wahl. Umso wich­ti­ger ist es, dass der Schie­nen­ver­kehr attrak­ti­ver gemacht wird, um eine wett­be­werbs­fä­hi­ge Alter­na­ti­ve und Ergän­zung zum Stras­sen­trans­port zu ent­wi­ckeln, denn die Stras­se könn­te den Weg­fall des gesam­ten WLV nicht auf­fan­gen. Die DAK bie­tet einen ers­ten Schritt zur Effi­zi­enz­stei­ge­rung und bie­tet somit eine unum­gäng­li­che Vor­aus­set­zung für die fun­da­men­ta­le Umge­stal­tung des WLV.

Es gab auch eine Debat­te dar­über, ob Trans­port immer schnel­ler sein muss und wie man den Wett­be­werbs­vor­teil des schnel­len Trans­ports mit einer nach­hal­ti­gen Logis­tik und einer abge­stimm­ten Lie­fer­ket­te ver­ein­ba­ren kann. Die Teil­neh­mer waren sich einig, dass alle betei­lig­ten Akteu­re an einem ver­netz­ten Rede­sign mit­wir­ken müs­sen, um eine zukunfts­fä­hi­ge Lösung zu fin­den. Die Dis­kus­si­on ende­te mit dem Fazit, dass die Prio­ri­sie­rung, die Reduk­ti­on der Pro­zes­sin­ef­fi­zi­enz und die digi­ta­le Ver­net­zung der Schlüs­sel zur pünkt­li­chen, güns­ti­gen und schnel­len Lie­fe­rung sind.

Zukunft der (Bahn-)Logistik

Der Bund plant mit dem Bun­des­ge­setz über die Mobi­li­täts­in­fra­struk­tur des Bun­des eine öffent­li­che Daten­platt­form zu schaf­fen, um mul­ti­mo­da­le Lösun­gen zu ver­ein­fa­chen und alle betei­lig­ten Akteu­re zu ver­net­zen. Am Nach­mit­tag beleuch­te­ten die Refe­ren­tin­nen und Refe­ren­ten von Bund, Wis­sen­schaft und Wirt­schaft in ihren Vor­trä­gen, wie der Bund das Thema angeht und wel­che Anfor­de­run­gen die ver­la­den­de Wirt­schaft an die Mul­ti­mo­da­li­tät hat. 

Zukunft der Logistik

Die Prä­sen­ta­ti­on von Dr. Mat­thi­as Prandt­stet­ter beschäf­tig­te sich mit der Zukunft der Logis­tik und der Not­wen­dig­keit zu han­deln, um Kli­ma­neu­tra­li­tät zu errei­chen. Es wurde betont, dass allein die Umstel­lung auf E‑Lkw nicht aus­reicht und alter­na­ti­ve Logis­tik­lö­sun­gen genutzt wer­den müs­sen. Die Bahn soll als echte Alter­na­ti­ve zur Stras­se eta­bliert wer­den, da sie ener­ge­tisch effi­zi­en­ter ist und eine star­ke Bün­de­lung ermög­licht. Syn­chro­mo­da­le Trans­por­te wur­den als das Kon­zept der Zukunft vor­ge­stellt, bei dem Schif­fe und Bah­nen die Grund­ver­sor­gung bil­den und Lkws als Zubrin­ger und Back-Up-Lösung die­nen. Trans­port­ent­schei­dun­gen wer­den in Echt­zeit und vom Sys­tem getrof­fen, ähn­lich wie im digi­ta­len Inter­net, was als Phy­si­cal Inter­net bezeich­net wird. Die Bedeu­tung für die Bahn liegt in der Digi­ta­li­sie­rung, der Ver­läss­lich­keit und Fle­xi­bi­li­tät sowie in der Gleich­wer­tig­keit von Güter­ver­kehr und Personenverkehr.

Bundesgesetz über die Mobilitätsdateninfrastruktur des Bundes

Moni­ka Zosso hält die Co-Lei­tung der Sek­ti­on Direk­ti­ons­ge­schäf­te sowie die Pro­jekt­lei­tung «Daten für ein effi­zi­en­tes Mobi­li­täts­sys­tem» beim Bun­des­amt für Ver­kehr inne. In ihrer Prä­sen­ta­ti­on stell­te sie das Bun­des­ge­setz über die Mobi­li­täts­da­ten­in­fra­struk­tur (MODIG) vor. Mobi­li­täts­da­ten sol­len als sys­tem­re­le­van­te Infra­struk­tur betrach­tet wer­den, um das Mobi­li­täts­sys­tem effi­zi­en­ter zu gestal­ten, indi­vi­du­el­le Mobi­li­täts­be­dürf­nis­se zu befrie­di­gen, Infra­struk­tu­ren effi­zi­en­ter zu betrei­ben und Inno­va­tio­nen zu för­dern. Das MODIG soll allen Akteu­ren im Mobi­li­täts­öko­sys­tem inno­va­ti­ve Lösun­gen erleich­tern und die Geo­da­ten­in­fra­struk­tur für Mobi­li­tät ermög­li­chen. Die Natio­na­le Daten­ver­net­zungs-Infra­struk­tur Mobi­li­tät (NADIM) unter­stützt den Betrieb und die Wei­ter­ent­wick­lung von MODI und bie­tet tech­ni­sche Unter­stüt­zung, Stan­dar­di­sie­rung, fach­li­chen Sup­port, Kon­so­li­die­rung und Inte­gra­ti­on von Daten. Diese Lösung bie­tet der Staat, ohne dass ein kom­mer­zi­el­ler Nut­zen ange­strebt ist. Mög­li­che Anwen­dungs­fäl­le im Bereich Logis­tik sind die Trans­port- und Rou­ten­pla­nung für alle Ver­kehrs­trä­ger, wobei eine Appli­ka­ti­on dafür von der Wirt­schaft gestellt wer­den soll­te. Der Aus­tausch mit der Güter­bran­che ist dafür not­wen­dig und erwünscht.

KV4.0 – Digitale Datendrehscheibe des Kombinierten Verkehrs

Chris­toph Büch­ner, Co-Direk­tor bei DX Inter­mo­dal in Frank­furt freut sich, eine Inno­va­ti­on aus Deutsch­land zei­gen zu dür­fen, schaut doch die EU nor­ma­ler­wei­se eher nei­disch auf Schweiz. Seine Prä­sen­ta­ti­on zum Thema KV4.0 beschäf­tig­te sich mit dem Ziel des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Digi­ta­les und Ver­kehr BMVD, eine gemein­sa­me Daten­dreh­schei­be für den Aus­tausch von Daten inner­halb der inter­mo­da­len Lie­fer­ket­te zu schaf­fen. Die KV4.0 Daten­dreh­schei­be soll eine durch­ge­hen­de Infor­ma­ti­ons­ket­te und Trans­pa­renz ermög­li­chen, so dass die Daten von allen gleich ver­stan­den wer­den, und digi­ta­le Insel­lö­sun­gen ver­mei­den. Die Daten­dreh­schei­be unter­stützt ver­schie­de­ne Mel­dungs­ty­pen und wird von DX Inter­mo­dal GmbH ver­mark­tet, ist mit Pro­jekt­part­nern inter­na­tio­nal auf­ge­stellt. Aktu­ell sind schon 16 Akteu­re an die Platt­form ange­bun­den und am Tes­ten. Es han­delt sich um eine Daten­dreh­schei­be, keine Platt­form, DXI hat dabei kei­nen Zugriff auf die Daten. Das KV4.0‑Projekt ist ein viel­ver­spre­chen­der Schritt in Rich­tung der Digi­ta­li­sie­rung inter­mo­da­ler Lie­fer­ket­ten und kann dazu bei­tra­gen, die Wett­be­werbs­nach­tei­le des Kom­bi­nier­ten Ver­kehrs gegen­über dem Stras­sen­gü­ter­ver­kehr zu reduzieren.

Neue Inno­va­ti­ons­an­sät­ze aus der Pra­xis – fiel lei­der aus. Jens Engel­mann mach­te einen spon­ta­nen Input über opti­mier­te Trans­port­mög­lich­kei­ten mit Künst­li­cher Intelligenz. 

Podiumsdiskussion

In der abschlies­sen­den Podi­ums­dis­kus­si­on wur­den die The­men vom Nach­mit­tag ver­tieft, ins­be­son­de­re die Bedeu­tung von Plan­da­ten und Echt­zeit­da­ten in Zukunft sowie das Kon­zept des phy­si­schen Inter­nets. Hier­bei suchen sich Waren selbst­stän­dig ihren Weg durch ein inter­mo­da­les Ver­kehrs­netz, was Leer­fahr­ten redu­ziert und eine bes­se­re Aus­las­tung der Kapa­zi­tä­ten ermög­licht. Die Stan­dar­di­sie­rung auf EU-wei­ter Ebene wurde eben­falls dis­ku­tiert, um die Har­mo­ni­sie­rung der Spra­che bei Daten­platt­for­men zu errei­chen und eine Netz­op­ti­mie­rung mit KI zu ermög­li­chen. Ein Teil­neh­mer beton­te, dass KI nicht intel­li­gent ist, son­dern dass der Algo­rith­mus die rich­ti­gen Daten und Defi­ni­tio­nen haben muss, um gute Ergeb­nis­se zu erzie­len. Ein wich­ti­ger Aspekt war auch die Daten­si­cher­heit, wobei die Daten­ho­heit bei den vor­ge­stell­ten Model­len immer beim Absen­der der Daten bleibt. Die Mög­lich­kei­ten, die sich mit der Digi­ta­li­sie­rung, dem rich­ti­gen Umgang der Daten und der künst­li­chen Intel­li­genz erge­ben, sind auch für die Trans­port­lo­gis­tik sehr gross.

Zusammenfassung des Forums und Verabschiedung

Dr. Frank Fur­rer fass­te am Ende des Forums die Erkennt­nis­se des Tages zusam­men. Die Kun­den haben gezeigt, dass die Bahn keine Folk­lo­re, son­dern ein mög­li­ches Instru­ment ist, um umwelt- und ver­sor­gungs­po­li­ti­sche Ziele zu errei­chen. Das Selbst­ver­ständ­nis der Mit­glie­der des VAP ist, die Ver­la­ge­rung der Indus­trie auf die Bahn zu för­dern. Der VAP setzt sich in der Poli­tik für bes­se­re Rah­men­be­din­gun­gen und in der Fach­be­ra­tung für seine Mit­glie­der für eine Ver­ein­fa­chung des oft unnö­tig kom­pli­ziert gere­gel­ten Eisen­bahn­we­sens ein. Eine dyna­mi­sche­re Welt for­dert anpass­ba­re Trans­port­ket­ten und red­un­dan­te Ansät­ze, um den Bedürf­nis­sen gerecht zu wer­den. Dafür benö­tigt der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr, der in den letz­ten 100 Jah­ren unver­än­dert geblie­ben ist, ein fun­da­men­ta­les Rede­sign. Wir brau­chen eine Ver­net­zung aller Ver­kehrs­trä­ger, ein­schliess­lich des Unter­grunds und über die Gren­zen hin­weg. Für die Zukunft benö­tigt die Trans­port­lo­gis­tik ein Mobi­li­täts­öko­sys­tem, das den Daten­aus­tausch und die Ver­net­zung ermög­licht. Die Her­aus­for­de­rung dabei sind har­mo­ni­sier­te Schnitt­stel­len. Vor zwei Jah­ren hatte der VAP ein Finan­zie­rungs­ge­such für die Daten­platt­form SGV ein­ge­reicht, das abge­lehnt wurde, mit Hin­weis auf MODIG. Es darf jedoch nicht über­se­hen wer­den, dass das Pro­jekt für den Per­so­nen­ver­kehr ent­wi­ckelt wurde und zum Bei­spiel noch keine LKW auf MODIG vor­ge­se­hen sind. Der VAP will Güter auf die Bahn brin­gen. Dazu muss die Bahn eine gute Per­for­mance errei­chen, die alle Anbie­ter, Kun­den und Poli­ti­ker zufrie­den­stellt, in Koope­ra­ti­on und Wett­be­werb, die die Kapa­zi­tä­ten gezielt nut­zen. Dabei ist sinn­voll, im Klei­nen anzu­fan­gen, aber gross zu denken.

Wir bli­cken auf ein erfolg­rei­ches Forum Güter­ver­kehr zurück, wo auch das Tref­fen und Aus­tau­schen nicht zu kurz kam.

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